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“Rezeption der deutschsprachigen Literatur in China” (Publication, 2000-2001)

Year

2000-2001

Text

Zhang, Yi. Rezeption der deutschsprachigen Literatur in China. T. 1-2. In : Literaturstrasse ; Bd. 1-2 (2000-2001). T. 1 : Vom Anfang bis 1949. T. 2 : 1949 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. (ZhaYi1)

Type

Publication

Contributors (1)

Zhang, Yi  (Beijing 1965-) : Associate Professor of German, Department of German Language and Literature, Institute of Foreign Languages, Renmin-Universität, Beijing

Subjects

Literature : China - Occident / Literature : Occident : Germany : General / References / Sources

Chronology Entries (10)

# Year Text Linked Data
1 1923 Mao Dun stellt die wichtigsten literarischen englischen, französichen und deutschen Zeitschriften aus Europa und Amerika in der Xiao shuo yue bao ; H. 14, No 2 (1923) vor. Deutsche Zeitschriften : Die Literatur : Monatsschrift für Literaturfreunde = Das literarische Echo ; Jg. 1 (1898)-. Deutsche Rundschau ; Jg. 1 (1874)-. Neue deutsche Rundschau ; Jg. 1 (1890)-. Der neue Merkur ; Jg. 1 (1914)-. Westermanns Monatshefte ; Jg. 1 (1856)-. Velhagen & Klasings Monatshefte ; Jg. 1 (1886)-. Der Türmer : Monatsschrift für Gemüt und Geist ; Jg. 1 (1898)-.
2 1931 Zhao Jingshen stellt folgende Dramen in der Xiao shuo yue bao ; H. 22, No. 4 (1931) vor : Hauptmann, Gerhart. Spuk : die schwarze Maske : Schauspiel. (Berlin : S. Fischer, 1929). Schnitzler, Arthur. Im Spiel der Sommerlüfte : in drei Aufzügen. (Berlin : S. Fischer, 1930). Toller, Ernst. Feuer aus den Kesseln : historisches Schauspiel. (Berlin : G. Kiepenheuer, 1930). Neumann, Alfred. Haus Danieli : Schauspiel in vier Akten. (Stuttgart : Deutsche Verlags-Anstalt, 1930). Werfel, Franz. Das Reich Gottes in Böhmen : Tragödie eines Führers. (Berlin : P. Zsolnay, 1930).
3 1933 Gründung der Chinese Alliance for the Protection of Civil Rights (Zhongguo min quan bao zhang tong meng) unter der Führung von Lu Xun, Song Qingling und Cai Yuanpei. Sie protestieren mit einer Gruppe chinesischer Schriftsteller, wie Lin Yutang, Lu Xun und Cai Yuanpei, vor dem deutschen Konsul Richard C.W. Behrend in Shanghai gegen die Verfolgung der fortschrittlichen Schriftsteller in Deutschland und überreichen dem deutschen Konsul zum Schutz der Menschenrechte ein Protestschreiben gegen die Verfolgung von Persönlichkeiten und Schriftstellern, gegen die Judenverfolgung und gegen Massenverhaftungen.
4 1934 Zhang Ziping. Wassermanns Werke und der Antisemitismus der Nazis. In : Chinesische Literatur ; Bd. 2, no 2 (1934).
Er schreibt : Thomas Mann und [Jakob] Wassermann teilen viele Gemeinsamkeiten bis auf ihre literarischen Themen. Thomas Mann beschreibt gerne die Gefühlswelt der Bürger mit guter Erziehung und die Einsamkeit der Adligen. Wassermanns Figuren kommen aus einer breiteren Welt, seien es Leute aus der Ober- oder Unterschickt, seien es Christen oder Juden, seien es Proletarier oder Bourgeois, seien es Leute voller Gerechtigkeit oder Leute mit innerer Schwäche. Wassermann schildert die Gesellschaft Deutschlands vom Anfang dieses Jahrhunderts bis zum Vorabend des Ersten Weltkriegs...Thomas Manns Figuren sind meistens Künstler, und die menschliche Isolation spielt eine wichtige Rolle in seinen Werken. Wassermanns Werke gehen eher von kollektiven Figuren und dem Kontakt zwischen ihnen aus. Bei Thomas Mann ist der Tod ein entscheidender und unentbehrlicher Begriff. Bei Wassermann ist aber das Leben im Diesseits ständig das zentrale Thema.
