1990
Publication
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1 | 1898 |
Hofmannsthal, Hugo von. Der Kaiser von China spricht [ID D15087]. Hartmut Zelinsky : Der Mittelpunkt dieses Gedichtes ist die Figur eines chinesischen Kaisers und verrät genaue Kenntnisse der chinesischen Reichssymbolik, sogar der chinesischen Sprache und Schrift. Die ersten Verse lauten : "In der Mitte aller Dinge wohne ich der Sohn des Himmels". China, das Land der Mitte, sieht sich als Mittelpunkt der Welt. Der Himmelstempel in Beijing galt als Mittelpunkt des chinesischen Reiches und auf dem kreisrunden Altar des Himmels an der höchsten Stelle des Tempels, zu dem vier Treppen in drei konzentrischen Terrassen, die den vier Kardinalpunkten des Himmels entsprechen, hinaufführen, brachte der Kaiser zum Zeitpunkt des Wintersolstitiums jährlich das Weiheopfer dar. Hofmannsthal schildert nun nach dem Modell dieses Himmelstempels das chinesische Reich als ein Reich, das aus unzähligen aufeinanderfolgenden konzentrischen Mauern, zwischen denen die immer weiter vom Kaiser entfernten Völkerteile leben, besteht, "bis ans Meer, die letzte Mauer, die mein Reich und mich umgibt". Auch auf die Grabbeigaben chinesischer Kaisergräber geht Hofmannsthal ein. Er hat auch die Übersetzung der beiden Zeichen tian zi, die den Kaiser bezeichnen, übernommen. Das Bild der zeitenthobenen Mitte, das asiatischer Weltvorstellung so genau entspricht und das in diesem Gedicht, aber auch in dem Sinnbild der Pyramide, so genau zum Ausdruck kommt, blieb für Hofmannsthal von zentraler Bedeutung und er ist immer wieder, auch durch Verwendung des Kugel- und Kreissymbols, darauf zurückgekommen. Armin Schäfer : Das Kaisertum bei Hofmannsthal versammelt in sich die Merkmale ganz unterschiedlicher Herrschaftsgedanken. Erster und wichtigster ist der des chinesischen Gottkaisertums. Der zweite ist die Reichsidee des deutschen mittelalterlichen Kaisertums. Christiane Gabriel : Hofmannsthals Vorstellung von China und Indien bestimmt und gründet sich nur insofern auf Vertrautheit mit den wirklichen Gegebenheiten, als Hofmannsthal in dem Indologen Heinrich Zimmer einen hervorragenden Sachkenner fand, dem er manchen Einblick verdankte. Asien galt für Hofmannsthal als in sich ruhende, vergeistigte Gegenwelt zu der hektisch nach aussen gewandten Aktivität Europas, die ihn abstiess. Dies erscheint in dieser Bedeutung in vielen seiner Werke, denen oft Quellen östlicher Herkunft zugrundeliegen. Er leitete daraus aber auch kulturpolitische Aufgaben her in der erzieherischen Absicht, die geistige Welt Asiens dem Westen vertraut zu machen. |
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2 | 1905 |
Wassermann, Jakob. Alexander in Babylon [ID D15091]. Wassermann schreibt : Asien wird uns vernichten, wie eine Schlange wird uns Asien umringeln, die Völker können sich nicht rächen für das vergossene Blut, aber Asien wird den Arm erheben. Christiane Gabriel : Der Orient erscheint als eine Urkraft von vernichtender Gewalt, in der die Menschen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Diesem Bild des Ostens stellt Wassermann ein anderes gegenüber, in der Gestalt des Inders Kondanyo, als Inbegriff von Weisheit, menschlicher Güte und Überwindung des irdischen Lebens. |
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3 | 1920 |
Thomas Mann streicht in Erinnerungen an Lew Nikolajewitsch Tolstoi von Maxim Gorky (München : Der neue Merkur, 1920) folgende Stelle an : "Der Chinese Lao-tse lehrt : Das Einzige, was ich fürchte, - das ist das tätige Wesen. Alle Welt soll des Tuns entraten. Nichttun ist förderlicher denn alles, was zwischen Himmel und Erde existiert. Wenn die Menschen alle aufhören werden zu tun, wird vollkommene Ruhe auf Erden herrschen." |
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4 | 1924 |
Mann, Thomas. Der Zauberberg. Bd. 1-2. (Berlin : S. Fischer, 1924). Mann schreibt : Man konnte das eine das asiatische Prinzip, das andere aber das europäische nennen, denn Europa war das Land der Rebellion, der Kritik und der umgestaltenden Tätigkeit, während der östliche Teil die Unbeweglichkeit, die untätige Ruhe verkörperte. Gar kein Zweifel, welcher der beiden Mächte endlich der Sieg zufallen würde, - es war die der Aufklärung, der vernunftgemässen Vervollkommnung. Denn immer neue Völker raffte die Menschlichkeit auf ihrem glänzenden Wege mit fort, immer mehr Erde erobert sie in Europa selbst und begann, nach Asien vorzudringen. Settembrini : Reden Sie nicht, wie es in der Luft liegt, junger Mensch, sondern wie es Ihrer europäischen Lebensform angemessen ist. Hier liegt vor allem viel Asien in der Luft, - nicht umsonst wimmelt es hier von Typen aus der moskowitischen