# | Year | Text |
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1 | 1930-1935 |
Laurence Sickman lebt in Beijing, befasst sich mit der chinesischen Kultur und reist nach Kaifeng, Luoyang, Chang'an und besucht buddhistische Tempel und Höhlen in Shanxi.
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2 | 1930-1937 |
Liu Dajie kehrt nach China zurück und gründet die Datong Book Company in Shanghai. Später unterrichtet er Literatur an der Fudan-Universität und Daxia-Universität in Shanghai, an der Jinan-Universität in Guangzhou (Guangdong) und an Universitäten in Anhui und Sichuan.
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3 | 1930 |
Lu Xun muss sich vor der Guomindang verstecken.
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4 | 1930-1934 |
Ruth Werner ist für den Geheimdienst der Roten Armee in Shanghai tätig und sammelt Informationen in China für die Sowjetunion. 1933 wird sie in Moskau unterrichtet und 1934 ist sie in Mukden (Shenyang), Mandschurei tätig.
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5 | 1930 |
Brecht, Bertolt. Die Massnahme. In : Brecht, Bertolt. Der Jasager und Der Neinsager : Schulopern ; Die Massnahme : Lehrstück. (Berlin : G. Kiepenheuer, 1931). (Versuche / Brecht ; 11-12). [Geschrieben 1930].
Liu Weijian : Im Stück Die Massnahme führt Brecht das Wuwei-Motiv des Badener Lehrstücks fort. Christoph Gellner : Brecht stellt an einem extrem zugespitzen Modellfall Fragen der Strategie, der Taktik und der revolutionären Moral im Klassenkampf zur Diskussion. Dabei kommt es ihm weniger auf die naturalistische Widerspiegelung realer Vorkommnisse im zeitgenössischen China als vielmehr auf die modellhafte Vereinfachung komplexer ethisch-politischer Grundwidersprüche und Verhaltensmuster an, die Zuschauer wie Mitspielende in einen aktivierenden Lern- und Erkenntnisprozess zu verwickeln. Es ist das erste Mal, dass der Name Mao Zedong in der deutschsprachigen Literatur vorkommt. Die Vorgänge spielen in einem chiffrenhaften China, das schon vorausweist auf das parabelhafte Sezuan des Guten Menschen oder das imaginäre Parabel-China des Tui-Romans, jenes Land der Mitte, das auf keiner Karte verzeichnet ist… Vier aus Moskau in die nordostchinesische Provinz Liaoning entsandte kommunistische Agitatoren stehen vor einem Parteigericht, dargestellt von einem Massenchor, der innerhalb des Stückes die kommunistische Partei vertritt. Um der proletarischen Revolution in der Mandschurei zum Durchbruch zu verhelfen, haben die vier in der Stadt Mukden illegale Propaganda getrieben und dabei einen ihrer Mitkämpfer, den jungen Genossen, erschiessen müssen. Yeh Fang-xian : Es gibt Meinungsunterschiede über den historischen Hintergrund des Stückes. Die einen sehen die Massnahme ausschliesslich als Parabelstück für die deutsche Situation, die andern untersuchen die chinesische Revolution im Zusammenhang mit der internationalen kommunistischen Bewegung und vertreten die Meinung, dass Brecht die historische Situation in China genau getroffen habe. Franz Xaver Kroetz : Es ist problematisch, dass Brecht auf Masken zurückgreift, die sich die Europäer überziehen, um Chinesen zu werden. Die Masken meinen Information über China, das Beherrschen der chinesischen Sprache, das Wissen um die Lage des chinesischen Proletariats, um die Macht und Schwächen der Herrschenden. Ich glaube, die Masken sind eine zu vordergründige Darstellung des ‚Hineinschlüpfens’ in ein anderes Volk und können den Inhalt nicht vermitteln. Ulrich von Felbert : In der Maske erkennt Brecht die Möglichkeit, Mimik und Gestik voneinander zu trennen und dadurch den Demonstrationscharakter des Spiels zu verdeutlichen. Gleichzeitig lassen sich durch die Verwendung von Masken Verwandlungen symbolisierend verfremden. Yim Han-soon : Das moderne China wird lediglich durch verelendete Kulis angedeutet. |
6 | 1930 |
Bertolt Brecht sieht die Dramen : Tai Yang erwacht von Friedrich Wolf [ID D12892], das von Erwin Piscator inszeniert wird und einen sensationellen Erfolg erlebt und Brülle China ! von Sergej Michajlovic Tret’jakov [ID D12857]. Brülle China beruht auf einer Tatsache, es behandelt ein Ereignis aus Wangxian (Sichuan). Von den überlieferten Notizen und aufgezeichneten Gesprächen aus dieser Zeit, scheint sich Brecht mehr für die innovierende Theatertechnik als für den politischen Inhalt der Inszenierung zu interessieren. Beispielsweise wurde echtes Wasser benutzt und das Kanonenboot war kein gemaltes Bild aus Pappe, um das realistische Gefühlt zu erhöhen. Andrerseits tragen die Europäer Masken und bewegen sich wie Roboter, während die chinesischen Kulis einem natürlichen Rhythmus folgen. Brecht ist von den dramatischen Neuerungen begeistert.
