2007
Publication
# | Year | Text | Linked Data |
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1 | 1959 |
Tian Han gibt die Anregung zur Einführung des Theaters von Bertolt Brecht in China. Die erste Inszenierung und Aufführung des Shanghai People's Art Theatre ist Mutter Courage und ihre Kinder in der Übersetzung von Sun Fengcheng [ID D13044] und unter der Leitung von Huang Zuolin. Aber dieses Drama, das sich mit der Sinnlosigkeit und Grausamkeit des Krieges beschäftigt, erwies sich als Misserfolg. Huang Zuolin schreibt : "Mutter Courage war die grösste Niederlage unter meinen 88 Inszenierungen. Ich schreibe das der Verfremdung zu, die das Publikum so entfremdete, dass es das Theater verliess." Ding Na : Der antikriegerische Inhalt passt nicht in die damalige Situation Chinas. Wenn man in China über Krieg diskutierte, musste zuerst eine Unterscheidung zwischen Aggressionskrieg und Verteidigungskrieg getroffen werden. So kann man sich z.B. ohne den Befreiungskrieg die Gründung der VR China gar nicht vorstellen. Ausserdam wussten die chinesischen Zuschauer wenig vom historischen Hintergrund des 30jährigen Krieges. Ebenso fremd waren ihnen die konkreten historischen Bedingungen, unter welchen Brecht das Stück geschrieben hatte. Selbst die meisten Schasupieler und Dramatiker hatten damals keine Ahnung von der Theatertheorie Brechts. Dan Ni, die Darstellerin der Mutter Courage gab zu, dass sie und andere oft den Inhalt und Sinn des Textes nicht verstanden hätten. Sun Fencheng : Diese Aufführung hat wider allen Erwarten nicht den erhofften Erfolg erziehlt, nicht, weil die Schauspieler gewöhnliche Kleider der armen Leute trugen, während das chinesische Publikum farbenprächtiges und exotisches Kostüm von der Aufführung erwartete. Grund war vielmehr die Thematik, die dem chinesischen Publikum fremd erschien. Es könnte noch ein anderer Grund für den Misserfolg angegeben werden : Die breiten Massen der Zuschauer hatten noch zu wenig Verständnis für Brecht, dessen Dramentheorie und dessen Theaterstücke sie befremdeten. Trotzdem war die Aufführung nicht vergebliche Mühe. Sie hatte die Alleinherrschaft des Systems von Stanislawski über das chinesische Theater gebrochen und die Neugierde und das Interesse erweckt, so dass sich viele Fachleute seitdem intensiv damit beschäftigen. |
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2 | 1979 |
Leben des Galilei von Bertolt Brecht [ID D12447] wird unter der Regie von Huang Zuolin und Chen Rong im Zhongguo qing nian yi shu ju yuan (China Youth Art Theater) aufgeführt und mit Begeisterung aufgenommen. Das Schicksal Galileis erinnert vor allem die Intellektuellen an ihr eigenes Erlebenis während der Kulturrevolution. Zhang Yushu : Die Aufführung von diesem Theaterstück brachte uns zurück zu der Zeit, wo ähnliche Tragödien zu Alltäglichkeiten wurden, die nicht nur in der Literatur, sondern auch in der Realität, unter uns, ja sogar an unserem eigenen Leibe geschehen sind. Das ist nicht das Leben eines Italieners, hier begann nun der Verfremdungseffekt zu wirken, weil man dabei eher an sein eigenes Leben dachte, an die Demütigungen und Schikanen, die man gezwungenerweise zu verschlingen hatte, an die physischen Qualen und seelischen Folterungen, an denen viele zugrunde gingen. Die Würde des Menschen wurde aufs grausamste zertreten, indem man gezwungen wurde zu lügen. Ding Na : Ding Yangzhong hat das Stück während seiner körperlichen Umerziehung auf dem Lande während der Kulturrevolution ins Chinesische übersetzt. Vor allem zog die Figur des Galilei die chinesischen Zuschauer deswegen an, weil er ein berühmter Wissenschaftler