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1 | 1929-1931 |
Gerhart Eisler ist Beauftragter der Kommunistischen Internationale in China.
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2 | 1929 |
Brecht, Bertolt. Geschichten vom Herrn Keuner. In : Brecht, Bertolt. Der Flug der Lindberghs : Radiolehrstück für Knaben und Mädchen. Radiotheorie. Geschichten vom Herrn Keuner. (Berlin : G. Kiepenheur, 1930). (Versuche / Brecht ; 1-3).
Quelle : Wilhelm, Richard. Dschuang Dsi [ID D4447]. Brecht schreibt : Der chinesische Philosoph Dschuang Dsi [Zhuangzi] verfasste noch im Mannesalter ein Buch von hunderttausend Wörtern, das zu neun Zehnteln aus Zitaten bestand. Solche Bücher können bei uns nicht mehr geschrieben werden, da der Geist fehlt. Christoph Gellner : Angeregt durch seine intensive Beschäftigung mit altchinesischer Philosophie entsteht eine völlig neuartige Form philosophisch-didaktischer Kurzprosa, eine Sammlung von Denk- und Haltungsbildern, die dem Leser anschauende Erkenntnis vermitteln. Im schöpferischen Zusammenspiel von Alt und Neu, von Tradition und Innovation wird darin erstmals für die Fernostrezeption eine Verschränkung von chinesischer und marxistischer Philosophie greifbar, mit der Brecht in der Tat die Wiedergewinnung einer alten unter Hinzugewinnung einer neuen Dimension von Weisheit intendiert… Brecht lehnt sich sehr stark an altchinesische Formen des Philosophierens an, in denen sich auch tatsächlich Gehalte unserer Zeit behandeln lassen… Brecht ist der erste in der deutschsprachigen Literatur, der Mozis Schriften zur Kenntnis nimmt. In seinem Exemplar Me Ti in der Übersetzung von Alfred Forke [ID D669] gibt es zahlreiche Anstreichungen und Randbemerkungen. Er hat in Keuner keine einzige Gesprächspassage aus dem Me Ti übernommen, Übereinstimmungen und Parallelen sind weniger im Inhaltlich-Thematischen zu suchen als vielmehr auf der Ebene der Darstellungsform. Es ist in erster Linie das didaktische Formmuster, der aphorisch-apothegmatische Rede- und Erzählgestus der Lehre Mozis, die als Denkanregung dient. Adrian Hsia / Song Yun-yeop : Die Keuner-Geschichten stellen auch das Resultat der Beschäftigung Brechts mit Mozi dar. Yun-yeop Song hat nachgewiesen, das sich sowohl die dialogische Form als auch die Methodik der Belehrung zwischen Mozis Werk und der Keuner-Geschichten so sehr ähneln, dass man von einem kreativen Einfluss sprechen kann. Mozi zeichnete sich von anderen chinesischen Philosophen durch sein logisches Denken aus. Alfred Forke sagt : Mozi habe die Logik in die chinesische Philosophie eingeführt. Die logische Schlussfolgerung als didaktisches Moment und der Nützlichkeitsgedanke als Altruismus bringen Brecht und Mozi zusammen. Beide bedienen sich einer verfremdeten Andeutung, um den Leser aus der gewohnten Routine des Alltagslebens zu erwecken und aufhorchen zu lassen. Es kommt in diesem Moment keine Belehrung, keine Moralpredigt vor, sondern bloss ein Fingerzeig der logischen Gedankenführung, die die Fähigkeit des Unterscheidungsvermögens im Sinne der Nützlichkeit der Gemeinschaft schärft und somit zum logischen Denken zwingt und schult. Dass Mozi als Vorlage dient, zeigen besonders die frühen Keuner-Geschichten, in denen Keuner als Meister auftritt, der Fragen seiner Schüler beantwortet. Die gesellschaftlichen oder sonstigen Misstände sollen durch Verfremdung auffallen und somit in Frage gestellt werden. Ein wichtiges Thema in den Keuner-Texten, das an die Haltung des Konfuzius erinnert, ist die Art und Weise des Lernens und das emanzipatorische Lehrer-Schüler-Verhältnis… Wahre Liebe bedeutet für Keuner wie für Konfuzius keine Hingabe oder Hinnahme dessen, was einer ist, sondern, von der Seite des Liebenden, eine selbstbewusste und gesellschaftliche Tätigkeit mit dem Ziel, die potentiellen Fähigkeiten des Geliebten zu entdecken und ihnen zur Entfaltung zu verhelfen. |
3 | 1929 |
Brecht, Bertolt. Das Badener Lehrstück vom Einverständnis. In : Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (Oper) : Über die Oper ; Aus dem Lesebuch der Städtebewohner ; Das Badener Lehrstück vom Einverständnis. (Berlin : G. Kiepenheuer, 1930). (Versuche / Brecht ; 4-7). [Geschrieben 1928-1929].
