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Li, Zehou

(Changsha, Hunan 1930-) : Schriftsteller, Historiker, Philosoph

Subjects

Index of Names : China / Literature : China / Periods : China : People's Republic (1949-)

Chronology Entries (3)

# Year Text Linked Data
1 1981 Li Zehou hält an einer Konferenz zum 200. Jahrestag des Erscheinens der Critik der reinen Vernunft einen Vortrag mit dem Titel Kangde zhe xue yu jian li zhu ti xing lun gang [Kants Philosophie und Thesen zur Grundlegung der Subjektivität].
康德哲學與建立主體性論綱

Lee Ming-huei : Li Zehous Rekonstruktion der kantischen Philosophie umkreist im Wesentlichen den Begriff der Subjektivität. Er geht von der Frage "Was ist menschliche Natur ?" aus und wendet sich zunächst gegen Auffassungen von menschlicher Natur als 'Klassencharakter', als ‚Animalität’ und als ‚Sozialität’. Seiner eigenen Definition zufolge ‚dürfte menschliche Natur die wechselseitige Durchdringung von Sinnlichkeit und Vernunft, die Vereinigung von Naturalität und Sozialität sein. Wäre die menschliche Natur blosse Naturalität, gäbe es keine Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt. Deshalb gilt Li Zehou menschliche Natur als der innere Aspekt von Subjektivität. Für Li besteht die Bedeutung von Kants Transzendentalphilosophie in der Hervorhebung des Problems der Subjektivität, das er sodann, sich an den drei grossen Kritiken Kants orientierend, aus erkenntnistheoretischer, ethischer und ästhetischer Perspektive diskutiert. Die kantische Erkenntnistheorie versteht Raum und Zeit, als Formen der sinnlichen Anschauung, sowie die Kategorien, als reine Verstandesbegriffe, als apriorische Erkenntnisformen. Diese interpretiert Li zweifellos im Sinne des historischen Materialismus als Produkte der praktischen Tätigkeit des Gebrauchs und der Herstellung von Werkzeugen.
  • Document: Lee, Ming-huei [Li, Minghui]. Kants Philosophie im modernen China. In : Transkulturelle Konstruktion und Rezeption = Transcultural reception and construction = Constructions transculturelles : Festschrift für Adrian Hsia. Hrsg. von Monika Schmitz-Emans. (Heidelberg : Synchron Verlag, 2004). (Kant3, Publication)
  • Person: Kant, Immanuel
2 1984 Li, Zehou. Pi pan zhe xue di pi pan [ID D17101].
Im Nachwort zur zweiten Auflage von 1984 schreibt Li : Da war zunächst mein enthusiastisches Interesse für die marxistische Philosophie. Als ich jedoch sehen musste, wie der Marxismus bis zur Unerkenntlichkeit verkam, verspürte ich den Wunsch, Kantische Philosophie und Marxismus-Forschung miteinander zu verbinden. Weil die marxistische Philosophie sich einerseits aus der Transformation Kants und Hegels entwickelt und andererseits Kants Philosophie auf die moderne Wissenschaft und Kultur einen bedeutenden Einfluss ausgeübt hat, wollte ich der Frage nach der Kritik Kants, der Aufhebung Kants und der Anknüpfung an Kant stellen (mitsamt der Verbindung zu moderner Wissenschaft und westlicher Philosophie), um einige theoretische Fragen zu klären, sowie darüber nachzudenken, wie marxistische Philosophie verteidigt und weiterentwickelt werden könnte.

