# | Year | Text |
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1 | 1929 |
Zhu Guangqian studiert an der University of London und Psychologie der Kunst an der Université de Paris.
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2 | 1929-1931 |
Zhu Qianzhi studiert Philosophie in Japan.
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3 | 1929-1932 |
Xu Fancheng studiert Kunst und Philosophie in Deutschland.
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4 | 1929 |
Wang Weike ist Lehrer an der Jintan County Elementary Secondary School in Shanghai.
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5 | 1929-1932 |
Fu Donghua ist Professor an der Fudan-Universität in Shanghai.
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6 | 1929-1933 |
John DeFrancis studiert Wirtschaft und Geschichte an der Yale University, New Haven Conn.
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7 | 1929 |
Hermann Hesse schreibt eine Rezension über die Übersetzung Frühling und Herbst des Lü Bu We von Richard Wilhelm [ID D1594] : Ich verbringe gute Stunden mit diesem weisen und liebenswerten Buch… Die Zeit vergeht, und die Weisheit bleibt. Sie wechselt ihre Formen und Riten, aber sie beruht zu allen Zeiten auf demselben Fundament : auf der Einordnung des Menschen in die Natur, in den kosmischen Rhythmus…
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8 | 1929 |
Hesse, Hermann. Eine Bibliothek der Weltliteratur. (Leipzig : P. Reclam, 1929).
Herman Hesse schreibt : Und nun begann eine chinesische Bücherreihe zu erscheinen, die ich für eines der wichtigsten Ereignisse im jetzigen deutschen Geistesleben halte : Richard Wilhelms Übersetzungen der chinesischen Klassiker… nicht aus dritter und vierter Hand, sondern unmittelbar, übersetzt von einem Deutschen, der sein halbes Leben in China glebt und im geistigen Leben unglaublich zu Hause war, der nicht nur chinesisch, sondern auch deutsch konnte, und der die Bedeutung der chinesischen Geistigkeit für das ganze Europa an sich erlebt hatte. Er schreibt : An diesen Chinesenbüchern nun habe ich seit anderhalb Jahrzehnten meine immer zunehmende Freude, eines von ihnen liegt meistens neben meinem Bett. Was jenen Indern gefehlt hatte : die Lebensnähe, die Harmonie einer edlen, zu den höchsten sittlichen Forderungen entschlossenen Geistigkeit mit dem Spiel und Reiz des sinnlichen und alltäglichen Lebens – das weise Hin und Her zwischen hoher Vergeistigung und naivem Lebensbehagen, das alles war hier in Fülle vorhanden. Wenn Indien in der Askese und im mönchischen Weltentsagen Hohes und Rührendes erreicht hatte, so hatte das alte China nicht minder Wunderbares erreicht in der Zucht einer Geistigkeit, für welche Natur und Geist, Religion und Alltag nicht feindliche, sondern freundliche Gegensätze bedeuten und beide zu ihren Rechten kommen. |
9 | 1929 |
Hermann Hesse schreibt an Heinrich Wiegand : Der Dschuang Dsi [Zhuangzi] ist eines der herrlichsten Bücher Chinas und kommt in meiner Schätzung gleich nach den grossen Schöpfern und Weisen, dem Kung [Kungfuzi] und dem Laotse [Laozi]. Es gibt in Europa manche Nation, die in ihrer ganzen Geschichte nie ein Werk vom Rang des Dschuang Dsi [Zhuangzi] hervorgebracht hat… Sie werden ihn in kleinen Raten zu sich nehmen, und fürs Leben um einen Freund und eine hohe Quelle reicher sein.
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10 | 1929 |
Hesse, Hermann. König Yus Untergang. In : Kölnische Zeitung (1929).
Adrian Hsia : Hesse bearbeitet einen Stoff aus der chinesichen Geschichte. Es ist nicht bekannt, ob Hesse Das schöne Mächen von Pao von Otto Julius Bierbaum [ID D11835] gekannt hat, sicher ist aber, dass er die gekürzte Fassung Die Tochter aus Drachensamen in Chinesische Abende [ID D11983] in der Übersetzung von Leo Greiner gelesen hat. Hesse hat diese Geschichte modernisiert und das Mythologische gänzlich ausgelassen. |
11 | 1929 |
Jung, C[arl] G[ustav]. Zum Gedächtnis Richard Wilhelms. In : Das Geheimnis der goldenen Blüte [ID D1597].
