2003-
Web
# | Year | Text | Linked Data |
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1 | 1701 | Sainte-Marie, Antoine de. Traité sur quelques points importans de la mission de la Chine. Trad. de l'espagnol. (Paris : J. Josse, 1701). |
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2 | 1787 |
Goethe, Johann Wolfgang von. Der Triumph der Empfindsamkeit : eine dramatische Grille. (Leipzig : Georg Joachim Göschen, 1787). 2. Akt : Enthält einen Saal in chinesischem Geschmack. 4. Akt : Enthält ein zum englisch-chinesischen Garten umgewandelten Park der Unterwelt. |
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3 | 1813 |
Johann Wolfgang von Goethe leiht sich folgende Bücher aus der Grossherzoglichen Bibliothek in Weimar aus : Guignes, [Chrétien Louis] Joseph de. Voyages à Peking, Manille et l'île de France, faits dans l'intervalle des années 1784 à 1801. (Paris : Imprimerie nationale, 1808). [ID D1907]. Anderson, Aeneas. Erzählung der Reise und Gesandtschaft von Lord Macartney nach China und von da zurück nach England 1792-1794. (Erlangen : Walther, 1795). Übersetzung von Anderson, Aeneas. A narrative of the British embassy to China... [ID D1886]. Martinium, Martin. Neuer Atlas des grossen Reichs Sina. (Amsterdam : Blaeu, 1656). Übersetzung von : Martini, Martino. Novus atlas sinensis... [ID D1698]. Marco Polo’s Reise in den Orient, während der Jahre 1772 bis 1295. Nach den vorzüglichsten Original-Ausgaben verdeutscht und mit einem Kommentar begleitet von Felix Peregin. (Ronneburg und Leipzig : A. Schumann, 1802). (KVK) Übersetzung von : Polo, Marco. Marci Pauli Veneti… [ID D1726]. Zhang Yushu : Marco Polo hat für Goethe China erschlossen. Goethe sagt : Dieser vorzügliche Mann… führt uns in die fremdartigsten Verhältnisse, worüber wir, da sie beinahe fabelhaft aussehen, in Verwunderung, in Erstaunen geraten. Staunton, George. Reise der englischen Gesandtschaft an den Kaiser von China in den Jahren 1792 und 1793… Bd. 1-2. (Zürich : H. Gessner, 1798-1799). Übersetzung von Staunton, George Leonard. An historical account... [ID D1892 / ID D1893]. Christine Wagner-Dittmar : Goethes naturwissenschaftliche Interessen spiegeln sich auch in den geologischen und mineralogischen Auszügen, die er sich aus Stauntons Bericht macht. Die skizzenhaften Aufzeichnungen zeigen das Bemühen, sich von der Gesteinsbeschaffenheit un der Gebirsformation Chinas ein Bild zu machen. Barrow, John. Reise durch China von Peking nach Canton im Gefolge der Grossbritan. Gesandtschaft i.d. Jahr 1793 u. 1794. Theil l. (Weimar : Verlag des Landes-Industrie-Comtoirs, 1804). (Eur) Übersetzung von Barrow, John. Travels in China... [ID D1900]. Pinto, Fernão Mendes. Wunderliche und merkwürdige Reisen Ferdinandi Mendez Pinto, welche er innerhalb ein und zwanzig Jahren, durch Europa, Asia, und Africa, und deren Königreiche und Länder : als Abyssina, China, Japon, Tartarey, Siam, Calaminham, Pegu, Martabane, Bengale, Brama, Ormus, Batas, Wueda, Aru, Pan, Ainan, Calempluy, Cauchenchina, und andere Oerter verrichtet. (Amsterdam : Henrich und Dietrich Boom, 1671). Übersetzung von : Pinto, Fernão Mendez. Historia oriental… [ID D1666]. Pauw, Cornelius de. Recherches philosophiques sur les Egyptiens et les Chinois... [ID D1861]. |
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4 | 1816 |
