May, Carl
May, Carl Friedrich
# | Year | Text | Linked Data |
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1 | 1880-1899 | Karl Mays Darstellungen über China entspricht dem Chinabild in der Literatur des 19. Jahrhunderts. Er ist der einzige deutsche Schriftsteller, der China zum Gegenstand eines Romans machte und wusste einiges über das Land und Volk. Er versuchte, China gegenüber den Kolonialmächten England und Frankreich in Schutz zu nehmen und den Opiumhandel anzuprangern. Doch auch er wiederholte die Klischees über China und die Chinesen, die Herder und Hegel verewigt hatten. Auch bei ihm sind die Chinesen – seien sie in China oder in Amerika – schmutzig, eigennützig, grausam den Menschen und Tieren gegenüber, ehr- und skrupellos, schadenfroh, diebisch, feige usw. |
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2 | 1880 |
May, Karl. Der Kiang-lu [ID D13271]. Fang Weigui : Es ist die erste Abenteuer- oder Reiseerzählung von May, die sich mit chinesischer Thematik befasst : eine Begegnung mit Flusspiraten, Gefangenschaft und Befreiung, Flucht und Verfolgung, Umgang mit höchsten Beamten, Entlarvung und Tötung des Hauptschurken. China ist für die Helden eine Art von Eingeborenenland, das nur durch Zufall noch nicht unter die eigentlich notwendige Herrschaft europäischer Kolonialherren gelangt ist. Die Chinesen sind feige, unsauber, betrügerisch, desorganisiert, ihre Kultur verfällt. Trotz einer gewissen Durchtriebenheit sind sie den Europäern an Intelligenz unterlegen und müssen sich deshalb immer wieder den westlichen Reisenden beugen. Liu Weijian : In seiner Erzählung beschreibt May, dass die barbarischen Europäer mit Schwert und Pulver nach China kommen, um seinen Kindern das Gift des Opiums aufzuzwingen und seine Städte zu verheeren. |
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3 | 1889-1992 |
May, Karl. Der blau-rote Methusalem = May, Karl. Kong-Kheou [ID D13264]. Quellen : Gabelentz, Georg von der. Chinesische Grammatik [ID D742] und Anfangsgründe der chinesischen Grammatik [ID D743]. Huc, Evariste Régis ; Gabet, Joseph. Wanderungen durch das Chinesische Reich und Wanderungen durch die Mongolei nach Thibet [ID D2107]. Schott, Wilhelm. Chinesische Sprachlehre [ID D1378]. Heinrigs, Johann. Über die Schrift der Chinesen [ID D13292]. Neumann, Karl-Friedrich. Lehrsaal des Mittelreiches [ID D4338]. Davis, J.F. China [ID D2017]. Amherst's Gesandschaftsreise [ID D13291]. Alle diese Bücher waren im Besitz von Karl May und haben Anstreichungen oder Randbemerkungen. May hat sich selbst eine chinesische Vokabelliste angefertigt. Chinesische Wörter und Begriffe in diesem Roman werden ohne Kenntnis der Grammatik und der Idiomatik zu Komposita und ganzen Sätzen zusammengebastelt, die allen kombinatorischen Regeln des Chinesischen widersprechen und oftmals gänzlich unverständlich sind. Li Changke : Unterhaltungsroman, der rassistische Vorurteile gegen China und die Chinesen verbreitet Fang Weigui : Seit dem Erscheinen des Methusalem gilt Karl May in der Öffentlichkeit als China-Kenner. May schreibt : China ist ein wunderbares Land. Seine Kultur hat sich in ganz andrer Richtung bewegt und ganz andre Formen angenommen als diejenige der übrigen Nationen. Und diese Kultur ist hochbetagt, greisenhaft alt. Die Adern sind verhärtet und die Nerven abgestumpft ; der Leib ist verdorrt und die Seele vertrocknet, nämlich nicht die Seele des einzelnen Chinesen, sondern die Seele seiner Kultur. Schon Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung hatte sie dieselbe eine Stufe erreicht, welche erst in allerneuester Zeit überschritten zu werden scheint, und zu diesem Fortschritte ist China mit der Gewalt der Waffen gezwungen worden… Kein Volk ist so höflich wie die Chinesen, und es ist eine beinahe tödliche Beleidigung, einen Bewohner der Mitte grob zu nennen… Es ist eine der lobenswerten Eigenschaften des Chinesen, dass er seine Eltern in hohem Grade ehrt und den Verstorbenen eine