1986
Publication
# | Year | Text | Linked Data |
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1 | 1963-1964 |
Konferenz Franz Kafka aus Prager Sicht in Liblice bei Prag, Tschechoslowakai anlässlich des 80. Geburtstages von Kafka. Ren Weidong : Damit beginnt eine Neubewertung Kafkas innerhalb der marxistischen Literaturwissenschaft. Über diese Konferenz ist man in China informiert. Noch kommt es zu keinen Übersetzungen von Kafka, da er politisch als ein negatives Beispiel der bürgerlichen Dakadenz gilt. Zong Pu schreibt 1990 : Vor der Kulturrevolution gab es eine Welle, Klassiker zu kritisieren. Kafka war auch ein Thema. In einer von Bian Zhilin geleiteten Arbeitsgruppe haben wir Kafka gelesen und ein paar Mal diskutiert. Aber ehe eine Thesengliederung ausgearbeitet wurde, begann die Kulturrevolution. Alles ging dann unwiederbringlich verloren. Tang Yongkuan schreibt 1986 : Aus dem Bedarf, dass die wenigen chinesischen Fachleute der Literaturwissenschaft sich über die repräsentativen Werke einer 'reaktionären' Literaturströmung informieren müssten, wurden Anfang der 1960er Jahre einige Werke Kafkas ins Chinesische übersetzt, von denen die meistens aber erst in den 1980er Jahren publiziert werden konnten. Sun Fengcheng schreibt 1985 : Man wollte diese Werke als Zielscheibe für revolutionäre Kritik benutzen, weil Kafka und seinesleichen im damaligen China zu den 'dekadenten' und 'verkommenen' Autoren zählten. Sun Kunrong schreibt 1993 : Er und seine Studenten haben sich in einem Seminar bereits 1964 mit Kafka auseinandergesetzt, aber unter den damaligen politischen Verhältnissen nur kritisch und negierend. Li Wenjun schreibt : Durch den englischen Dichter Wystan Hugh Auden habe ich Kafka kennen und schätzen gelernt. In seinem Schaffen entdeckte ich viel uns Neues und Eigenartiges. Ich fand es wert, ihn meinen Landsleuten bekanntzumachen. Ich hoffte, so den Gesichtskreis meiner Kollegen erweitern zu helfen. Doch erlaubte die damalige Situation in China nicht, Kafka ohne weiteres zu übersetzen und zu verlegen. Und auf meinen Vorschlag hin wurde 1964 Shen pan ji qi ta xiao shuo = Das gelbe Buch [ID D13671] dann als 'negatives Material' gedruckt und in einer kleinen Auflage ‚intern’ vertrieben und nur in einem kleinen Kreise des Schriftstellerverbandes verbreitet. |
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2 | 1980 |
Zhang Yi : Die Werke von Franz Kafka werden öffentlich übersetzt und herausgegeben. Es entsteht trotz den Absurditäten in seinen Werken eine "Kafka-Welle", sowohl an den Universitäten als auch in den Zeitungen und Zeitschriften. Durch die Beschreibung des Absurden erinnert China an die Absurdität der Kulturrevolution und an das wirkliche Leben, an die Realität. Ren Weidong : Durch die Leiden während der Kulturrevolution können die Chinesen die geistige Verwirrung und die schmerzhaften Gefühle der Helden der Erzählungen Die Verwandlung und Das Schloss von Franz Kafka nachempfinden. Diese Helden werden gedemütigt und eingeschüchtert, wollen sich aber nicht mit ihrer Lage abfinden und können ihr eigenes Schicksal nicht meistern. In ihrem Leben herrscht eine deprimierende Stimmung und eine trübe Atmosphäre. Yu Kuangfu schreibt 1990 : Der Grund dafür, dass es zu einem Kafka-Fieber kam, möchte darin liegen, dass das Schicksal des chinesischen Volkes und dessen Intellektuellen überhaupt während der Kulturrevolution Ähnlichkeit mit dem Geschick dieses prophetischen Schriftstellers hatte. In seinen tiefsinnigen Schriften wie Das Schloss, Die Verwandlung und Der Hungerkünstler, in denen ein Bild des entfremdeten Menschen dargestellt wird und die Auswegslosigkeit die wesentlichste Erkenntnis ist, lassen sich auch die seelischen Qualen, die die Chinesen in der ungern erinnerten Zeit durchgelitten haben, widerspiegeln, so dass dieser scharfe Denker bei uns sehr gut rezipiert worden ist. Hans Mayer hält in Beijing, Shanghai und Nanjing Vorträge, bezeichnet Kafka als den grössten Dichter des 20. Jahrhunderts. Mayer, der unter den chinesischen Germanisten hohes Ansehen geniesst, hat viel zum Kafka-Boom beigetragen. Mit seinem Besuch in China beginnt auch der wissenschaftliche Einfluss des Westens auf die Kafka-Rezeption. |
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3 | 1983 | Die Rezeption deutscher Literatur in China wandelt sich. Eine Kampagne gegen die „geistige Verschmutzung“ setzt ein. Dabei wird die Überschätzung des westlichen Modernismus kritisiert und Frank Kafka als sein Repräsentant ist auch davon betroffen. |
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# | Year | Bibliographical Data | Type / Abbreviation | Linked Data |
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1 | 2000- | Asien-Orient-Institut Universität Zürich | Organisation / AOI |
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