Seitdem Hitler an die Macht gekommen ist, unterdrückt und verfolgt er mit nationalen Vorurteilen Juden im höchsten Grad, was allgemein bekannt ist. Die ganze Welt sieht mit Erstaunen dieser wahnsinnigen Politik der Nazi-Regierung zu. Alle politischen Entscheidungen der Nazis basieren im Grunde genommen auf dem Antisemitismus.
5 1950-1960 China wird vom Westen isoliert, die Beziehung zur Sowjetunion / Russland wird enger. Auf dem Gebiet der Literatur und Kunst wird die neue sozialistische Kulturpolitik eingeführt, die stark von der Sowjetunion und der ultralinken Ideologie beeinflusst wird. Die chinesische und ausländische Literatur wird nach der marxistischen Literaturtheorie und Geschichtsauffassung beurteilt. Die sowjetische germanistische Forschung wird Masstab für die chinesische und die Vermittlung der deutschsprachigen Literatur wird von der Literatur der Deutschen Demokratischen Republik dominiert. Man liest in China die Bücher von Anna Seghers, Willi Bredel, Hans Marchwitza, Eduard Claudius, Johannes R. Becher, Herbert Egger, Wolgang Joho, Friedrich Lange, Maria Langner, Ernst Stein, Bodo Uhse, Erich Weinert, Franz Carl Weiskopf, Peter Wipp, Friedrich Wolf, Erwin Strittmatter, Stephan Hermlin, Bertolt Brecht und später Christa Wolf und Dieter Noll. Dadurch entsteht ein neues Deutschlandbild, der östliche Teil ist positiv und revolutionär, der westliche Teil ist negativ und reaktionär... Die DDR-Literatur wird politische Schulung und hat eine erzieherische Funktion.
6 1959 Feng, Zhi. Deguo wen xue jian shi [ID D11746].
Diese Literaturgeschichte ist bis anfangs der 1980er Jahre die einzige Geschichte der deutschen Literatur in China. Der Literatur der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz wird keine gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. In der Gegenwartsliteratur überwiegt die Literatur der DDR. Anerkannt wird die Aufklärung, die Klassik und der kritische Realismus, Kritik wird geübt an der Romantik und die Moderne wird abgelehnt.
Hermann Hesse, Thomas Mann, Heinrich Mann und Lion Feuchtwanger werden als bürgerlich-fortschrittliche Schrifsteller charakterisiert. Peter Camenzind, Unterm Rad, Demina, Der Steppenwolf und Das Glasperlenspiel werden erwähnt. Die Philosophie von Friedrich Nietzsche wird als imperialistische Philosophie dargestellt. Von Heinrich von Kleist wird nur Der zerbrochene Krug, Das Erdbeben in Chili und Michael Kohlhaas von György Lukács ins Chinesische übersetzt, da sie den Sieg des Realismus beweisen sollten. Novalis wird als Hauptrepräsentant der reaktionären deutschen Romantik bezeichnet. Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, E.T.A. Hoffmann und Stefan Zweig werden nicht erwähnt.