Liu Weijian : Brecht versucht im Zuge seiner Beschäftigung mit dem Marxismus, die taoistische Idee des Wuwei neu zu interpretieren und sie mit dem Ideal eines auf Veränderung der bestehenden Gesellschaftsordnung ausgerichteten Kollektivs zu vereinbaren. Für Brecht liegt das Ziel des Wuwei nicht wie bei Laozi in der Wiederherstellung der Harmonie mit der Natur, sondern in der Verwirklichung einer besseren zukünftigen Welt. Zu diesem marxistischen Zweck wird das Wuwei als Anschluss des Individuums ans revolutionäre Kollektiv umgedeutet. Ulrich von Felbert : Es verbinden sich griechische mit christlichen und fernöstlichen Motiven, um die Einsicht von der Veränderbarkeit der Welt darzustellen. |
4 | 1929 |
Bertolt Brecht schreibt über Konfuzius : Die Geschichte des Kung futse zeigt, wie gering der Erfolg der erfolgreichsten Lehrer der Menschheit war. Er beabsichtigte, die Staatsform seiner Zeit zu einer ewigen zu machen durch die allgemeine Hebung der Sittlichkeit. Aber die Sittlichkeit verfiel, solange diese Staatsform dauerte, und es war ein Glück, dass sie nicht ewig dauerte. Vieles versprach er sich von der Ausübung der Musik. Aber seine Ausführungen darüber behielt das Volk länger als die Musik. In bezug auf die Religion war er in seinen Äusserungen vorsichtiger und sagte wenig, und dieses Schweigen war schuld daran, dass der Aberglauben bei seinen Anhängern mehr wuchert als sonstwo. Seine Urteile, längst vergangene Lebensformen betreffend, wären längst ungerecht geworden, hätte man sie wiederholt, aber seine Haltung war die der Gerechtigkeit.
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5 | 1929-1930 |
Hanns Eisler schreibt : Die chinesische Philosophie hat Brecht gerade in den Jahren 1929/30 sehr beeinflusst. Ich meine als Denkanregung… Es gab damals eine ausgezeichnete sinologische Gesellschaft, und es kamen Publikationen, vermutlich handelt es sich dabei um die „Chinesischen Blätter“ des Frankfurter China-Instituts von Richard Wilhelm oder um die Wilhelmschen Klassiker-Übertragungen, von denen sich einige Bände auch in Brechts Bibliothek in Ostberlin fanden – Brecht hat das von seinen Freunden bekommen. Das war eine grosse Entdeckung für uns.
