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“Verbreitung und Einfluss der deutschen Ästhetik in China” (Publication, 1996)

Year

1996

Text

Liu, Gangji. Verbreitung und Einfluss der deutschen Ästhetik in China. Hrsg. von Karl-Heinz Pohl. In : Trierer Beiträge : aus Forschung und Lehre an der Universität Trier. Sonderheft 10 (1996). (LiuG1)

Type

Publication

Contributors (1)

Liu, Gangji  (Puding, Guizhou 1933-) : Philosoph, Professor für Philosophie, Direktor des Forschungsinstituts für Ästhetik Universität Wuhan

Mentioned People (1)

Kant, Immanuel  (Königsberg 1724-1804 Königsberg) : Philosoph, Professor für Logik und Metaphysik

Subjects

Philosophy : Europe : Germany

Chronology Entries (7)

# Year Text Linked Data
1 1903 Liu Gangji : Wang Guowei liest Critik der reinen Vernunft von Immanuel Kant und ist davon tief beeindruckt. Er schätzt Kant so sehr, dass er ihn als die 'Sonne am Himmel' bezeichnet. Darauf hin liest er alle ihm zugänglichen westlichen Philosophen. Wang Guowei zählt zu den ersten, die China mit der deutschen Ästhetik vertraut machen ; auch hat er die alte chinesische Kunst und Kultur anhand der deutschen Ästhetik interpretiert.
Auf der Grundlage des Kantschen Gedankens des uninteressierten freien Wohlgefallens spricht sich Wang Guowei entschieden dafür aus, dass Studium und Erforschung von Kunst und Philosophie ein Ziel an sich darstellen und nicht zum blossen Werkzeug von Politik und Moral verkommen dürfen. Dies bedeutet nicht nur eine Kritik an der tausendjährigen chinesischen traditionellen Autokratie, sondern ist auch der erste Aufruf zur Freiheit und Selbständigkeit der Kunst und Wissenschaft im China der Neuzeit. Die von Wang eingeführte 'interesselose' Ästhetik von Kant und Arthur Schopenhauer trägt erheblich dazu bei, die traditionelle Sicht der Beziehung zwischen Kunst, Moral und Politik in China zu verändern… Wang greift noch einen weiteren Ansatz aus der deutschen Philosophie auf, indem er mit Hilfe der Ästhetik Kants und Schopenhauers zwei Begriffe der chinesischen Ästhetik, yi jing (Ideenwelt) und jing jie (ästhetische Welt) interpretiert. Er zeigt, dass 'Landschaft' eine Beschreibung von Natur- und Lebensumständen bedeutet, 'Gefühl' hingegen des Dichters 'Einstellung zu diesen Lebensumständen'.
2 1904 Wang, Guowei. Hong lou meng ping lun [ID D11253].
Wang schreibt : Der philosophischen Lehre Schopenhauers nach ist die Wurzel aller Menschen und Dinge Eines. Darum ist ergänzend zu Schopenhauers Lehre von der Verneinung des Willens zum Leben zu bemerken, dass, wenn nicht alle Menschen und alle Dinge ihren Willen zum Leben verneinen, auch nicht der Wille eines Einzelnen verneint werden kann.