Jung schreibt : Heute, wo in Russland weit Ungerhörteres geschieht als damals in Paris, wo in Europa selber das christliche Symbol einen derartigen Schwächezustand erreicht hat, dass selbst die Buddhisten den Moment für Mission in Europa für gekommen erachten, ist es Wilhelm, der wie er kam von der Seele Europas, uns ein neues Licht von Osten bringt. Das ist die Kulturaufgabe, die Wilhelm gefühlt hat. Er hat erkannt, wie vieles der Osten uns geben könnte zur Heilung unserer geistigen Not… Was China in Tausenden von Jahren aufgebaut, können wir nicht stehlen. Wir müssen vielmehr lernen zu erwerben, um zu beseitzen. Was der Osten uns zu geben hat, soll uns blosse Hilfe sein bei einer Arbeit, die wir noch zu tun haben… Die Einsichten des Ostens, vor allem die Weisheit des I ging [Yi jing], haben keinen Sinn, wo man sich vor der eigenen Problematik verschliesse, wo man ein mit hergebrachten Vorurteilen künstlich zurechtgemachtes Leben lebt, wo man sich seine wirkliche Menschennatur mit ihren gefährlichen Untergründen und Dunkelheiten verschleiert… Wir müssen Wilhelms Übersetzungsarbeit in weiterem Sinne fortsetzen, wollen wir uns als würdige Schüler des Meisters erweisen. Wie er östliches Geistesgut in europäischen Sinn übersetzte, so sollten wir wohl diesen Sinn in Leben übersetzen. Wilhelm hat den Europäern die durch alle Jahrtausende lebendige geistige Wurzel des chinesischen Geistes mitgebracht un in den Boden Europas gepflanzt... Er hat uns einen lebendigen Keim des chinesischen Geistes eingeimpft, der geeignet ist, unser Weltbild wesentlich zu verändern. |
12 | 1929 |
Carl Gustav Jung schreibt : Wenn wir Tao als Methode oder als bewussten Weg, der Getrenntes vereinigen soll, auffassen, so dürften wir dem psychologischen Gehalt des Begriffes wohl nahe kommen… und die Absicht dieser Vereinigung ist die Erziehung bewussten Lebens, chinesisch ausgedrückt : Herstellung des Tao.
Adrian Hsia : Auf seiner Suche nach einem adäquanten deutschen Begriff für Tao fand C.G. Jung nur eine Definition, wie sie im Geheimnis der goldenen Blüte von Richard Wilhelm [ID D1597] erscheint. |
13 | 1929 |
Alexander Coburn Soper erhält den M.F.A. (Master of Fine Arts) in Architecture der School of Architecture, Princeton University.
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14 | 1929 |
Otto van der Sprenkel erhält den BSC der London School of Economics.
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15 | 1929-1930 |
Otto van der Sprenkel ist Research Fellow an der London School of Economics.
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16 | 1929 |
Döblin, Alfred. Berlin Alexanderplatz : die Geschichte von Franz Biberkopf. (Berlin : S. Fischer, 1929).
Luo Wei : Döblin beschäftigt sich mit dem konfuzianischen Aspekt der ‚zhixing’-Lehre. Dabei handelt es ich um „Wissen und Handeln“. Der ganze Lebensweg von Franz Biberkopf kann als eine Deduktion des Denkansatzes, dass das Wissen dem Verändern vorausgeht, betrachtet werden… Wie bei den Neokonfuzianern, lässt sich bei Döblin ebenfalls eine Trennung von Theorie und Praxis beobachten. Wie die neokonfuzianische Zhixing-Theorie verschwimmt seine Vorstellung von „Wissen und Verändern“ auch durch Abstraktheit und Allgemeinheit. Dies zeigt sich auch in Döblin, Alfred. Wissen und verändern ! : offene Briefe an einen jungen Maneschen. (Berlin : S. Fischer, 1931) und Döblin, Alfred. Die Ehe : drei Szenen und ein Vorspiel. (Berlin : S. Fischer, 1931). |
17 | 1929 |
Zhao Jingshen schreibt in der Xiao shuo yue bao ; H. 20, No 9 (1929) über den Tod und die Werke von Hugo von Hofmannsthal :
Hofmannsthal starb am 15. Juli aus Trauer um den jüngsten Sohn, der sich mit einer Pistole erschossen hatte. Schon in jungen Jahren war er bekannt, mit 17 veröffentlichte er sein Erstlingswerk Gestern, mit 18 Der Tod des Tizian, mit 19 Der Tor und Tod. In den darauffolgenden Jahren schuf er viele Dramen, die aber Der Tod des Tizian und Der Tor und Tod nicht übertreffen können. Daher sagte Hermann Bahr : Es gibt keinen Unterschied zwischen ihm im 18. Lebensjahr und im 50. Lebensjahr... Die drei Einakter seiner Jugend sind keine echten Einakter, sie können auch als Gedichte betrachtet werden... Wer hat so berauschend schreiben können wie er ? Die handelnden Personen in den Dramen symbolisieren nur zweierlei Mächte, die aber veranlassen, dass die Ideale des Dichters sich wie Schatten bewegen. Er hat die innere Musik der Schönheit des Universums ausgedrückt und Trauer und Schmerzen des Menschenherzens zum Schreien gebracht... Er zeichnete sich nicht nur durch die wunderschöne Sprache aus, sondern auch dadurch, dass die Flammen des warmen Herzens in ihm brennen, milder Mondschein auf die Wiese seiner Verse fallen, so dass der Teich mit dem Springbrunnen zu sprudeln beginnt und man noch Sterne im Wasser erblicken kann, dass es uns viel angemessener scheint, ihn eher als Dichter als einen Dramatiker zu nennen. |
18 | 1929 |
Lu Xun besucht Beijing, gibt Vorlesungen an der Yanjing-Universität. Er unterschreibt ein Manifest der The General Assembly of the Chinese Freedom Movement.
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19 | 1929 |
Klabund. Literaturgeschichte : die deutsche und die fremde Dichtung von den Anfängen bis zur Gegenwart. [ID D12629].
Er schreibt : In neuerer Zeit haben sich die Chinesen emanzipiert, aber auch vielfach nach Westen gerichtet. Sie schreiben französisch und englisch... Auch in den Ländern des fernen Ostens sind heute starke Kräfte am Werk, die das Weltbild seelisch und politisch umgestalten wollen. |
20 | 1929 |
Wilhelm Schüler reist in China.
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