1992
Publication
# | Year | Text | Linked Data |
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1 | 1886-1904 |
Heyking, Elisabeth von. Tagebücher aus vier Erdteilen [ID D2462]. Heyking beklagt sich 1896, dass sowohl Europäer als auch Chinesen sich kulturell überlegen fühlen, was dazu führt, die anderen zu verachten, ohne dass sie jedoch irgend etwas vom eigentlichen Wert der anderen kennen würden. Sie schreibt : "In Peking sieht man recht drastisch, dass es vielen schlecht gehen muss, damit es einigen wenigen gut gehen kann. Die wenigen haben natürlich kein Interesse daran, etwas an diesem Tatbestand zu ändern, und die vielen sind hier viel zu indolent und stur, um es zu versuchen." "Chinesen verstehen nur die Dollar - oder Kanonensprache. Was sie auch früher gewesen sein mögen, heute sind die Chinesen schmutzige Barbaren, welche keine europäischen Gesandten, wohl aber europäische Herren brauchen - je eher, je besser." "Gleich Ameisen rackern sie sich ab. Und wenn Ameisen, die sicher nur Ameisen sind, noch intelligentere Gesichter tragen und dabei unzweifelhaft gebildet sind, so wirkt das beängstigend." Lucie Bernier : La citation contient pratiquement tous les clichés récurrents sur les Chinois et, en particulier, ceux qui, aux yeux des Européens, expliquent la prévalence de la corruption en Chine, à savoir la cupidité et le matérialisme des Chinois. Selon Heyking, l'amour de l'argent fait partie intégrante de la culture chinoise et démontre à quel point les Chinois n'accordent aucune importance au spirituel. Non contente de l'expansion coloniale, Heyking insiste sur l'influence bénéfique des Européens sur ceux qu'elle traite de 'barbares'. Enfin du 'barbare crasseux' à la 'créature qui dépasse à peine le stade de l'animal', les descriptions ne sont pas loin de l'assimilation des Chinois aux animaux. Zhang Zhenhuan : Das zeigt, dass Heyking sich nicht nur über das soziale Elend in China beklagt, sondern auch sich fragt, ob nicht auch das ganze chinesische Gesellschaftssystem für diese Ungerechtigkeit verantwortlich sei. Damit wird das alte Klischee, die konfuzianistische Gesellschaft, die jedem das Glück ermöglicht, die beste für China sei, in Frage gestellt. |
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2 | 1889-1992 |
May, Karl. Der blau-rote Methusalem = May, Karl. Kong-Kheou [ID D13264]. Quellen : Gabelentz, Georg von der. Chinesische Grammatik [ID D742] und Anfangsgründe der chinesischen Grammatik [ID D743]. Huc, Evariste Régis ; Gabet, Joseph. Wanderungen durch das Chinesische Reich und Wanderungen durch die Mongolei nach Thibet [ID D2107]. Schott, Wilhelm. Chinesische Sprachlehre [ID D1378]. Heinrigs, Johann. Über die Schrift der Chinesen [ID D13292]. Neumann, Karl-Friedrich. Lehrsaal des Mittelreiches [ID D4338]. Davis, J.F. China [ID D2017]. Amherst's Gesandschaftsreise [ID D13291]. Alle diese Bücher waren im Besitz von Karl May und haben Anstreichungen oder Randbemerkungen. May hat sich selbst eine chinesische Vokabelliste angefertigt. Chinesische Wörter und Begriffe in diesem Roman werden ohne Kenntnis der Grammatik und der Idiomatik zu Komposita und ganzen Sätzen zusammengebastelt, die allen kombinatorischen Regeln des Chinesischen widersprechen und oftmals gänzlich unverständlich sind. Li Changke : Unterhaltungsroman, der rassistische Vorurteile gegen China und die Chinesen verbreitet Fang Weigui : Seit dem Erscheinen des Methusalem gilt Karl May in der Öffentlichkeit als China-Kenner. May schreibt : China ist ein wunderbares Land. Seine Kultur hat sich in ganz andrer Richtung bewegt und ganz andre Formen angenommen als diejenige der übrigen Nationen. Und diese Kultur ist hochbetagt, greisenhaft alt. Die Adern sind verhärtet und die Nerven abgestumpft ; der Leib ist verdorrt und die Seele vertrocknet, nämlich nicht die Seele des einzelnen Chinesen, sondern die Seele seiner Kultur. Schon Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung hatte sie dieselbe eine Stufe erreicht, welche erst in allerneuester Zeit überschritten zu werden scheint, und zu diesem Fortschritte ist China mit der Gewalt der Waffen gezwungen worden… Kein Volk ist so höflich wie die Chinesen, und es ist eine beinahe tödliche Beleidigung, einen Bewohner der Mitte grob zu nennen… Es ist eine der lobenswerten Eigenschaften des Chinesen, dass er seine Eltern in hohem Grade ehrt und den Verstorbenen eine nie ermüdende Pietät widmet… Der Chinese versteht es, jedes Stück fruchtbaren Landes möglichst auszunutzen… Trotz diesen auch positiven Darstellungen zeigt May ein zu verachtendes China. Im allgemeinen werden die Chinesen im Kollektiv als dreckige und übelriechende gelbe Schar, als boshafte Piraten oder grausame Gangster, hinterlistige Betrüger, diebische Halunken, geile Männlein und korrupte Beamte dargestellt. Zhang Zhenhuan : Der Roman spielt im Jahre 1874, acht Jahre nach der Niederlage der Taipings. Dem Leser wird ein China vermittelt, das trotz seiner Grösse und seiner alten Kultur ein heruntergekommenes Land ist. Zwar hat May für die chinesischen Gesellschaftsschichten das Buch von Huc benutzt, hat sich aber sehr viel dichterische Freiheit erlaubt… Religion spielt in Mays Werken eine bedeutende Rolle. Das Christentum und die christlichen Missionen werden gegenüber den anderen Religionen als überlegen dargestellt… Deutschland wird verherrlicht. Die chinesische Stadt besteht im Roman aus Schmutz und Gedränge und die Chinesen werden als ein Volk dargestellt, das aufgrund seiner zahlreichen negativen Charaktere und der zahlreichen Misstände, der Regierung eines europäischen Kolonialherren, möglichst der Deutschen bedarf. Erwin Koppen : Es spricht einiges dafür, dass Karl May seine Informationen über China eher durch Lektüre von Trivialliterautr und Presseberichten, als durch das Studium ernsthafter Werke erhalten hat. Die ausserordentliche Fehlerhaftigkeit der chinesischen Stellen lässt ausserdem den Schluss zu, dass sich May, der von dieser Sprache keine Ahnung hatte, auf äusserst obskure Quellen und Ratgeber verliess. Er schreibt über den Inhalt von Methusalem : Das gelobte Land der Zöpfe, eine fünftausendjährige Kulturnation zwar, die aber in jeder Hinsicht dem Untergang geweiht ist, ein Land zweiter oder dritter Kategorie, degeneriert und heruntergekommen. Liu Weijian : Karl May beschreibt die chinesische Kultur als greisenhat alt und vertrocknet. Zur Erneuerung habe China erst dank dem Westen mit der Gewalt der Waffen gezwungen werden müssen, was in Küstengegenden zu spüren sei. |
