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“Heinrich von Kleist aus chinesischer Sicht” (Publication, 1991)

Year

1991

Text

Zhang, Rongchang. Heinrich von Kleist aus chinesischer Sicht. In : Deutsche Literatur und Sprache aus ostasiatischer Perspektive : Symposium 1991. (Berlin : Japanisch-Deutsches Zentrum, 1992). (Veröffentlichungen des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin ; Bd. 12). (ZhaR2)

Type

Publication

Contributors (1)

Zhang, Rongchang  (1938-) : Übersetzer, Professor Beijing-Universität

Mentioned People (1)

Kleist, Heinrich von  (Frankfurt a.d. Oder 1777-1811 Berlin) : Dramatiker, Schriftsteller

Subjects

Literature : Occident : Germany / References / Sources / Translator

Chronology Entries (8)

# Year Text Linked Data
1 1956 Kleist, Heinrich von. Po weng ji [ID D15482].
Zhang Rongchang : Die Übersetzung von Der zerbrochene Krug wurde ganz prosaisch und mit Fehlern übersetzt, so dass der Text nicht ohne weiteres zu verstehen war und kein grosses Echo beim chinesischen Publikum gefunden hat. Vor dem Text steht nur eine sehr kurze Inhaltsangabe in der steht, dass Kleist in diesem Lustspiel eine schwere Anklage gegen den Kolonialkrieg, der damals im Gange war, gegen die Willkür der patriarchalischen Gerichtsbarkeit, gegen die Misshandlung der Bauern durch die Obrigkeit erhoben hat und auf diese Weise ein realistisches Bild des damaligen ländlichen Preussen zeigt. Kleist bediente sich der scharfen Satire und des Humors, um seine Figuren und die Realität zu gestalten. Es ist ein Meisterwerk unter den deutschen klassischen Dramen.
  • Person: Kleist, Heinrich von
2 1957 Kleist, Heinrich von. Michael Kohlhaas [ID D15844]. Zhang Rongchang : Im Vorwort heisst es : In diesem (antinapoleonischen) Kampf hat Kleist einen absolut widerspruchsvollen Standpunkt vertreten. Auf der einen Seite blieb er an die deutsche Tradition des Feudaladels gebunden, dem er von seiner Herkunft her und aufgrund seiner Bildung und sozialen Stellung angehörte, so dass er sich dem König von Preussen gegenüber, dessen Thron of zu wackeln schien, noch immer loyal verhielt. Kleist hielt es für eine grosse Schande, sehen zu müssen, wie sehr sein Vaterland unter der Herrschaft und Knechtschaft durch die Fremden litt. Und er schrieb Gedichte und Dramen und rief das Volk zum schonungslosen Kampf gegen die feindlichen Unterdrücker auf. Über die Novelle Michael Kohlhaas steht, dass sie die bekannteste Novelle sei und zu den besten Prosawerken der deutschen Literatur gehöre. Er sei ein Mann, den das Rechtsgefühl zum Räuber und Mörder gemacht habe. Besonders hervorgehoben wird der realistische Stil und die Einmaligkeit und Unwiederholbarkeit der Sprache von Kleist. Diese Schönheit sei leider in der Übersetzung völlig verlorengegangen, trotz der Bemühung des Übersetzers.
  • Person: Kleist, Heinrich von
3 1959 Feng, Zhi. Deguo wen xue jian shi [ID D11746].
Feng Zhi schreibt über Heinrich von Kleist : Sein politischer Standpunkt war konservativ, seine Ideologie reaktionär ; selbst der Reform, zu der die preussische Regierung unter der damaligen Situation gezwungen worden war, bot er hatnäckig Trotz. Das alles bewirkt, dass Kleist keinen Ausweg wusste und 1811 vor Verzweiflung Selbstmord beging. Einige seiner Dramen waren Schicksalstragödien, in denen die Ohnmacht der Menschen gegenüber dem Schicksal dargestellt wird. Und beeinflusst von der Erkenntnistheorie der Kantschen Philosophie, bildete sich bei Kleist allmählich eine dekadente und pessimistische Weltanschuung heraus. Er setzte die Vernunft herab und hielt die Instinkte und sexuellen Triebe für das Entscheidende… In der Zeit von 1808 bis 1910 verstärkte sich Kleists Neigung zum Nationalismus ; seine in dieser Zeit entstandenen Werke propagierten den Nationalismus, enthielten so im Ideengehalt und in der Kunst nichts Positives.