Goethe, Johann Wolfgang von. Wilhelm Meisters Wanderjahre, oder, Die Entsagenden : ein Roman. In : Goethe's Werke. (Stuttgart : J.G. Cotta, 1815-1819). Bd. 3-4 (1816). Christine Wagner-Dittmar : Woldemar von Biedermann [ID D11248] hat auch zu der Novelle "Der Mann von fünfzig Jahren" einen Bezug zu Hao qiu zhuan" hergestellt. Es gibt keine von der Forschung teilweise angenommenen Übereinstimmungen mit chinesischen Quellen und von einem chinesischen Einfluss kann keine Rede sein. Vielmehr sind die motivischen Anregungen, wenn sie überhaupt bestanden, völlig in das Werk integriert und deuten auf keine spürbare Auseinandersetzung mit chinesischer Literatur. Ingrid Schuster : Goethe kommt auf das Motiv des englischen Gartens mit architektonischen Chinoiserien zurück. Das chinesische Element ist nicht mehr ein Mittel der Satire sondern das Mittel der Charakterisierung einzelner Menschen. Das chinesische Element ist ein Teil des Gesamtbildes der Menschengruppe. Adolf Reichwein : Nicht aus Zufall lässt Goethe seinen wunderlichen Alten in einer chinesischen Hütte wohnen. Dieser Typus des krausen, alten Meisters mit dem Hang zur Einsamkeit erinnert an die Gestalten der alten chinesischen Weisen. |
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5 | 1817 | Johann Wolfgang von Goethe liest das chinesische Schauspiel Laou-seng-urh, or, An heir in his old age... [Wu, Hanchen. Lao sheng er]. [ID D11112]. Er schickt das Buch an Karl Ludwig von Knebel und bemerkt, dass es einen etwas fremdartigen Eindruck erwecke, aber wenn man sich eingelesen habe, empfinde man es doch als ein merkwürdiges Werk. |
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6 | 1827 |
Johann Wolfgang von Goethe liest die drei Bücher : Thoms, Peter Perring. Chinese courtship : in verse ; to which is added an appendix, Treating of the revenue of China. (London : Parbury, Allen and Kingsbury, 1824). Übersetzung von Hua jian ji. Hrsg. von Zhao Chongzhu. = Kurz, Heinrich. Blumenblatt... [ID D4258]. Darin enthalten sind Auszüge aus der chinesischen Anthologie Bai mei xin yong tu zhuan. Hrsg. Von Yan Xiyuan. Vol. 1-4. ([S.l. : s.n.], 1787-1804). [Gedichte hundert schöner Frauen]. 百美新詠圖傳 Goethe schreibt in der Einführung : Nachstehende aus einem chrestomatisch-biographischen Werke, das den Titel führt : Gedichte hundert schöner Frauen, ausgezogene Notizen und Gedichtchen geben uns die Überzeugung, dass es sich trotz aller Beschränkungen in diesem sonderbar-merkwürdigen Reiche noch immer leben, lieben und dichten lasse. Christine Wagner-Dittmar : Mit der Übersetzung aus Bai mei xin yong tu zhuan beginnt die eigentliche Auseinandersetzung mit chinesischer Dichtung. Die eingehende Betrachtung der Übertragungen macht deutlich, dass es sich (ausser beim vierten Gedicht) um Neuschöpfungen Goethes handelt, die sich zwar an die vorgegebenen Motive anlehnen, diese aber völlig umgestalten. Besonders das zweite Gedicht zeigt, dass Goethe nicht übersetzt, sondern die chinesische Vorlage zum Anlass nimmt, ein eigenes Kurzgedicht zu schreiben. Von den drei Romanen vermag dieser wohl am ehesten einen gewissen Eindruck von dem Zauber und der Grazie zu geben, den chinesische Dichtung haben kann. Und wenn auch die Übersetzungen sehr unzureichend sind. Contes chinois. Traduits par MM. Davis, Thoms, le P. D'Entrecolles, etc. ; publiés par Abel Rémusat. Vol. 1-3. (Paris :Moutardier, 1827). [Peter Perring Thoms ; John Francis Davis ; François-Xavier Dentrecolles]. Chen Chuan : In den Contes chinois sind auch zehn Novellen aus dem Jin gu qi guan enthalten, es ist aber nicht nachzuweisen, dass Goethe sie gelesen hat. Iu-kiao-li, ou, Les deux cousines : roman chinois. Trad. par [Jean-Pierre] Abel-Rémusat ; précédé d'une préface où se trouve un parallèle des romans de la Chine et de ceux de l'Europe. Vol. 1-4. (Paris : Moutardier, 1826). [Yidisanren. Yu jiao li] = Ju-kiao-li, oder die beiden Basen : ein chinesischer Roman. Übers. von Abel Rémusat ; mit einer Vergleichung der chinesischen und europäischen Romane als Vorrede ; aus dem Französischen [von Hermann Hauff]. (Stuttgart : Franckh, 1827). Christine Wagner-Dittmar : Wir wissen von Goethe nur, dass er die Novellen gelesen hat. Äusserungen dazu hat er nicht gemacht. Yang En-lin : Die drei chinesischen Romane, die Goethe liest, geben ihm Einblick in eine rein konfuzianische Welt, buddhistische und taoistische Elemente sind ihm unbekannt. Adolf Reichwein : Goethe spricht von den unzähligen, alle auf das Sittliche und Schickliche gehende Legenden, die überall in die chinesischen Romane eingestreut seien. Chen Chuan : Die fehlerhaften Übersetzungen sind auf die Schwierigkeit der Sprache zurückzuführen und auf die noch unvollkommenen ausgebildeten Sprachkenntnisse. Dazu kommt, dass die realen Sachkenntnisse der chinesischen Literatur äusserst gering waren. Auch Abel-Rémusat hatte nicht die Möglichkeit, sich ein eigenes Urteil zu bilden, er vertraute dem Urteil sehr mangelhaft unterrichteter Missionare. |
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7 | 1827 |
Goethe, Johann Wolfgang von. Die chinesischen Dichterinnen. = Chinesisches. In : Kunst und Altertum ; Bd. 6, H. 1 (1827). Darin enthalten sind vier von Goethe übersetzte chinesische Gedichte. [Hua jian ji. Hrsg. von Zhao Chongzhu]. Woldemar von Biedermann : Er weist darauf hin [ID D11248], dass Chinese courtship... Einfluss auf die Gedichte Chinesisches hat. Richard Wilhelm übersetzt als erster aus dem chinesischen Originaltext der vier Übertragungen von von Goethe aus Hua jian ji. [ID D11249]. Chen Chuan (1933) druckt zum ersten Mal die Gedichte parallel zur Fassung von Chinese courtship... ab und ermöglicht so einen Vergleich. Eduard Horst von Tscharner übersetzt (1939) die vier Gedichte von Goethe mit angefügten chinesischen Zeichen. [ID D488]. Siegried Behrsing (1970) : Er vergleicht die vier Gedichte von Goethe, Thoms und dem chinesischen Original. (Fräulein See-Yaou-Hing, Fräulein Mei-Fe, Fräulein Fung-Sean-Ling, Kae-Yven). Goethes Bindung an Thoms reicht von wörtlicher Übersetzung über freie Übertragung bis zu völliger Loslösung von seiner Vorlage. Deutlich ist Goethes Bestreben, sich selbst und seinem Leser das Wesentliche des Originals zu übermitten, wobei spezifisch chinesische Einzelheiten entweder weggelassen oder weitgehend der Weimarer Hofsprache angepasst werden. Christine Wagner-Dittmar : Goethe liest und entnimmt die Gedichte aus Chinese courtship... [ID D11247]. Goethes Bearbeitung ist eine völlig freie Nachbildung, die ganz selbständig über die vorgefundenen Elemente verfügt und ein ganz eigenes Gedicht daraus macht. Die erste intensive Beschäftigung mit chinesischer Lyrik, die versucht, diese sich auf dem Wege der Nachschöpfung anzueignen, zeigt trotz der wenigen Beispiele und der unzureichenden und nicht besonders wertvollen Vorlagen, dass Goethe ein feines Empfinden für die Atmosphäre chinesischer Gedichte hat. Die chinesischen Originale sind formal gesehen typische Kurzgedichte, die Goethe auch in der unzulänglichen Übersetzung eine Vorstellung von dieser spezifisch chinesischen Dichtungsform gaben und ihn zu eigenem Schaffan anregte, das in dem Zyklus Chinesisch-deutsche Jahres- und Tageszeiten seine eigene freie, schöpferische Gestaltung fand. Wolfgang Bauer (1972) : Goethe passt die Gedichte dem westlichen Geschmack an. Er versucht vor allem anderen das chinesische Milieu zu überspielen, in dem er die Aussage auf ihren allgemeinsten menschlichen Kern zurückführte. Typisch dafür ist die Eliminierung oder Veränderung von Namen… Die enge Beziehung zur Natur… diese chinesische Idee kommt seiner eigenen sehr entgegen. |