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3 | 1900-1929 | Erich von Salzmann ist 1900 als Soldat im Boxer-Aufstand und dann als Journalist in China. |
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4 | 1900-1901 |
Deutsche Romane, Jugendromane und Theater befassen sich mit dem Boxer-Aufstand als anti-chinesische Propaganda, ohne den historischen Zusammenhang zu kennen. Sie verbreiten ein Feindbild von China, indem sie von Gewalttaten der Chinesen gegenüber den Fremden erzählen. Die schweren Verbrechen des Westens versucht man dadurch zu rechtfertigen, dass man die noch viel grössere Grausamkeit der Boxer betont. Um die Jahrhundertwende steht das Schlagwort „die Gelbe Gefahr“ im Dienst der Propaganda zur Verteidigung der europäischen Kultur vor dem Eindringen der gelben Asiaten. Die Furcht vor der „Gelben Gefahr“ leitete sich vor allem von der Konkurrenz in der Wirtschaft her, von der Bedrohung der chinesischen Arbeitsemigranten, man sah fast überall eine Bedrohung der gelben Rasse. Max Brandt schreibt, dass man unrecht tun würde, diese Gefahr zu überschätzen. Wladimir Iljitsch Lenin schreibt : Der Krieg ist nicht erklärt, aber das ändert nicht das geringste am Wesen der Sache, denn es wird trotzdem Krieg geführt. Wodurch nun wurde der Überfall der Chinesen auf die Europäer veranlasst, dieser Aufruhr, der von den Engländern, Franzosen, Deutschen, Russen, Japanern usw. mit so viel Eifer unterdrückt wird ? „Durch die Feindschaft der gelben Rasse gegen die weisse Rasse“, „durch den Hass der Chinesen gegen die europäische Kultur und Zivilisation“ – versichern die Fürsprecher des Krieges. Man schreibt über die barbarische gelbe Rasse, ihre Feindschaft gegen die Zivilisation. Die vor der Regierung und vor dem Geldsack auf dem Bauche liegenden Journalisten schreiben sich die Finger wund, um Hass gegen China im Volk zu entfachen. |
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5 | 1900 |
Meister, Friedrich. Hung Li Tscheng [ID D13124]. Der Roman spielt im China um die Jahrhundertwende. Meister schreibt im Vorwort : Man ist bei uns gewohnt, die Chinesen als komische Käuze zu betrachten, weil ihnen der Zopf noch hinten hängt. Und nicht nur das, man hält sie auch für ein zurückgebliebenes, versumpftes Volk, an dem nur wenig gutes sei und dem mit Gewalt europäische Kultur beigebracht werden müsse. Das sind Irrtümer. Je eher wir dies einsehen lernen, je eher wir zur richtigen Würdigung des chinesischen Volkes gelangen, desto nützlicher wird dies für uns sein. Die Chinesen begannen ihre nationale Existenz in einer Zeit, von der wir keine Kunde mehr besitzen. Sie haben die Babylonier und die Ägypter überlebt, sie haben die Perser, die Griechen und die Römer überlebt, und es wird noch die grosse Frage sein, ob sie nicht auch uns überleben ; denn die Chinesen besitzen heute ebensoviel Lebenskraft, als die jüngste der jungen Nationen. Sie sind ein Volk von etwa 400 Millionen der fleissigsten, genügsamsten, friedlichsten, nüchternsten und vielleicht begabtesten Menschen der Erde. |
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6 | 1901 |
Kürschner, Joseph. China [ID D267]. Darin enthalten ist ein Bericht über die Grausamkeit und Fremdenhass der Chinesen : Zu Tausenden wurden Chinesenchristen hingemordet, ganze Dörfer, in denen solche sich aufhielten, in Schutt und Asche verwandelt, und die Europäer, welche diesen Mordbuben in die Hände fielen, auf die grausamste und raffinierteste Weise zu Tode gemartert… |
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7 | 1901 |
Leuschner, F[riedrich] W[ilhelm]. Chinesische Liebe [ID D13211]. Roman über ein Volk mit Fleiss, Treue, Fremdenhass, Heimtücke, Opiumsucht, Grausamkeit und Lächerlicheit ; über Armut und Schmutz in China. |
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8 | 1902 |
Leuschner, F[riedrich] W[ilhelm]. Der Reischrist [ID D13261]. Roman über das Elend und die Armut in China. |
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9 | 1903 |
Heyking, Elisabeth von. Briefe die ihn nicht erreichten [ID D13134]. Heyking schreibt : Wir haben die Chinesen nur als arme, gedrückte Menschen gekannt ! Knechtung, Erpressung und Ungerechtigkeit, wie auch grosse verheerende Naturkatastrophen schienen sie geduldig zu tragen ; vielleicht sahen sie in ihnen nur die verhältnismässig gleichgültigen Begleiterscheinungen des einen grossen Übels, des Lebens. Jahrhundertelang sind sie gezüchtigt worden in einem System, dessen Erpressung, Ungerechtigkeit und Betrug so recht auf der ewigen Trägheit und Feigheit der grossen Massen beruhen. Jeder hatte dort immer Mächtigere zu versöhnen, umzustimmen, zu erkaufen. Die einzige Erleichterung und Rettung vor der ungeheuren Last war schlaue Überlistung der Bedrücker. Wie so oft in menschlichen Verhältnissen, knechtet dort der Stärkere den Schwächeren und wird dafür von ihm hintergangen… Wieviel noch namenloseres Elend wird entstehen ?... Zwischen den Europäern und Chinesen besteht eine derartige Anschuldigungskluft, dass sie nie zu überbrücken sein wird. Li Changke : Der Roman spielt um die Jahrhundertwende in China, übt Kritik an den kolonialen Mächten und widerspiegelt Einfühlung und Sensibilität der Dichterin für China. Fang Weigui : Die Briefe, die durch Form, Inhalt und Klang sofort ergriffen, wurden zu einem Bestseller. In fiktiven Briefen an einen Freund in China, in denen die Geschichte einer unerfüllten Liebe erzählt wird, gibt die Autorin ihre Fremderfahrung in China wieder und verfolgt mit brennendem Herzen das Zeitgeschehen während des Boxer-Aufstandes. Heyking passt sich dem Faible für das Fremdländische und dem exotischen Geschmack der Leser an. Sie macht auf die Tatsache aufmerksam, dass nicht nur der Tod von Europäern zu beklagen sei, sondern dass Tausende von Chinesen auch dabei zugrunde gehen oder obdachlos umherirren. Man kann nicht behaupten, dass Heyking völlig von rassistischen Vorurteilen befreit war, aber es gibt ihr zu bedenken, dass die Europäer nicht das Recht haben, sich über andere zu überheben. Zhang Zhenhuan : Heyking ist bemüht, China nicht einseitig als vorbildliches oder rückständiges System hinzustellen. Die Chinesen seien jahrhundertelang gezüchtet worden in einem System, dessen Erpressung, Ungerechtigkeit und Betrug auf der ewigen Trägheit und Feigheit der grossen Massen beruhen. Jeder hatte dort immer Mächtigere zu versöhnen, umzustimmen, zu erkaufen. |