nie ermüdende Pietät widmet… Der Chinese versteht es, jedes Stück fruchtbaren Landes möglichst auszunutzen… Trotz diesen auch positiven Darstellungen zeigt May ein zu verachtendes China. Im allgemeinen werden die Chinesen im Kollektiv als dreckige und übelriechende gelbe Schar, als boshafte Piraten oder grausame Gangster, hinterlistige Betrüger, diebische Halunken, geile Männlein und korrupte Beamte dargestellt. Zhang Zhenhuan : Der Roman spielt im Jahre 1874, acht Jahre nach der Niederlage der Taipings. Dem Leser wird ein China vermittelt, das trotz seiner Grösse und seiner alten Kultur ein heruntergekommenes Land ist. Zwar hat May für die chinesischen Gesellschaftsschichten das Buch von Huc benutzt, hat sich aber sehr viel dichterische Freiheit erlaubt… Religion spielt in Mays Werken eine bedeutende Rolle. Das Christentum und die christlichen Missionen werden gegenüber den anderen Religionen als überlegen dargestellt… Deutschland wird verherrlicht. Die chinesische Stadt besteht im Roman aus Schmutz und Gedränge und die Chinesen werden als ein Volk dargestellt, das aufgrund seiner zahlreichen negativen Charaktere und der zahlreichen Misstände, der Regierung eines europäischen Kolonialherren, möglichst der Deutschen bedarf. Erwin Koppen : Es spricht einiges dafür, dass Karl May seine Informationen über China eher durch Lektüre von Trivialliterautr und Presseberichten, als durch das Studium ernsthafter Werke erhalten hat. Die ausserordentliche Fehlerhaftigkeit der chinesischen Stellen lässt ausserdem den Schluss zu, dass sich May, der von dieser Sprache keine Ahnung hatte, auf äusserst obskure Quellen und Ratgeber verliess. Er schreibt über den Inhalt von Methusalem : Das gelobte Land der Zöpfe, eine fünftausendjährige Kulturnation zwar, die aber in jeder Hinsicht dem Untergang geweiht ist, ein Land zweiter oder dritter Kategorie, degeneriert und heruntergekommen. Liu Weijian : Karl May beschreibt die chinesische Kultur als greisenhat alt und vertrocknet. Zur Erneuerung habe China erst dank dem Westen mit der Gewalt der Waffen gezwungen werden müssen, was in Küstengegenden zu spüren sei. |
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4 | 1899 |
May, Karl. Der schwarze Mustang [ID D13281]. Fang Weigui : Roman über chinesische Eisenbahnarbeiter im "Wilden Westen" Amerikas. Die Chinesen werden ohne Ausnahme als Schurken und Diebe dargestellt. May schreibt : Diese Burschen sind alle Halunken, vom ersten bis zum letzten. Sie stehlen nur dann nicht, wenn es nichts zu stehlen gibt, und ihr Hauptgrundsatz ist der, dass es keine Sünde und Schande, sondern vielmehr ein gutes Werk und eine Ehre ist, den Weissen so viel wie möglich zu übervorteilen. |
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5 | 1901 |
May, Karl. Ex in terra pax = Friede auf Erden [ID D2671]. Roman der Abenteuer einer kleinen deutsch-abendländischen Reisegesellschaft. Zhang Zhenhuan : Karl Mays Chinabild hat sich radikal geändert : von dem verdammten China mit seinen negativen, bis zum idealisierten in Ex in terra pax und Und Friede auf Erden. Er hat den Nachholbedarf an räuberischem Imperialismus erkannt und distanziert sich ganz bewusst von dieser Propaganda. Statt Flusspiraten, grausame Boxer und Räuber gestaltet er ein idealisiertes China, das als das Land der östlichen Weisheit bereits im Europa der Aufklärung die Vorstellung bestimmt hat. Mit dem Roman Und Friede auf Erden will May dem Leser vor Augen führen, dass alle Kulturen und Religionen brüderlich zusammenleben können. May gestaltet ein völlig gegen den Wunsch von Joseph Kürschner und damit auch gegen den Zeitgeist gerichtetes Chinabild und er zeigt, dass die Einstellung eines Autors zu einem andern Land durchaus veränderbar ist, dass die Wiedergutmachung auf einem idealisierten Chinabild basiert. May strebt an, die imperialistischen Gewalttaten in China und die Vorurteile, zu bekämpfen. Er schreibt : Von den ersten Kinderschuhen an hat man durch alle