Jung, C.G.
# | Year | Text | Linked Data |
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1 | 1920 | Nach eigener Aussage fängt Carl Gustav Jung ca. 1920 an, mit dem Yi jing zu experimentieren. Er studiert die Übersetzung The Yi king von James Legge [ID D7031]. |
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2 | 1921 | Christoph Gellner : Hermann Hesse unterzieht sich psychotherapeutischen Behandlungen bei Carl Gustav Jung. Es ist denn auch dieser Zusammenklang von asiatischer Philosophie und Psychoanalyse, die Sehnsucht nach einer Synthese aus östlicher Entselbstungslehre und abendländischer Aktivität, wovon sich Hesse die Wiedergeburt des europäischen Geistes verspricht… Das was Hesse in der Jugend an der Lehre des Buddha bewundert – diese Vernünftigkeit und Gottlosigkeit, diese unheimliche Exaktheit und dieser Mangel an Theologie, an Gott, an Ergebung – gerade das, was er unter den buddhistischen Priestern auf Ceylon vergeblich gesucht hatte, das empfand er nun als ausgesprochenen Mangel… Im selben Masse, wie es Hesse in der Psyhotherapie gelang, seine eigene traumatische religiöse Sozialisation im pietistischen Protestantismus aufzuarbeiten, im selben Masse vermochte er sich allmählich auch von seiner pessimistisch-resignativen Buddhismusschwärmerei der Vorkriegszeit zu lösen… |
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3 | 1923 | Carl Gustav Jung liest die Übersetzung des I ging [Yi jing] von Richard Wilhelm [ID D1589]. Richard Wilhelm, der von Jung darum gebeten wird, hält einen Vortrag über das Yi jing in Zürich. | |
4 | 1927 |
Hesse, Hermann. Der Steppenwolf. (Berlin : S. Fischer, 1927). Adrian Hsia : Der Spiegel ist das dominierende Symbol… Der Begriff der 'Seele' entspricht dem des 'Herzens' im Chinesischen, wo das Herz als der Sitz aller Formen des Bewusstseins gilt. Daher mag es kommen, dass Harry Haller seine Seele wie einen Spiegel gebraucht. Doch dabei ist eine Verschiebung festzustellen. Denn Schuang Dsi [Zhuangzi] sagt, man solle sein Herz wie einen Spiegel gebrauchen, um den ganzen Kosmos widerzuspiegeln, d.h. in sich aufzunehmen : Der höchste Mensch gebraucht sein Herz wie einen Spiegel. Er geht den Dingen nicht nach und geht ihnen nicht entgegen ; er spiegelt sie wider, aber hält sie nicht fest. Dies ist bei Klingsor und auch bei Siddhartha der Fall. Harry Haller dagegen verwendet den Spiegel, um sein wahres Ich, die Einheit seines Ichs wiederzufinden. In der Tat spielt auch bei C.G. Jung das Motiv des Spiegels und die Spiegelungsfähigkeit des Wassers eine wichtige Rolle. Das Spiegel-Motiv im Steppenwolf belegt sowohl Hesses Beschäftigung mit den Schriften C.G. Jungs als auch seine Auseinandersetzung mit den Schriften des alten China. Liu Weijian : Hermine erfüllt die Funktion, als personifizierter Spiegel Hallers inneres Ich zu reflektieren… Haller und Hermine tragen beide Pole Yin und Yang in sich. Haller ist vor allem durch das männliche, geistige Yang geprägt. So soll er in die rechte, die ihm bisher wie weitem nicht genug geöffnete Yin-Welt, eindringen. Hermine steht hingegen unter dem weiblichen Vorzeichen und ist trotz einiger Züge der Unsterblichen noch nicht vollendet, so dass sie sich nach dem linken, dem Yang-Geist richten sll, um sich zu vervollkommnen, um so den Weg zu den Unsterblichen zu Ende zu führen… Hallers Lebensweg zur Selbstverwirklichung, zur Einheit von Yin und Yang, die die Unsterblichen auszeichnet, ist durch seinen Mord an Hermine und die Zerstörung des Spiegelbildes unmöglich geworden. |
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5 | 1928 |