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10 | 1903 |
Salzmann, Erich von. Im Sattel durch Zentralasien [ID D13265]. Li Changke : Bericht seiner Reisen 1901-1902 in China. Das Buch bestätigt die Vorurteile Deutschlands über China und zeigt das westliche Machtbewusstsein und die Überheblichkeit der Fremden. |
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11 | 1904 | Binder von Krieglstein ist nach dem Boxer-Aufstand als Berichterstatter in Nord-China. Er nimmt am Russisch-japanischen Krieg teil und reist dann längere Zeit durch die Mandschurei und die Mongolei. |
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12 | 1905 |
Heyking, Elisabeth von. Ostasiatische Skizzen. (1905). Sie schreibt gegen das imperialistische Vorgehens Europas in China : Wer gibt uns ein Recht, uns einzumischen in die Angelegenheiten von Menschen, die uns nicht verlangen, die glücklich sind hinter ihren Mauern mit einer seit Jahrhausenden erprobten Organisation ? Weshalb darf es kein Recht in der Geschichte geben, weshalb muss jede Seite derselben mit blutigen Lettern geschrieben sein ? Trostlos wäre dieses Erkennen, wenn wir nicht zugleich das Bewusstsein hätten, dass auch schreckliche Ereignisse grossen von der Vorahnung gewollten Zwecken dienen, die wir wohl ahnen, aber nicht ganz erfassen können. |
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13 | 1905 |
Kern, Maximilian. Das Auge des Fo [ID D 13115]. Der Roman enthält zeitgenössische Vorurteile gegen China : Opium, Geheimgesellschaften, Räuber und Greueltaten. |
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14 | 1909 |
Binder von Krieglstein, Eugen. Aus dem Lande der Verdammnis [ID D12631]. Binder von Krieglstein, Eugen. Zwischen weiss und gelb [ID D13148] In den beiden Romanen wird alles Chinesische, die Chinesen und die chinesische Kultur verdammt. Binder-Krieglstein verachtet China und die Chinesen und wird der rassistischen Grundhaltung seiner Zeit gerecht. |
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15 | 1912 | Die erste Beschäftigung mit China von Albert Ehrenstein erscheint in der Erzählung Tai-gin [ID D12455]. Taigin tritt als Kaiser von China auf, der unsäglich unter den Qualen seines Elternhauses leidet und ein einsames Leben führt. |
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16 | 1912 |
Paquet, Alfons. Li oder Im neuen Osten [ID D2946]. Paquet schreibt : Die wirtschaftliche Entdeckung Chinas, die sich in unserer Gegenwart vollzieht, ist wie die Entdeckung einer letzten neuen Welt. Ist sie vollendet, dann kommt das Wesentliche, dann muss, dann darf sich endlich unser Sinn mehr auf die geistigen Dinge richten. Dann wird auch das Li, die Ehrerbietung des Menschen vor dem Menschen, des Nächsten vor dem Fernsten, das Gefühl einer letzten Unantastbarkeit und des Masshaltens zwischen den Völkern, mehr in Ehren kommen...Es ist am Ende klar, dass nicht einzelne Nationen allein, sondern, wie es teilweise ja auch heute schon stillschweigend geschieht, die europäischen Nationen nur zusammen ihre Aufgaben in Asien, insbesondere in China lösen können und einander stützen müssen… Für uns Deutsche ist es zunächst wichtig, die Sonderinteressen recht klar zu erkennen… Luo Wei : Paquet hebt sich gegen den Materialismus, die Übersättigung, die Entfremdung in den zwischenmenschlichen Beziehungen richtend, das konfuzianische Gedankengut mit Nachdruck hervor. Li Changke : Paquet ist von einer Aufgeschlossenheit, Ideologiefreiheit der Betrachtung und mit voraussetzungsloser Anerkennung des Fremden. Während seiner Reisen in China notiert Paquet was normal, bemerkenswert, ungewöhnlich oder kritisch schien. Der chinesischen Revolution steht er skeptisch gegenüber. Er schreibt : Es gilt die Voraussetzungen eines tieferen Respektes und Verständnisses wieder lebendig zu machen, die eine Zeitlang zwischen China und dem Westen nicht mehr vorhanden schienen. Liu Weijian : Während Schriftsteller wie Karl May, Alfred Döblin und Bertolt Brecht ihr fiktives Qingdao gestalten, gelingt es Alfons Paquet als Reiseschriftsteller, seine Kenntnisse vor Ort zu sammeln. Nach seinen zwei China-Reisen schrieb er 1911 die Reiseerzählung Li oder Im neuen Osten und problematisierte die Berechtigung der Beibehaltung Qingdaos als Kolonie : Über das wiederholte Argument Flottenstützpunkt als Leiter nach dem Fernen Osten sei schon jede Erörterung müßig ; auch die Ausfuhr chinesischer Erzeugnisse über Qingdao werde sich, verglichen mit anderen Häfen, nicht ins Unbegrenzte steigern lassen. Ferner bringe die koloniale Machtdemonstration einen immer stärkeren chinesischen Nationalismus hervor, der die Fremdlinge vertreibt und die materiellen Kräfte eines Volkes steigert, zuweilen auf Kosten der geistigen. Um so mehr machte Alfons Paquet auf Qingdao als Kulturträger aufmerksam und wies dabei nicht nur auf Laozis Wuwei hin, die goldene Praxis, die Dinge sich selber zu überlassen, die sich heutzutage für ganz China in einer vom raschen Schritt der westlichen Gewalten aufgezwungenen und in Zukunft vielleicht noch für Millionen Menschenleben verhängnisvollen Krise befindet. Vielmehr hob er Konfuzius' Begriff Li als Ehrerbietung des Menschen vor dem Menschen, des Nächsten vor dem Fernsten, das Gefühl einer letzten Unantastbarkeit und des Masshaltens zwischen den Völkern hervor. Von vielen gebildeten chinesischen „Alten von Tsingtau“, die während der Xinhai-Revolution 1911 wegen ihrer Verbindung zur kaiserlichen Monarchie in das deutsche Schutzgebiet geflüchtet waren und vom dort lebenden China-Kenner Richard Wilhelm aufgenommen wurden, hoffte Alfons Paquet mehr Kenntnisse über das konfuzianistisch geprägte Land zu gewinnen. Andererseits sah er in Europäern wie Richard Wilhelm und E. J. Voskamp die vorbildlichen Mittler jener tiefen Gedanken und Stimmungen Chinas. Im Sinne von Li, der zwischenmenschlichen Zuwendung, Verständigung und Liebe, soll Qingdao eines Tages ein gemeinsames Stück deutscher und chinesischer Erde, ein heiliger Boden des Verständnisses werden. Fang Weigui : Li oder im neuen Osten ist eine Frucht seiner drei Reisen nach China, die zwischen seinen Reiseeindrücken viele Reflexionen und Kommentare darbietet. Auch wenn seine Reisebücher und Reportagen Darstellungen aus der Geographie, Geschichte, Kultur und Politik enthalten, ist Li sehr auf die Wirtschaft bezogen. In privaten vertraulichen Briefen aus seiner dritten Reise informiert Paquet Wilhelm Merton, Gründer der Metallgesellschaft