HomeChronology EntriesDocumentsPeopleLogin

“Werther und Immensee in China” (Publication, 1986)

Year

1986

Text

Ascher, Barbara. Werther und Immensee in China. In : Zeitschrift für Kulturaustausch ; Bd. 36, H. 3 (1986). (Asch2)

Type

Publication

Subjects

References / Sources

Chronology Entries (3)

# Year Text Linked Data
1 1930 Zhang Yousong. Yin meng hu [ID D15274]
Er schreibt über Theodor Storms Personen in Immensee : Die heutige Jugend soll sie nicht bewundern oder ihnen nacheifern ; nur wenn wir hinter unserer Zeit zurückbleiben wollten, würden wir Immensee aufgrund der darin beschriebenen Personen und Szenen übersetzen.
2 1968 [Goethe, Johann Wolfgang von]. Shao nian Weite zhi fan nao [ID D15301].
Li Muhua schreibt in seiner Übersetzung : Leser, wenn jemand unter Euch Liebeskummer hat, wenn es so weh tut, dass ihr nicht mehr leben wollt, dann bitte, wendet Goethes Heilmethode an ; sie hat eine ausgezeichnete Wirkung. Wenn Du Deinen Selbstmord planst und keine Zeit hast, Deine Geschichte niederzuschreiben, dann bitte Deine Freunde, sie aufzuzeichnen ; wenn auch Deine Freunde keine Zeit haben, dann freut sich der Schreiber, Dir jederzeit zur Verfügung zu stehen.
Barbara Ascher : Li gibt dem Leser den Rat, es wie Goethe zu machen, der sich in sein Zimmer einschloss und in einer Woche seinen Werther hervorbrachte.
3 1986 Barbara Ascher : Immensee von Theodor Storm widerspiegelte für die chinesischen Leser ihren Wunsch, Glück in der Liebe zu suchen. Die Helden der Novelle jedoch äussern ihr Gefühl nur zurückhaltend. Jedenfalls bemängelte der Dichter Yu Dafu, dies sei keine leidenschaftlich-mitreissende Literatur, die man „besingen und beweinen kann“, während der Übersetzer Shi Ying meinte, das konfuzianische Lob „fröhlich ohne ausgelassen zu sein, sehnsuchtsvoll ohne das Herz zu verwunden“ passe genau auf die Novelle. Die Bemerkung des Professors für Ästhetik, Zong Baihua, „Chinesen zeigen ihre Gefühle nicht äusserlich“, rückt Immensee viel näher an die traditionelle chinesische Lebensauffassung. In der Literatur vor dem 4. Mai sind persönliche Sehnsüchte, Freude oder Trauer meist nur verschlüsselt durch Symbole erkennbar.

Werther (von Goethe), Reinhard und Elisabeth (Immensee von Theodor Storm) wurden zum doppelt negativen Vorbild. Von den Verteidigern der traditionellen Ordnung wurde der Werther als Gefahr für die Jugend gesehen und konnte von dieser zum Teil nur heimlich gelesen werden, weil man in ihm die Aufforderung sah, die Geborgenheit der traditionellen Ordnung zu verlassen. Die Verfechter einer neuen Gesellschaft und Gesellschaftsmoral hingegen kritisierten ihn als passiven Träumer und verurteilten seine als Scheitern betrachtete Selbstauflösung. Sie verlangen eine aktive Verfolgung der eigenen Glücksvorstellungen und konnten im tragischen Schicksal des Idealisten Werther oder in der Entsagung von Reinhard un Elisabeth nichts positiv Heroisches sehen. Sie warnten die Jugend davor, „sich ins Netz der Liebe zu verstricken“, oder sahen, wie Liu Wuji, im „Wertherismus“ nur das Erreichen eines vorläufigen Stadiums, das überwunden werden sollte.

Cited by (1)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 2000- Asien-Orient-Institut Universität Zürich Organisation / AOI
  • Cited by: Huppertz, Josefine ; Köster, Hermann. Kleine China-Beiträge. (St. Augustin : Selbstverlag, 1979). [Hermann Köster zum 75. Geburtstag].

    [Enthält : Ostasieneise von Wilhelm Schmidt 1935 von Josefine Huppertz ; Konfuzianismus von Xunzi von Hermann Köster]. (Huppe1, Published)