Wilhelm, Richard. Das Geheimnis der goldenen Blüte [ID D1597] Richard Wilhelm schickt Carl Gustav Jung seine Abhandlungund bittet ihn einen Kommentar darüber zu schreiben. Jung meint, es sei ihm ein gewaltiges Erlebnis, durch Wilhelms Vermittlung der chinesischen Philosophie in klarer Sprache zu hören, was ihm aus den Wirrnissen des europäischen Unterbewussten dunkel entgegendämmere. Im psychologischen Kommentar schreibt er über die Parallele zwischen Po und Hun einerseits, die dem Prinzip von Yin und Yang entsprechen, und Anima und Animus andrerseits. Jung schreibt : Meine Bewunderung der grossen östlichen Philosophen ist so unzweifelhaft, wie meine Haltung zu ihrer Metaphysik unehrerbietig ist... Es ist beklagenswert, wenn der Europäer sich selbst aufgibt und den Osten imitiert und affektiert, wo er doch so viel grössere Möglichkeiten hätte, wenn er sich selber bliebe und aus seiner Art und seinem Wesen heraus all das entwickelte, was der Osten aus seinem Wesen im Laufe der Jahrtausende herausgebar... Insofern ich ein durchaus westlich fühlender Mensch bin, so kann ich nicht anders, als die Fremdartigkeit dieses chinesischen Textes aufs tiefste zu empfinden. |
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6 | 1929 |
Jung, C[arl] G[ustav]. Zum Gedächtnis Richard Wilhelms. In : Das Geheimnis der goldenen Blüte [ID D1597]. Jung schreibt : Heute, wo in Russland weit Ungerhörteres geschieht als damals in Paris, wo in Europa selber das christliche Symbol einen derartigen Schwächezustand erreicht hat, dass selbst die Buddhisten den Moment für Mission in Europa für gekommen erachten, ist es Wilhelm, der wie er kam von der Seele Europas, uns ein neues Licht von Osten bringt. Das ist die Kulturaufgabe, die Wilhelm gefühlt hat. Er hat erkannt, wie vieles der Osten uns geben könnte zur Heilung unserer geistigen Not… Was China in Tausenden von Jahren aufgebaut, können wir nicht stehlen. Wir müssen vielmehr lernen zu erwerben, um zu beseitzen. Was der Osten uns zu geben hat, soll uns blosse Hilfe sein bei einer Arbeit, die wir noch zu tun haben… Die Einsichten des Ostens, vor allem die Weisheit des I ging [Yi jing], haben keinen Sinn, wo man sich vor der eigenen Problematik verschliesse, wo man ein mit hergebrachten Vorurteilen künstlich zurechtgemachtes Leben lebt, wo man sich seine wirkliche Menschennatur mit ihren gefährlichen Untergründen und Dunkelheiten verschleiert… Wir müssen Wilhelms Übersetzungsarbeit in weiterem Sinne fortsetzen, wollen wir uns als würdige Schüler des Meisters erweisen. Wie er östliches Geistesgut in europäischen Sinn übersetzte, so sollten wir wohl diesen Sinn in Leben übersetzen. Wilhelm hat den Europäern die durch alle Jahrtausende lebendige geistige Wurzel des chinesischen Geistes mitgebracht un in den Boden Europas gepflanzt... Er hat uns einen lebendigen Keim des chinesischen Geistes eingeimpft, der geeignet ist, unser Weltbild wesentlich zu verändern. |
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7 | 1929 |
Carl Gustav Jung schreibt : Wenn wir Tao als Methode oder als bewussten Weg, der Getrenntes vereinigen soll, auffassen, so dürften wir dem psychologischen Gehalt des Begriffes wohl nahe kommen… und die Absicht dieser Vereinigung ist die Erziehung bewussten Lebens, chinesisch ausgedrückt : Herstellung des Tao. Adrian Hsia : Auf seiner Suche nach einem adäquanten deutschen Begriff für Tao fand C.G. Jung nur eine Definition, wie sie im Geheimnis der goldenen Blüte von Richard Wilhelm [ID D1597] erscheint. |
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8 | 1930 | Carl Gustav Jung schreibt : Die in der Praxis des I ging [Yi jing] zugrunde liegende Funktion – wenn ich mich so ausdrücken darf – steht nämlich, allem Anschein nach, in schärfstem Wiederspruch zu unserer abendländischen wissenschaftlich-kausalistischen Weltanschauung. Sie ist mit anderen Worten äusserst unwissenschaftlich, sie ist geradezu verboten, daher unserem wissenschaftlichen Urteil entzogen und unverständlich. |
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9 | 1930 |
Jung, C[arl] G[ustav]. Die Ehe als psychologische Beziehung. (Freiburg i.B. : Kampmann, 1930). Liu Weijian : Nach Jung trägt jeder Mann ein unbewusstes weibliches Seelenbild in sich, die Anima, während jede Frau in sich einen unbewusst männlichen Seelenanteil, den Animus besitze. Jung sieht einen Weg zur Selbstverwirklichung eines jeden Menschen. Dabei ist die persönliche Beziehung zwischen Mann und Frau so wichtig. |
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10 | 1935 |