AG in Frankfurt, über die wirtschaftliche und politische Lage Chinas, über die Aktivitäten der Banken, der ausländischen Handelsgesellschaften und der Absichten und Beschlüsse der Regierungen. Er interessiert sich für Werften, Bergbau, Eisenbahn, Banken, Handel und Wirtschaftspolitik. Die Abschaffung des alten Systems und die Öffnung zur westlichen Welt war für ihn eine gute Sache ; aber er, dem die Neuerungen Jung-Chinas chaotisch und wenig durchdacht erschienen, sah in der Umwälzung auch eine latente Gefahr für westliche Interessen in China. Der Wechsel war für ihn auch deswegen unangenehm, weil er bei seiner dritten Chinareise stark die Verfluchung der ganzen weissen Rasse spürte und feststellen musste. Paquets Reisen führen durch viele chinesische Städte, in denen es ausländische Niederlassungen gab. Er beschreibt die Differenz zwischen Reichtum und Armut, Zivilisation und Primitiviät, Eigendünkel und Unterlegenheit. Seine Shanghai-Bilder stellen eine direkte Konfrontation zweier Welten dar. Er schreibt : Aus dem ewigen Schwären dieser Chinesenstadt erheben sich die Seuchen, die Laster, die Aufstände und die Feuersbrünste, gegen die sich das europäische Schanghai mit steter Wachsamkeit zu wehren hat. Armut, Dreck und Geheimnisse, Ironie und Verachtung, vor allem geprägt von Slogans der „Gelben Gefahr“. Über das Wort Li schreibt er : Es wird das erste bedeutende Fremdwort sein, das die europäischen Sprachen von China annehmen. Es ist vieldeutig und eindeutig zugleich, also unübersetzbar ; und es ist eigentlich nichts anderes als der wohlklingende Ausdruck für Anstand, Schönheit, Mass, innere Höflichkeit und Zeremonie ; der Schlüssel eines ganzen Volkes, das in seinen Handlungen wohl oft verbrecherisch, hassend und kindisch, in seinen Schicksalen unglücklich, aber in seinen Gebräuchen unendlich verfeinert, in seinen Riten geisterhaft und daher im Besitz einer bemerkenswerten Seelenruhe ist. |
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17 | 1912 |
Paquet, Alfons. Chinesische Kulturpolitiker. In : Süddeutsche Monatshefte ; Bd. 9, H. 2 (1911-1912). Er schreibt : Es gab Zeiten, da die Diplomatie besonders Englands und Frankreichs mit Vorliebe die durch die Ausschreitungen der Volkswut gegen Missionare entstandenen Ansprüche aufgriff, um politische und wirtschaftliche Vorteile zu erzwingen. Das Zusammengehen von Mission und Politik bewies bisher in China nichts anderes als die innere Unwahrhaftigkeit beider. Diese Unwahrhaftigkeit des Verhältnisses ist allmählich in allen ihren schändlichen Nachwirkungen erkennt worden, und die Einsichtigen befürworten eine reinliche Scheidung. |
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18 | 1914 |
Heyking, Elisabeth von. Tschun [ID D13180]. Der Roman spielt um die Jahrhundertwende und trägt autobiographische Züge aus ihren China-Erfahrungen. Der Hintergrund ist der Boxer-Aufstand. Heyking hat Mitleid mit dem chinesischen Volk und versucht Gefühle für das unterdrückte China zu mobilisieren. Sie kritisiert das imperial-kolonialistische Vorgehen Europas in China. Heyking beginnt mit den Sätzen : "Tschun war ein schmutziger kleiner chinesischer Junge. Er war nicht schmutziger als andere kleine chinesische Jungen. Er war im Gegenteil etwas reiner. Denn Tschuns Mutter war Christin. Und Christentum bedeutet in China unter anderem auch gelegentliches Waschen." Sie schreibt über den Sommerpalast : "Der Sommerpalast umfasste eine ganze Sammlung von Palästen, samt Hallen, Paogden, Pavillons und Kiosken. Die blutrote Umfassungsmauer mit ihrer goldenen Kachelkrönung wand sich wie ein seltsames Schlangenungetüm in Zickzacklinien um das ganze Gelände, Wälder, Gärten, Grotten, einen riesigen See, hochgeschwungene Marmorbrücken über Lotosteichen." Fang Weigui : Heyking tritt als Augenzeugin der Ereignisse auf und macht zahlreiche Aussagen über den geschichtlichen Hintergrund der Boxer-Aufstandes. Sie bietet eine umfangreiche Darstellung vom Leben der einfachen Leute, den lokalen Verhältnissen und Sitten, über den Kaiserhof, Politik und Reform. Sie schildert nicht nur das Verhältnis zwischen China und den imperialistischen Mächten, die Schauer des Boxer-Aufstandes, sondern auch ausführlich die Plünderungen der Alliierten, von denen man damals nichts wusste oder nichts wissen wollte. Zhang Zhenhuan : Die Bemerkung Heykings in Bezug auf die Jiaozhou-Frage, dass die Chinesen, diese schmutzigen Barbaren, welche nur die Dollar- oder Kanonensprache verständen, keine europäischen Gesandten, wohl aber europäische Herren bräuchten. Otto Franke schreibt über Elisabeth von Heyking und ihren Mann, die er persönlich gekannt hat : Über die Chinesen hatten beide die in Berlin und anderswo damals vorgeschriebenen Ansichten : sie galten für schmutzig, feige, zurückgeblieben und widerwärtig, gut genug nur dafür, dass man ihnen ihre Besitztümer abnehmen und auf ihrem Rücken die Karriere fördern konnte. Sich mit chinesischen Kulturfragen abzugeben, war das Zeichen eines subalternen Geistes, im besten Falle eine Gelehrtenschrulle ; es war nichts an diesem Volk, das man ernst nehmen musste. Heyking hat in diesem Roman versucht, einen Chinesen zu gestalten, der sich deutlich von den „armseligen“ und „bösen“ Chinesen unterscheidet. Die Enttäuschung Tschuns über den Westen sollte eine Mischung aus dem persönlichen Schicksal und der Wiederentdeckung alter chinesischer Tugenden beinhalten. Man findet in diesem Roman eine teilweise recht kritische Analyse der europäischen Kolonial- und Missionspolitik. Mit der Figur Tschun korrigiert Heyking das einst von ihr selbst vermittelte stereotype Bild der Chinesen. |
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19 | 1915 |
Küas, Richard. Die Wacht im fernen Osten [ID D13116]. Liu Weijian : Schauplatz des Romans ist die deutsche Kolonie in Qingdao. Aus den Perspektiven der Heldin Herta und der anderen deutschen Figuren stellt Küas dar, wie moralisch überlegen die Deutschen der gelben unebenbürtigen Rasse sind. Die Chinesen werden zumeist als Diener, Köche oder Rikscha-Kulis dargestellt. Ihre Fähigkeiten scheinen nur im Dienen zu bestehen. Dank den Deutschen arbeiten sie für den Export von Kohle, Strohborten und Viehfutter aus China. Sie zeigen keine Liebe zur Natur und haben die Erde des Waldes beraubt. Erst das deutsche Vorbild veranlasst sie zu Anpflanzungen und Aufforstung von Wäldern. Küas beschreibt, wie die deutschen Soldaten gegen die Japaner kämpfen, schliesslich ihre Verteidigung aufgeben, aber nicht weil sie Angst vor dem Tod hatten, sondern weil sie plötzlich dem zwecklosen Morden Einhalt gebieten wollten. |