Klassen der Volks- und höheren und höchsten Schulen über die Chinesen nichts Anderes gehört, als dass sie wunderlich gewordene, verschrobene Menschen seien, über welche die Weltgeschichte schon längst den Fluch der Lächerlichkeit ausgesprochen hat. Fang Weigui : May zeigt ein wunderbares China-Bild. Er hat seine kolonialistischen und imperialistischen Vorurteile abgelegt und stellt ein Bild der Wiedergutmachung dar. Die Personen stellt er als Gelehrte und Konfuzianer dar. Sie repräsentieren allgemein menschliche, humanistische Werte – nicht dogmatisch, sondern in Wort und Tat. May schreibt : Der Osten hat gegeben, so lange und so viel er geben konnte. Wir haben uns an ihm bereichert fort und fort ; er ist der Vater, der für uns und an uns arm geworden ist. Denken wir doch endlich nun an unsere Pflicht !... Leute die ein halbes, ja gar ein ganzes Menschenalter in China zugebracht haben und also wohl mit Recht behaupten, Land und Leute zu kennen, dieses Land und diese Leuten genau noch ebenso falsch beurteilen wie einer, der niemals dort gewesen ist. Ihre Kenntnis ist – Photographie ! Ihr ganzes, vielleicht ausserordentlich reiches Wissen besteht aus leb- und seelenlosen Kamerabildern, die in den aus Europa mitgebrachten Apparaten entstanden sind. Aus dem Vorurteil der kaukasischen Rasse werden die Filme geschnitten, denen man die Unmöglichkeit zumutet, uns die chinesische Volksseele in allen, auch ihren tiefsten und geheimnisvollsten Regungen, treu, wahr und aufrichtig darzustellen. May schreibt über Joseph Kürschner : Damals fragte ein rühmlichst bekannter, inzwischen verstorbener Bibliograph bei mir an, ob ich ihm ebenso wie zu früheren Unternehmungen nun auch zu einem grossen Sammelwerk über China einen erzählenden Beitrag liefern könnte…Da mir nichts Gegenteiliges gesagt wurde, nahm ich als ganz selbstverständlich an, dass es sich um ein gewiss unbegangenes, rein geographisches Unternehmen handle, das nicht von mir verlange, anstatt bisher nur für die Liebe und den Frieden, nun plötzlich für den Hass, den Krieg zu schreiben… Das Werk war nämlich der patriotischen Verherrlichung des Sieges über China gewidmet… Ich hatte mich und das ganze Buch blamiert, und mir wurde bedeutet, einzulenken. Ich tat dies aber nicht, sondern schloss ab, und zwar sofort, mit vollem Recht. |
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# | Year | Bibliographical Data | Type / Abbreviation | Linked Data |
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1 | 1880 | May, Karl. Kiang-lu : ein Abenteuer in China. In : Deutscher Hausschatz in Wort und Bild : für das Jahr 1880. (Regensburg : O. Pustet, 1880) ; May, Karl. Am Stillen Ocean. (Freiburg i.B. : Fehsenfeld, 1880). | Publication / MayK4 |
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2 | 1892 | May, Carl [May, Karl]. Der blau-rote Methusalem : eine lustige Studentenfahrt nach China. (Stuttgart : Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1892). = May, Karl. Kong-Kheou, das Ehrenwort. In : Der gute Kamerad ; Jg. 3 (1888-1889). | Publication / MayK2 |
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3 | 1899 | May, Karl. Der schwarze Mustang. (Stuttgart : Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1899). | Publication / May10 |
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4 | 1901 |
Kürschner, Joseph. China : Schilderungen aus Leben und Geschichte, Krieg und Sieg : ein Denkmal den Streitern und der Weltpolitik. Hrsg. von Joseph Kürschner. T.1-3. (Leipzig : Hermann Zieger ; Berlin : Natge, 1901). [Mit 30 farbigen Kunstblä̈ttern, 1 Gedenkblatt, 716 Textillustrationen, 2 Karten]. Enthält : China, Land und Leute, Die Wirren 1900/1901, Erzählendes und anderes von und aus China. Schweiger-Lerchenfeld, Armand. Der Chinese und chinesisches Leben. May, Karl. Ex in terra pax : Reiseerzählung. = May, Karl. Und Friede auf Erden ! [Erweiterte Form]. |
Publication / Kürs1 |
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