1992
Publication
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1 | 1920 | Guo Moruo schreibt nachdem er Gedichte von Johann Wolfgang Goethe übersetzt hat : Das Leben der Poesie besteht in ihrer unergründlichen Seele (feng yun), so dass ich meine, dass es neben einer wortgetreuen und freien Übersetzung ein "Übersetzung der poetischen Seele" (feng yun yi) geben sollte. Wenn ich, so unbegabt ich bin, Goethes Gedichte lese, fällt es mir schon schwer, Stil und Sinn dieser Lyrik zu verstehen, aber noch mehr, ihre Seele zu begreifen, die für mich wohl das Unergründlichste des Unergründlichen bedeutet. | |
2 | 1925 | Feng Zhi ist Mitbegründer der Chen zhong shi (Gesellschaft der versunkenen Glocke), benannt nach dem Versdrama von Gerhart Hauptmann. Die Gesellschaft publiziert die Zeitschrift Chen zhong [ID D11410], in der Übersetzungen aus der deutschen Romantik veröffentlicht werden. |
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3 | 1933 |
Kisch, Egon Erwin. China geheim [ID D3315]. Kisch schreibt : Wohlfeiler als die wohlfeilste Maschine ist der chinesische Mensch, seine Hände sind der Elevator, seine Arme die Ketten, seine Schultern das Lastauto, seine Beine die Betriebsbahn – diese Maschinen brauchen keine Mechaniker, kein Treiböl, und ein Defekt kostet den Unternehmern nichts, wenn seine Maschine ein Mensch ist. Raubbau statt Wirtschaft, Waffen statt Arbeitsmachinen, Opium statt Nahrung, Missionare statt Lehrer, Polizei statt Gewerkschaften, das sind die Brautgeschenke Europas an China… Soll etwa das Chinesenvolk für die Wolkenkratzer und Villen dankbar sein, die sich die Fremden von seinem Geld und mit seinem Blut erbaut haben und in deren Schatten Chinesen Hungers leben und Hungers sterben ? Sollen sie die Bankgebäude preisen, in denen sie die Boxerindemnität und die anderen Tribute abliefern ? Verlangt man von einem Delinquenten, dass er die Solidität des Galgens lobe, an den er geknüpft wird. Fritz Gruner : Kisch berichtet über seine Reise in China von 1932, wobei er seine Eindrücke aus der Sicht seiner Aufenthalte in Grossstädten wie Beijing oder Shanghai beschreibt. Kischs Reportagen zeigen seinen Blick für das Wesentliche, sein soziales Engagement, seine feine Ironie oder scharfe Satire. Für ihn ist nicht nur der gewählte Stoff oder der zu beschreibende Gegenstand wichtig, sondern auch eine fesselnde Art der Darbietung. Er erkundet China vor allem politisch, er sieht China nicht als Ursprungsland grosser geistiger Strömungen, kultureller, philosophischer und literarischer Errungenschaften, sondern er prangert gesellschaftliche, soziale und politische Missstände an und lüftet einige der damaligen "Geheimnisse" um China. Zu seinen ersten Eindrücken gehören die Folgen des japanischen Bombardements. So ist es auch versändlich, dass nicht die Exotik des Landes, die fremdartige Natur, das Klima und das bunte Strassen- oder Städtebild in seinen Berichten an erster Stelle stehen, sondern er schildert die Hintergründe, die verwerflichen Praktiken ausländischer Eindringlinge und Waffenhändler, die Machenschaften auf finanzpolitischem Gebiet, den nationalen und sozialen Befreiungskampf des chinesischen Volkes, die Kinderarbeit und das Massenelend. Kisch kritisiert vor allem die unwürdigen sozialen Zustände in China durch den Einfluss Europas und ist überzeugt, dass die Revolution das ganze Land ergreifen wird. |