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20 | 1919 |
Keyserling, Hermann. Das Reisetagebuch eines Philosophen [ID D3039]. Er schreibt : Demnach bedeutet das Chinesentum einerseits ein Überbleibsel aus vergangenen Entwicklungsstadien, andererseits eine Vorwegnahme des Zukunftsideals. Für mich besteht kein Zweifel darüber, dass der Höchstgebildete künftiger Zeiten dem traditionallen Konfuzianer näher stehen wird als dem modernen Menschen, dass die soziale Ordnung der Zukunft der chinesischen ähnlicher sehen wird als dem, was unsere Utopisten erhoffen. Li Changke : Keyserling richtet sich vornehmlich auf die gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Aspekte in China. Er schreibt : Das Land ist ein Land des ewigen Friedens und der Ordnung… Das Chinesentum bedeutet einerseits ein Überbleibsel aus vergangenen Entwicklungsstadien, andrerseits eine Vorwegnahme des Zukunftsideals. Für mich besteht kein Zweifel darüber, das der Höchstgebildete künftiger Zeiten dem traditionellen Konfuzianer näher stehen wird als dem modernen Menschen, dass die soziale Ordnung der Zukunft der chinesischer ähnlicher sehen wird als dem, was unsere Utopisten erhoffen. Liu Weijian : Als Gast von Richard Wilhelm lernte Keyserling persönlich die 'Alten von Tsingtau' [Qingdao] kennen und gewann einen Einblick in die höchsten Möglichkeiten chinesischen Menschentums. Ihre überindividuelle Gelassenheit gegenüber dem schweren Schicksal und ihre innere Freiheit sowie Vitalität übertrafen Hermann von Keyserlings Erwartung und brachten ihn zu der Erkenntnis, daß der Konfuzianismus keine bloße rationalistische Morallehre, sondern das abstrahierte Schema einer gelebten oder zu lebenden Wirklichkeit sei. Er war davon überzeugt, daß der Höchstgebildete künftiger Zeiten dem traditionellen Konfuzianer, der sich als Teil der ganzheitlichen Lebenswelt begreife, näher stehen werde als dem modernen westlichen Individualisten. Es war, so bemerkte Richard Wilhelm als Augenzeuge, Keyserlings aufrichtige Absicht einer gegenseitigen Verständigung, die das Mißtrauen der Chinesen zerstreute und ermöglichte, das Tiefere aus dem Sein und der Persönlichkeit zu entnehmen und sich in den tiefsten Prinzipien zu verstehen. Eben dadurch wird die Kolonie Qingdao in einen Ort zum lebendigen Kulturaustausch umfunktioniert. Die verschiedenen Verarbeitungen des Qingdao-Themas zeigen einen dynamischen Prozess, der durch die Zeitbedürfnisse bestimmt wird. So wird kurz nach der deutschen Besitzergreifung Qingdao als ein aus der regressiven Mandarinherrschaft befreites Land dargestellt. Fang, Weigui : Keyserling wünscht sich als 'Weiser', als ein die Welt Verstehender, ein Neuordner der Welt, anerkannt zu werden. Auf der einen Seite hatte er Bewunderer, auf der anderen Seite radikale Gegner. In der Vorrede zu seinem Reisetagebuch, das ihn weltberühmt macht, schreibt er : Vorliegendes Tagebuch bitte ich zu lesen wie einen Roman. Keyserling schreibt : China ist das einzige Reich, welches je für eine längere Periode die soziale Frage gelöst hätte, das einzige, in dem die Masse der Bewohner je glücklich war ; mithin das einzige, welches das absolute sozial-politische Ideal der Erscheinungswelt je eingebildet hätte… Und wenn man bedenkt, dass das grosse chinesische Reich schon Jahrtausende entlang kaum schlechter regiert worden ist als das moderne Europa, und dieses ohne die Vermittlung eines Mechanismus, der die Menschen automatisch in Ordnung hielte, einzig dank der moralischen Qualifiziertheit seiner Bürger, so muss man zugeben, dass das durchschnittliche Niveau moralischer Bildung beim chinesischen Literaten ausserordentlich hoch sein muss. Ausserordentlich hoch ist es jedenfalls bei denen, mit welchen ich in Berührung gekommen bin… In diesem Riesenreich, in welchem noch nie radikale Massnahmen gegen bestehende Missbräuche ergriffen worden sind, hat im grossen mehr und dauerndere Ordnung geherrscht als in allen energischer betriebenen Staatswesen ; in diesem Land ohne Polizei, mit Behörden von zweifelhafter Integrität wird im ganzen weniger gestohlen, gemordet, veruntreut, gestritten, gehadert als im so wohlorganisierten Deutschen Reich… Dass die höchste Moral der gebildeten Chinesen erreicht worden ist, sieht Keyserling durch den Einfluss zweier Bücher : "Das ist das Werk zweier Schriften, die seit über zweitausend Jahren alle Erziehung im Reich der Mitte inspiriert haben : das Buch von der Ehrfurcht, das Hiau ging [Xiao jing], und des eigentlichen Katechismus der chinesischen Zivilisation, des Buches der Riten [Li ji]". Das Chinabild von Keyserling ist vor allem von Literaten, hohen Beamten, Konfuzianern, Taoisten und Buddhisten und von Büchern beeinflusst worden. Er zeichnet kein objektives Bild, interessiert sich nicht für den Alltag und das chinesische Gesellschaftssystem. Luo Wei : Keyserling glaubt in dem Geist des chinesischen konfuzianischen Klassizismus eine Zukunftshoffnung zu entdecken. |
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21 | 1922 |
Lent, Gerturd. Der Wels [ID D13266]. Schauplatz des Romans ist Beijing. |
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22 | 1925 |
Jacques, Norbert. Der Kaufherr von Schanghai [ID D13114] Der Roman beinhaltet China als Ort der Bedrohung und Gefahr für die Fremden. Er beschreibt Shanghai aber auch kolonialkritisch, dass es trotz guten Willens und hartnäckigen Anstrengungen zu keiner Völkergleichberechtung kommt. Trotzdem lässt sich die Sehnsucht des Autors nach interkultureller Ebenbürtigkeit erkennen. [Shanghai]. |
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23 | 1926 |
Salzmann, Erich von. Yü Fong [ID D13121]. Der geschichtliche Hintergrund des Romans ist die Revolution von 1911. |
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24 | 1927 |