Feng Zhi schreibt : Nach Nietzsche (der Hauptverteidiger der Bourgeoisie in der Zeit des Imperialismus) hätte die Bourgeoisie noch brutaler das Volk unterdrücken und noch entschiedener den Sozialismus ersticken sollen. Was Literatur und Kunst betrifft, so befürwortet er ‘Kunst um der Kunst willen'. Kunst über alles', so daß die Schriftsteller der Dekadenz, die vor der Realität flüchten, nun mit gutem Gewissen ihren Weg fortsetzen können, weiterhin von der Realität abzuweichen, wobei sie irgendwie noch als Erneuerer und Reformer der Literatur und Kunst' zu sein wähnen... Geleitet von solcher Ideologie entsteht dann die Literatur des deutschen Symbolismus, dessen Hauptrepräsentanten Stefan George und Rainer Maria Rilke sind.
Die drei Wiener Meister, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal und Stefan Zweig, an denen man kaum vorbeigehen konnte, wenn man die Literatur der Jahrhundertwende und die der ersten Jahrzehnte dieses Jahrhunderts behandeln will, werden unerklärlicherweise und ungerechterweise in diesem Buch mit keinem einzigen Wort erwähnt, als hätten sie in der Literaturgeschichte überhaupt nicht existiert...

Nach dem Zweiten Weltkrieg sind die USA mit ihrer fortschreitenden Faschisierung der Kopf des imperialistischen Lagers, der Todfeind aller Völker der Welt geworden. Thomas Mann ertrug das politische Klima der McCarthy-Jahre nicht… und könne nicht in den USA weiter leben… Thomas Mann stammt aus der Bourgeoisie, die er aber unerbittlich aufgezeigt und kritisiert hat. In seinen späten Jahren kommt er zu der Einsicht, dass die bourgeoise Gesellschaft dem Untergang geweiht sei, dass eine Gesellschaft ohne Ausbeutung bestimmt kommen werde. 1946 schreibt er einen Aufsatz mit dem Titel Der Antibolschwismus ist die Grundtorheit unserer Epoche. In diesem Aufsatz bringt er seine Zuversicht zum Ausdruck, dass der Kommunismus unaufhaltsam siegen werde. [Siehe 1955 Huang Xianjun. Tuomasi Man]. Hier scheint Thomas Mann ein Vorkämpfer des Kommunismus zu sein. In Wirklichkeit ist er dies natürlich nicht, wie er selbst schreibt…
Dank der Buddenbrooks hat Thomas Mann seinen ruhmvollen Ruf erlangt. Dieser Roman ist einer der grössten Erfolge des deutschen kritischen Realismus. Obgleich dieser Roman eine Geschichte im Zeitraum der 1830er bis 1870er Jahre des 19. Jahrhunderts schildert, spiegelt er die Probleme der 1890er Jahre wider, in denen der Autor lebte… Thomas Buddenbrook und Hermann Hagenström repräsentieren zwei Typen der Bourgeoisie und zwei Perioden der kapitalistischen Entwicklung. Thomas Buddenbrooks Scheitern und Hagenströms Erfolg sind Anzeichen dafür, dass der Kapitalismus bereits seine letzte Entwicklungsphase angetreten hat, und dass die imperialistische Ära schon begonnen hat.

Er schreibt über Heinrich Heine, dass Deutschland : ein Wintermärchen unter dem Einfluss von Marx geschaffen worden sei. In diesem Werk habe er ein kommunistisches Ideal bekannt gegeben. Er weist darauf hin, dass Heine wegen seiner persönlichen Beschränktheit den wissenschaftlichen Sozialismus nicht wirklich erkannt und den Kommunismus mehr oder weniger missverstanden habe. Gleichzeitig behauptet er, dass Heine überzeugt sei, dass die zukünftige Welt dem Kommunismus gehöre.

Er schreibt über Friedrich Nietzsche : Er [Nietzsche] kritisiert auch die damaligen Verhältnisse und die bürgerliche Literatur und Kunst, aber nicht weil die bürgerliche Gesellschaft zu dunkel und zu faul, und die bürgerliche Literatur und Kunst zu sehr von der Wirklichkeit abgewichen und zu verkommen ist, sondern weil die Bourgeoisie noch nicht reaktionär genug und die bürgerliche Literatur und Kunst noch nicht dekadent genug ist. Nach Nietzsche hätte die Bourgeoisie noch brutaler das Volk unterdrücken und noch entschiedener den Sozialismus ersticken sollen. Was Literatur und Kunst betrifft, so befürwortet er "Kunst um der Kunst willen", "Kunst über alles", so dass die Schriftsteller der Dekadenz, die vor der Realität flüchten, nun mit gutem Gewissen ihren Weg fortsetzen können, weiterhin von der Realität abzuweichen, wobei sie irgendwie noch als "Erneuerer und Reformer der Literatur und Kunst" zu sein wähnen...

Er schreibt über Heinrich von Kleist : Sein politischer Standpunkt war konservativ, seine Ideologie reaktionär ; selbst der Reform, zu der die preussische Regierung unter der damaligen Situation gezwungen worden war, bot er hatnäckig Trotz. Das alles bewirkt, dass Kleist keinen Ausweg wusste und 1811 vor Verzweiflung Selbstmord beging. Einige seiner Dramen waren Schicksalstragödien, in denen die Ohnmacht der Menschen gegenüber dem Schicksal dargestellt wird. Und beeinflusst von der Erkenntnistheorie der Kantschen Philosophie, bildete sich bei Kleist allmählich eine dekadente und pessimistische Weltanschuung heraus. Er setzte die Vernunft herab und hielt die Instinkte und sexuellen Triebe für das Entscheidende… In der Zeit von 1808 bis 1910 verstärkte sich Kleists Neigung zum Nationalismus ; seine in dieser Zeit entstandenen Werke propagierten den Nationalismus, enthielten so im Ideengehalt und in der Kunst nichts Positives.