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7 | 1930 |
Lücke, Walter. Ins Land der fliegenden Köpfe [ID D3264].
Er schreibt : Das asiatische Riesenvolk gleicht einer Sphinx !... Täglich gibt es uns neue Rätel zu lösen, und hinter dem freundlich lächelnden Gesicht des Chinesen, ist das wahre Gesicht des Reiches der Mitte in gehimnisvolles Dunkel gehüllt. Die Seele des chinesischen Volkes gleicht einem Bergsee. In wundervollen Farben glitzert die Oberfläche, doch seine Tiefe ist unergründlich. Unter dem Spiegel seiner Wellen an der Oberfläche liegen dunkle, unbekannte Welten, und kein Taucher vermag in jenes Reich der Unterwelt hinabzusteigen. Der Chinese sagt meistens 'ja', wenn man eine Frage an ihn richtet, doch er denkt gar nicht daran, auch dementsprechend zu handeln. |
8 | 1930 |
Ernst Fischle kehrt nach Deutschland zurück.
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9 | 1930 |
Huelsenbeck, Richard. China frisst Menschen [ID D11986].
Der Schauplatz des Romans ist der Bürgerkrieg, die Personen, die an den Unruhen und Kriegen beteiligt sind, sind aus dem Westen. Dietrich Harth : China ist in seinem Roman als Gleichnis für eine Wirklichkeit zu verstehen, in der das berechnende Planen und Wollen mit triebhaften Illusionen und unberechenbaren Begierden zusammenstösst. So geht es ihm nicht um ein Bild der chinesischen Kultur. Huelsenbeck sucht in China die verkehrte Welt. Damit ist er aber nur in das Spiegelbild jener Welt eingetreten, die er als Heimat verlassen hat. Sein China ist die spiegelbildlich verkehrte eigene Welt. Der Roman spielt nicht nur mit Stereotypen, sondern macht ihre Struktur zu seinem Konstruktionselement. Als Spiegelbild entlarvt, ist das Bild des Fremden nicht anderes als das seitenverkehrte Bild der Figur, die in den Spiegel schaut. |
10 | 1930 |
Brecht, Bertolt. Das asiatische Vorbild. In : Brecht, Bertolt. Gesammelte Werke. (Frankfurt a.M. : Suhrkamp, 1967). Bd. 15.
Brecht schreibt : Es ist dem heute Schreibenden beinahe unmöglich, die Assoziationen des Lesers genügend zu kontrollieren. Sehr schwierig ist es etwa schon, jene pompöse und exotische Fassade zu demolieren, die bei dem Wort „asiatisch“ vor dem „geistigen Auge“ nicht nur eines mittleren Lesers auftauchen mag. Dabei ist der Begriff „exotisch“ in der Epoche des schrankenlosen Imperialismus schon überholt – unsere Kaufleute empfinden japanische Geschäftshäuser längst nicht mehr so wie unsere Reiseschriftsteller und Regisseure : als mythische Schlupfwinkel mit Klapptüren und Gongs. |
11 | 1930 |
Bertolt Brecht schreibt über Konfuzius : Dieser Konfutse war ein Musterknabe. Indem man sein Beispiel an die Wand zeichnet, kann man ganze Geschlechter, ja ganze Zeitalter verdammen. Sein Idealbild ist ganz an ein Temperament bestimmter und seltener Art gebunden, und während beinahe alle Taten von Menschen, die gross zu finden die Menschheit sich gestatten kann, von Leuten dieses Temperaments kaum geleistet werden können, sind eine Unmenge von Verbrechen denkbar, die ein Mann begehen könnte, ohne auf die Anerkennung mancher Tugend zu verzichten, die den Konfutse ausgezeichnet hat. Die Haltung des Konfutse ist sehr leicht im Äusserlichen kopierbar und dann ungewöhnlich nützlich…
Weit grösser ist der Erfolg, den das Volk bei diesem Lehrer, oder, weniger boshaft gesagt, mit ihm hatte. Wieviel konnte es von ihm brauchen, als es seine Haltung nachahmte ? Seine Urteil, längst vergangene Lebensform betreffend, wären längst ungerecht geworden, hätte man sie wiederholt, aber seine Haltung war die der Gerechtigkeit. Yim Han-soon : Brechts Verhältnis zu Konfuzius und seiner Haltung könnte folgendermassen charakterisiert werden : Was Konfuzius zu einem Weisen macht, ist nicht seine Weisheit, sondern seine Haltung. Erst und nur durch die Haltung gilt er als Philosoph. Seine Haltung kann heute noch mit Nutzen nachgeahmt oder angewandt werden ; nicht mehr verwendbar sind seine Urteil, weil sie eine überholte Gesellschaftsform betreffen. Es ist wünschenswert, dass man aus dieser Haltung Taten macht. Zunächst muss man aber die heutigen Lebensbedingungen so verändern, dass es mögich wird. |
12 | 1930 |
Eich, Günter. Eine Karte im Atlas [ID D13446].