Adrian Hsia : Im Zusammenhang mit seinen Mozi-Studien preist Brecht Konfuzius’ persönliche Haltung, Charakter und Taktiken, verdammte aber seine Lehre. Er bezeichnet ihn als 'Musterknaben', dessen Haltung ungewöhnlich nützlich sei. Er schreibt : Indem man sein Beispiel an die Wand zeichnet, kann man ganze Geschlechter, ja ganze Zeitalter verdammen. Sein Idealbild ist ganz an ein Temperament bestimmter und seltener Art gebunden, und während beinahe alle Taten von Menschen, die gross zu finden die Menschheit sich gestatten kann, von Leuten dieses Temperaments kaum geleistet werden können, sind eine Unmenge von Verbrechen denkbar, die ein Mann begehen könnte, ohne auf die Anerkennung mancher Tugend zu verzichten, die den Konfutse ausgezeichnet hat. |
6 | 1929 |
Paul Valéry schreibt im Vorwort von Sheng, Cheng. Meine Mutter [ID D13131] über China :
"China war uns lange ein getrennter Planet. Wir bevölkern ihn mit Phantasiegestalten, denn nichts ist natürlicher, als die andern auf das zu beschränken, was sie unserem Blick Bizarres bieten. Ein Kopf mit Perücke und Puder, oder mit einem Zylinder versehen, kann man sich langbezöpfte Köpfe nicht vorstellen. Diesem extravaganten Volk schrieben wir, durcheinander, zu : Weisheit und Albernheit, Schwäche und Dauerhaftigkeit, märchenhafte Trägheit und märchenhaften Fleiss ; Unwissenheit, aber Geschicklichkeit ; Naivität, aber unvergleichliche Spitzfindigkeit ; Nüchternheit und wunderbares Raffinement ; eine Unzahl lächerlicher Dinge. Man hielt China für riesenhaft und machtlos, erfinderisch und stationär, abergläubisch und atheistisch, grausam und philosophisch, patriarchalisch und korrupt, und verwirrt durch diese unsere durcheinandergewürfelte Vorstellung wussten wir nicht, wo wir China in das System unserer Zivilisation einreihen sollten, das wir unweigerlich auf Ägypter, Juden, Griechen und Römer beziehen ; da wir es nicht auf Barbarenrang herabwürdigen konnten, den es seinerseits uns verleith, noch zu unserer eigenen stolzen Höhe erheben, verlegen wir es in eine andere Sphäre und eine andere Chronologie, in die Katagorie dessen, was zugleich wirklich und unverständlich ist ; zeitgenössisch aber zeitlos." |
7 | 1929-1930 |
Ernst Fischle ist in Gefangenschaft chinesischer Regierungstruppen.
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8 | 1929-1930 |
Fritz Mühlenweg reist in der Mongolei.
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9 | 1929 |
Karlin, Alma M. Einsame Weltreise [ID D13189].
Karlin schreibt : Ich hätte nicht die Hälfte meiner Novellen geschrieben, wenn ich nicht so viel durch all die Hintergässchen, in denen es von Verborgenem wogte, geirrt wäre… Dann fuhr der Zug an den elenden braunen Lehmhütten der Dörfer vorbei und erreichte zum Schulss Tientsin [Tianjin], die Stadt, in der Mein kleiner Chinese leben sollte. Aber da ich nicht sicher war, mit welcher Art Messer er mir bei der Begegnung den Hals durchschneiden würde, gab ich mich damit zufrieden, nur das Europäerviertel zu durchstreifen. Zhang Zhenhuan : Karlin warnt die Leser vor einem Verhältnis mit Asiaten : Man muss im Orient gelebt haben, um zu verstehen, was es bedeutet, sich mit einem Eingeborenen vermählt zu haben… Man kann nicht mehr in seine eigene Gesellschaft zurückkehren… die Europäerin ist für immer aus dem Kreise ihresgleichen ausgestossen. Sie hat das Heiligste – ihre eigene Rasse – verraten… Die christliche Missionspolitik wird als Vergewaltigung der chinesischen Kultur entlarvt. Sie schreibt : Ich hatte nie Sympathie für die Missionare gefühlt, die ihre Überzeugung anderen Rassen aufzwangen. |
10 | 1929 |
Salzmann, Erich von. China siegt [ID D3250].
