Cai, Yuanpei. Yi mei jiao dai zong jiao shuo [ID D16933].
Liu Gangji : Cai Yuanpeis Idee einer 'Ästhetischen Erziehung statt Religion' gründet sich zunächst auf seine Analyse und sein Verständnis der Ästhetik Immanuel Kants. Dabei hebt er besonders Kants Gedanken, dass das Schöne 'Transzendenz' und „Universalität“ aufweisen, hervor. Die 'Transzendenz' verkörpere das Nicht-Utilitaristische, das Interesselose des Schönen. Weil das Schöne in keinerlei Verbindung zum Nutzen stehe, verkörpere es etwas, das jeden durch dessen Genuss Freude finden liesse und keinerlei Exklusivität oder Eigennutz aufweise. Bei Kant handelt es sich hier um die abstrakte Analyse, dass das ästhetische Urteil vom logischen und moralischen Urteil verschieden sei. Cai entwickelt diesen Gedanken weiter und kommt zum Schluss, dass das Schöne, da es sowohl Transzendenz als auch Universalität besitze, zur emotionalen Vervollkommnung und zur Entwicklung einer edlen Gesinnung beitragen könne, die weder zwischen sich und anderen unterscheide, noch eine schädliche Ichbezogenheit aufweise. So könne man Menschen heranbilden, die keine Rücksicht auf Gewinn oder Verlust nähmen und sich für die Mitmenschen aufopfern… Cai bringt die Kantsche Idee des 'Schönen' und 'Erhabenen' mit den Lehren des Konfuzianismus in Verbindung…
Er setzt alles daran, die traditionelle chinesische Philosophie mit den Gedanken der Aufklärung zu interpretieren, um dann beide miteinander verschmelzen zu können. Sein Konzept hängt darüber hinaus auch mit der Frage nach der Beziehung zwischen Erscheinung und Substanz in Philosophie und Ästhetik zusammen. Kant zufolge sei das ästhetische Wohlgefallen ohne alles Interesse und entspräche damit dem 'freien Wohlgefallen', das zwar eine natürliche Notwendigkeit aufweise, dabei aber nicht von dieser Notwendigkeit bestimmt sei… Cai übernimmt zwar einersetis die Ansicht von Kant und Schiller, durch ästhetisches Empfinden könne man 'Freiheit' erlangen, modifiziert aber gleichzeigig : Kant zufolge kann diese 'Freiheit' nur in der „Erscheinungswelt“ existieren, vertritt aber die Ansicht, dass 'Erscheinung' und 'Substanz' keine voneinander istolierte Welt darstellen… Cai schätzt die Philosophie Kants, weil in ihr die Vorstellung von Gott kein hoher Stellenwert zukommt.
Er orientiert sich zwar an der Ästhetik Kants, fügt aber zugleich charakteristische Elemente der traditionellen chinesichen Philosophie ein.
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