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“Die konfuzianischen staatsphilosophischen Ideen in den Staatsromanen von Albrecht von Haller und Christoph Martin Wieland” (Publication, 1991)

Year

1991

Text

Zhu, Yanbing. Die konfuzianischen staatsphilosophischen Ideen in den Staatsromanen von Albrecht von Haller und Christoph Martin Wieland. In : Deutsche Literatur und Sprache aus ostasiatischer Perspektive. Symposium, 26.-30.8.1991. In : Veröffentlichungen des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin ; Bd. 12 (1991). (ZhuY2)

Type

Publication

Contributors (1)

Zhu, Yanbing  (um 1985) : Übersetzer, Sichuan Foreign Language University, Chongqing

Mentioned People (2)

Haller, Albrecht von  (Bern 1708-1777 Bern) : Arzt, Naturforscher, Schriftsteller

Wieland, Christoph Martin  (Oberholzheim = Achstetten bei Biberach 1733-1813 Weimar) : Schriftsteller

Subjects

Literature : Occident : Germany / Literature : Occident : Switzerland / References / Sources

Chronology Entries (2)

# Year Text Linked Data
1 1771 Haller, Albrecht von. Usong [ID D11893].
Zhu Yanbing : Haller setzt sich im Roman Usong mit China auseinander. Der erste Band ist die Geschichte von Usong und dem Geschlecht der Tschengiden, der zweite die Geschichte von Usongs Staat und seine Staatsregierung, der dritte die Geschichte von Usongs Kindern und der vierte das endgültige Bekenntnis Usongs zum Christentum.
Usong ist Sohn des Tschengiden Timurtasch, eines Nachkommen des einst über China herrschenden mongolischen kaiserlichen Hauses. Er erhält eine konfuzianische Erziehung und gerät mit 14 Jahren in einem Krieg gegen China in Gefangenschaft von Liewang, eines chinesischen Unterkönigs. Liewang ist ein Herr, der "alle Gaben des Verstandes vereinigt : ein würdiger Urengkel des Kon-fu-zee" und seine Tocher Liosua "ein konfuzianisches Mustermädchen". Usong ist bei Liewang als Gärtner tätig und wird "in den Gesetzen, den Gebräuchen und den Wissenschaften eines Reiches unterwiesen, das seit so vielen Jahren der Mittelpunkt der Ordnung und der öffentlichen Glückseligkeit ist". Aber seine heimliche Liebe zu Liosua verärgert Liewang und er wird in eine entlegene Provinz verbannt. Er flieht über Ägypten nach Venedig, wo er nicht die knechtische Unterwerfung, die in China herrscht, vorfindet. Dann reist er über die Türkei, Arabien nach Persien. Er kommt auf den persischen Thron und schickt eine Gesandtschaft nach China, um Liosua abzuholen und zu heiraten. Er überlegt, wie er das verkommene Perserreich wieder in Ordnung bringen soll und sammelt alles in seinem Gedächtnis, was er von den alten Weisen in China gelernt, und was er sonst vom erfahrenen Liewang gehört hatte. Er strebt bei seiner Staatsregierung nach einer west-östlichen Synthese, bekennt sich aber letzten Endes zum Christentum.
Die Frankfurter gelehrten Anzeigen kommentieren : Usong, Held des Romans "ist von Anfgang bis Ende höchst tugendhaft, trägt alle zum Throne erforderlichen Qualitäten in einem gelben Gürtel, der Zeuge seiner kaiserlichen Abkunft ist, liefert Schatten, rettet Prinzessinnen, erobert Reiche, macht herrliche Gesetze, am Ende ein Testament und stirbt".
Haller zeigt hinsichtlich der Handlung und des Schauplatzes nur eine äussere Berühung mit konfuzianischen staatsphilosphischen Ideen.

Liu Weijian : Haller schreibt über die Organisation des konfuzianischen Staates, indem er die Lebensgeschichte des persischen Kaisers Usong erzählt. Usong praktiziert das konfuzianische Staatsideal und wird zum musterhaften Herrscher eines Landes. Demgegenüber werden Laozis Anhänger negativ skizziert : Sie glauben nicht an Gott ; sie relativieren den Unterschied zwischen Gut und Böse und streiten die moralische Überlegenheit der Tugend gegenüber dem Laster ab ; sie seien ein Haufen Bonzen und Anhänger des chinesischen Epicurs und schwärmen nur für den leiblichen Genuss.
Damit wird die pauschale moralische Verurteilung des Taoismus durch die Missionare wiederum in die deutsche Literatur aufgenommen.

Ulrich Faust : Die Geschichte des chinesischen Mandarins Oel-fu, eines Jüngers des Konfzius, trägt autobiographische Züge. Aber die Chinabegeisterung ist einer kritischen Haltung gewichen. Haller sagt von Usong : Zu sehr hatte er sich in China überzeugt, dass ohne die Furcht des obersten Wesens die Menschen zwar eine äusserliche Ehrfurcht beobachten, aber ihren Begierden kein genugsam kräftiges Gleichgewicht entgegensetzen können.
  • Document: Faus, Ulrich. Mythologien und Religionen des Ostens bei Johann Gottfried Herder. (Münster : Aschendorff, 1977). (Aevum Christianum ; 12). S. 20. (FauU1, Publication)
  • Document: Liu, Weijian. Die daoistische Philosophie im Werk von Hesse, Döblin und Brecht. (Bochum : Brockmeyer, 1991). (Chinathemen ; Bd. 59). Diss. Freie Univ. Berlin, 1990. [Hermann Hesse, Alfred Döblin, Bertolt Brecht]. S. 20. (LiuW1, Publication)
  • Person: Haller, Albrecht von
  • Person: Laozi
2 1772 Wieland, Christoph Martin. Der goldene Spiegel [ID D11894].
Quelle : Du Halde, Jean-Baptiste. Description géographique, historique, chronologique, politique et physique de l'empire de Chine [ID D1819]. [Ji, Junxiang. Zhao shi gu er].

