May, Karl. Ex in terra pax = Friede auf Erden [ID D2671].
Roman der Abenteuer einer kleinen deutsch-abendländischen Reisegesellschaft.
Zhang Zhenhuan : Karl Mays Chinabild hat sich radikal geändert : von dem verdammten China mit seinen negativen, bis zum idealisierten in Ex in terra pax und Und Friede auf Erden. Er hat den Nachholbedarf an räuberischem Imperialismus erkannt und distanziert sich ganz bewusst von dieser Propaganda. Statt Flusspiraten, grausame Boxer und Räuber gestaltet er ein idealisiertes China, das als das Land der östlichen Weisheit bereits im Europa der Aufklärung die Vorstellung bestimmt hat. Mit dem Roman Und Friede auf Erden will May dem Leser vor Augen führen, dass alle Kulturen und Religionen brüderlich zusammenleben können. May gestaltet ein völlig gegen den Wunsch von Joseph Kürschner und damit auch gegen den Zeitgeist gerichtetes Chinabild und er zeigt, dass die Einstellung eines Autors zu einem andern Land durchaus veränderbar ist, dass die Wiedergutmachung auf einem idealisierten Chinabild basiert. May strebt an, die imperialistischen Gewalttaten in China und die Vorurteile, zu bekämpfen. Er schreibt : Von den ersten Kinderschuhen an hat man durch alle Klassen der Volks- und höheren und höchsten Schulen über die Chinesen nichts Anderes gehört, als dass sie wunderlich gewordene, verschrobene Menschen seien, über welche die Weltgeschichte schon längst den Fluch der Lächerlichkeit ausgesprochen hat.
Fang Weigui : May zeigt ein wunderbares China-Bild. Er hat seine kolonialistischen und imperialistischen Vorurteile abgelegt und stellt ein Bild der Wiedergutmachung dar. Die Personen stellt er als Gelehrte und Konfuzianer dar. Sie repräsentieren allgemein menschliche, humanistische Werte – nicht dogmatisch, sondern in Wort und Tat.
May schreibt : Der Osten hat gegeben, so lange und so viel er geben konnte. Wir haben uns an ihm bereichert fort und fort ; er ist der Vater, der für uns und an uns arm geworden ist. Denken wir doch endlich nun an unsere Pflicht !... Leute die ein halbes, ja gar ein ganzes Menschenalter in China zugebracht haben und also wohl mit Recht behaupten, Land und Leute zu kennen, dieses Land und diese Leuten genau noch ebenso falsch beurteilen wie einer, der niemals dort gewesen ist. Ihre Kenntnis ist – Photographie ! Ihr ganzes, vielleicht ausserordentlich reiches Wissen besteht aus leb- und seelenlosen Kamerabildern, die in den aus Europa mitgebrachten Apparaten entstanden sind. Aus dem Vorurteil der kaukasischen Rasse werden die Filme geschnitten, denen man die Unmöglichkeit zumutet, uns die chinesische Volksseele in allen, auch ihren tiefsten und geheimnisvollsten Regungen, treu, wahr und aufrichtig darzustellen.
May schreibt über Joseph Kürschner : Damals fragte ein rühmlichst bekannter, inzwischen verstorbener Bibliograph bei mir an, ob ich ihm ebenso wie zu früheren Unternehmungen nun auch zu einem grossen Sammelwerk über China einen erzählenden Beitrag liefern könnte…Da mir nichts Gegenteiliges gesagt wurde, nahm ich als ganz selbstverständlich an, dass es sich um ein gewiss unbegangenes, rein geographisches Unternehmen handle, das nicht von mir verlange, anstatt bisher nur für die Liebe und den Frieden, nun plötzlich für den Hass, den Krieg zu schreiben… Das Werk war nämlich der patriotischen Verherrlichung des Sieges über China gewidmet… Ich hatte mich und das ganze Buch blamiert, und mir wurde bedeutet, einzulenken. Ich tat dies aber nicht, sondern schloss ab, und zwar sofort, mit vollem Recht.
Literature : Occident : China as Topic
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Literature : Occident : Germany