Liu Gangji : Li Zehou analysiert die Philosophie und Ästhetik Kants vom Standpunkt der Praxis der marxistischen Philosophie. Er beschäftigt sich auch mit Kant, um seine eigenen Ansichten zur marxistischen Philosophie und Ästhetik darzulegen und auf verschiedene gegenwärtige philosophische Tendenzen des Westens Bezug zu nehmen. Er will 'auf der Grundlage von Marx die Probleme der Kantschen Philosophie von neuem aufwerfen und von dort aus weitergehen'. Diese von ihm weiter entwickelte Fragen laufen immer wieder auf das Problem der Konstruktion der menschlichen Subjektivität hinaus, die seiner Meinung nach zwei Aspekte umfasst : die Menschheit als Gesamtheit und der Mensch als Individuum. Li weist darauf hin, dass die philosophische Linie, die er verfolgt, nicht von Kant über Hegel zu Marx, sondern von Kant über Schiller zu Marx führt… Es liegt Li daran, auf der Grundlage der Praxis der materiellen Produktion mittels einer 'Verinnerlichung' eine kulturell-psychische Stuktur des Subjekst zu konstruieren. Diese psychische Struktur beinhalte dann alle drei Aspekte : Das Wahre, Gute und Schöne. Im Laufe seiner Kant-Studien entwickelt er diesen Grundgedanken weiter und bezeichnet ihn schliesslich als 'anthropologisch-ontologische Ästhetik'. Als einen der wichtigsten Beiträge der Ästhetik Kants sieht Li darin, dass er den Unterschied zwischen ästhetischem Wohlgefallen, animalischem sinnlichem Wohlgefallen und begrifflichem verstandesmässigem Erkennen herausgearbeitet hat. Aber Kant habe noch nicht erkennen können, dass das ästhetische Wohlgefallen beziehungweise die Urteilskraft das Ergebnis der 'Vermenschlichung der Natur' auf der Grundlage der Praxis des Menschen sei.
  • Document: Liu, Gangji. Verbreitung und Einfluss der deutschen Ästhetik in China. Hrsg. von Karl-Heinz Pohl. In : Trierer Beiträge : aus Forschung und Lehre an der Universität Trier. Sonderheft 10 (1996). S. 28-29. (LiuG1, Publication)
  • Document: Lee, Ming-huei [Li, Minghui]. Kants Philosophie im modernen China. In : Transkulturelle Konstruktion und Rezeption = Transcultural reception and construction = Constructions transculturelles : Festschrift für Adrian Hsia. Hrsg. von Monika Schmitz-Emans. (Heidelberg : Synchron Verlag, 2004). (Kant3, Publication)
  • Person: Kant, Immanuel
3 1990 Li, Zehou. Wo de zhe xue ti gang [ID D17102].
Li schreibt : Kants Erklärung [des kategorischen Imperativs] ist eine idealistische. Aus der Perspektive der praktischen Philosophie anthropologischer Ontologie betrachtet, ist sein Wert und seine Bedeutung jedoch eine andere : er ist die Forderung an individuelle Praxis, den Willen der Subjektivität aufzurichten, er ist die Forderung an das Individuum Pflicht und Verantwortungsgefühl für Existenz und Entwicklung der gesamten Menschheit zu übernehmen. Solches Verantwortungsgefühl und moralisches Handeln ist die Willensstruktur (psychologische Form) menschlicher Subjektivität, die oberflächlich betrachtet den konkreten Nutzen einer Zeit, einer Gesellschaft, eines Volkes transzendiert und als apriorisches Vermögen erscheint ; in Wirklichkeit jedoch nichts anderes ist als ein Ergebnis der Geschichte, ein Produkt der Gesellschaft. In Critik der Urteilskraft erläutert Kant das Wesen des Schönen durch das transzendentale Prinzip der 'Zweckmässigkeit der Natur'.
Li schreibt : Das Schöne als Form der Freiheit ist die Einheit von Regelmässigkeit und Zweckmässigkeit, ist Humanisierung der äusseren Natur oder humanisierte Natur. Das Ästhetische, als mit dieser Form der Freiheit korrespondierende psychologische Struktur, ist die Verflechtung von Sinnlichkeit und Vernunft zu einer Einheit, ist die Humanisierung der inneren Natur der Menschheit bzw. humanisierte Natur…

Lee Ming-huei : Für Kant ist die Freiheit des moralischen Subjekts der wahre Ausdruck von 'Praxis', diese Freiheit ist jedoch in keiner Weise an Erfahrung gebunden und transzendiert jegliche historischen Umstände und sozialen Bedingungen. Li Zehou jedoch hält solche Praxis für 'idealistisch'. Indem er 'Praxis' im Sinne des historischen Materialismus von der Tätigkeit des Gebrauchs und der Erzeugung von Werkzeugen her versteht, gibt er der kantischen Auffassung von Praxis eine fundamentale Wendung.
  • Document: Lee, Ming-huei [Li, Minghui]. Kants Philosophie im modernen China. In : Transkulturelle Konstruktion und Rezeption = Transcultural reception and construction = Constructions transculturelles : Festschrift für Adrian Hsia. Hrsg. von Monika Schmitz-Emans. (Heidelberg : Synchron Verlag, 2004). (Kant3, Publication)
  • Person: Kant, Immanuel

Bibliography (3)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 1979 Li, Zehou. Pi pan zhe xue di pi pan : Kangde shu ping. (Beijing : Ren min chu ban she, 1979). [Kritik der kritischen Philosophie : Darstellung und Bewertung Kants].
批判哲学的批判 : 康德述评
Publication / Kant124
2 1990 Li, Zehou. Wo de zhe xue ti gang. (Taibei : Feng yun shi dai chu ban gong si, 1990). [Meine philosophischen Thesen]. [Enthält Äusserungen über Immanuel Kant].
我的哲學提綱
Publication / Kant125
3 1992 Li, Zehou. Der Weg des Schönen : Wesen und Geschichte der chinesischen Kultur und Ästhetik. Aus dem Chinesischen übersetzt von einer Projektgruppe des Seminars für Sinologie der Universität Tübingen ; hrsg. von Karl-Heinz Pohl und Gudrun Wacker. (Freiburg i.B. : Herder, 1992). (Spektrum ; 4114). Übersetzung von Li, Zehou. Mei de li cheng. (Beijing : Wen wu chu ban she, 1981). 美的历程 Publication / Li, -Pohl-Wack1

Secondary Literature (1)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 1987 Geiger, Heinrich. Chinesische Ästhetik im 20. Jahrhundert : Bibliographie Zhu Guangqian (1897-1986), Zong Baihua (geb. 1897) und Li Zehou (geb. 1930) : mit einer einführenden Darstellung von Leben und Werk der drei Autoren. (Berlin : Bell, 1987). Publication / Gei1