Zhang Zhenhuan : Salzmann galt als der „hervorragendste Wortführer“ der Deutschen in China. Deshalb sollte er mit den damaligen chinesischen Sitten und Problemen recht vertraut gewesen sein. In seinen journalistischen Arbeiten ist eine Wandlung seiner Einstellung zu China zu beobachten, die vor allem in seiner Auseinandersetzung mit der China-Darstellung in den westlichen Medien dokumentiert ist. Nach fast dreissig Jahren China-Erfahrung lehnte er ab, dass man das Problem nach einer Reihe von „Schlagwortschlüsseln“ behandelt, und kommt zur Erkenntnis : „In China wird genau so mit Wasser gekocht wie in Europa“. Genau dieser Umstand, dass er China nicht bloss aus Büchern kennt, sondern auch aus lebendiger Erfahrung, gibt Anlass zu untersuchen, ob sein fast 30 Jahre langer Aufenthalt in China, seine Reisen kreuz und quer durch das Land, sowie seine chinesischen Sprachkenntnisse ihm die Möglichkeit gaben, die gängigen Vorurteile jener Zeit zu überprüfen. Salzmanns Einstellung zu China ist widerspruchsvoll. Zwar enthalten seine Reiseberichte eigenwillige Detailbeobachtungen und momenthafte Eindrücke chinesischen Lebens, doch treten diese konkreten Erfahrungen chinesischen Lebens eindeutig hinter eine extreme Sterotypisierung des chinesischen Charakters zurück. Salzmann schreibt : Die Welt wurde es müde, von den Versprechungen flüchtiger Besuchsjournalisten oder jener Politiker, die China um jeden Preis gut und bewunderungswürdig finden, zu leben, denn diese Versprechungen sind so gut wie niemals realisiert worden. Sie wurden gemacht, weil die Betreffenden die Chinesen nur wenig kannten, weil sich von den Verherrlichern Chinas nur ein geringer Teil die Mühe und Strapazen auflud, dieses Land wirklich einmal im Innern kennenzulernen. Die guten und die schlechten Urteile über China, die sich im diametralen Gegensatz in fast monatlich erscheinenden Büchern aller Sprachen folgen, entstammen doch zumeist nur den Anschauungen der sogenannten Vertragshäfen oder dem faszinierenden Peking-Milieu, in dem die Diplomaten aller Länder ein herrliches und bequemes Sinekurendasein führen. Wenn man erwartet, dass Salzmann aufgrund seiner reichhaltigen autobiographischen Chinaerfahrungen sich darum bemühen würde, konventionelle Chinastereotype zu korrigierung und einem gesättigten Denken entgegenzuarbeiten, der sieht sich in diesem Buch enttäuscht… Die Aussagen seiner Reiseberichte und die seiner Romane widersprechen sich teilweise sehr stark… |
11 | 1929-1941 |
Brecht, Bertolt. Notizen zur Philosophie. In : Gesammelte Werke. Bd. 20 (1967). [Zusammenstellung].
Brecht schreibt : Der Begriff der Philosophie hat zu allen Zeiten und bei allen Völkern eine praktische Seite gehabt. Ausser bestimmten Theorien oder auf solche gerichtete Denktätigkeiten wurden immer auch bestimmte Handlungsweisen und Verhaltungsarten (in Form von Gesten oder Antworten) philosophische genannt. Auch wurden bestimmte Menschen Philosophen genannt, die sich keineswegs mit der Erzeugung von „Philosophien“ befassten, sondern eben nur durch ihr Verhalten diesen Ehrentitel erwarben. Yim Han-soon : Hier werden die chinesischen Philosophen zwar nicht namentlich erwähnt, der Wortlaut deckt sich aber bis in die Einzelheiten mit den charakteristischen Merkmalen ihrer Philosophie. Die chinesischen Motive und Themen sind für Brecht in erster Linie Stoff und Material, weniger aber Objekte einer historisch-kritischen Auseinandersetzung. Für den Autor gilt im allgemeinen, dass sich ihm Sinngehalte des chinesischen Denkens nur in dem Masse erschliessen, als sich dabei seine eigene Welt, nicht aber China oder die chinesische Vergangenheit, aufklärt. Er erfasst selektiv den emanzipativen Gehalt der chinesischen Philosophie, indem der sie zerlegt, transformiert und auf sich und seine Situation projiziert. Wichtige Berührungspunkte sind in der Beschaffenheit und im historischen Hintergrund der altchinesischen Gedankenwelt vorgegeben. So taucht die Thematik der Güte und Nächstenliebe im Guten Menschen von Sezuan und im Kaukasischen Kreidekreis in einem Spannungsfeld zwischen Christentum und chinesischer Auffassung der menschlichen Natur auf ; "Fluss der Dinge", Stärke der Schwachen, Kritik an Moralbegriffen usw. sind die taoistischen Motive, die Brecht in Verbindung mit der materialistischen Dialektik für die Untedrückten und der produktiven Gesellschaftskritik verwendet… Er führt die Chinesen oft als Zeugen an, um sich mit ihnen gegen seine eigene Tradition zu wenden. |
12 | 1929 |
Zhao, Jingshen. Xiao shuo yue pao ; H. 10, Nr. 8 (1929).