Eich schreibt in der Einleitung : Auf Seite vierunddreissig die Karte Mittel- und Ostasien. Sie reicht vom Pamir bis Yokohama, vom Baikalsee bis Rangun. Grosse graune Gebirgszüge und Hochflächen, rechts der breite blaue Streifen des Pazifischen Ozeans, durchbrochen von der Inselkette Japans, von Korea und Tai-wan. Ich lege meine linke Hand auf die Mitte der Karte, sie bedeckt die Wüste Gobi und das Land im Hoangho-Knie, der Mittelfinger reicht bis Kaifen-fu. Ich neige mein Ohr herab und höre, wie unter der Höhlung meiner Handfläche das lehmige Wasser des Hoangho gurgelt und steigt. Yamane Keiko : Das Prosastück ist eine Karte von Asien, sie umfasst ein Gebiet, das im Westen von Tibet, im Osten von Japan, im Norden von der Mongolei und im Süden von Birma begrenzt wird ; mit anderen Worten den ganzen unter dem Einfluss der chinesischen Tradition stehenden Kulturbereich. Die chinesischen Ortsnamen sind nicht nur reichlich genannt, sondern sie werden mit Hilfe der Imagination des Dichters zu einer lebendigen Alltäglichkeit verarbeitet und zeigen Eichs Kenntnisse über China, die Mongolei, Tibet und deren Kultur. |
13 | 1930 |
Wolf, Friedrich. Tai Yang erwacht [ID D12892].
Wolf schreibt in einem Brief : Das alte China hat das "Glück", die Ruhe gesucht, die Ruhe des einzelnen. Hier zeige ich das junge China, das über das Glück des einzelnen das Glück aller stellt und sucht. Ob es gelingt, in Hai Tang erwacht das China erwacht zu zeigen, dass muss über die "Rolle" hinweg gelingen. Dann die "Rolle" dieser Hai Tang, das ist das zwischen Opportunismus und revolutionärer Tat hin- und hergezerrte 400-Millionen-Volk China. Liu Weijian : Schauplatz ist Shanghai mit den geschichtlichen Ereignissen des Opium-Krieges, Boxer-Aufstandes, Mao Zedong, Chiang Kai-shek und das Massaker von 1925. Wolf beschreibt den Klassenkonflikt zwischen Arm und Reich und den Kulturkonflikt zwischen China und dem Westen. Wolf weist darauf hin, dass das koloniale Überlegenheitsgefühl nicht nur die Vertreter des Imperialismus prägt, sondern auch diejenigen, die mit den unterdrückten Völkern sypathisieren und sich mit ihrem Befreiungskampf solidarisieren. |
14 | 1930-1936 |
Ch'en Shou-yi ist Professor und Vorsteher des Department of History der Faculty of Arts and Letters der Beijing-Universität. Zusätzlich ist er Mitglied des Board of Governors der National Beijing Library und des National Palace Museum.
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15 | 1930-1932 |
George E. Taylor studiert Chinesisch und forscht über den Taiping-Aufstand in Beijing. Er arbeitet als Volontär für die International Famine Relief Organization beim Huanghe bei Baotou, Innere Mongolei.
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16 | 1930-1934 |
Liang Shiqiu ist Dozent am Foreign Languages Department und Direktor der Bibliothek der Qingdao-Universität.