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8 | 1890 | Henry Frederick William Holt beendet die Katalogisierung der chinesischen Manuskripte der Bibliothek der Royal Asiatic Society. |
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9 | 1902 | XIII. Congrès international des orientalistes = International Congress of Orientalists in Hamburg. |
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10 | 1904-1906 | Sauberzweig Schmidt ist Visitator in Südchina und Jiazhou (Shanghai). |
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11 | 1905 | XIV. Congrès international des orientalistes = International Congress of Orientalists in Algier. |
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12 | 1920-1924 |
Klabund. Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Bd. 1-6. (Wien : Phaidon, 1930). Bd. 6 : „Östliche Gleichnisse“ : enthält die Erzählungen Der letzte Kaiser : Erzählung. Mit Zeichnungen von Erich Büttner. (Berlin : F. Heyder, 1923). (Wandersmann-Bücherei ; 30) ; Das Totenfest (1922 in Spuk) ; Die zwei Reiche (1920) ; Gleichnisse (1924). Kuei-fen Pan-hsu : Diese Werke scheinen nicht auf bestimmten Vorlagen zu beruhen ; zwar tragen sie Züge chinesischer Gedankenwelt und weisen Bezüge zu chinesischen historischen Ereignissen auf, doch sind ihre Handlungen Klabunds eigene Schöpfungen. Klabund verwendet taoistische Ideen für seine Gleichnisse, verfolgt jedoch seine eigenen Intentionen. |
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13 | 1922 | Alfred Salmony habilitiert sich in Kunstgeschichte an der Universität Bonn. | |
14 | 1922 |
Klabund. Kunterbuntergang des Abendlandes : Grotesken. [ID D12524]. Er schreibt : Man soll nicht nach Asien schielen, denn dies würde dem heiligen Geist des Tao widersprechen, nach dem Du künftig leben und sinnen sollst, denn Du wirst der Chinese Europas werden. |
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15 | 1924 | André Wedemeyer habilitiert sich an der Universität Leipzig. |
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16 | 1925 | Aufführung des Faust von Johann Wolfgang von Goethe in der Bearbeitung von Charles Gounod. [Faust : opéra en cinq actes. (Paris : Choudens, 1859)] durch eine italienischen Theatergruppe in Shanghai. Zhang Ruogu schreibt darüber in einem Artikel in Yi shu san jia yan. (Shanghai : Liang you du shu yin shua gong si, 1927). | |
17 | 1925 |
1925 Brecht, Bertolt. Die höflichen Chinesen. In : Berliner Börsen-Courier (1925) / Brecht, Bertolt. Werke ; Bd. 19. Prosa ; 4 (1925). Quelle : Wilhelm, Richard. Laotse. Tao te king [ID D4445]. Brecht schreibt : Weniger bekannt in unserer Zeit ist es, wie sehr ein der Allgemeinheit geleisteter Dienst der Entschuldigung bedarf. So ehrten die höflichen Chinesen ihren grossen Weisen Laotse [Laozi], mehr als meines Wissens irgend ein andres Volk seinen Lehrer, durch die Erfindung folgender Geschichte. "Laotse hatte von Jugend auf die Chinesen in der Kunst zu leben unterrichtet und verliess als Greis das Land, weil die immer stärker werdende Unvernunft der Leute dem Weisen das Leben erschwerte. Vor die Wahl gestellt, die Unvernunft der Leute zu ertragen oder etwas dagegen zu tun, verliess er das Land. Da trat ihm an der Grenze des Landes ein Zollwächter entgegen und bat ihn, seine Lehren für ihn, den Zollwächter, aufzuschreiben, und Laotse, aus Furcht, unhöflich zu erscheinen, willfahrte ihm. Er schrieb die Erfahrungen seines Lebnes in einem dünnen Buche für den höflichen Zollwächter auf und verliess erst, als es geschrieben war, das Land seiner Geburt". Mit dieser Geschichte