Ehrenstein, Albert. Räuber und Soldaten [ID D12207]. Albert Ehrenstein schreibt im Nachwort : Abneigung gegen den penetranten Zuckerguss derartiger Süsspeisen trieb mein Interesse für chinesische Epik in minder ätherische Gegenden – von der langweiligen Apotheose des Dutzendliteraten weg in die Regionen der Volksromane. Chuan Chen : Shui hu zhuan ist zwar ein revolutionärer Roman, der sich aber mit tiefinnerlichen, ernsthaften mit allgemein menschlichen Problemen auseinandersetzt. Ehrenstein sieht nur die radikalen und revolutionären Elemente. Er hält diesen Roman für einen grossen, aber noch rohen Entwurf, für eine Darstellung vieler Episoden und Geschehnisse ohne schöpferische Konzentration, ohne letzte künstlerische Einheit. Ehrenstein befindet sich im Irrtum : dieser Roman ist unzweifelhaft ein künstlerisch vollendetes Werk. So entstand aus der Absicht Ehrensteins, der aus diesem „rohen Stoff“ ein künstlerisches Werk schaffen wollte, in Wirklichkeit der ungewollte Versuch, aus einem Kunstwerk ein Kunstwerk zu machen. Da Ehrenstein die chinesische Sprache nicht beherrscht, hat er durch einen Chinesen namens Ta Ko-an, der über hundert Bruchstücke aus verschiedenen chinesischen Erzählungen für ihn übersetzte, Shui hu zhuan kennengelernt. Er hat das Buch in richtiger Reihenfolge nicht lesen können, es ist ihm lediglich in Bruchstücken bekannt geworden. Das ist der Grund für seinen Irrtum, und deshalb unternahm er den Versuch, durch radikale Vereinfachung der Geschehnisse und Zuschreibung und Konzentration der Taten auf eine Hauptfigur, der Arbeit ein Einheit zu geben, die sie im Original noch nicht besitzt. Er hat gerade die Episoden aus dem Leben Su Sungs ausgelassen, die die wichtigsten für seine menschliche Entwicklung sind, und statt dessen hat er viele Abenteuer anderer Räuber ihm zugeschrieben, ohne zu bedenken, dass die andern andere Charaktere sind… Es genügt ihm, wenn der Held ein Räuber und Revolutionär ist. Dadurch bringt er in seine Umarbeitung eine absolut unchinesische Aggressivität, eine leidenschaftliche Spannung, die in einem gewissen Widerspruch steht zu der lyrischen Grundstimmung, die das ganze Buch durchzieht. Ma Jia : Die Nachdichtung ist nach sinologischer Ansicht ein misslungener Versuch... Durch das Zusammenpressen verschiedener, einander wiedersprüchlicher Charaktere in eine Figur und durch die Häufung der Handlungen gehen nicht nur die formalen Merkmale des chinesischen Romans, sondern auch die chinesische Mentalität verloren. Karl-Markus Gauss : Seine chinesischen Nach- und Umdichtungen bilden einen Spiegel seines leidenden und rebellischen Wesens, das in der chinesischen Literatur Resonanz sucht und zum Ausdruck drängt, China ist für ihn keine fernöstlich dargebrachte Religion des Sich-Ertragens, sondern ein Reich der Rebellen, die keine Herrschaft und sich selbst nur in der Empörung ertragen. Li Changke : Die bewusste Suche nach "Kampf" bestimmt Ehrensteins Beschäftigung mit China. Der Rebellionsgeist gegen die bestehende Gesellschaftsordnung liegt diesem Buch zugrunde... Der Shui Chuan mit seinem sozialkritisch-rebellischen Gehalt begeisterte den Dichter. Fortan wollte er das chinesische Werk "unter Beibehaltung des charakteristisch Chinesischen : des kolklorisch, sittengeschichtlich wichtigen Details zu einem zusammenhängenden, für Europäer lesenswerten Kunstwerk bearbeiten"... Die grossen Züge, mit denen Ehrenstein den chinesischen Roman umformte, verleihen ihm einen selbständigen Charakter. Der Erzähler selbst betrachtete sein Buch offenbar auch als eine eigenständige Leistung... Ein Textvergleich mit dem Original erübrigt sich sicher... Ehrenstein scheint sich weitgehend mit Wu Sung identifiziert zu haben, indem er die Geschicke seines Helden bis zu einem gewissen Grad zu einer literarischen Reflexion seiner eigenen sozialen Lage umgestaltete. |
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25 | 1927 |
Salzmann, Erich von. Zeitgenosse Fo [ID D13122]. Hintergrund des Romans sind die politischen Verhältnisse Chinas um die Jahrhundertwende bis in die 1920er Jahre. |
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26 | 1928 |
Malraux, André. Les conquérants [ID D13268]. Zusammenfassung Récit de la grève générale de Canton. L'histoire des Conquérants, qui commence en juin 1925, s'articule autour des révoltes à Canton et Hongkong et des actions du jeune Pierre Garine, de Suisse, qui a choisi le camp des Chinois révolutionnaires. Si le livre fit tant impression, cela est dû principalement à la manière dont Malraux a campé le personnage principal : un homme qui n'était ni un nationaliste, ni emporté par des sentiments religieux ou par quoi que ce soit, quelqu'un qui prétendait être totalement apolitique. Sa seule motivation était peut-être une vague peur de vivre. Bien que la vie, d'après Garine, l'alter ego de Malraux, soit complètement absurde et dépourvue de sens, il lutte aux côtés des Chinois opprimés. A l'opposé de ce personnage il y a Borodine, le bonze russe du parti qui désire imposer aux Chinois le modèle communiste soviétique, le terroriste Hong et le pacifiste Tcheng Dai, une sorte de personnage à la Gandhi dont le suicide est l'ultime protestation. http://www.kb.nl/bc/koopman/1940-1950/c46-fr.html. Sekundärliteratur Hülsenbeck, Richard. André Malraux : Eroberer. In : Die literarische Welt ; Jg. 5, Nr. 16 (19.4.1929). Die Übersetzung ins Deutsche des Buches von André Malraux Les conquérants = Die Eroberer [ID D13268] findet neben Anerkennung auch Kritik. Richard Huelsenbeck ist in keiner Weise mit dem Standpunkt des Buches zu China einverstanden. In seiner Rezension beanstandet er, dass Malraux China nicht bloss nicht verstanden hat, sondern seine sämtlichen europäischen Vorurteile an das Land und die Menschen herangetragen hat. Er schreibt : China hat es nicht nötig, sich von ausländischen Journalisten und Politikern helfen zu lassen, um so weniger, als diese das chinesische Problem fast immer missverstehen und mit weniger Ausnahmen nicht für China, sondern für sich erarbeiten. Diese Ausländer drängen sich in die chinesischen Verhältnisse… Sie arbeiten für sich, und somit gegen das chinesische Volk, das sie nicht nötig hat. Ich möchte als Kenner der Verhältnisse einmal energisch darauf hinweisen, dass die chinesische Republik nur eine chinesische sein kann. Ihre Motive und Absichten sind durch Himmel und Erde von den Zielen der hilfsbereiten Europäer entfernt. Geschäfte sind da nicht zu machen. Menschheitskämpfer im europäischen Sinne sind unerwünscht und müssen in China früher oder später lächerliche Figuren werden. Watanabe Hiroshi : Les conquérants consistent en trois parties : 'Les approches', 'Puissances' et 'L'homme'. Les personnages sont tous des symboles. Le héros Garine occupe une positition particulière parmi eux. On n'exagère rien en disant que Les conquérants sont une histoire de Garine raconté par le narrateur 'Je'. Il est entouré de dix hommes divers : Rebecci, Meunier, Gérard, Gallen, Myroff, Nicolaiev, Borodine, Hong, Klein