Zhang Rongchang : Es wird auch auf Kleists realistischen Geist hingewiesen und die beiden Werke Der zerbrochene Krug und Michael Kohlhaas werden einer Analyse unterzogen.
  • Person: Kleist, Heinrich von
4 1959 Feng, Zhi. Deguo wen xue jian shi [ID D11746].
Diese Literaturgeschichte ist bis anfangs der 1980er Jahre die einzige Geschichte der deutschen Literatur in China. Der Literatur der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz wird keine gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. In der Gegenwartsliteratur überwiegt die Literatur der DDR. Anerkannt wird die Aufklärung, die Klassik und der kritische Realismus, Kritik wird geübt an der Romantik und die Moderne wird abgelehnt.
Hermann Hesse, Thomas Mann, Heinrich Mann und Lion Feuchtwanger werden als bürgerlich-fortschrittliche Schrifsteller charakterisiert. Peter Camenzind, Unterm Rad, Demina, Der Steppenwolf und Das Glasperlenspiel werden erwähnt. Die Philosophie von Friedrich Nietzsche wird als imperialistische Philosophie dargestellt. Von Heinrich von Kleist wird nur Der zerbrochene Krug, Das Erdbeben in Chili und Michael Kohlhaas von György Lukács ins Chinesische übersetzt, da sie den Sieg des Realismus beweisen sollten. Novalis wird als Hauptrepräsentant der reaktionären deutschen Romantik bezeichnet. Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, E.T.A. Hoffmann und Stefan Zweig werden nicht erwähnt.

Feng Zhi schreibt : Nach Nietzsche (der Hauptverteidiger der Bourgeoisie in der Zeit des Imperialismus) hätte die Bourgeoisie noch brutaler das Volk unterdrücken und noch entschiedener den Sozialismus ersticken sollen. Was Literatur und Kunst betrifft, so befürwortet er ‘Kunst um der Kunst willen'. Kunst über alles', so daß die Schriftsteller der Dekadenz, die vor der Realität flüchten, nun mit gutem Gewissen ihren Weg fortsetzen können, weiterhin von der Realität abzuweichen, wobei sie irgendwie noch als Erneuerer und Reformer der Literatur und Kunst' zu sein wähnen... Geleitet von solcher Ideologie entsteht dann die Literatur des deutschen Symbolismus, dessen Hauptrepräsentanten Stefan George und Rainer Maria Rilke sind.
Die drei Wiener Meister, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal und Stefan Zweig, an denen man kaum vorbeigehen konnte, wenn man die Literatur der Jahrhundertwende und die der ersten Jahrzehnte dieses Jahrhunderts behandeln will, werden unerklärlicherweise und ungerechterweise in diesem Buch mit keinem einzigen Wort erwähnt, als hätten sie in der Literaturgeschichte überhaupt nicht existiert...

Nach dem Zweiten Weltkrieg sind die USA mit ihrer fortschreitenden Faschisierung der Kopf des imperialistischen Lagers, der Todfeind aller Völker der Welt geworden. Thomas Mann ertrug das politische Klima der McCarthy-Jahre nicht… und könne nicht in den USA weiter leben… Thomas Mann stammt aus der Bourgeoisie, die er aber unerbittlich aufgezeigt und kritisiert hat. In seinen späten Jahren kommt er zu der Einsicht, dass die bourgeoise Gesellschaft dem Untergang geweiht sei, dass eine Gesellschaft ohne Ausbeutung bestimmt kommen werde. 1946 schreibt er einen Aufsatz mit dem Titel Der Antibolschwismus ist die Grundtorheit unserer Epoche. In diesem Aufsatz bringt er seine Zuversicht zum Ausdruck, dass der Kommunismus unaufhaltsam siegen werde. [Siehe 1955 Huang Xianjun. Tuomasi Man]. Hier scheint Thomas Mann ein Vorkämpfer des Kommunismus zu sein. In Wirklichkeit ist er dies natürlich nicht, wie er selbst schreibt…
Dank der Buddenbrooks hat Thomas Mann seinen ruhmvollen Ruf erlangt. Dieser Roman ist einer der grössten Erfolge des deutschen kritischen Realismus. Obgleich dieser Roman eine Geschichte im Zeitraum der 1830er bis 1870er Jahre des 19. Jahrhunderts schildert, spiegelt er die Probleme der 1890er Jahre wider, in denen der Autor lebte… Thomas Buddenbrook und Hermann Hagenström repräsentieren zwei Typen der Bourgeoisie und zwei Perioden der kapitalistischen Entwicklung. Thomas Buddenbrooks Scheitern und Hagenströms Erfolg sind Anzeichen dafür, dass der Kapitalismus bereits seine letzte Entwicklungsphase angetreten hat, und dass die imperialistische Ära schon begonnen hat.