entschuldigen die Chinesen das Zustandekommen des Buches Taoteking [Dao de jing], nach dessen Lehren sie bis heute leben. Yim Han-soon : Brecht greift das Klischee – die Chinesen sind höflich – auf, um es jedoch zu konkretisieren. Eine Spannung zwischen Parodie und Anerkennung ist spürbar, überwiegend ist aber die letztere… Was er in seiner Laotse-Geschichte von der Überlieferung übernimmt, ist ein legendäres, aber noch möglich erscheinendes zwischenmenschliches Verhalten von Geben und Nehmen... Es scheint jedoch feststellbar, das Brecht in der Beziehung zwischen dem alten Weisen und dem Zollwächter eine Alternative zur „trostlosen“, „unendlichen Vereinzelung des Menschen“ in der bürgerlichen Welt erblickt… In dem Laotse-Motiv sind folgende Momente angezeigt, die für Brechts Verhältnis zur chinesischen Philosophie allgemein bestimmend und zugleich für sein Denken und Werk relevant sind : Die Auffassung der Philosophie als einer antimetaphysischen Verhaltenslehre ; die chinesische Philosophie als Ausgangs- bzw. Bezugspunkt für die Kritik am klassischen Philosophiebegriff ; die Beziehung zwischen Laotse und dem Zollwächter als Sinnbild für ein produktives Lehrer-Schüler-Verhältnis, das auch in Brechts Traditionsbegriff reflektiert ist ; der historische Hintergrund des alten China als ein Gesellschaftszustand, in dem die Menschen unterdrückt und vertrieben wurden ; inhaltliche und funktionale Gehalte der chinesischen Philosophie als Stoff und Material… Die eigentliche Bedeutung der chinesischen Philosophie hat Brecht in der Laotse-Geschichte ausdrücklich formuliert : Es handelt sich um eine „Kunst zu leben“, eine Lehre des Verhaltens, die in den Alltag des Niederen Volkes einzugreifen vermag. Der chinesische Traditionalismus spielt in Brechts Beziehung zu China eine grosse Rolle. Er spricht nicht nur von der Lehre des Weisen – der Kunst zu leben – sondern auch von der Dauerhaftigkeit und Fortführbarkeit der Lehre : Die Chinesen leben bis heute danach. Die alte Lehre bleibt lebendig, weil sie eine Lebenskunst und eine Lehre der gegenseitigen Anerkennung und Bereicherung ist. Der zweite Themenkomplex in Brechts Denken und Werk ist das Lehrer-Schüler-Verhältnis. Brechts Verhältnis zur chinesischen Philosophie kennzeichnet sich durch die Auffassung der Philosophie als Verhaltenslehre und als Ausgangs- und Bezugspunkt für die Kritik an der klassischen Philosophie. In dieser Ballade hat Brecht das schiefe Verhältnis von Erzähler und Erzähltem zugunsten des letzteren ausgeglichen, indem er vor allem die konkrete Lehre von Laozi an einem Wasserbild vorführt, und zwar gerade in der gewichtigen 5. Strophe. Der Spruch von Laozi selbst, dass das weiche Wasser das harte überwinde, hat in Brechts Version zwei Konditionalen erhalten, die im Original fehlen : 'Mit Bewegung' und 'mit der Zeit'. |
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18 | 1927 |
Brecht, Bertolt. Bertolt Brechts Hauspostille : mit Anleitungen, Gesangsnoten und einem Anhange. (Berlin : Propyläen-Verlag, 1927). Richard Wilhelms Übersetzung von Laotse. Tao te king [ID D4445] hat Einfluss auf dieses Werk. |
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19 | 1928 | XVII. Congrès international des orientalistes = International Congress of Orientalists in Oxford. |
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20 | 1929 |