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4 | 1936 | Cheng Fangwu schreibt in Zhongguo xin wen xue da xi [ID D11406] : Eine ideale Gedichtübersetzung müsste erstens selbst ein Gedicht sein, zweitens das Gemüt (qing xu) und drittens den Inhalt des Originals vermitteln, viertens sich die ursprüngliche Gestalt aneignen... Um in einer Übersetzung ein Gedicht zu schaffen bzw. das Gemüt des Originals zu vermitteln, können unter Umständen geringfügige Veränderungen in Inhalt und Gestalt verziehen werden, denn Poesie ist etwas, was über dem Inhalt steht, so dass wir das Nebensächliche nicht mit dem Westentlichen verwechseln dürfen. |
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5 | 1950-1952 | Franz Carl Weiskopf ist Botschafter der Tschechoslowakei in Beijing. |
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6 | 1960 |
Canetti, Elias. Masse und Macht [ID D14047]. Canetti schreibt : Alle Absichten des Menschen auf Unsterblichkeit enthalten etwas von der Sucht, zu überleben. Man will nicht nur immer da sein, man will da sein, wenn andere nicht mehr da sind. Jeder will der Älteste werden und es wissen, und wenn er selbst nicht mehr da ist, soll man es von seinem Namen wissen. Die niedrigste Form des Überlebens ist die des Tötens… Am folgenreichsten ist die Ausbildung des Ahnenkultes bei den Chinesen. Um zu verstehen, was ein Ahne bei ihnen ist, muss man auf ihre Seelenvorstellung ein wenig eingehen. Sie [die Chinesen] glauben, dass jeder Mensch im Besitze von zwei Seelen sei. Die eine, po, entstand durch das Sperma und war also seit dem Augenblick der Zeugung vorhanden ; ihr wurde das Gedächtnis zugerechnet. Die andere Seele, hun, entstand durch die Luft, die nach der Geburt eingeatmet wurde, und bildete sich dann allmählich. Sie hatte die Gestalt des Körpers, den sie belebte, aber sie war unsichtbar. Die Intelligenz, die ihr zugehörte, wuchs mit ihr, es war die überlegene Seele. Nach dem Tode stieg diese Atemseele zum Himmel auf, während die Spermaseele bei der Leiche im Grabe blieb… Über das Ergebnis seiner Beschäftigung mit dem Lun yu schreibt Canetti : Es ist, von allen Zivilisationen, der einzige ernsthafte Versuch, der mir bekannt ist, die Lüsternheit des Überlebens aufzulösen. Als solchen wird man den Konfuzianismus in seinem Ursprung, all seinen späteren Entartungen zum Trotz, wenigstens in diesem Aspekt, sehr vorurteillos bedenken müssen. Gerwig Epkes : Canetti ist nicht in der Lage, sich differenziert mit China auseinanderzusetzen. So setzt er z.B. Konfuzius, Konfuzianismus und die chinesische Zivilisation gleich. Er unterstellt den Chnesen ein Triumpfgefühl beim Anblick der Toten und eine Lüsternheit des Überlebens. Er untersucht nicht ihre spezifische gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung. Er rühmt das Lun yu wegen dessen Lebensfeindlichkeit, was seiner eigenen Sicht entspricht. Dabei gehen ihm weitere Einsichten in China verloren. Zudem rückt er den Reichtum der chinesischen Philosophie in ein schiefes Licht. Er verdrängt Tatsachen, die seine eigene idealisierende Wahrnehmung stören. Chen Yun : Canetti beschäftigte sich mit dem Ahnenkult der Chinesen. Wu Ning : Canetti schreibt von Opferzeremonien und Gedenkriten mancher Völkergruppen, bei denen man aus einem anderen Glauben, einer anderen Tradition mit dem Tod umgeht. Dort ist man der Ansicht, dass die Toten noch immer Macht über die Hinterbliebenen ausüben würden. Ning Ying : Im alten China äusserten verschiedene Schulen ihre eigenen Meinungen über die Massen und den Machthaber. Konfuzius und Mengzi teilen die Menschen in zwei Kategorien : Die Edlen und die Nichtswürdigen. Bei Canetti wird die Masse entder als ‚ein blutgieriger Tiger’ oder als ‚ein roter Kater’ oder ‚ein halber Mensch’ bezeichnet. In China behandelt man das Problem der Masse und Macht meistens aus dem politischen und sozialen Aspekt, während Canetti es mehr aus der philosophischen, anthropologischen und psychologischen Sicht betrachtet. |