Mongolei. Diese Freigiebigkeit, diese barbarische Grossartigkeit im Zeitverbrauch ist asiatischer Stil, - das mag ein Grund sein, weshalb es den Kindern des Ostens an diesem Orte behagt… Der Osten verabscheut die Tätigkeit. Laotse lehrt, dass Nichtstun förderlicher sei als jedes Ding zwischen Himmel und Erde. Wenn alle Menschen aufgehört haben würden, zu tun, werde vollkommene Ruhe und Glückseligkeit auf Erden herrschen… Asien verschlingt uns. Wohin man blickt : tatarische Gesichter… Es focht ihn [Settembrini] nicht an, dass Naphta ihn ins Chinesische heimschicken wollte, wo die skurrilste Vergötterung des Abc herrsche, die je erreicht worden sei, und wo man Generalfeldmarschall werde, wenn man alle vierzigtausend Wortzeichen tuschen könne, was recht nach dem Herzen eines Humanisten sein müsse. [Siehe 1912 Otto Julius Bierbaum zum Gedächtnis]. Ingrid Schuster : Thomas Mann setzt sich mit der Lehre vom Nicht-Handeln auseinander. Die Zukunft lässt er im Ungewissen. Ost oder West ? Das bedeutet auch : chinesische Philosophie des Nicht-Handelns oder abendländische Aktivität ? Pazifismus oder Patriotismus ? Christiane Gabriel : Settembrinis wiederholte Mahnungen machen deutlich, auf welch komplizierte Art das Bild des Ostens mit der Werkstruktur verwoben ist. Seine Interpretation, die alle Bedrohung dem Geist des Ostens zuschreibt, wird durch den Gang des Romans zugleich eingeschränkt und bestätigt. |
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5 | 1930 |
Thomas Mann schreibt, dass die Kritik der anderen Völker am Deutschtum zuweilen dahin ging, es sei im Grunde asiatischen Wesens, es hege zum mindesten stark asiatische Sympathien : ein Vorwurf – oder eine Beobachtung -, die dieses Volks sich mit halber und nicht ungeschmeichelter Zustimmung gefallen liess. Geistgläubigkeit das eigentlich europäisch Bindende zu nennen, die Vergöttlichung des Mondprinzips aber, des mütterlichen und seelenvoll-passiven, in den Osten, ins Asiatische und Dumpf-Barbarische zu verweisen… Diese Überzeugung entspringt nicht der naiven Überheblichkeit, die nicht wüsste, welche geistigen Werte die Menschheit aussereuropäischen Kulturen, dem Erdosten etwa, verdankt. Der europäische Mensch kann die Aufgaben, die ihm das Leben stellt, unmöglich erfüllen, er kann auch seinen Weg aus der Krisis der bürgerlichen Kultur nicht finden, wenn er sich des Masses von Optimismus entschlägt, das zum Handeln gehört, und seinen Untergang für besiegelt hält. Christiane Gabriel : Mann beschwört die wachsenden Gefahren eines mächtiger werdenden Irrationalismus, der nun für ihn ein wesentlicher Ausdruck des asiatischen Geistes ist. Er setzt der These vom Untergang der westlichen Kultur durch den Geist des Ostens zweierlei entgegen. Zum einen meint er, dass es sich nicht in erster Linie um einen Konflikt zwischen Osten und Westen handle, sondern um ein gesellschaftliches Problem von grosser Bedeutung innerhalb der europäischen Welt. Zum andern tritt er gegen Resignation und Passivität an und ruft Goethe zum Zeugen wider diese „asiatischen“ Tendenzen. Auch wenn Thomas Mann den Thesen Tilman Spenglers vom bevorstehenden Untergang Europas kritisch gegenübersteht, sieht er im Geist des Irrationalismus eine grosse Gefahr für Europa, die er mit Asien identifiziert, wie er auch später Hitler einen „Dschingis Khan“ nennt. Seinen Aufruf an die Jugend, diesem Geist des Ostens zu widerstehen, unterstreicht er durch den Rückgriff auf historische Ereignisse, die in der gesamten Geschichtsphilosophie als Sieg des Westens über Asien gedeutet worden sind. |
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6 | 1936 |
Mann, Thomas. Freud und die Zukunft. (Wien : Bermann-Fischer, 1936). = Sigmund Freud und die Zukunft. In : Imago : Zeitschrift für psychoanalytische Psychologie ; Bd. 22 (1936). Christiane Gabriel : Thomas Mann entwickelt seine Vorstellung von einer Verbindung zwischen der Psychoanalyse und dem Geist des Ostens systematisch und berücksichtigt auch die sich daraus ergebenden peotologischen Aspekte. Er beruft sich vor allem auf C.G. Jung, der in seiner Bearbeitung des Tibetanischen Totenbuchs [ID D14734], das intuitive Wissen östlicher Erkenntnislehren um die menschliche Seele, um das sich die westliche Psychoanalyse wissenschaftlich bemühe, hervorhebt. |
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1 | 1919 | Däubler, Theodor. Im Kampf um die moderne Kunst. (Berlin : E. Reiss, 1919). Darin kritisiert Däubler die europäisierte Chinoiserie des Rokoko. | Publication / Däub1 |
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1 | 2000- | Asien-Orient-Institut Universität Zürich | Organisation / AOI |
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