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“Goethes Chinesisch-deutsche Jahres- und Tageszeiten in sinologischer Sicht” (Publication, 1982)

Year

1982

Text

Debon, Günther. Goethes Chinesisch-deutsche Jahres- und Tageszeiten in sinologischer Sicht. In : Euphorion ; Bd. 76 (1982). (Deb2)

Type

Publication

Mentioned People (1)

Goethe, Johann Wolfgang von  (Frankfurt a.M. 1749-1832 Weimar) : Schriftsteller, Dichter, Dramatiker

Subjects

Literature : Occident : Germany / References / Sources

Chronology Entries (2)

# Year Text Linked Data
1 1818 Johann Wolfgang von Goethe leiht sich chinesische Manuskripte und 146 chinesische Druckerstöcke aus der Grossherzoglichen Bibliothek in Weimar aus.
  • Person: Goethe, Johann Wolfgang von
2 1830 Goethe, Johann Wolfgang von. Chinesisch-deutsche Jahres- und Tageszeiten. In : Goethe's Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. (Stuttgart : J.G. Cotta, 1827-1842). Bd. 47 (1830). In : Berliner Musen-Almanach für das Jahr 1830. (Berlin : Vereinsbuchhandlung, 1830).

Chen Chuan : Goethe hat in Wirklichkeit für seinen Gedichtzyklus nur sehr unbestimmte Anregungen ganz allgemeiner Art aus dem Buch Chinese courtship... [ID D11247] empfangen und verwertet und in seinem Zyklus dann durchaus selbständig, aus eigener Phantasie und eigener Schöpfungskraft heraus weiter gesponnen und dichterisch gestaltet.Goethe hat in Wirklichkeit für seinen Gedichtzyklus nur sehr unbestimmte Anregungen ganz allgemeiner Art aus dem Buch empfangen und verwertet und in seinem Zyklus dann durchaus selbständig, aus eigener Phantasie und eigener Schöpfungskraft heraus weiter gesponnen und dichterisch gestaltet.

Adolf Reichwein : Goethe gibt seinen Gedichten die Form seiner eigenen Natur, nur manchmal gibt es Andeutungen des ursprünglichen Stoffes wie z.B. Stadt des Nordens ist Beijing.

Fukuda Hideo : Goethe hat sechs Gedichte aus dem Hao qiu zhuan übersetzt.

Günther Debon : Mit diesen Übersetzungen setzt Goethes Alterslyrik ein.

Emil Staiger distanziert sich vom chinesischen Einfluss auf den Zyklus. Er meint : Es bleibt bei einer leichten Kostümierung mit fernöstlichen Dingen und einem ungewohnten, an Farbenholzschnitte erinnernden Kolorit.
Yang En-lin zitiert zwei Gedichte, die Goethe unmöglich gekannt hat.

Siegfried Behrsing : Biedermanns Methode, jedes Gedicht, ja fast jede Zeile aus diesem Zyklus auf bestimmte Stellen aus dem Hua jian ji zurückzuführen, dürfte endgültig der Vergangenheit angehören. Wilhelm kommt der Wahrheit bestimmt näher, wenn er vorsichtig meint, dass der chinesische Versroman „vielleicht der äussere Anlass“ zu Goethes Zyklus gewesen ist. Das Gewicht, das China und Chinesisches im Leben und Schaffen dieses Universalgeistes gehabt haben, ist noch zu bestimmen.

Wolfgang Bauer : Die Bezugnahme auf das pulsierende Zeitmass der Natur, wie es in dem etwas eigentümlich geformten Titel zum Ausdruck kommt, ist der chinesischen Dichtkunst in vieler Hinsicht kongenial. Das Kurzgedicht, das für Goethes Altersstil ebanso typisch ist wie für die chinesische Poesie. Parallelen sind aber auch noch in Einzelheiten der Wortgebung nachweisbar.