Brecht, Bertolt. Geschichten vom Herrn Keuner. In : Brecht, Bertolt. Der Flug der Lindberghs : Radiolehrstück für Knaben und Mädchen. Radiotheorie. Geschichten vom Herrn Keuner. (Berlin : G. Kiepenheur, 1930). (Versuche / Brecht ; 1-3). Quelle : Wilhelm, Richard. Dschuang Dsi [ID D4447]. Brecht schreibt : Der chinesische Philosoph Dschuang Dsi [Zhuangzi] verfasste noch im Mannesalter ein Buch von hunderttausend Wörtern, das zu neun Zehnteln aus Zitaten bestand. Solche Bücher können bei uns nicht mehr geschrieben werden, da der Geist fehlt. Christoph Gellner : Angeregt durch seine intensive Beschäftigung mit altchinesischer Philosophie entsteht eine völlig neuartige Form philosophisch-didaktischer Kurzprosa, eine Sammlung von Denk- und Haltungsbildern, die dem Leser anschauende Erkenntnis vermitteln. Im schöpferischen Zusammenspiel von Alt und Neu, von Tradition und Innovation wird darin erstmals für die Fernostrezeption eine Verschränkung von chinesischer und marxistischer Philosophie greifbar, mit der Brecht in der Tat die Wiedergewinnung einer alten unter Hinzugewinnung einer neuen Dimension von Weisheit intendiert… Brecht lehnt sich sehr stark an altchinesische Formen des Philosophierens an, in denen sich auch tatsächlich Gehalte unserer Zeit behandeln lassen… Brecht ist der erste in der deutschsprachigen Literatur, der Mozis Schriften zur Kenntnis nimmt. In seinem Exemplar Me Ti in der Übersetzung von Alfred Forke [ID D669] gibt es zahlreiche Anstreichungen und Randbemerkungen. Er hat in Keuner keine einzige Gesprächspassage aus dem Me Ti übernommen, Übereinstimmungen und Parallelen sind weniger im Inhaltlich-Thematischen zu suchen als vielmehr auf der Ebene der Darstellungsform. Es ist in erster Linie das didaktische Formmuster, der aphorisch-apothegmatische Rede- und Erzählgestus der Lehre Mozis, die als Denkanregung dient. Adrian Hsia / Song Yun-yeop : Die Keuner-Geschichten stellen auch das Resultat der Beschäftigung Brechts mit Mozi dar. Yun-yeop Song hat nachgewiesen, das sich sowohl die dialogische Form als auch die Methodik der Belehrung zwischen Mozis Werk und der Keuner-Geschichten so sehr ähneln, dass man von einem kreativen Einfluss sprechen kann. Mozi zeichnete sich von anderen chinesischen Philosophen durch sein logisches Denken aus. Alfred Forke sagt : Mozi habe die Logik in die chinesische Philosophie eingeführt. Die logische Schlussfolgerung als didaktisches Moment und der Nützlichkeitsgedanke als Altruismus bringen Brecht und Mozi zusammen. Beide bedienen sich einer verfremdeten Andeutung, um den Leser aus der gewohnten Routine des Alltagslebens zu erwecken und aufhorchen zu lassen. Es kommt in diesem Moment keine Belehrung, keine Moralpredigt vor, sondern bloss ein Fingerzeig der logischen Gedankenführung, die die Fähigkeit des Unterscheidungsvermögens im Sinne der Nützlichkeit der Gemeinschaft schärft und somit zum logischen Denken zwingt und schult. Dass Mozi als Vorlage dient, zeigen besonders die frühen Keuner-Geschichten, in denen Keuner als Meister auftritt, der Fragen seiner Schüler beantwortet. Die gesellschaftlichen oder sonstigen Misstände sollen durch Verfremdung auffallen und somit in Frage gestellt werden. Ein wichtiges Thema in den Keuner-Texten, das an die Haltung des Konfuzius erinnert, ist die Art und Weise des Lernens und das emanzipatorische Lehrer-Schüler-Verhältnis… Wahre Liebe bedeutet für Keuner wie für Konfuzius keine Hingabe oder Hinnahme dessen, was einer ist, sondern, von der Seite des Liebenden, eine selbstbewusste und gesellschaftliche Tätigkeit mit dem Ziel, die potentiellen Fähigkeiten des Geliebten zu entdecken und ihnen zur Entfaltung zu verhelfen. |
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21 | 1931 | XVIII. Congrès international des orientalistes = International Congress of Orientalists in Leiden. |
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22 | 1931-1939 | Ernst Schäfer macht Expeditionen in Tibet. |