Gu Zhengxiang : Friedrich Hölderlin wird zum ersten Mal als grosser deutscher Dichter beschrieben und sein Leben und Werk werden ausführlich geschildert. Es wird darauf hingewiesen, dass er weder eindeutig der Klassik noch der Romantik zugeschrieben werden kann, da beide Strömungen in seinem Werk enthalten sind. Sein Roman Hyperion wird ausführlich beschrieben, aber es gibt nur kurze Beschreibungen über seine Lyrik.
  • Document: Zhang, Rongchang. Heinrich von Kleist aus chinesischer Sicht. In : Deutsche Literatur und Sprache aus ostasiatischer Perspektive : Symposium 1991. (Berlin : Japanisch-Deutsches Zentrum, 1992). (Veröffentlichungen des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin ; Bd. 12). (ZhaR2, Publication)
  • Document: Shu, Changshan. Die Rezeption Thomas Manns in China. (Frankfurt a.M. : P. Lang, 1994). (Trierer Studien zur Literatur ; Bd. 25). Diss. Univ. Trier, 1994. S. 96-97. (TM, Publication)
  • Document: Gu, Zhengxiang. Deutsche Lyrik in China : Studien zur Problematik des Übersetzens am Beispiel Friedrich Hölderlin. (München : Iudicium-Verlag, 1995). Diss. Univ. Tübingen, 1994. (GuZ7, Publication)
  • Document: Zhang, Yushu. Österreichische Literatur in China. In : Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften ; Nr. 7 (1999).
    http://www.inst.at/trans/7Nr/yushu7.htm. (ZhaYu1, Web)
  • Document: Yang, Wuneng. Hermann Hesse-Rezeption in China. http://www.gss.ucsb.edu/projects/hesse/papers/wuneng.pdf. (Hes37, Web)
  • Person: Feng, Zhi
7 1966-1976.2 Kulturrevolution. (2) : Westliche Literatur während der Kulturrevolution
Die klassische und moderne chinesische Literatur und die Weltliteratur wird negiert. In den Buchhandlungen stehen nur die Werke von Karl Marx, Friedrich Engels, Wladimir Iljitsch Lenin, Iossif Wissarionovitch Stalin und Mao Zedong. In den Bibliotheken darf man keine ausländische Literatur ausleihen, viele Werke werden als Abfall verkauft oder verbrannt, Übersetzungen werden verboten und nur heimlich geschrieben. Die einzigen erlaubten Übersetzungen sind Texte von Eugène Pottier, der Autor der Internationale und ausgewählte Gedichte von Georg Weerth wegen seiner Freundschaft mit Karl Marx. Bertolt Brecht und Huang Zuolin werden während der Kulturrevolution verboten. Huang kommt in Gefangenschaft.
"Livres confidentielles", die von einigen ausgewählten Rotgardisten gelesen werden :
Camus, Albert. Ju wai ren. = L'étranger.
Garaudy, Roger. Ren de yuan jing. = Perspectives de l'homme.
Kerouac, Jack. Zai lu shang. = On the road.
Salinger, J.D. Mai tian li de shou wang zhe. = The catcher in the rye.
Sartre, Jean-Paul. Yan wu ji qi ta. = La nausée. Xian dai ying mei zi chan jie ji wen yi li lun wen xuan. (Bei jing : Zuo jia chu ban she, 1962). [Sélection des essais théoriques littéraires des bourgeois anglais et américains modernes]. 现代美英资产阶级文艺理论文选
  • Document: Bretschneider, Emil. Notes on Chinese medieval travellers to the West. (Shanghai : American Presbyterian Mission Press, 1875). S. 55. (BRE1, Publication)
  • Document: Eglises d'Asie : http://eglasie.mepasie.org/presentation.php. (EA1, Web)
  • Document: Ding, Na. Die Rezeption deutschsprachiger Literatur in der Volksrepublik China 1949-1990. (München : Ludwig-Maximilians-Universität, 1995). Diss. Ludwig-Maximilians-Univ., 1995. S. 34. (Din10, Publication)
  • Document: Allès, Elisabeth. L'islam chinois, unité et fragmentation. In : Archives de sciences sociales des religions, no 115 (2001). http://www.chess.fr/centres/ceifr/assr/N115/001.htm (2003) (All, Publication)
  • Document: Encyclopedia of contemporary Chinese culture. Ed. by Edward L. Davis. (London : Routledge, 2005). (Dav, Publication)
  • Document: Zhang, Yi. Rezeptionsgeschichte der deutschsprachigen Literatur in China von den Anfängen bis zur Gegenwart. (Bern : P. Lang, 2007). (Deutsch-ostasiatische Studien zur interkulturellen Literaturwissenschaft ; Bd. 5). S. 193-201. (ZhaYi2, Publication)
  • Document: Zhang, Chi. Sartre en Chine (1939-1976) : histoire de sa réception et de son influence : essai historique. (Paris : Ed. Le manuscrit, 2008). (Basiert auf Diss. Univ. Sorbonne nouvelle. La réception de Sartre en Chine (1939-1989). Lille : Atelier national de Reproduction des Thèses, 2006). S. 231. (Sar1, Publication)
  • Person: Brecht, Bertolt
  • Person: Camus, Albert
  • Person: Engels, Friedrich
  • Person: Garaudy, Roger
  • Person: Huang, Zuolin
  • Person: Kerouac, Jack
  • Person: Lenin, Wladimir Iljitsch
  • Person: Mao, Zedong
  • Person: Marx, Karl
  • Person: Pottier, Eugène
  • Person: Salinger, J.D.
  • Person: Sartre, Jean-Paul
  • Person: Weerth, Georg
8 1979 Leben des Galilei von Bertolt Brecht [ID D12447] wird unter der Regie von Huang Zuolin und Chen Rong im Zhongguo qing nian yi shu ju yuan (China Youth Art Theater) aufgeführt und mit Begeisterung aufgenommen. Das Schicksal Galileis erinnert vor allem die Intellektuellen an ihr eigenes Erlebenis während der Kulturrevolution.

