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Gundert, Wilhelm

(Stuttgart 1880-1971 Neu-Ulm) : Japanologe, Sinologe, Missionar, Professor für Japanologie an der Universität Hamburg

Subjects

Index of Names : Occident / Religion : Christianity / Sinology and Asian Studies : Europe : Germany

Chronology Entries (14)

# Year Text Linked Data
1 1898-1900 Wilhelm Gundert studiert Theologie im Tübinger Stift.
2 1900-1901 Wilhelm Gundert studiert Theologie in Halle.
3 1901-1902 Wihelm Gundert studiert Theologie im Tübinger Stift.
4 1903-1906 Wilhelm Gundert ist als Pfarrer tätig.
5 1906 Wilhelm Gundert geht als Missionar nach Japan und lehrt deutsche Sprache an einem staatlichen College in Tokyo.
6 1915-1920 Wilhelm Gundert ist Lektor der Hochschule von Kumamoto.
7 1920-1922 Wilhelm Gundert studiert Japanisch an der Universität Hamburg.
8 1920 Hermann Hesse schreibt an seinen Vetter Wilhelm Gundert nach Tokyo : Ein latentes, anderes Deutschland zu befördern, das nicht nur Goethe, Hölderlin und Nietzsche innig kennt und liebt, sondern auch Laotse, und das ganz vom instinktiven Wissen seiner Aufgabe durchdrungen ist : Chaos und mütterliches Asien nach Europa hereinzutragen.
  • Document: Gellner, Christoph. Weisheit, Kunst und Lebenskunst : fernöstliche Religion und Philosophie bei Hermann Hesse und Bertolt Brecht. (Mainz : Matthias-Grünewald-Verlag, 1996). (Theologie und Literatur ; Bd. 8). Diss. Univ. Tübingen, 1996. S. 102. (Gel2, Publication)
  • Person: Hesse, Hermann
9 1922-1927 Wilhelm Gundert ist Lektor der Hochschule von Mito.
10 1925 Wilhelm Gundert promoviert an der Universität Hamburg.
11 1927-1936 Wilhelm Gundert ist Leiter des Japanisch-Deutschen Kulturinstituts in Tokyo.
12 1936-1945 Wilhelm Gundert ist Professor für Japanologie an der Universität Hamburg.
13 1960 Hermann Hesse schreibt an Wilhelm Gundert über dessen Übersetzung des Bi-yän-lu [ID D835] : Seit jenem schönen Ereignis, der Verdeutschung des I ging [Yi jing] durch Richard Wilhelm… hat keine Eroberung fernöstlicher Schätze durch den abendländischen Geist mich so tief berührt, so herzerfreuend alles Westöstliche in mir angerufen wie die grosse, mir vorerst nur im grossen Umriss erfassbare Leistung, an die du deinen Lebensabend, wohl mehr als ein Jahrzehnt geduldigster und heikelster Arbeit, hingegeben hast… Der Sinn der Zen-Weisheit, das Geheimnis… ist jenes mit Worten nicht erfassbare höchste Gut, das Ziel und Anliegen jeder Frömmigkeit. Worte, die daran zu rühren, daran zu mahnen suchen, sind etwa : Seligkeit, Friede, Erlösung, Übertritt aus der Zeit in die Ewigkeit, Nirwana. Damit das Mögliche entstehe, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.
  • Document: Hsia, Adrian. Hermann Hesse und China : Darstellung, Materialien und Interpretation. (Frankfurt a.M. : Suhrkamp, 1974). [2nd enl. ed. (1981) ; 3rd ed., with an add. chapter (2002)]. S. 124. (Hes2, Publication)
  • Person: Hesse, Hermann
14 1960 Hermann Hesse schreibt anlässlich des Erscheinen des ersten Bandes der Übersetzung des Bi-yän-lu von Wilhelm Gundert eine Rezension [ID D835] : Das chinesische Zen, jene ganz auf Praxis, auf Seelendisziplin gerichtete Form, die der aus Indien nach China gelangte Buddhismus dort angenommen hat, ist seinem Wesen nach, sehr im Gegensatz zum indischen, eigentlich der Literatur, der Spekulation, der Dogmatik und Scholastik durchaus abhold. Man könnte sagen, indischer und chinesischer Buddhismus verhalten sich zueinander wie Sanskrit zu Chinesisch. Dort eine Sprache der indogermanischen Art, Werkzeug eines differenzierenden, gelehrten, abstrakten Denkens, auch einer blühenden Scholastik, hier im Osten aber eine bildkräftige, lockere, auf die meisten der uns geläufigen grammatischen Feinheiten und Knifflichkeiten verzichtende Sprache, eine weitherzige, keineswegs eindeutige, deren Worte eher Bilder oder Gebärden als Worte in unsrem Sinne sind. Nun, trotzdem hat auch das Zen eine Art von Literatur entwickelt, und in diesem Jahr 1960 hat es sich ereignet, dass eins ihrer ehrwürdigsten Bücher (vielmehr vorerst nur ein Drittel des Ganzen) in einer Verdeutschung erschienen ist, die ihren Verfasser, Wilhelm Gundert, mehr als ein Dutzend Jahre gekostet hat. Das Buch Bi-yän-lu, Meister Yüan-Wu's Niederschrift von der smaragdenen Felswand, ist zu Anfang des 12. Jahrhunderts entstanden und ist eine Sammlung von hundert Anekdoten und Aussprüchen bedeutender Zen-Meister samt auf sie gedichteten Hymnen und über sie verfassten Erläuterungen. Von den 100 Beispielen gibt Gunderts Übersetzung die ersten 33.
Dies höchst merkwürdige Werk ist etwas wie eine zen-buddhistische Summa, nicht aber im Sinn einer Dogmatik, sondern in dem eines geistlichen Übungsbuches. Anhand von Aussprüchen berühmter Lehrer und Patriarchen wird den Novizen und Mönchen vorgeführt, auf welche Art dieser oder jener ihrer Vorgänger das Ziel erreicht hat, nämlich die Erleuchtung, das Innewerden der Wirklichkeit, die nicht als etwas Statisches, sondern etwa wie das Zucken eines Funkens zwischen zwei Polen vorzustellen ist, dem Pol Samsara, der vollen bunten Erscheinungswelt, und dem Pol Nirwana, der absoluten Leerheit und Erlöstheit. In den meisten dieser Beispiele aus der Praxis der Meister stellt ein Schüler eine Präge, die der abendländische Leser nicht selten verstehen kann, während die Antwort des Lehrers uns vor lauter Rätsel stellt, übrigens des öftern nicht aus Worten, sondern aus einer Gebärde oder Handlung besteht, und gar nicht selten ist diese Handlung eine Ohrfeige oder ein Stockhieb. Diese Beispiele, um 1100 aus der Überlieferung mehrerer Jahrhunderte aufgezeichnet, sind noch heute, 800 Jahre später, ein klassisches Lehrmittel der Zen-Lehrer. Dass wir sie jetzt deutsch lesen können ist schon viel, denn jedes Beispiel enthält die Anregung zu staunender Versenkung.
Es ist kein Buch, das man schlechthin 'lesen' könnte; man muss sich in seinem Dickicht Zoll um Zoll vortasten, oft wieder umkehren, und bei mancher Umkehr zeigt uns auf einmal der Text ein ganz andres Gesicht. Es ist ein sehr fremdartiges, kompliziertes und schwer zugängliches Werk. Es ist eine Nuss mit drei- und vierfacher, recht harter Schale. Der normale, durchschnittliche Zeitgenosse wird nun vielleicht sagen, das alte Indien, das alte China, das Nirwana und das Zen seien erledigte Dinge, und der Rückgriff auf sie, also auch das Übersetzen und das Studieren dieses Werkes aus dem fernöstlichen Mittelalter sei unnütz, sei historische Schatzgräberei oder romantische Spielerei.
Darauf ließe sich zunächst antworten, dass ja das Zen noch heute in Japan ebenso existiert und praktiziert wird wie bei uns das Christentum, dass ferner die Lehre des Shakyamuni in ihren verschiedenen östlichen Ausformungen nicht nur Schopenhauer und seine Jünger fasziniert, sondern auch das intensive Interesse des heutigen Abendlandes gewonnen hat, dass die Vorträge und Bücher heutiger Zen-Buddhisten, obenan die von Suzuki, in Europa und Amerika größte Aufmerksamkeit finden, ja dass es leider schon so etwas wie eine Zen-Mode gibt.