et Tcheng Dai. Il est naturel que la nationalité, le tempérament et le rôle des dix personnes sont très variés, car la scène du roman est en Chine et par surcroît, son cadre la Révolution. Le héros Garine est un homme d'action s'exposant à la mort, sans demander aucune récompense. Tcheng Dai nommé un « Gandhi chinois ». Malraux dépense cinq pages and le text pour décrire un remarquable portrait de Tchen Dai. Premièrement, il voulait dépeindre une idée révolutionnaire oriental à travers cette personne asiatique. Deuxièmement, il formait le dessin de faire ressortir l'image vivante de Garine en confrontant avec Tchen Dai. Garine et Tchen Dai sont tout deux atteints de la même maladie : la « conscience individuell » à des degrès différents. Malgré cette ressemblance, pour Garine, Tcheng Dai est un obstacle, le seul adversaire et le plus fort. Jean Carduner écrit : « La révolution, pour Tcheng Dai, c'est l'occasion de prêcher un certain nombre de valeurs morales qu'il excelle à pratiquer, ce qui lui fournit l'occasion de manifester avec éclat sa propre supériorité. La Révolution pour Garine, c'est une activité de fuite, c'est un paravent factice destiné à lui cacher pour un temps l'absurdité de la vie ; c'est aussi un outil qui lui permet de conquérir cette puissance sans laquelle il n'est pas. » A la fin du livre, la maladie de Garine s'aggrave de jour en jour et il est obligé de finir par quitter Canton. Cela signifie sa mort. Ainsi, ce héros est un homme d'action, mais d'un autre point de vue, il est un confrontation avec l'absurdité. Malraux est réputé comme écrivain qui dépeint le portrait du personnage en entrant dans le détail : les traits physiques à chaque personnage, les attitudes, le ton de la voix et le travers de prononciation. Nous n'extrayons pas ces exemples, mais cette technique sert beaucoup à comprendre un changement de coeur d'une personne, c'est-à-dire, Malraux décrit le portrait non plus pour suggérer le relief, la densité extérieure du personnage, mais sa psychologie. Walter G. Langlois : Les conquérants, a novel centering on the strike and the ideological values that it embodies. This book makes it clear that Malraux saw a number of very positive elements, not so much in Asia's culture and philosophy, but rather in the 'group action' by which profound social, political and even ethical changes were being brought to the ancient continent. In a sense, Les conquérants is his first truly affirmative work because it suggests that he had found a way to bring meaning back into the life and world of modern Western man, on what one might call an ethical level. As he wrote in a letter to a friend at the time, the characters of his literary creation grew out of his deeply felt 'need to translate, throught fictional creations, a certain order of ethical values'. It was this demension of the novel – and of Malraux's concern in general – that becomes most noteworthy upon careful re-reading of the text. Although the story of Les conquérants centers on a revolution in China, on a broader level it was clearly an effort to formulate the terms of the anguished reality in which all modern men were strugging, and to suggest the direction in which solace might be discovered. Hasty critics immediately denounced the book as blatantly pro-Communist propaganda, but Malraux was actually in opposition to Marxist theory on a number of basic points. However, like the Marxists, he was strongly opposed to everything that the bourgeoisie represented, and he believed that only a collective action would bring about the needed changes. Since the bourgeois would was based on 'order', in the two meaning of stability and hierarchy, it is not surprising that Malraux put great emphasis on something he called metamorphosis. Garine, the central figure, did not blieve in metamorphosis except as it was linked to those for whom he was fighting. As a revolutionary, he was seeking to obtain as much as possible for his comrades in arms, the suffering masses of China. As a hero, he was 'postive' and non-individidualist because he engaged his life for the other men, utterly apart from any consideration of personal gain. As a man, he defined himself not as an isolated Nietzschean will-to-power, but rather as an integral part of a collectivity in action. Evidently for Garine – as for Malraux – the commitment to revolution stemmed from a deeply felt human obligation, rather than from the shallow personal motivation of a Romantic adventurer. Garine was not working towards an absolute end ; he was involved in a living, changing reality. In the midst of action he was little concerned with colaborating the political structure of some future ideal state. True, he was engaged in a general direction, and his individual decisions were made as a function of that direction, but again it was 'human' and not ideological. Convinced that the highest values were all collective ones, he wanted to destroy individuality on their behalf. To do so, he allied himself with Borodine and the Communists, but this certainly did not mean that he was a Communist, or even that he felt that Communism was necessarily the best political credo. It was simply better than the bourgeois system which it attacked : better potentially, because it promised dignity and social justice for the mass of mankind ; better actually, because by predicating social change as a positive value it afforded the possibility of doing something about the whole situation. Malraux passe brusquement du surréel au réel avec Les Conquérants, le premier roman français important à se donner pour sujet une lutte révolutionnaire au XXe siècle. Ouvrage métaphysique, le livre tire sa substance romanesque d'un épisode de la révolution chinoise: l'insurrection ouvrière qui secoue Canton en 1925. A travers le personnage de Garine, un conquistador dans l'absolu, ce roman reportage annonce une structure multilinéaire, stratifiée, découpée en séquences autonomes, ponctuée de phrases collage, de blancs, de retraits, etc. — et se révèle tel que le voulait son auteur: „une accusation de la condition humaine". En effet, conçu comme „un type de héros en qui s'unissent la culture, la lucidité et l'aptitude à l'action", Garine entend se forger, à travers une action héroïque, une vie comme „fatalité personnelle", et cela contre le monde où il ne compte pas, d'où la "vraie vie" est absente: „Pas de force, même pas