Christine Wagner-Dittmar : Woldemar von Biedermann ist davon ausgegangen, dass Goethe von Chinese courtship... [ID 11247] beinflusst worden ist. Biedermann ist unempfänglich für die spezifisch Goethische Ausdrucksweise. Goethe hat nie eifrig aus fremden Quellen und Gedanken geschöpft. Die Anregungen, die er aufnahm, waren zwar vielfältig, sie gestalteten sich aber in der Auseinandersetzung mit dem Vorgegebenen zu eigener Aussage.
Die innere Verbundenheit von Mensch und Natur ist die Grunderfahrung, aus der die Gedichte des Zyklus' entstanden sind.
Wir dürfen die Begegnung mit chinesischer Lyrik als bedeutsam ansehen. Hier sieht Goethe zum ersten Mal, dass ein ihm bisher unbekanntes Volk dieselbe Dichtart bevorzugt, der er selbst in seinem Alter immer mehr Vorrang gibt. Er findet dort die gleiche Neigung, sich formal auf eine einzig Stimmung oder eine Situation zu beschränken... Das Beispiel der chinesischen Kurzlyrik weist ihm den Weg zur vollkommenen Ausbildung der Kurzform. Denn der wichtigste Wesenszug chinesischer Lyrik ist die Hinwendung zu Naturmotiven... Goethe nahm also aus der chinesischen Lyrik das auf, was seinem eigenen Denken entgegenkam.
Zum Narzissengedicht : Die ausschliessliche Betrachtung eines einzigen Motivs in einem Gedicht in Goethes Lyrik ist ungewöhnlich, denn sie bietet meistens eine Fülle motivischer Verknüpfungen. Auch das chinesische Gedicht beschränkt sich auf die Betrachtung eines einzelnen Phänomens, sei es eine Pflanze, ein Vogel, ein Baum, ein Bild der Landschaft, eine abendliche Stimmung.
Zu Abschied vom Frühling : Goethes Denkformen und die aus dem Anschauen der Natur gewonnenen Bilder und Motive stimmen in ganz intuitiver Weise mit chinesischen überein.
Die Interpretation der Gedichte wird die Art dieser Goetheschn Naturlyrik beschreiben und versuchen, ihre Wesensgleichheit mit der chinesischen Lyrik zu erfassen… In den Chinesisch-deutschen Jahres- und Tageszeiten entsteht reine Naturlyrik. Die Gedichte entstanden aus dem Gefühl desselben intensiven Naturerlebens, das Goethe bei den Chinesen in den Romanen gefunden hatte.
Die Chinesisch-deutschen Jahres- und Tageszeiten spiegeln die zu schöpferischer Gestaltung gewordene Auseinandersetzung Goethes mit chinesischer Dichtung. Formal besteht keine Anlehnung an die chinesische Lyrik, denn die Gestaltungsprinzipien der chinesischen Lyrik konnte Goethe den Übersetzungen nicht entnehmen. Sie waren bei mangelnden Kenntnissen chinesischer Lyrik noch nicht bekannt.

Albrecht Dihle : Nur die Rahmenerzählung vermittelt den Eindruck eines chinesischen Milieus : „Der alte Mandarin sitzt allein im Garten“. Nichts Chinesisches lassen die 10 Gedichte erkennen. Goethe bezieht sich in einem Brief an Carl Friedrich Zelter nur auf die „chinesische“ Überschrift.
Es ist unwahrscheinlich, dass Goethe die Übersetzung von Abel Rémusat gelesen hat, obwohl er von der Übersetzungstätigkeit von ihm wusste.
Kürzlich hat Günter Debon eine überaus sorgfältige Untersuchung einer Reihe überraschender motivischer Ähnlichkeiten der Gedichte mit verschiedenen Texten alter chinesischer Lyrik zutage gefördert. Dabei handelt es sich durchweg um Dichtungen, die Goethe gar nicht kennen konnte.
Er führte eine Unterhaltung mit Jean-Jacques Ampère darüber. Ampère berichtet, dass Goethe mühelos die Handlung zahlreicher chinesischer Romane reproduziert hat.
Goethe bewundert an dem chinesischen Roman Hua jian ji das in ihm gestaltete Miterleben der Natur mit der Handlung unter den Figuren der Erzählung. In solcher Wechselwirkung zwischen Natur und Menschenwelt konnte er ein konstituives Element der eigenen Dichtung wiederfinden.

Ingrid Schuster : Die Chinesisch-deutschen Jahres- und Tageszeiten werden als schöpferischer Ausdruck und Höhepunkit Goethes mit China gewertet. Sie spiegeln die zu schöpferischer Gestaltung gewordene Auseinandersetzung Goethes mit chinesischer Dichtung.

Cited by (1)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 2000- Asien-Orient-Institut Universität Zürich Organisation / AOI
  • Cited by: Huppertz, Josefine ; Köster, Hermann. Kleine China-Beiträge. (St. Augustin : Selbstverlag, 1979). [Hermann Köster zum 75. Geburtstag].

    [Enthält : Ostasieneise von Wilhelm Schmidt 1935 von Josefine Huppertz ; Konfuzianismus von Xunzi von Hermann Köster]. (Huppe1, Published)