mit menschlichen Schwächen gewesen ist. Um eine ähnliche Niederlage wie bei Mutter Courage zu vermeiden, hatte man das verfremdende Element des Stückes auf ein Minimum reduziert. Denn Huang Zuolin sah in der Verfremdung die Ursache seiner einst misslungenen Inszenierun von Mutter Courage. Gestrichen wurden vor allem viele Stellen über die Astronomie und Theologie, welche die durchschnittlichen Zuschauer nicht verstehen konnten, natürlich auch die von Galilei zitierten erotischen Verse von Horaz, um die chinesischen Sitten nicht zu verderben. Ganz weggelassen worden sind die 5., 8. und 15. Szene. Wolfgram Schlenker schreibt zum Erfolg : Es ist ein anderes China, in dem Brecht jetzt plötzlich so grosses Interesse findet, ein China, das unter dem führenden Schlagwort ‚Die Wahrheit in den Tatsachen suchen’ den Realismus nicht nur in der Kunst sucht – vielleicht dort offiziell noch am wenigsten. Nach den bitteren Erfahrungen der Kulturrevolution, nach zwanzig von politischen Bewegungen, Auseinandersetzungen und unzähligen Wechseln zerrissenen Jahren, die zu einer Verschlechterung der Lebensverhältnisse der meisten und zu einem wirtschaftlichen Chaos geführt hatten, stellen sich alle Fragen neu. Nichts ist mehr selbstverständlich : Was ist Sozialismus, was Revisionismus ? Was ist links, was rechts ? Ist Politik nur ein schmutziges Geschäft weniger oder eine Sache für alle ? Wie verhalten sich Demokratie und Diktatur zueinander ? Und so weiter. Da ist Brechts Stück über den Anbruch einer Neuen Zeit, den es 'ungeschminkt' zeigt, höchst aktuell. |
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3 | 1981 | Internationales Bertolt Brecht-Symposium in Hong Kong. Zentrales Thema ist die Realisierung der Stücke von Brecht in Ostasien, vor allem in China. |
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# | Year | Bibliographical Data | Type / Abbreviation | Linked Data |
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1 | 1959 |
[Brecht, Bertolt]. Bulaixite xuan ji. (Beijing : [s.n.], 1959). [Darin enthalten sind] : 38 Gedichte übersetzt von Feng Zhi. Die Gewehre der Frau Carrar übersetzt von Yao Kekun. Mutter Courage und ihre Kinder übersetzt von Sun Fengcheng. Herr Puntila und sein Knecht Matti übersetzt von Yang Gongshu. Übersetzung von Brecht, Bertolt. Die Gewehre der Frau Carrar ; Augsburger Kreidekreis ; Neue Kinderlieder. (Berlin : Aufbau Verlag, 1953). (Versuche / Brecht ; Sonderheft). Brecht, Bertolt. Mutter Courage und ihre Kinder : eine Chronik aus dem Dreissigjährigen Krieg. (Berlin : Suhrkamp, 1949). (Versuche / Brecht ; 20/21). [Geschrieben 1939, Uraufführung 1941 Zürich]. Brecht, Bertolt. Herr Puntila und sein Knecht Matti ; Chinesische Gedichte ; Die Ausnahme und die Regel. (Berlin : Suhrkamp, 1950). (Versuche / Brecht ; 20, 22-24). |
Publication / Bre36 |
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2 | 1962 |
Bian, Zhilin. Bulaixite xi ju yin xiang ji. In : Shi jie wen xue ; no 5, 8 (1962). = (Beijing : Zhongguo xi ju chu ban she, 1980). [Abhandlung über Bertolt Brecht und sein Theater ; erste Abhandlung über Brecht]. 布莱希特戲划印象记 |
Publication / Bre48 | |
3 | 1980 | [Brecht, Bertolt]. Bulaixite xi ju xuan. Vol. 1-2. Gao Shiyan, Liu Dezhong yi [et al.]. (Beijing : Ren min wen xue chu ban she, 1980). Darin enthalten : Bd 1 : Die Dreigroschenoper, Furcht und Elend des Dritten Reiches, Die Gewehre der Frau Carrar, Mutter Courage und ihre Kinder. Bd. 2 : Leben des Galilei, Herr Puntila und sein Knecht Matti, Der kaukasische Kreidekreis, Die Tage der Kommune. | Publication / Bre43 |
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