Liu Gangji : Wang stellt seine auf Grundlage der Ästhetik- und Tragödientheorie Schopenhauers vorgenommene Neuinterpretation dar. Er preist den Roman als das einzige echte, tragische Meisterwerk in der chinesischen Literatur und kritisiert, dass die Chinesen keinen Gefallen an einem tragischen Ende fänden, sondern immer versuchen, einen tragischen Ausgang in einen befriedigenden und idealen zu verwandeln. Wang Guowei übernimmt zwar die Ästhetik des Tragischen von Schopenhauer, folgt dessen Theorie aber nicht bedingungslos. Das lässt sich an seinen Überlegungen, wie man vom Leiden des menschlichen Lebens erlöst werden könne, deutlich zeigen. Er zweifelt daran, dass man durch religiöse Askese eine wirkliche Erlösung erreichen kann… Wang Guowei übernimmt zwar die Ästhetik des Tragischen von Schopenhauer, folgt dessen Theorie aber nicht bedingungslos. Das lässt sich an seinen Überlegungen, wie man vom Leiden des menschlichen Lebens erlöst werden könne, deutlich zeigen. Er zweifelt daran, dass man durch religiöse Askese eine wirkliche Erlösung erreichen kann…
  • Document: Kogelschatz, Hermann. Wang Kuo-wei und Schopenhauer, eine philosophische Begegnung : Wandlung des Selbstverständnisses der chinesischen Literatur unter dem Einfluss der klassischen deutschen Ästhetik. (Stuttgart ; Wiesbaden : F. Steiner, 1986). (Münchener ostasiatische Studien ; Bd. 35). Diss. Univ. München, 1980. [Wang Guowei ; Arthur Schopenhauer]. (KH2, Publication)
  • Person: Schopenhauer, Arthur
  • Person: Wang, Guowei
3 1908-1911 Cai Yuanpei studiert Philosophie, Ästhetik, Kunstwissenschaft, Psychologie und Literatur an der Universität Leipzig und übersetzt westliche Werke ins Chinesische. Er schreibt über sein Studium : Ich hörte oft Vorlesungen über Ästhetik, Kunst- und Literaturgeschichte und wurde in dieser Umgebung stark von der Musik und Malerei beeinflusst, so dass ich mich allmählich auf die Ästhetik zu konzentrieren begann. Besonders da Erich Wundt in seinen Vorlesungen über Philosophiegeschichte Kants Auffassung der Ästhetik unterstrich, wurde meine Aufmerksamkeit vor allem auf den Gedanken der ästhetischen Transzendenz und Universalität gelenkt. So beschäftigte ich mich ausführlich mit Kants Originalschriften, und die Bedeutung der Ästhetik begann mir immer klarer zu werden.