Zhu Yanbing : Wieland bezieht sich folgendermassen auf China : In der Einleitung macht er eine fiktive Bemerkung, dass der Roman ursprünglich eine scheschianische Handschrift war, über chinesische und lateinische Übersetzung zu ihm gelangte und von ihm ins Deutsche übersetzt wurde. Um die Authentizität seiner fiktiven Bemerkung zu bekräftigen, eröffnet er seinen Roman mit einer Zueignungsschrift des fiktiven chinesischen Übersetzers an den Kaiser Tai-Tsu, "den glorwürdigsten Sohn des Himmels", in der Autor seine Forderungen an die deutschen Fürsten dem chinesischen Übersetzer in den Mund legt : "Ihrer Majestät lebhaftestes Verlangen ist, Ihre Völker glücklich zu sehen“. Im Anschluss schreibt er, dass sein Buch "eine Art Auszug aus der Geschichte der Könige von Scheschian" sei, die den Prinzen aus dem Hause des Kaisers Tai-Tsu Begriffe und Maximen einflössen könnte, von deren Gebrauch oder Nichtgebrauch das Glück der sinensischen Provinzen grossenteils abhängen dürfte.
Wieland zeigt den deutschen Fürsten ein "raum- und zeitloses Idealbild". Es wird geschildert, wie dumme Könige das Land Scheschian ruinieren und wie ein weiser und tugendhafter Herrscher es wieder "von der untersten Stufe des Elends bis zum Gipfel der Nationalglückseligkeit" führt. Er verherrlicht die Thronbesteigung Tifans, der von einem Lehrer nach chinesischem Vorbild erzogen worden ist. Schun, "der beste unter allen sinensichen Grosskönigen" war ein sagenhafter König, den Konfuzius und seine Nachfolger hochpriesen und idealisierten und ihren jeweiligen Herrschern als nachahmenswertes Vorbild vorhalten und der Autor führt dieses Vorbild den deutschen Fürsten vor. Der König ist "Statthalter der Gottheit" und vollzieht auf Erden die gesetzgebende und ausübende Macht. Der Adel bildet den ersten Stand und hat "ein angeborenes Recht auf alle obersten Staats- und Kriegsbedienungen" inne. Aber sein Mitspracherecht bei der Staatsregierung wird beschränkt. Die Kinder aller Klassen geniessen eine den "Bedürfnissen einer jeden Klasse" entsprechende Erziehung.

Liu Weijian : Christoph Martin Wieland kritisiert den Missbrauch des Menschenverstandes durch die Verkehrung der "Natur der sittlichen Dinge" und die Beschönigung "lasterhafter, unmenschlicher Handlungen" : Diejenigen, die sich solcher Vergehen schuldig gemacht hätten, wären von Konfuzius als Betrüger verschrieen worden, wohingegen sie bei Laozi aber "Weise" genannt würden.

Adrian Hsia : Das oberste Gebot im Zeitalter der Aufklärung ist die vernünftige Natur. Der chinesische Sagenkönig Shun ist, nach Wieland, der idealste aller Herrsscher, weil er nach dem konfuzianischen Ideal erzogen worden ist : nämlich zur Selbstvervollkommnung und dann als Patriarch der Familie und zuletzt als Landesvater. Dabei ist das Massgebende die 'Güte der Sitten'... Wieland sieht auch Nutzen in der geregelten zeremoniellen Höflichkeit der Chinesen... und will lediglich den Aberglauben beseitigen und einen vernünftigen Gottesdienst eingeführt sehen, um das höchste Wesen zu verehren.

Ulrich Faust : Die Feindschaft gegen den kontemplativen Stand der Ya-faous ist die literarische Spiegelung der Polemik, die der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 und der 1782 erfolgten Unterdrückung von 700 österreichischen Klöstern vorausging. Die Aversion gegen das "Monchsunwesen" wird auf einem asiatischen Schauplatz gezeigt.
  • Document: Faus, Ulrich. Mythologien und Religionen des Ostens bei Johann Gottfried Herder. (Münster : Aschendorff, 1977). (Aevum Christianum ; 12). S. 24. (FauU1, Publication)
  • Document: Hsia, Adrian. Chinesien - Zur Typologie des anderen China in der deutschen Literatur mit besonderer Berücksichtigung des 20. Jahrhunderts. In : Arcadia ; Bd. 25, H. 1 (1990). S. 47. (Hsia12, Publication)
  • Document: Liu, Weijian. Die daoistische Philosophie im Werk von Hesse, Döblin und Brecht. (Bochum : Brockmeyer, 1991). (Chinathemen ; Bd. 59). Diss. Freie Univ. Berlin, 1990. [Hermann Hesse, Alfred Döblin, Bertolt Brecht]. S. 20-21. (LiuW1, Publication)
  • Person: Wieland, Christoph Martin

Cited by (1)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 2000- Asien-Orient-Institut Universität Zürich Organisation / AOI
  • Cited by: Huppertz, Josefine ; Köster, Hermann. Kleine China-Beiträge. (St. Augustin : Selbstverlag, 1979). [Hermann Köster zum 75. Geburtstag].

    [Enthält : Ostasieneise von Wilhelm Schmidt 1935 von Josefine Huppertz ; Konfuzianismus von Xunzi von Hermann Köster]. (Huppe1, Published)