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23 | 1935 |
Bertolt Brecht besucht in Moskau die Peking-Oper mit dem Frauendarsteller Mei Lanfang. Brecht, Bertolt. Über das Theater der Chinesen (1935). Er schreibt : Mei Lanfang demonstriert, im Smoking, gewisse weibliche Bewegungen. Das sind deutlich zwei Figuren. Eine zeigt, eine wird gezeit. Seine Ansichten über das Wesentliche sind ihm die Hauptsache, etwas Kritisches, Philosophisches über die Frau. Wang Jian : Für den Besuch in der Sowjetunion hat Mei Lanfang ein Sonderprogramm zusammengestellt. Darunter sind sechs Theaterstücke und sechs Tanzabschnitte aus andern Stücken ausgewählt. Brecht hat einige englische Broschüren, die Mei Lanfang mitgebracht hat, über diese Stücke gelesen. Auch haben in Moskau und St. Petersburg eine Reihe von Vorträgen und Diskussionen stattgefunden, die Brecht besucht hat. Produzent und Schauspieler aus der chinesischen, Rezipient und Zuschauer aus der europäischen Theatertradition. Genau betrachtet spielt hier die europäische Theatertradition die dominierende Rolle, da die Aufführung in einem europäischen Theater stattfindet. In der europäischen Tradition ist das Theater und in der chinesischen Tradition das Teehaus der typische Ort der Aufführung. Im europäischen Theater lässt sich ein Rückzug der Kommunikation auf der Darstellungsebene und ein Vormarsch der Kommunikation auf der Ebene von Produktion und Rezeption konstatieren, was durch das Hervortreten des Regietheaters bewiesen wird. Im chinesischen Teehaus steht immer noch die Darstellungsebene im Mittelpunkt. Hier stehen sich nicht der Autor bzw. der Regisseur als Produzent und das Publikum als Rezipient gegenüber, sondern der Schauspieler und seine Zuschauer, wobei diese Zuschauer nicht als ein Kollektiv, sondern durchaus als einzelne Individuen betrachtet werden können. Mei Lanfang erkannte die Dominanz der europäischen Theatertradition und versuchte auch, sich dieser Tradition anzupassen. Schon mit der Auswahl der Stücke bemühte er sich, den europäischen Geschmack zu berücksichtigen. Dass Brecht die Beijing-Oper und das chinesische Theater im allgemeinen missverstanden hat, kann als ein schönes Missverständnis betrachtet werden, denn er hat diese falsche Interpretation immerhin dazu genutzt, seine Theorie des epischen Theaters auszuarbeiten. Man darf den Einfluss der Beijing-Oper auf Brecht nicht überschätzen, indem man glaubt, dass eine Reihe von Theatertechniken aus dem chinesischen Theater ins epische Theater übertragen worden sind. |
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24 | 1960 | XXV. Congrès international des orientalistes = International Congress of Orientalists in Moskau. |
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25 | 1962 | Eberhard, Wolfram ; Eberhard, Alide. Family planning in a Taiwanese town. (Berkeley, Calif. : University of California, Center for Chinese Studies, 1962). |
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26 | 1964 | XXVI. Congrès international des orientalistes = International Congress of Orientalists in New Delhi. |
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27 | 1971 | XXVIII. Congrès international des orientalistes = International Congress of Orientalists in Canberra. |
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28 | 1973 | XXIX. Congrès international des orientalistes = International Congress of Orientalists in Paris. |
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29 | 1979 | François Martin promoviert in Sinologie an der Université de Paris. |
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