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17 | 1930-1932 |
Chan Shau Wing studiert englische Literatur an der Stanford University, unterrichtet Chinesisch an einer chinesischen Sprachenschule in San Francisco und übersetzt Texte für die Chinese Times.
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18 | 1930 |
Thomas Mann schreibt, dass die Kritik der anderen Völker am Deutschtum zuweilen dahin ging, es sei im Grunde asiatischen Wesens, es hege zum mindesten stark asiatische Sympathien : ein Vorwurf – oder eine Beobachtung -, die dieses Volks sich mit halber und nicht ungeschmeichelter Zustimmung gefallen liess. Geistgläubigkeit das eigentlich europäisch Bindende zu nennen, die Vergöttlichung des Mondprinzips aber, des mütterlichen und seelenvoll-passiven, in den Osten, ins Asiatische und Dumpf-Barbarische zu verweisen… Diese Überzeugung entspringt nicht der naiven Überheblichkeit, die nicht wüsste, welche geistigen Werte die Menschheit aussereuropäischen Kulturen, dem Erdosten etwa, verdankt. Der europäische Mensch kann die Aufgaben, die ihm das Leben stellt, unmöglich erfüllen, er kann auch seinen Weg aus der Krisis der bürgerlichen Kultur nicht finden, wenn er sich des Masses von Optimismus entschlägt, das zum Handeln gehört, und seinen Untergang für besiegelt hält.
Christiane Gabriel : Mann beschwört die wachsenden Gefahren eines mächtiger werdenden Irrationalismus, der nun für ihn ein wesentlicher Ausdruck des asiatischen Geistes ist. Er setzt der These vom Untergang der westlichen Kultur durch den Geist des Ostens zweierlei entgegen. Zum einen meint er, dass es sich nicht in erster Linie um einen Konflikt zwischen Osten und Westen handle, sondern um ein gesellschaftliches Problem von grosser Bedeutung innerhalb der europäischen Welt. Zum andern tritt er gegen Resignation und Passivität an und ruft Goethe zum Zeugen wider diese „asiatischen“ Tendenzen. Auch wenn Thomas Mann den Thesen Tilman Spenglers vom bevorstehenden Untergang Europas kritisch gegenübersteht, sieht er im Geist des Irrationalismus eine grosse Gefahr für Europa, die er mit Asien identifiziert, wie er auch später Hitler einen „Dschingis Khan“ nennt. Seinen Aufruf an die Jugend, diesem Geist des Ostens zu widerstehen, unterstreicht er durch den Rückgriff auf historische Ereignisse, die in der gesamten Geschichtsphilosophie als Sieg des Westens über Asien gedeutet worden sind. |
19 | 1930 |
Shen, Laiqiu. Tuomasi Man de sheng ping yu zuo pin [ID D16648].
Es ist der erste grössere Artikel von einem chinesischen Autor über Thomas Mann, mit Photo von ihm und Katja Mann. Shen schreibt : Unter den deutschen realistischen Schriftstellern ist Thomas Mann wegen seiner Erzählkunst bekannt. Bei seinen Werken handelt es sich meistens um Erzählungen und Romane. Soweit ich weiss, hat er nur ein einziges Drama geschrieben. Auch in der Versdichtung ist er nicht gut bewandert. Worauf er sich jedoch gut versteht, ist die erzählende Prosa. Daher wird er in der Literaturgeschichte häufig als Novellist bezeichnet. Sein Bruder Heinrich Mann geniesst fast den gleichen Ruhm, doch muss er Thomas Mann den Spitzenplatz in der Literatur belassen. Seine Gedanken stehen im wesentlichen der Heimat nahe und sind weit entfernt vom sozialistischen Realismus. Er schildert zwar auch gesellschaftliche Gehässigkeiten, aber in einer völlig ruhigen Haltung. Seine äusserst sentimentale und schwermütige Stimmung ist deutlich nachempfindbar, auch wenn er sie nicht offen beschreibt. So kann man von seinen Werken lange zehren. Was die sprachlichen Ausdrucksformen anbelangt, scheint sein Satzbau lang zu sein. Das Bürgertum nimmt jedoch in Deutschland eine wichtige gesellschaftliche Stelle ein, und die Heimatkunst wird auch von Deutschen sehr begrüsst. Diese beiden Aspekte sind wahrscheinlich die Gründe dafür, dass Thomas Mann in seinem Heimatland besonders populär ist… Die Buddenbrooks ist eine