Zhao schreibt : In den letzten Jahren hat Stefan Zweig aus Österreich eine Serie von Dichter-Biographien mit dem Titel Baumeister der Welt geschrieben. Das erste Buch (Drei Meister) ist über Balzac, Dickens und Dostojewski, die von Zweig als Schöpfer der phantastisch-objektiven Welt bezeichnet sind. Das zweite Buch (Kampf mit dem Dämon) geht um Friedrich Hölderlin, Kleist und Nietzsche, die von Zweig als sich selbst opfernde Idealisten der objektiven Welt genannt werden. Das dritte Buch heisst Drei Dichter ihres Lebens, das schon letztes Jahr ins Englische übersetzt wurde. Diese Buch stellt das Leben von Casanova, Stendhal, den französischen romantischen Novellisten und Tolstoi dar. Der Ansicht Zweigs nach ist Casanova sexuell, Stendhal sexuell plus intelligent und Tolstoi sexuell plus intelligent plus tugendhaft. Zweigs Kommentare sind sehr originell und er spricht oft das aus, was andere nicht auszusprechen wagen. |
13 | 1929 |
Shi Zhecun ist Gründer der literarischen Zeitschrift Xin wen yi.
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14 | 1929 |
Zhao Boyan, der Arthur Schnitzler in Wien besucht hat, übersetzt Liebelei und Reigen direkt aus dem Deutschen.
Im Vorwort von Reigen schreibt er : Da ich in Wien fast drei Jahre studiert habe, kenne ich einigermaßen die Sitten und Gebräuche der Wiener. Im Mai 1926 habe ich durch die Vermittlung von Prof. Castle, Professor für Theaterwissenschaft an der Wiener Universität, Schnitzler in seiner Wohnung in der Sternwartestraße 71 besucht, der damals schon 62 Jahre alt war. Er sagte mir, daß er seine medizinischen Kenntnisse noch nicht vergaß. Falls jemand in seiner Familie Unpäßlichkeiten wie Erkältungen hatte, pflegte er selbst dem Erkrankten den Pulsschlag zu messen und ein Rezept zu verschreiben. Er war sehr freundlich. Er sagte, unter seinen Besuchern aus dem Morgenland gab es Japaner, aber ich war der erste Chinese. Als er am 15. Mai seinen Geburtstag feierte, lud er mich zum Tee ein und erlaubte mir, seine Werke ins Chinesische zu übersetzen. Ich darf ihm hier meinen herzlichen Dank dafür aussprechen. Er [Schnitzler] schreibt mit einer ernsthaften Haltung. Was die erotische Beschreibung betrifft, so zieht er die psychologische Beschreibung der realistischen Darstellung vor, im kritischen Moment benutzt er Zeichen der Auslassung, um durch Andeutungen der direkten Beschreibung ganz geschickt aus dem Weg zu gehen. |
15 | 1929 |
Zhao, Jingshen. [Über Thomas Mann]. [ID D14732].