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7 | 1975 |
Canetti, Elias. Das Gewissen der Worte : Essays [ID D14042]. Canetti, Elias. Konfuzius in seinen Gesprächen (1971). In : Das Gewissen der Worte. Canetti schreibt : "Die 'Gespräche' des Konfuzius sind das älteste vollkommene geistige Porträt eines Menschen. Man empfindet es als ein modernes Buch, nicht nur alles, was es enthält, auch alles, was in ihm fehlt, ist wichtig… Ich kenne keinen Weisen, der den Tod so ernst nahm wie Konfuzius. Auf Fragen nach dem Tod verweigert er die Antwort. 'Wenn man noch nicht das Leben kennt, wie sollte man den Tod kennen'. Er sagt nicht, dass nachher nichts ist, er kann es nicht wissen. Aber man hat den Eindruck, dass ihm gar nicht daran läge, es in Erfahrung zu bringen, selbst wenn das möglich wäre. [Lun yu]. Aller Wert wird damit auf das Leben selbst verlegt, was man dem Leben an Ernst und Glanz genommen hat, indem man einen guten, vielleicht den besten Teil seiner Kraft hinter den Tod verlegte, wird ihm wieder zurückerstattet. So bleibt das Leben ganz, was es ist, und auch der Tod bleibt intakt, sie sind nicht austauschbar, nicht vergleichbar, sie mischen sich nicht, sie bleiben verschieden… Die Reinheit und der menschliche Stolz dieser Gesinnung ist sehr wohl vereinbar mit jener emphatischen Steigerung des Gedenkens an die Toten, wie sie sich im Li-ki [Li ji], dem Buch der Riten der Chinesen findet. Das Glaubwürdigste, was ich über die Annäherung an die Toten je gelesen habe, über das Gefühl ihrer Gegenwart an den Tagen, die zu ihrem Gedächtnis bestimmt sind, findet sich in diesem Buch der Riten… Es ist ganz im Sinne des Konfuzius, es ist, obwohl in dieser Form erst später aufgezeichnet, das, was man bei der Lektüre seiner Gespräche schon immer empfindet. In einer Verbindung von Zartheit und Zähigkeit, die sich anderswo schwerlich findet, bemüht er sich, das Gefühl der Verehrung für gewisse Tote zu steigern… Es ist ein sehr kompletter Mensch, den man da kennenlernt, aber nicht irgendein Mensch. Es ist ein Mensch, der auf seine Vorbildlichkeit bedacht ist und mit ihrer Hilfe auf andere einwirken will… Wer drei Jahre für seinen Vater trauert, den Lauf seiner gewohnten Tätigkeit so vollkommen und so lang unterbricht, kann keine Freude am Überleben fühlen, jede Genugtuung am Überleben, selbst wenn sie noch möglich wäre, wird durch den Gang der Verpflichtungen zur Trauer von Grund auf ausgemerzt. Die Abneigung des Konfuzius gegen Beredsamkeit : das Gewicht der gewählten Worte. Er fürchtete ihr Schwächung durch leichten und glatten Gebrauch. Die Zögerung, die Überlegung, die Zeit vor dem Wort ist alles, aber auch die Zeit danach. Es ist etwas im Rhythmus der isolierten Frage und Antwort, das ihren Wert erhöht. Das rasche Wort der Sophisten, das eifrige Ballspiel des Wortes ist ihm verhasst…" Wu Ning : Canetti bekommt bei seiner Auseinandersetzung mit dem Tod Unterstützung von der chinesischen klassischen Philosophie. Er stellt fest, dass dem Umgang der Chinesen mit den Toten ein völlig anderer Glaube bzw. ein ganz unterschiedlicher Kulturhintergrund zugrundeliegt ; dort bezeigt man sein Andenken an die Verstorbenen durch Fasten und Meditieren und erfüllt so seine Verpflichtungen gegenüber den Toten ; die Gedenkakte und Zeremonien sind durch archaische, bindende Sitten und Rituale geregelt. Er erkennt, dass die uralte Tradition mit der profanen Lehre des Konfuzius durchaus im Einvernehmen steht… Die Beziehung