Zhang Yushu : Die Aufführung von diesem Theaterstück brachte uns zurück zu der Zeit, wo ähnliche Tragödien zu Alltäglichkeiten wurden, die nicht nur in der Literatur, sondern auch in der Realität, unter uns, ja sogar an unserem eigenen Leibe geschehen sind. Das ist nicht das Leben eines Italieners, hier begann nun der Verfremdungseffekt zu wirken, weil man dabei eher an sein eigenes Leben dachte, an die Demütigungen und Schikanen, die man gezwungenerweise zu verschlingen hatte, an die physischen Qualen und seelischen Folterungen, an denen viele zugrunde gingen. Die Würde des Menschen wurde aufs grausamste zertreten, indem man gezwungen wurde zu lügen.

Ding Na : Ding Yangzhong hat das Stück während seiner körperlichen Umerziehung auf dem Lande während der Kulturrevolution ins Chinesische übersetzt. Vor allem zog die Figur des Galilei die chinesischen Zuschauer deswegen an, weil er ein berühmter Wissenschaftler mit menschlichen Schwächen gewesen ist. Um eine ähnliche Niederlage wie bei Mutter Courage zu vermeiden, hatte man das verfremdende Element des Stückes auf ein Minimum reduziert. Denn Huang Zuolin sah in der Verfremdung die Ursache seiner einst misslungenen Inszenierun von Mutter Courage. Gestrichen wurden vor allem viele Stellen über die Astronomie und Theologie, welche die durchschnittlichen Zuschauer nicht verstehen konnten, natürlich auch die von Galilei zitierten erotischen Verse von Horaz, um die chinesischen Sitten nicht zu verderben. Ganz weggelassen worden sind die 5., 8. und 15. Szene.