Verfallsgeschichte einer vornehmen und reichen Familie… Der Roman ist eine Abbildung der Familiengeschichte des Autors… Die Novelle Tonio Kröger ist ebenso erfolgreich, sie ist eine autobiographische Konfession des Autors. Das Drama Fiorenza ist ein höchst untheatralisches, dialektisch aufgebautes Drama, das besser für eine Rezitation geeignet gewesen wäre. Der Roman Königliche Hoheit beschreibt das höfische Leben… Ausserdem hat Mann noch die Novelle Der Tod in Venedig und den Aufsatz Friedrich und die grosse Koalition geschrieben. Die letzte Arbeit Thomas Manns vor dem Ersten Weltkrieg war Betrachtungen eines Unpolitischen, in denen der Autor die Frage stellt, ob ein Dichter zugleich ein Erzieher sein müsse. Heinrich Mann ist recht politisch, der jüngere Bruder das Gegenteil. Heinrich Mann tadelt die deutsche Literatur, weil sie im allgemeinen viel zu unpolitisch sei und für die kleinen, schwachen Leute keine Sympathie erwecke ; Thomas Mann preist die deutsche Literatur gerade deswegen, weil sie unpolitisch sei und ihre Aufmerksamkeit auf die Kultur richte. Wegen der Meinungsverschiedenheiten kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen den beiden Brüdern… Der Zauberberg ist der dritte Roman Thomas Manns. Der Held des Romans, Hans Castorp ist ein junger Hamburger aus einer vornehmen Familie… Nach dem Erscheinen dieses Romans habe ich noch nichts von weiteren Romanen gehört… Der literarische Stil Manns gehört in seiner ersten Phase zum Naturalismus. Seine kulturkritische Sicht nähert sich der Sicht Friedrich Nietzsches an. Seine Erzählkunst steht der von Theodor Fontane nahe. Darüber hinaus haben ihn russische, skandinavische und englische Schriftsteller stark beeinflusst. Nach dem Erscheinen des Zauberbergs erkennen ihn die Literaturkritiker als einen Dichter an, der seinen eigenen Stil entwickelt hat. Somit reiht er sich in die Reihe der Klassiker ein. Daher ist es kein Zufall, dass ihm 1929 der Nobelpreis für Literatur in Höhe von 3000 Mark zuerkannt wurde. Shu Changshan : Es gibt einige Irrtümer und Ungenauigkeiten in Shen Laiqius Aufsatz, aber im grossen und ganzen sind die Schilderungen richtig. Dieser Text spielt in der Rezeption Thomas Manns in China eine bedeutende Rolle. |
20 | 1930 |
Yu, Xiangsen. De yi zhi wen xue [ID D14650].
Yu schreibt : In der gegenwärtigen erzählenden Literatur ist Thomas Mann der beste Erzähler, der die Nachteile des Naturalismus überwunden und die Vorteile des Realismus übernommen hat. Aber was von den Deutschen am meisten anerkannt worden ist, ist, dass sein Werk das Leben und die Gedanken des Bürgertums widerspiegelt. Seine Erzählweise ist klar und flüssig ; seine Gliederung systematisch, logisch und übersichtlich ; seine Betrachtungsweise ist minuziös, bis in die kleinsten Details ; seine Formulierungen sind erst nach mehrmaligem Überarbeiten zustandegekommen. Wenngleich man in seinem Werk gelegentlich den Einfluss seiner Vorbilder empfindet, verliert es dennoch nicht im grossen und ganzen seinen ihm eigenen Stil. Insbesondere ist er darin geübt, die alltäglichen Dinge in aller Gemütsruhe ausführlich darzulegen. Daher liest man mit grossem Vergnügen und unermüdlich sein Werk. Sein Roman Buddenbrooks schildert den Verfall einer bürgerlichen Familie in Lübeck. Dieser Roman ist ein herausragendes Ereignis in der aktuellen erzählenden Literatur. Seine Novelle Der Tod in Venedig schildert den Untergang eines gewissen Dichters in Venedig, der scheitert, weil er sich von der dortigen natürlichen Landschaft und den sozialen Gegebenheiten nicht trennen will. Diese Novelle entwickelt seinen eigenen Stil. Sie ist meisterhaft und als die poetischste Arbeit Thomas Manns zu nennen. Die Novelle Tonio Kröger schildert in Form einer Autobiographie die Auseinandersetzung der Anschauungen zwischen Bürger- und Künstlertum. Diese Arbeit ist zwar nicht die beste in Thomas Manns Gesamtwerk, jedoch weltbekannt. |