zwischen Vater und Sohn gehört zu den fünf wichtigsten sozialen Beziehungen der Menschen im konfuzianischen System. Die weiteren sind Mann zu Frau, älterer zu jüngerem Bruder, Fürst zum Diener und Freund zu Freund. Ihre Regelung ist in den Riten des Li ji zu lesen. Ning Ying : Canetti nimmt folgende Lehren von Konfuzius an : Erstens : Das Verhältnis zur Macht : „Er wird so zum Meister des Nein-Sagens und versteht sich ganz zu bewahren. Er ist kein Asket, et nimmt Anteil an allen Aspekten dieses Lebens und zieht sich nie wirklich aus ihm zurück“. Zweitens : Das Verhältnis zum Menschen : „Konfuzius erlaubt keinem Menschen, Werkzeug zu sein. Damit hängt seine Abneigung gegen Spezialistentum zusammen“. Drittens : Das Verhältnis zum Tod. Gerwig Epkes : Die Ansichten und Gebote des Lun yu treffen in Canetti auf eine verwandte Seele, denn auch er will durch Verbote die Beziehungen regeln. So sieht er den Ahnenkult als etwas Sinnvolles an. Beruht der Ahnenkult an und für sich auf einer Verdrängung des Todes, so bestreitet Canetti dies. Canetti fällt der Widerspruch zu sich selbst nicht auf : Würdigt er eine Seite zuvor die scharfe Trennung, die Konfuzius zwischen Leben und Tod ziehe, so lobt er mit seiner Bewertung des Ahnenkultes das Gegenteil, nämlich die Aufhebung der Trennung zwischen Leben und Tod. Li Shixun : Canetti beurteilt Konfuzius positiv, während der Konfuzianisms zu dieser Zeit in China wieder heftig kritisiert wird. Canetti, Elias. Der andere Prozess. In : Das Gewissen der Worte. Canetti schreibt, dass Franz Kafka nicht nur unter dem grossen Einfluss des Taoismus und Buddhismus steht, sondern auch ein Dichter ist, der in Europa den Charakter der chinesischen Literaturform am besten gemeistert hat : Kafka gehört mit manchen seiner Erzählungen in die chinesische Literatur. Chinesische Themen sind von der europäischen Literatur seit dem 18. Jahrhundert oft aufgegriffen worden. Doch der einzige, seinem Wesen nach chinesische Dichter, den der Westen aufzuweisen hat, ist Kafka. In Übereinstimmung mit Arthur Waley stellt Canetti fest, dass Kafka mit manchen seiner Erzählungen der chinesischen Literatur anzurechnen sei, da Kafka unter dem taoistischen Animismus und der buddhistischen Seelenwanderungsidee nicht nur das Reale ins Irreale uneingeschränkt zu transzendieren vermag, sondern auch die freien Verwandlunsmöglichkeiten, den uneingeschränkten Wechsel von Mensch und Tier unternehmen oder fabelhafte und phantastische Wesen verschiedenster Art, Menschen, die mit übernatürlichen Kräften begabt sind, darstellen kann. Canetti schreibt weiter über Franz Kafka : Am erstaunlichsten ist ein anderes Mittel, über das er so souverän verfügt wie nur die Chinesen : Die Verwandlung ins Kleine. Da er Gewalt verabscheute, sich aber auch die Kraft nicht zutraute, die zu ihrer Bestreitung vonnöten ist, vergrösserte er den Abstand zwischen dem stärkeren und sich, indem er im Hinblick auf das starke immer kleiner wurde. Ning Ying : Vergleicht man den Begriff der Verwandlung im Taoismus, so lässt sich Folgendes sagen : Im alten China glaubte man, dass der Mensch und der Himmel, das Ich und das Ding eine Einheit bildeten, denn die Verwandlung führte nicht zu einer Spaltung des Ichs. Die Verwandlung in Canettis Kafka-Forschung dagegen, ist ein Mittel der Gedemütigten, die dadurch versuchen, der Macht zu entgehen. Der Begriff der Verwandlung hat tiefe Bedeutung für Canetti. Er sieht sie vor allem unter dem Aspekt der poetischen Anthropologie und der Sozialpsychologie. Mit Hilfe der Verwandlung will er nach einem Weg suchen, um die Menschheit vor der Bedrohung zu retten. Seiner Meinung nach liegen der Ursprung und das Ziel des Menschen in seiner Fähigkeit zur Verwandlung |