Liu Gangji : Cai Yuanpei ist stark von der Idee der Menschlichkeit und der aktiven Teilnehme am weltlichen Geschehen, wie sie die konfuzianische Schule vertritt, beeinflusst und strebt danach, sie mit den Begriffen der westlichen Aufklärungsphilosophie - Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit - zu verbinden. Er ist von einem der menschlichen Gesellschaft zugewandten Geist des historischen Optimismus und Idealismus, wie er sowohl im chinesischen Konfuzianismus als auch in der westlichen Aufklärung existiert, erfüllt. Aus der westlichen Philosophie, vor allem in der Philosophie und Ästhetik Kants, Schillers und Hegels, interpretiert er Gedanken der Aufklärung.
  • Document: Boorman, Howard ; Howard, Richard C. Biographical dictionary of Republican China. (New York, N.Y. : Columbia University Press, 1967-1979). (Boo, Publication)
  • Document: Meng, Hong. Das Auslandsstudium von Chinesen in Deutschland (1861-2001) : ein Beispiel internationaler Studentenmobilität im Rahmen der chinesischen Modernisierung. (Frankfurt a.M. : P. Lang, 2005). (Europäische Hochschulschriften ; Reihe 11. Pädagogik ; Bd. 929). (MenH1, Publication)
  • Person: Cai, Yuanpei
  • Person: Kant, Immanuel
4 1917 Cai, Yuanpei. Yi mei jiao dai zong jiao shuo [ID D16933].
Liu Gangji : Cai Yuanpeis Idee einer 'Ästhetischen Erziehung statt Religion' gründet sich zunächst auf seine Analyse und sein Verständnis der Ästhetik Immanuel Kants. Dabei hebt er besonders Kants Gedanken, dass das Schöne 'Transzendenz' und „Universalität“ aufweisen, hervor. Die 'Transzendenz' verkörpere das Nicht-Utilitaristische, das Interesselose des Schönen. Weil das Schöne in keinerlei Verbindung zum Nutzen stehe, verkörpere es etwas, das jeden durch dessen Genuss Freude finden liesse und keinerlei Exklusivität oder Eigennutz aufweise. Bei Kant handelt es sich hier um die abstrakte Analyse, dass das ästhetische Urteil vom logischen und moralischen Urteil verschieden sei. Cai entwickelt diesen Gedanken weiter und kommt zum Schluss, dass das Schöne, da es sowohl Transzendenz als auch Universalität besitze, zur emotionalen Vervollkommnung und zur Entwicklung einer edlen Gesinnung beitragen könne, die weder zwischen sich und anderen unterscheide, noch eine schädliche Ichbezogenheit aufweise. So könne man Menschen heranbilden, die keine Rücksicht auf Gewinn oder Verlust nähmen und sich für die Mitmenschen aufopfern… Cai bringt die Kantsche Idee des 'Schönen' und 'Erhabenen' mit den Lehren des Konfuzianismus in Verbindung…
Er setzt alles daran, die traditionelle chinesische Philosophie mit den Gedanken der Aufklärung zu interpretieren, um dann beide miteinander verschmelzen zu können. Sein Konzept hängt darüber hinaus auch mit der Frage nach der Beziehung zwischen Erscheinung und Substanz in Philosophie und Ästhetik zusammen. Kant zufolge sei das ästhetische Wohlgefallen ohne alles Interesse und entspräche damit dem 'freien Wohlgefallen', das zwar eine natürliche Notwendigkeit aufweise, dabei aber nicht von dieser Notwendigkeit bestimmt sei… Cai übernimmt zwar einersetis die Ansicht von Kant und Schiller, durch ästhetisches Empfinden könne man 'Freiheit' erlangen, modifiziert aber gleichzeigig : Kant zufolge kann diese 'Freiheit' nur in der „Erscheinungswelt“ existieren, vertritt aber die Ansicht, dass 'Erscheinung' und 'Substanz' keine voneinander istolierte Welt darstellen… Cai schätzt die Philosophie Kants, weil in ihr die Vorstellung von Gott kein hoher Stellenwert zukommt.
Er orientiert sich zwar an der Ästhetik Kants, fügt aber zugleich charakteristische Elemente der traditionellen chinesichen Philosophie ein.
5 1920 Cai, Yuanpei. Mei xue de jin hua [ID D1741].
Liu Gangji : Cai erläutert die Geschichte der westlichen, besonders der deutschen Ästhetik und gibt einen Überblick über die Entwicklung von der klassischen griechischen Ästhetik Platnons und Aristoteles' bis zur Ästhetik von David Hume und Edmund Burke. Dabei unterstreicht er die grosse Bedeutung des Buches Aesthetica von Alexander Gottlieb Baumgarten. Es folgt eine prägnante Erläuterung der Ästhetik Immanuel Kants und der Bedeutung der Schriften Critik der reinen Vernunft, Critik der praktischen Vernunft und Critik der Urtheilskraft. Dann geht Cai auf den Beitrag von Friedrich Schiller zur Weiterentwicklung von Kants Theorien ein und anschlissend gibt er einen Überblick über die Ästhetik von Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling, George Wilhelm Friedrich Hegel und Arthur Schopenhauer.
6 1946-1986 Zhu Guangqian ist Dozent an der Beijing-Universität. Er erforscht die Ästhetik von Georg Wilhelm Friedrich Hegel und ist von Friedrich Nietzsche beeinflusst.
  • Document: A biographical dictionary of modern Chinese writers. Compiled by the Modern Chinese Literary Archives. (Beijing : New World Press, 1994). (BioD, Publication)
  • Person: Zhu, Guangqian
7 1984 Li, Zehou. Pi pan zhe xue di pi pan [ID D17101].
Im Nachwort zur zweiten Auflage von 1984 schreibt Li : Da war zunächst mein enthusiastisches Interesse für die marxistische Philosophie. Als ich jedoch sehen musste, wie der Marxismus bis zur Unerkenntlichkeit verkam, verspürte ich den Wunsch, Kantische Philosophie und Marxismus-Forschung miteinander zu verbinden. Weil die marxistische Philosophie sich einerseits aus der Transformation Kants und Hegels entwickelt und andererseits Kants Philosophie auf die moderne Wissenschaft und Kultur einen bedeutenden Einfluss ausgeübt hat, wollte ich der Frage nach der Kritik Kants, der Aufhebung Kants und der Anknüpfung an Kant stellen (mitsamt der Verbindung zu moderner Wissenschaft und westlicher Philosophie), um einige theoretische Fragen zu klären, sowie darüber nachzudenken, wie marxistische Philosophie verteidigt und weiterentwickelt werden könnte.