Zhao schreibt : Nach dem Bericht vom 13. Nov. 1929 aus der Hauptstadt von Schweden ist der diesjährige Nobelpreis für Literatur dem deutschen Schriftsteller Thomas Mann verliehen worden. Weiter enthält der Bericht den Lebenslauf von Thomas Mann und eine Liste seiner Hauptwerke. Über den Roman Buddenbrooks wird gesagt, dass dieses Werk in naturalistischem Stil geschrieben sei. Nach seiner Übersetzung 1962 wird der Roman als erfolgreiches realistisches Werk begrüsst. |
16 | 1929 |
Zhao Jingshen schreibt über Gerhart Hauptmann in der Xiao shuo yue bao ; Nr. 4, H. 10 (1929) : Vor 40 Jahren war die Glanzzeit von Hauptmann. Sein Vor Sonnenaufgang hat grossen Erfolg erzielt. Jetzt ist er alt und schwach. Die Veröffentlichung von Wanda kann höchstens bedeuten, dass er noch nicht aufgehört zu schreiben und dass er immer noch gesund lebt. Der Theoretiker des jungen Deutschland Arno Holz sagte einmal, dass der Naturalismus von Zola die Tendenz der Rückkehr zur Natur hat. Wie das erklärt wird, ist aber gründlich davon abhängig, was für eine Methode wir anwenden. Später hat er das mit einer Formal wiedergegeben : Kunst = Natur - x. Nach vielen Jahren ist Hauptmann von der Neoromantik zum alten Kreis von Holz zurückgekehrt, was uns mehr oder weniger enttäuscht. Egal wie sich Hauptmann bemüht hat, ist es nur Natur - x... Der weibliche Dämon unter seiner Feder ist ein völliger Misserfolg. Man sagt, dass Hauptmanns Beschreibung von weiblichen Figuren nicht so gut wie seine Beschreibung von männlichen Figuren sei.
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17 | 1929 |
Zhang Weilian schreibt in der Xiao shuo yue bao ; Nr. 10, H. 10 (Okt. 1929) über Erich Maria Remarque und Ludwig Renn : Die zwei jetzt in Deutschland sehr populären Romane über das Leben im europäischen Krieg sind auch Antikriegsromane. Der Titel von Remarques Im Westen nichts Neues ist wohl durch die üblichen Überschriften der während des Krieges erschienenen deutschen Zeitungen entstanden. Ludwig Renns in diesem Jahr veröffentlichter Roman Krieg ist schon in viele Sprachen übersetzt worden. In Deutschland sind schon über 600.000 Exemplare verkauft worden. Dieser Roman soll schon in Amerika verfilmt worden sein und auch dort sind 100.000 Exemplare verkauft worden.
Nach dem Krieg sind viele Kriegsromane veröffentlicht worden, die aber in eine falsche Richtung gegangen sind - entweder übertreiben sie den Sieg des eigenen Landes oder den Mut der eigenen Truppen. Diese zwei Romane beschreiben die Grausamkeit des Krieges und sind voller Antikriegs-Leidenschaft. Es wird vermutet, dass Remarque die Möglichkeit hat, den Nobelpreis für Literatur oder für den Frieden zu bekommen. Wir hoffen, dass diese zwei Romane wirkliche Funktionen im Prozess des Weltfriedens leisten könne. |
18 | 1929 |
Hofmannsthal, Hugo von. Buch der Freunde : Tagebuch-Aufzeichnungen. (Leipzig : Insel-Verlag, 1929).
Hofmannsthal schreibt : Indem wir ein chinesisches Gedicht in einer englischen oder deutschen Transkription geniessen, empfangen wir einen Gehalt, von dem wir wissen, dass er in keiner Weise von der Form abzutrennen ist, im Wege einer formlosen, entfernten Hindeutung auf eine Form, vermöge welcher jener Gehalt erst existent wird... |
19 | 1929 |
Goethe, Johann Wolfgang von. Fushide [ID D11285].
Guo Moruo schreibt über seine Übersetzung : Die Übersetzung von Faust übte einen negativen Einfluss auf mich aus. Meine kurze Laufbahn als Dichter lässt sich in drei oder vier Phasen einteilen. Die erste Phase war Tagoresch und umfasste die Zeit vor der 4. Mai-Bewegung. Die Gedichte sind leicht, kurz und bündig. Der Erfolg war gering. Die zweite Phase hatten den Stil eines Whitman und begann zeitlich während des Höhepunktes der 4. Mai-Bewegung. Die Gedichte sind unbefangen und extrem. Diese Periode besass einen hohen Erinnerungswert. Die dritte Phase war gekennzeichnet durch Goethe. Ich wusste selbst nicht, warum ich die Leidenschaft der zweiten Phase verloren hatte. Ich spielte nur noch mit der Dichtung von Versen. |
20 | 1929-1951 |
Wei Zhuomin ist Präsident der Huazhong-Universität.
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