Jung, C[arl] G[ustav]. Über die Archetypen des kollektiven Unbewussten. In : Eranos Jahrbuch, Zürich 1935. Jung schreibt : Das Wasser ist das geläufige Symbol für das Unbewusste… ist der „Talgeist“, der Wasserdrache des Tao, dessen Natur dem Wasser gleicht, ein in Yin aufgenommenes Yang. Wasser heisst darum psychologisch : Geist, der unbewusst geworden ist… der Spiegel… zeigt getreu, was in ihn hineingeschaut, nämlich jenes Gesicht, das wir der Welt nie zeigen, weil wir es durch die Persona, die Maske des Schauspielers, verhüllen. Der Spiegel aber liegt hinter der Maske und zeigt das wahre Gesicht. Adrian Hsia : Bei C.G. Jung spielt das Motiv des Spiegels und die Spiegelungsfähigkeit des Wassers eine wichtige Rolle…. Die Sprache Jungs zeigt, wie sehr er den taoistischen Erkenntnissen verpflichtet ist. |
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11 | 1936 |
Mann, Thomas. Freud und die Zukunft. (Wien : Bermann-Fischer, 1936). = Sigmund Freud und die Zukunft. In : Imago : Zeitschrift für psychoanalytische Psychologie ; Bd. 22 (1936). Christiane Gabriel : Thomas Mann entwickelt seine Vorstellung von einer Verbindung zwischen der Psychoanalyse und dem Geist des Ostens systematisch und berücksichtigt auch die sich daraus ergebenden peotologischen Aspekte. Er beruft sich vor allem auf C.G. Jung, der in seiner Bearbeitung des Tibetanischen Totenbuchs [ID D14734], das intuitive Wissen östlicher Erkenntnislehren um die menschliche Seele, um das sich die westliche Psychoanalyse wissenschaftlich bemühe, hervorhebt. |
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12 | 1939 | Carl Gustav Jung schreibt im Geleitwort von Suzuki, Daisetz Teitaro. Die grosse Befreiung... [ID D11817] : Zen ist wohl eine der wunderbarsten Blüten des chinesischen Geistes, welcher sich willig von der ungeheuren Gedankenwelt des Buddhismus befruchten liess... Der Buddha ist nichts anderes als der Geist (mind) oder vielmehr jener, der diesen Geist zu sehen strebt... Einblick in die eigene Natur mit Erreichung der Buddhaschaft. | |
13 | 1946 |
Jung, Carl G[ustav]. Psychologie der Übertragung. (Zürich : Rascher, 1946). Jung schreibt : Während die unbewusste Anima des Mannes sich mit dem Bewusstsein der Frau verbindet, äussert sich der Animus der Frau im Kontakt zum Bewusstsein des Mannes. Liu Weijian : Diese Theorie entspricht dem daoistischen Bild von Yin und Yang. Im Symbol des Taiji, des Uranfangs der Welt, verhalten sich das weibliche Yin und das männliche Yang gleichgewichtig zueinander und geben in Wölbung und Ausdehnung einander Raum. Zugleich tragen sie auch einen Kern des Anderen in sich selbst. |
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# | Year | Bibliographical Data | Type / Abbreviation | Linked Data |
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1 | 1929 | Das Geheimnis der goldenen Blüte : ein chinesisches Lebensbuch. Übersetzt und erläutert von Richard Wilhelm ; mit einem europäischen Kommentar von C[arl] G[utav] Jung. (München : Dornverlag, 1929). [Tai yi jin hua zong zhi]. = The secret of the golden flower : a Chinese book of Life. Translated and explained by Richard Wilhelm, with a European commentary by C.G. Jung; with eleven plates and four text illustrations. (London : Kegan Paul, Trench, Trubner, 1931). | Publication / WIR19 | |
2 | 1935 | Das Tibetanische Totenbuch. Aus der englischen Fassung des Lama Kazi Dawa Samdup hrsg. von W. Y. Evans-Wentz ; übers. und eingeleitet von Louise Göpfert-March ; mit einem psychologischen Kommentar von C[arl] G[ustav] Jung. (Zürich ; Leipzig : Rascher, 1935). | Publication / Jung2 |
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3 | 1939 | Suzuki, Daisetz Teitaro. Die grosse Befreiung : Einführung in den Zen-Buddhismus. [Übersetzt von Heinrich Zimmer] ; Geleitwort von C[arl] G[ustav] Jung . (Leipzig : C. Weller, 1939). | Publication / Jung1 |
# | Year | Bibliographical Data | Type / Abbreviation | Linked Data |
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1 | 1977 | Baumgardt, Ursula. Tibetisch-buddhistischer Heilweg und Jungscher Individuationsprozesses : psychologischer Kommentar zu meiner Dissertation : 'Geistliche Titel und Bezeichnungen in der Hierarchie des tibetischen Klerus, unter besonderer Berücksichtigung der G-Lug-Pa-Schule'. (Zürich : C.G. Jung-Institut, 1977). Diplom Diss. C.G. Jung-Institut, 1977. | Publication / BaumU2 |