Bibliography (5)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 1925 Gundert Wilhelm. Der Schintoismus im japanischen Nô-Drama. (Tokyo : Verlag der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde, 1925). Diss. Univ. Hamburg, 1925. Publication / GUW1
2 1952 Lyrik des Ostens. Hrsg. von Wilhelm Gundert, Annemarie Schimmel und Walther Schubring. (München : C. Hanser, 1952). Darin enthalten sind 85 Gedichte aus der Tang-, Song- und Han-Zeit übersetzt von Günter Eich. Publication / Gun3
  • Cited by: Wei, Maoping. Günter Eich und China : Studien über die Beziehungen des Werks von Günter Eich zur chinesischen Geisteswelt. (Heidelberg : Universität Heidelberg, 1989). Diss. Univ. Heidelberg, 1989. (Eich4, Published)
  • Person: Eich, Günter
  • Person: Schimmel, Annemarie
  • Person: Schubring, Walther
3 1954 Die grossen nichtchristlichen Religionen unserer Zeit : in Einzeldarstellungen. Mit Beiträgen von Walter Fuchs, Helmuth von Glasenapp, Wilhelm Gundert [et al.]. (Stuttgart : A. Kröner, 1954). (Kröners-Taschenausgabe ; 228. Das Heidelberger Studio. Sendereihe. Veröffentlichungen ; 3). Publication / Gun1
4 1960-1967 Hsüeh-tou. Bi-yän-lu : Meister Yüan-wu's Niederschrift von der Smaragdenen Felswand : verfasst auf dem Djia-schan bei Li in Hunan zwischen 1111 und 1115 ; im Druck erschienen in Sitschuan um 1300. Verdeutsch und erläutert von Wilhelm Gundert. Bd. 1-2. (München : C. Hanser, 1960-1967). [Yuanwu, Keqin. Bi yan lu]. Publication / Gun2
5 2004 Seckel, Dietrich. Wilhelm Gundert zum Gedenken. http://www.uni-hamburg.de/. Web / Seck 1
  • Source: Gundert Wilhelm. Der Schintoismus im japanischen Nô-Drama. (Tokyo : Verlag der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde, 1925). Diss. Univ. Hamburg, 1925. (GUW1, Publication)