Wolfgram Schlenker schreibt zum Erfolg : Es ist ein anderes China, in dem Brecht jetzt plötzlich so grosses Interesse findet, ein China, das unter dem führenden Schlagwort ‚Die Wahrheit in den Tatsachen suchen’ den Realismus nicht nur in der Kunst sucht – vielleicht dort offiziell noch am wenigsten. Nach den bitteren Erfahrungen der Kulturrevolution, nach zwanzig von politischen Bewegungen, Auseinandersetzungen und unzähligen Wechseln zerrissenen Jahren, die zu einer Verschlechterung der Lebensverhältnisse der meisten und zu einem wirtschaftlichen Chaos geführt hatten, stellen sich alle Fragen neu. Nichts ist mehr selbstverständlich : Was ist Sozialismus, was Revisionismus ? Was ist links, was rechts ? Ist Politik nur ein schmutziges Geschäft weniger oder eine Sache für alle ? Wie verhalten sich Demokratie und Diktatur zueinander ? Und so weiter. Da ist Brechts Stück über den Anbruch einer Neuen Zeit, den es 'ungeschminkt' zeigt, höchst aktuell.
  • Document: Ding, Na. Die Rezeption deutschsprachiger Literatur in der Volksrepublik China 1949-1990. (München : Ludwig-Maximilians-Universität, 1995). Diss. Ludwig-Maximilians-Univ., 1995. S. 97-98. (Din10, Publication)
  • Document: Zhang, Yi. Rezeptionsgeschichte der deutschsprachigen Literatur in China von den Anfängen bis zur Gegenwart. (Bern : P. Lang, 2007). (Deutsch-ostasiatische Studien zur interkulturellen Literaturwissenschaft ; Bd. 5). S. 210. (ZhaYi2, Publication)
  • Document: Ding, Yangzhong. Bertolt Brecht in China. In : China im Aufbau ; Nr. 6 (1982). (Bre24, Publication)
  • Person: Brecht, Bertolt
  • Person: Chen, Rong
  • Person: Huang, Zuolin
9 1980 Zhang Yi : Die Werke von Franz Kafka werden öffentlich übersetzt und herausgegeben. Es entsteht trotz den Absurditäten in seinen Werken eine "Kafka-Welle", sowohl an den Universitäten als auch in den Zeitungen und Zeitschriften. Durch die Beschreibung des Absurden erinnert China an die Absurdität der Kulturrevolution und an das wirkliche Leben, an die Realität.

Ren Weidong : Durch die Leiden während der Kulturrevolution können die Chinesen die geistige Verwirrung und die schmerzhaften Gefühle der Helden der Erzählungen Die Verwandlung und Das Schloss von Franz Kafka nachempfinden. Diese Helden werden gedemütigt und eingeschüchtert, wollen sich aber nicht mit ihrer Lage abfinden und können ihr eigenes Schicksal nicht meistern. In ihrem Leben herrscht eine deprimierende Stimmung und eine trübe Atmosphäre.

Yu Kuangfu schreibt 1990 : Der Grund dafür, dass es zu einem Kafka-Fieber kam, möchte darin liegen, dass das Schicksal des chinesischen Volkes und dessen Intellektuellen überhaupt während der Kulturrevolution Ähnlichkeit mit dem Geschick dieses prophetischen Schriftstellers hatte. In seinen tiefsinnigen Schriften wie Das Schloss, Die Verwandlung und Der Hungerkünstler, in denen ein Bild des entfremdeten Menschen dargestellt wird und die Auswegslosigkeit die wesentlichste Erkenntnis ist, lassen sich auch die seelischen Qualen, die die Chinesen in der ungern erinnerten Zeit durchgelitten haben, widerspiegeln, so dass dieser scharfe Denker bei uns sehr gut rezipiert worden ist.
Hans Mayer hält in Beijing, Shanghai und Nanjing Vorträge, bezeichnet Kafka als den grössten Dichter des 20. Jahrhunderts. Mayer, der unter den chinesischen Germanisten hohes Ansehen geniesst, hat viel zum Kafka-Boom beigetragen. Mit seinem Besuch in China beginnt auch der wissenschaftliche Einfluss des Westens auf die Kafka-Rezeption.
  • Document: Yang, Wuneng. Franz Kafka und die Wandlungen der Rezeption deutscher Literatur in China. In : Deutsche Literatur in der Weltliteratur : Kulturnation statt politischer Nation ? Hrsg. von Franz Norbert Mennemeier, Conrad Wiedemann. (Tübingen : M. Niemeyer, 1986). (Kaf103, Publication)
  • Document: Meng, Weiyan. Kafka und China. (München : Iudicium, 1986). (Studien Deutsch ; Bd. 4). Diss. Ludwig-Maximilians-Univ. München, 1986. S. 41-43. (Kaf2, Publication)
  • Person: Kafka, Franz
10 1990 Zhang Yi : In den 1990er Jahren wird das Verlagswesen zwar von der kommunistischen Partei geleitet, geniesst aber eine grosse Autonomie in bezug auf Themenbestimmung und Auswahl der zu publizierenden Werke. Viele beliebte Werke werden mehrmals übersetzt und das Übersetzungswesen wird immer mehr kommerzialisiert. Nicht die Zensur, sondern der Buchmarkt bestimmt grösstenteils, was publiziert wird. So z.B. werden die Märchen von Jacob und Wilhelm Grimm werden mehrfach übersetzt, da chinesische Eltern sie für eine perfekte Kinderlektüre halten.