Er schreibt über Heinrich Heine, dass Deutschland : ein Wintermärchen unter dem Einfluss von Marx geschaffen worden sei. In diesem Werk habe er ein kommunistisches Ideal bekannt gegeben. Er weist darauf hin, dass Heine wegen seiner persönlichen Beschränktheit den wissenschaftlichen Sozialismus nicht wirklich erkannt und den Kommunismus mehr oder weniger missverstanden habe. Gleichzeitig behauptet er, dass Heine überzeugt sei, dass die zukünftige Welt dem Kommunismus gehöre.

Er schreibt über Friedrich Nietzsche : Er [Nietzsche] kritisiert auch die damaligen Verhältnisse und die bürgerliche Literatur und Kunst, aber nicht weil die bürgerliche Gesellschaft zu dunkel und zu faul, und die bürgerliche Literatur und Kunst zu sehr von der Wirklichkeit abgewichen und zu verkommen ist, sondern weil die Bourgeoisie noch nicht reaktionär genug und die bürgerliche Literatur und Kunst noch nicht dekadent genug ist. Nach Nietzsche hätte die Bourgeoisie noch brutaler das Volk unterdrücken und noch entschiedener den Sozialismus ersticken sollen. Was Literatur und Kunst betrifft, so befürwortet er "Kunst um der Kunst willen", "Kunst über alles", so dass die Schriftsteller der Dekadenz, die vor der Realität flüchten, nun mit gutem Gewissen ihren Weg fortsetzen können, weiterhin von der Realität abzuweichen, wobei sie irgendwie noch als "Erneuerer und Reformer der Literatur und Kunst" zu sein wähnen...

Er schreibt über Heinrich von Kleist : Sein politischer Standpunkt war konservativ, seine Ideologie reaktionär ; selbst der Reform, zu der die preussische Regierung unter der damaligen Situation gezwungen worden war, bot er hatnäckig Trotz. Das alles bewirkt, dass Kleist keinen Ausweg wusste und 1811 vor Verzweiflung Selbstmord beging. Einige seiner Dramen waren Schicksalstragödien, in denen die Ohnmacht der Menschen gegenüber dem Schicksal dargestellt wird. Und beeinflusst von der Erkenntnistheorie der Kantschen Philosophie, bildete sich bei Kleist allmählich eine dekadente und pessimistische Weltanschuung heraus. Er setzte die Vernunft herab und hielt die Instinkte und sexuellen Triebe für das Entscheidende… In der Zeit von 1808 bis 1910 verstärkte sich Kleists Neigung zum Nationalismus ; seine in dieser Zeit entstandenen Werke propagierten den Nationalismus, enthielten so im Ideengehalt und in der Kunst nichts Positives.