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8 | 1978 |
Braun, Volker. Grosser Frieden [ID D16016]. Sigfrid Hoefert : Braun führt das Zustandekommen der Revolution vor. Die Ausbeutung und Unterdrückung des Volkes bzw. der Bauern nimmt derartige Formen an, dass einer von ihnen zum Revolutionär wird : Gau Dsu wird Führer des Bauernaufstandes. Es kommt zur Ausbreitung der Rebellion und zum Sieg der Revolutionäre. Gau Dsu will sein Ideal verwirklichen, er will den "Grossen Frieden" einführen. Dies erweist sich als illusorisch und führt zur Anarchie. Ein neuer Staatsapparat wird von Tschu Jün errichtet, und die Entwicklung der Produktivkräfte wird gefördert. Die führt zu Fortschritten, aber auch zu neuer Ausbeutung.Das Land wird verteilt und durch Tretmühlen bewässert, doch wird ein Heer von Aufsehern zu neuen Unterdrückern. Gau Dsu tötet seinen Helfer und okkupiert den Kaiserthron. Er wird zum "Verräter an seiner Klasse und an seinen Idealen". Der Philosoph Wang liest im Li ji und verkündet ein Ideal. Er versucht den alten und den neuen Herrscher im Sinne der Idee des "Grossen Friedens" zu erziehen, aber seine Bemühungen führen zu keinem Erfolg, denn dagegen steht die Realität der Gegenwart. Sie ist erbarmungslos, brutal und ausbeuterisch. Braun zeigt, dass sich gewisse sozialphilosophische Konzepte nur unter ganz bestimmten ökonomischen Bedingungen verwirklichen lassen. |
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9 | 1980 |
Hermlin, Stephan. Die Karren von Kanton [ID D16018]. Sigfried Hoefert : Die Erzählung setzt ein mit der Situation des Ich-Erzählers in einem Hotel in Kanton [Guangzhou]. Er nimmt das Herannahen eines Taifuns und eine Vielzahl von Geräuschen wahr. Unter diesen Geräuschen tritt das Geräuch eines Karren der Transportarbeiter von Kanton hervor. Das Rollen ihrer Räder ist für den Autor Anlass zu einem "Abstieg" in die Geschichte der chinesischen Metropole im Jahr 1927. Geschildert werden Ereignisse des Aufstandes, dem Gegenagriff und das Massaker. |
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10 | 1983 |
Hein, Christoph. Die wahre Geschichte des Ah Q [ID D16017]. Sigfrid Hoefert : Das Stück basiert auf der gleichnamigen Novelle von Lu Xun, zu der es aber bedeutsame Abweichungen gibt. Ah Q, die Hauptperson im Stück, wird für einen Diebstahl, den er nicht begangen hat, hingerichtet, und zwar von den Handlangern des „gnädigen Herrn“, der nach dem Umsturz der „gnädige revolutionäre Herr“ ist. Sein Charakter ist weitgehend zum Orignal verändert worden. Er ist ein Mensch, der nirgendwo richtig zu Hause ist, sich zwischen den Interessensphären bewegt und im übrigen eine naiv-anarchistische Gesinnung bekundet. Das China-Bild im Drama ist nicht sehr aufschlussreich, zweifellos hat Hein den Stoff europäisiert. Es geht ihm vor allem um die Figur Ah Q, um einen Menschen in bedrängter Zeit und er benutzt den chinesischen Stoff, um dem Werk einen verfremdenden Hintergrund zu geben. |
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11 | 1992 |
