Meiners, Christoph. Abhandlungen sinesischer Jesuiten, über die Geschichte, Wissenschaften, Künste, Sitten und Gebräuche der Sinesen [ID D1869].
Meiners schreibt : Couplet, Martini, du Halde, und noch neuerlich P. Mailla in der von ihm übersetzten Histoire Générale, waren nicht allein so lächerlich leichtgläubig oder unaufrichtig, diese von den Bonzen erdichtete Wundermänner und deren Regierungen für wirklich zu halten, sondern waren auch, aller der Widersprüche unzähliger Sinesen ungeachtet, unverschämt genug, uns Europäer zu versichern, dass in Sina niemand an deren Daseyn und Wirklichkeit jemals gezweifelt habe.
[Die Chinesen sind] so leer von menschlichen Gefühlen, dass sie ihre neugebohrnen Kinder aussetzen, oder wie beschwerlichen Unrath in die Karren werfen, dass sie ihre Weiber und erwachsenen Kinder verkaufen, oder auch die letzteren verstümmeln, um sie als Verschnittene an den Hof zu bringen. Sie betrügen oder übervortheilen einen Jeden ohne Unterschied… Die Sinesen, die Siamesen, Tunkinesen und die Japaner gehören zu den halbaufgeklärten Völkern.
Er schreibt über Konfuzius : …ein Mann, der sich bloss deswegen sein Leben zu verlängern wünschte, um sich eine vollkommene Kenntniss dieser ältesten Urkunden des Menschengeschlechts in Sina erwerben zu könen [Yi jing]…der endlich in der ungereimtesten Auslegung des ungereimtesten Räthsels die Kunst lehrte, aus dem letzeren zu weissagen, und diesen elenden Aberglauben unter seinen Schülern und seinem Volke verewigte, - ein solcher Mann verdient meinem Urtheile nach nicht den Titel des Philosophen, und wenn er auch neben allen vergötterten Völksbertrügern in allen Theilen der Erde verehret würde.
Über das Shu jing meint er : Was aber soll man nun am Ende von der Weisheit oder Gelehrsamkeit und Kritik eines Volks denken, das eine solche verstümmelte, verfälschte, unverständliche, und wenn sie auch ganz ächt wäre, höchst mittelmässige Schrift mit so unmässigen Lobsprüchen zum heiligsten aller Bücher, zur Urquelle aller Weisheit, zur Richtschnur aller Stände mit vergötternder Schwärmerey erhebt ?
Lee Eun-jeung : Für Meiners besteht das Menschengeschlecht aus zwei Hauptstämmen : dem 'Kaukasischen' und dem 'Mongolischen'. Unter dem Mongolischen subsumiert er alle farbigen Völker, nicht nur Asiaten, sondern auch Schwarze und Indianer. Dieser 'dunkelfarbige und hässliche Stamm sei nicht nur viel schwächer von Cörper und Geist, sondern auch viel übel gearteter und tugendleerer' als der 'helle und schöne' kaukasische Stamm. Die Völker des Mongolischen Stammes, die Meiners als eine Art von 'Halbmensch' ansieht, die den Tieren oft weit näher stehen als dem Europäer sind 'dunkel', 'hässlich', 'fett', und 'bartlos'… Der Despotismus zählt für ihn zu den natürlichem Merkmalen des Mongolischen Stammes, er sei 'einzig und allein, aber auch unvermeidlich' auf die körperliche und geistige Schwäche und Übelartigkeit der Völker, bzw. auf die moralischen und physischen Ursachen derselben zurückzuführen. Die Chinesen sind für ihn 'eins der nichtswürdigsten Völker Asiens'. In seiner Vorrede sagt Meiners, dass es seine Absicht sei, 'die Güte und Zuverlässigkeit der Werke und Urkunden zu prüfen, wodurch der Werth und Unwerth der Sinesischen Nation, ihrer Wissenschaften, und das Alterthum ihrer Geschichte bestimmt wird'. Zugleich macht er aber klar, dass er die bisherige Chinabewunderung für übertrieben halte, und dass er 'die Urtheile der Lobredner der Sinesen fast immer durch deren eigene Zeugnisse widerlege'.
Meiners missdeutet den Charakter des chinesischen Staatswesens, spottet über die Geringschätzung von chinesischen Wissenschaften wie Mathematik und Astronomie und meint über die Chinesen, dass sie 'so dumm waren, dass sie die leichtesten Operationen der Europäer nicht begreifen und nichts von ihnen lernen konnten'. Er stellt das chinesische Prüfungssystem in Frage und lehnt es ab, Konfuzius als Philosophen zu betrachten. Bei der Darstellung des Shu jing stellt Meiners die chinesischen Verfasser als Lügner hin : Es sei 'ganz unmöglich, dass die sogenannten Geschichtsschreiber des Innern alle Reden und Handlungen der Kaiser, ihrer Minister und Bediente aufzeichnen können'.
Über chinesische Maler meint er, sie seien 'die elendsten Schmierer selbst in Asien' und das chinesische Volk hätte 'niemals wahre Philosophen und Künstler hervorgebracht' eben deswegen, 'weil es von jeher so fruchtbar an Sklaven und Despoten war'.
History : China : General
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Philosophy : Europe : Germany