Gu Zhengxiang : Friedrich Hölderlin wird zum ersten Mal als grosser deutscher Dichter beschrieben und sein Leben und Werk werden ausführlich geschildert. Es wird darauf hingewiesen, dass er weder eindeutig der Klassik noch der Romantik zugeschrieben werden kann, da beide Strömungen in seinem Werk enthalten sind. Sein Roman Hyperion wird ausführlich beschrieben, aber es gibt nur kurze Beschreibungen über seine Lyrik.
  • Document: Shu, Changshan. Die Rezeption Thomas Manns in China. (Frankfurt a.M. : P. Lang, 1994). (Trierer Studien zur Literatur ; Bd. 25). Diss. Univ. Trier, 1994. S. 96-97. (TM, Publication)
  • Document: Gu, Zhengxiang. Deutsche Lyrik in China : Studien zur Problematik des Übersetzens am Beispiel Friedrich Hölderlin. (München : Iudicium-Verlag, 1995). Diss. Univ. Tübingen, 1994. (GuZ7, Publication)
  • Document: Zhang, Yushu. Österreichische Literatur in China. In : Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften ; Nr. 7 (1999).
    http://www.inst.at/trans/7Nr/yushu7.htm. (ZhaYu1, Web)
  • Document: Zhang, Yi. Rezeption der deutschsprachigen Literatur in China. T. 1-2. In : Literaturstrasse ; Bd. 1-2 (2000-2001). T. 1 : Vom Anfang bis 1949. T. 2 : 1949 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. S. 36. (ZhaYi1, Publication)
  • Document: Yang, Wuneng. Hermann Hesse-Rezeption in China. http://www.gss.ucsb.edu/projects/hesse/papers/wuneng.pdf. (Hes37, Web)
  • Person: Feng, Zhi
5 1961 Kleist, Heinrich von. He'erman zhan yi [ID D15481]. Zhang Rongchang : Liu Dezong setzt sich zunächst im allgemeinen mit Leben und Schaffen von Kleist auseinander und beschreibt seinen Austritt aus dem Militär, seinen Verzicht auf ein Amt in der preussischen Regierung und hebt bsonders seine Vaterlandsliebe, seinen Patiotismus im antinapoleonischen Kampf hervor. Er weist darauf hin, Kleist sei sein Leben lang ein preussischer Offizier der alten Schule geblieben, habe sich deshalb den damaligen progressiven Kräften nicht angeschlossen und sei in eine Stimmung zunehmender Einsamkeit und Ohnmacht verfallen. Er habe unermüdlich zum Kampf und zur Vertreibung der Fremd- und Preussenherrschaft aufgerufen und mit seinen Werken dagegen gekämpft.
  • Person: Kleist, Heinrich von
6 1985 Kleist, Heinrich von. Kelaisite xiao shuo xi ju xuan [ID D15480].
Zhang Rongchang : In der Einleitung wird vor allem der realistische Erzähler Kleist und nicht der Dramtiker vorgestellt.
  • Person: Kleist, Heinrich von
7 1991 Zhang Rongchang : Heinrich von Kleist fand in China bisher wenig Beachtung und wenige Anhänger. Die wenigen Übersetzungen und ihm gewidmeten Studien zeigen dies deutlich. Es gab auch bisher keine Aufführung seiner Dramen im chinesischen Theater.
  • Person: Kleist, Heinrich von
8 1991 Wai guo shu qing shi shang xi ci dian [ID D14163].
Zhang Rongchang : Zhang Yushu beschränkt sich nicht nur auf die Darstellung der biographischen Daten von Heinrich von Kleist, sondern setzt sich auch mit seinem Lebensplan, Weltbild und Ehrgeiz auseinander. Vor allem hebt er das Gefühlsmässige, das Psychologische in Kleist hervor und verweist zum ersten Mal in der chinesischen Kleist-Deutung auf die Ungeduld seines Herzens, die wie ein Dämon den Dichter überallhin treibt und seine Lebenspläne verwirrt. Zhang würdigt die meisterhaften Erzählungen und untersucht zum ersten Mal auch alle acht Dramen. Zur Tragödie Penthesilea weist er darauf hin, dass Kleist die innerweltlichen, verstrickten Konflikte des Menschen aufdeckt. Der Dichter sei so, ohne es selber zu merken, in das Tiefe, Psychologische im Menschen, in das grenzenlose und endlose Reich des Unterbewussten eingedrungen.
  • Person: Kleist, Heinrich von

Cited by (1)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 2000- Asien-Orient-Institut Universität Zürich Organisation / AOI
  • Cited by: Huppertz, Josefine ; Köster, Hermann. Kleine China-Beiträge. (St. Augustin : Selbstverlag, 1979). [Hermann Köster zum 75. Geburtstag].

    [Enthält : Ostasieneise von Wilhelm Schmidt 1935 von Josefine Huppertz ; Konfuzianismus von Xunzi von Hermann Köster]. (Huppe1, Published)