Ni, Cheng’en über Heinrich Böll : Selbstverständlich müssen die chinesischen Leser Heinrich Böll erst durch Übersetzung rezipieren. Mit anderen Worten : die individuelle Rezeption des Lesers wird durch seine sozial bedingte Rezeption bestimmt, durch die Auswahl des Übersetzers sowie des Verlegers und durch die Interpretation des Literaturkritikers. Aber sowohl die Auswahl als auch die Interpretation waren in China während eines langen Zeitraums stark von der aktuellen Politik beeinflusst ; sie gingen dabei von der Auseinandersetzung mit der kapitalistischen Gesellschaft aus. Aus diesem Grund hatten die chinesischen Leser nur eine Lesart der Böllschen Werke aufzunehmen, nämlich diejenige, die das tragiesche Schicksal der kleinen Leute widerspiegelt… Bernd Balzer : Ni Cheng’en begründet die Beliebtheit Bölls in China damit, dass seine Werke sowohl traditionell als auch avantgardistisch sind, weil diese Verbindung einerseits der ästhetischen Gewohnheit des chinesischen Lesers entspricht, andererseits ihnen neu und originell erscheint. Ding Na : Vor allem beruht Bölls Beliebtheit in China darauf, dass seine Auseinandersetzung mit der kapitalistischen Gesellschaft kritisch und satirisch ist. Seine Werke dienen als Bestätigung der miserablen Zustände des Kapitalismus aus der sozialistischen Perspektive, sind also politisch-ideologisch durchaus akzeptabel. Was seine Sprache anbelangt, schreckt sein Werk die Übersetzer zuminest nicht ab. Obwohl Böll in China zu den am meisten gelesenen deutschsprachigen Autoren gehört, haben die Chinesen ihn auch oft missverstanden. Als die Studenten der Beijing-Universität Husten im Konzert von Böll [In : Neue Zeitschift für Musik ; Bd. 143 (1982)] zum Lesen bekamen, fanden sie die Geschichte schwer verständlich ; warum „die wohlerzogenen Leute“ nichts zu sagen wagen, wenn jemand mit Bernd Balzer schreibt dazu : Die Pekinger Studenten bissen sich an der Geschichte die Zähne aus, obwohl einige nicht aufgaben ; sogar eine chinesische Übersetzung für die Klassenzeitung verfassten in der Hoffnung, Komilitoren könnten die für sie nicht enträtselbare Intention der Geschichte verstehen, denn meine Erläuterungen, dass für Böll sich Toleranz erst dann als solche erweist, wenn sie wirklich „dulden“ und „ertragen“ bedeutet, wurde zwar verstanden, konnte aber nicht nachvollzogen werden. |
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1 | 1921 | [Goethe, Johann Wolfgang von]. [Wanderers Nachtlied]. Guo Moruo yi. 1921. [Brief aus Japan]. | Publication / Guo100 | |
2 | 1926-1934 |
Chen zhong. [Hrsg. von Chen zhong shi]. No 1-34 (1926-1934). (Shanghai : Shanghai shu dian chu ban she, 1926-1934). Darin werden Übersetzungen der europäischen Romantik veröffentlicht. 沉鐘 |
Publication / FenZ1 |
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3 | 1951 | Gesang der gelben Erde : Nachdichtungen aus dem Chinesischen. F[ranz] C[arl] Weiskopf. (Berlin : Dietz, 1951). [Darin enthalten sind Gedichte und Sprüche von Lu Xun, Tian Jian, Wang Shijian, He Jingzhi, Ai Qifang, Zou Difan, Mao Zedong]. | Publication / Weis4 |
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4 | 1978 | Braun, Volker. Grosser Frieden. In : Braun, Volker. Im Querschnitt : Gedichte, Prosa, Stücke, Aufsätze. (Halle : Mitteldeutscher Verlag, 1978). | Publication / BraV1 |
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5 | 1980 | Hermlin, Stephan. Die Karren von Kanton. In : Hermlin, Stephan. Aufsätze, Reportagen, Reden, Interviews. Hrsg. von Ulla Hahn. (München : C. Hanser, 1980). [Erstaufl. 1954 ohne diesen Titel]. | Publication / Herm1 |
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6 | 1983 | Hein, Christoph. Die wahre Geschichte des Ah Q. In : Theater der Zeit ; Bd. 10 (1983). | Publication / HeiC1 |
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# | Year | Bibliographical Data | Type / Abbreviation | Linked Data |
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1 | 2000- | Asien-Orient-Institut Universität Zürich | Organisation / AOI |
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