Sources (6)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 1906 [Zschokke, Heinrich]. Da chu xi. (Shanghai : Xiao shuo lin zong fa xing suo, 1906). Übersetzung von Zschokke, Heinrich. Das Abenteuer in der Neujahrsnacht. In : Erheiterungen ; Jg. 1818. [Erste übersetzte deutsche Erzählung].
大除夕
Publication / Zsch1
2 1910-1931 Xiao shuo yue bao. Hrsg. von Wen xue yan jiu hui. Vol. 1-22 (1910-1931). (Shanghai : Shang wu yin shu guan, 1910-1931). [Short story magazine]. Zheng Zhenduo ist Mitbegründer und Herausgeber. Mao Dun schreibt darin regelmässig Artikel über die neueste Literatur und Kultur im Westen.
小說月報
Publication / Xiao2
3 1913 [Heine, Heinrich. Ein Fichtenbaum steht einsam im Norden]. Hu Shi yi. In : Zhongguo liu mei xue sheng yue bao = The Chinese students' monthly ; Nr. 2 (1913). Übersetzung von Heine, Heinrich. Ein Fichtenbaum steht einsam. In : Heine, Heinrich. Buch der Lieder : lyrisches Intermezzo. (Hamburg : Hoffmann und Campe, 1827). Das Gedicht ist die erste Übersetzung von Heine. Publication / Hei1
  • Cited by: Zhao, Leilian. Gesellschaftskritik in Heines Lutezia : unter besonderer Berücksichtigung der chinesischen Heine-Rezeption. (Frankfurt a.M. : P. Lang, 2004). (Europäische Hochschulschriften ; Reihe 1. Deutsche Sprache und Literatur ; Bd. 1883). (ZhaL1, Published)
  • Person: Heine, Heinrich
  • Person: Hu, Shi
4 1914 [Heine, Heinrich]. Hena de shi ; Yi wen za hua. Zhou Zuoren [Lu Xun] yi. In : Zhong hua xiao shuo jie ; No 2 (Febr. 1914). Übersetzung der beiden Gedichte Aus meinen Tränen und Die blauen Veilchen der Äugelein aus Heine, Heinrich. Buch der Lieder. (Hamburg : Hoffmann und Campe, 1827).
赫納的詩 / 藝文雜話
Publication / Hei2
  • Cited by: Zhao, Leilian. Gesellschaftskritik in Heines Lutezia : unter besonderer Berücksichtigung der chinesischen Heine-Rezeption. (Frankfurt a.M. : P. Lang, 2004). (Europäische Hochschulschriften ; Reihe 1. Deutsche Sprache und Literatur ; Bd. 1883). (ZhaL1, Published)
  • Person: Heine, Heinrich
  • Person: Lu, Xun
5 1928 Liu, Dajie. Deguo wen xue gai lun. (Shanghai : Bei xin shu ju, 1928). [Grundriss der deutschen Literatur]. Es ist die erste von Chinesischen geschriebene Geschichte der deutschen Literatur.
徳[i.e.德]國文學概論
Publication / LiuD1
6 1983 [Goethe, Johann Wolfgang von]. Fushide. Gede zhu ; Dong Wenqiao yi. (Shanghai : Fudan da xue chu ban she, 1983). Übersetzung von Goethe, Johann Wolfgang von. Faust : eine Tragödie. Theil 1-2. (Stuttgart ; Tübingen : J.G. Cotta, 1808 / 1833). Dong Wenqiao versucht in der Übersetzung den Originaltext in Verse zu übertragen und den Lesern vor jedem Kapitel seine eigene Interpretation zu geben.
浮士德
Publication / Goe74

Cited by (1)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 2000- Asien-Orient-Institut Universität Zürich Organisation / AOI
  • Cited by: Huppertz, Josefine ; Köster, Hermann. Kleine China-Beiträge. (St. Augustin : Selbstverlag, 1979). [Hermann Köster zum 75. Geburtstag].

    [Enthält : Ostasieneise von Wilhelm Schmidt 1935 von Josefine Huppertz ; Konfuzianismus von Xunzi von Hermann Köster]. (Huppe1, Published)