Liu Gangji : Li Zehou analysiert die Philosophie und Ästhetik Kants vom Standpunkt der Praxis der marxistischen Philosophie. Er beschäftigt sich auch mit Kant, um seine eigenen Ansichten zur marxistischen Philosophie und Ästhetik darzulegen und auf verschiedene gegenwärtige philosophische Tendenzen des Westens Bezug zu nehmen. Er will 'auf der Grundlage von Marx die Probleme der Kantschen Philosophie von neuem aufwerfen und von dort aus weitergehen'. Diese von ihm weiter entwickelte Fragen laufen immer wieder auf das Problem der Konstruktion der menschlichen Subjektivität hinaus, die seiner Meinung nach zwei Aspekte umfasst : die Menschheit als Gesamtheit und der Mensch als Individuum. Li weist darauf hin, dass die philosophische Linie, die er verfolgt, nicht von Kant über Hegel zu Marx, sondern von Kant über Schiller zu Marx führt… Es liegt Li daran, auf der Grundlage der Praxis der materiellen Produktion mittels einer 'Verinnerlichung' eine kulturell-psychische Stuktur des Subjekst zu konstruieren. Diese psychische Struktur beinhalte dann alle drei Aspekte : Das Wahre, Gute und Schöne. Im Laufe seiner Kant-Studien entwickelt er diesen Grundgedanken weiter und bezeichnet ihn schliesslich als 'anthropologisch-ontologische Ästhetik'. Als einen der wichtigsten Beiträge der Ästhetik Kants sieht Li darin, dass er den Unterschied zwischen ästhetischem Wohlgefallen, animalischem sinnlichem Wohlgefallen und begrifflichem verstandesmässigem Erkennen herausgearbeitet hat. Aber Kant habe noch nicht erkennen können, dass das ästhetische Wohlgefallen beziehungweise die Urteilskraft das Ergebnis der 'Vermenschlichung der Natur' auf der Grundlage der Praxis des Menschen sei.
  • Document: Lee, Ming-huei [Li, Minghui]. Kants Philosophie im modernen China. In : Transkulturelle Konstruktion und Rezeption = Transcultural reception and construction = Constructions transculturelles : Festschrift für Adrian Hsia. Hrsg. von Monika Schmitz-Emans. (Heidelberg : Synchron Verlag, 2004). (Kant3, Publication)
  • Person: Kant, Immanuel
  • Person: Li, Zehou

Sources (8)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 1916 Cai, Yuanpei. Kangde mei xue shu. ([S.l. : s.n.], 1916). [Die Ästhetik Immanuel Kants]. Publication / Kant54
2 1917 Cai, Yuanpei. Yi mei jiao dai zong jiao shuo. In : Xin qing nian ; 6 (1917) und Xue yi za zhi ; 2 (1917). [Ästhetische Erziehung statt Religion, über die Ästhetik von Immanuel Kant]. Publication / Kant55
3 1919 Zong, Baihua. Lüe lun Kangde wei xin zhu yi zhe xue da yi. In : Shao nian Zhongguo xue hui hui wu bao gao ; Vol. 1 (1919). [Abriss der idealistischen Philosophie Immanuel Kants]. Publication / Kant221
4 1919 Zong, Baihua. Kangde wei xin zhu yi zhe xue da yi. In : Beilage der Chen bao (1919). [Abriss der idealistischen Philosophie Immanuel Kants]. Publication / Kant222
5 1919 Zong, Baihua. Kangde kong jian wei xin. In : Beilage der Chen bao (1919). [Der Raumidealismus Immanuel Kants]. Publication / Kant224
6 1919 Zong, Baihua. Ouzhou zhe xue de pai bie. In : Xue deng (1919). [Die europäischen Philosophie Schulen]. Publication / Kant225
7 1920 Cai, Yuanpei. Mei xue de jin hua. In : Cai, Yuanpei. Cai Yuanpei mei xue wen xuan. (Beijing : Beijing da xue chu ban she, 1983).
蔡元培美学文选
Publication / Kant142
8 1960 Zong, Baihua. Kangde mei xue yuan li ping shu. In : Xin jian she ; no 5 (1960). [Kritische Darlegung der ästhetischen Prinzipien Immanuel Kants]. Publication / Kant223

Cited by (1)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 2000- Asien-Orient-Institut Universität Zürich Organisation / AOI
  • Cited by: Huppertz, Josefine ; Köster, Hermann. Kleine China-Beiträge. (St. Augustin : Selbstverlag, 1979). [Hermann Köster zum 75. Geburtstag].

    [Enthält : Ostasieneise von Wilhelm Schmidt 1935 von Josefine Huppertz ; Konfuzianismus von Xunzi von Hermann Köster]. (Huppe1, Published)