de vraie vie sans la certitude, sans la hantise de la vanité du monde...". L'insignifiance du monde fonde ainsi la signification de la vie : „si le monde n'est pas absurde, c'est toute sa vie qui se disperse en gestes vains...", fait remarquer le narrateur témoin. forum.portal.edu.ro/index.php?act=Attach&type=post&id=1173485. Alain Meyer : Les conquérants représentaient, dans leur facture, la perfection du roman d'aventures. Les éléments traditionnels de la construction romanesque y sont portés à leur plus extrême rigueur. Tout y est « fonctionnel » parce que tout concourt à tracer une ligne romanesque simple : une seule histoire est racontée d'un seul point de vue autour d'un seul personnage central et suivant un seul mode de conduite du récit. Les digressions sont systématiquement éliminées. Le narrateur, au même titre que ses personnages, recherche, avant tout, l'efficacité. Liu Chengfu : Dans Les conquérants, ce que Malraux a décrit, c'est la fameuse grève qi a éclaté à Guangzhou dans les années vingt. Ce mouvement est en effet la première confrontation de grande envergure entre la force révolutionnaire et la puissance réactionnaire en Chine. Malraux nous a remarquablement montré tout le processus de ce mouvement : éclatement de la grève, boycottages des marchandises anglaises, sabotage des machines par les ouvriers, rôle de la troisième Internationale et des communistes dans le gouvernement de Guangzhou, difficultés rencontrées dans la révolte, empêchement de la force droite du Parti National, répression sanglante par Tchen Jiongming sous le soutien puissant des impérialistes occidentaux. Sun, Weihong. La Chine chez Malraux : de 'La tentation de l'Occident' aux 'Antimémoires'. Les Conquérants ont pour cadre la grève qui a eu lieu à Canton en 1925, La Condition humaine décrit l'insurrection communiste à Shanghai en 1927, ainsi que la scession du parti communiste et du Kuomintang. Tous sont de grands événements révolutionnaires dans l'histoire de la Chine. Mais pour un lecteur chinois, l'impression la plus forte laissée par la lecture de ces deux romans, est qu'on n'y ressent vraiment pas une atmosphère chinoise. Non qu'il y manque des détails authentiques : en tant qu'auteur n'ayant jamais vraiment vécu en Chine, Malraux a sans nul doute fourni de grands efforts à cet égard. Il est en réalité bien documenté sur ces événements, et certaines descriptions sont aussi leçon d'exactitude à l'évrivain, mais à montrer le caractère littéraire de Malraux. |
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27 | 1928 |
Meckauer, Walter. Die Bücher des Kaisers Wutai [ID D13125]. Li Changke : Meckauer profitiert von seinen China-Kenntnissen. Der Roman spielt in einer Phantasie-China-Welt im 5. vorchristlichen Jt. Das Hauptthema ist die Suche nach dem Sinn des Lebens und das Werk zeigt die Aufgeschlossenheit Meckauers gegenüber der fremden Welt. Stefan Zweig schreibt ihm : Ihr Roman vom Leben und Nachleben des Kaufmanns Schuji in Nanking mutet wie eines der kostbaren, reich bestickten chinesischen Mandarinengewänder an und scheint in seinem Wesen fast echter als die original chinesischen Romane, die ich bei meiner sichtenden Arbeit für den Insel-Verlag zu prüfen hatte. |
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28 | 1930 |
Huelsenbeck, Richard. China frisst Menschen [ID D11986]. Der Schauplatz des Romans ist der Bürgerkrieg, die Personen, die an den Unruhen und Kriegen beteiligt sind, sind aus dem Westen. Dietrich Harth : China ist in seinem Roman als Gleichnis für eine Wirklichkeit zu verstehen, in der das berechnende Planen und Wollen mit triebhaften Illusionen und unberechenbaren Begierden zusammenstösst. So geht es ihm nicht um ein Bild der chinesischen Kultur. Huelsenbeck sucht in China die verkehrte Welt. Damit ist er aber nur in das Spiegelbild jener Welt eingetreten, die er als Heimat verlassen hat. Sein China ist die spiegelbildlich verkehrte eigene Welt. Der Roman spielt nicht nur mit Stereotypen, sondern macht ihre Struktur zu seinem Konstruktionselement. Als Spiegelbild entlarvt, ist das Bild des Fremden nicht anderes als das seitenverkehrte Bild der Figur, die in den Spiegel schaut. |
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29 | 1937 |
Albert Ehrenstein schreibt : Meine Auswanderung nach China hatte ihre Ursache in einer unglücklichen Liebe, die mich für längere Zeit vor der Wirklichkeit fliehen liess - ohne alle östlichen Tendenz. Li Changke : Bei Ehrenstein mag Liebeskummer als Hintergrund für dessen Hinwendung zu China von nur äusserer Natur gewesen sein. So sieht man heute in der Zuwendung des Dichters zu China zum Beispiel einen "poetischen Selbstrettungsversuch" des in einer künstlerischen Krise befindlichen, um Anerkennung kämpfenden Schriftsteller, oder man interpretiert sie als einen Versuch Ehrensteins, "in der chinesischen Mimikry die völlige Assimilation herbeizuführen", da das Chinesentum noch mehr als die religiös tolerante Antike, zu der sich der Dichter ebenfalls hingzogen gefühlt habe, in der Lage sei, "die Leiden der Vereinzelung und Isolation auszulöschen oder besser, sie angesichts des Fortbestandes seiner uralten Kultur zu relativieren". Ein Zeitgenosse begründete das Chinainteresse Ehrensteins primär politisch : Gegen Ende der zwanziger Jahre zerplatzte die Hoffnung des Dichters auf eine Revolution in Deutschland. Infolgedessen wandte er sich vom Heimatland ab und China zu, das gerade im Umbruch begriffen war und Revolution und Sozialisierung versprach. |
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# | Year | Bibliographical Data | Type / Abbreviation | Linked Data |
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1 | 1880 | May, Karl. Kiang-lu : ein Abenteuer in China. In : Deutscher Hausschatz in Wort und Bild : für das Jahr 1880. (Regensburg : O. Pustet, 1880) ; May, Karl. Am Stillen Ocean. (Freiburg i.B. : Fehsenfeld, 1880). | Publication / MayK4 |
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2 | 1938 | Birkhäuser, Ernst Adolf. Das Mädchen von Schanghai. (Leipzig : Grunow, 1938). Schauerroman ohne chinesischen Hintergrund. [Shanghai]. | Publication / Birk1 |
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# | Year | Bibliographical Data | Type / Abbreviation | Linked Data |
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1 | 2000- | Asien-Orient-Institut Universität Zürich | Organisation / AOI |
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