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Chronology Entry

Year

1926

Text

Wilhelm, Richard. Die Seele Chinas. [ID D1593].
Wilhelm schreibt : Ich habe noch das Alte China gesehen, das für die Jahrtausende zu dauren schien. Ich habe seinen Zusammenbruch miterlebt und habe erlebt, wie aus den Trümmern neues Leben blühte. Im Alten wie im Neuen war doch etwas Verwandtes : eben die Seele Chinas, die sich entwickelte, aber die ihre Milde und Ruhe nicht verloren hat und hoffentlisch nie verlieren wird... Ich habe das grosse Glück gehabt, fünfundzwanzig Jahre meines Lebens in China zu verbringen. Ich habe Land und Volk lieben gelernt wie jeder, der lange dort weilte.

Horst Denkler : Wilhelm stellt bei seinen China-Erfahrungen vor allem das Andersartige heraus, das die Chinesen vor der "weissen Gefahr" zu schützen und den Weissen Genesung am chinesischen Wesen verspricht : die Verbundenheit mit Heimaterde, Nation und Kulturtradition, das Bedürfnis nach Harmonie mit der Natur und im zwischenmenschlichen Bereich, das Vertrauen auf eine vernünftig und tolerant angelegte Gesellschaftsordnung, die den einzelnen in die "übergreifenden Organismen" von Familie, Volk und Menschheit einbindet und sein Verhalten durch die festgelegten Norman von Brauch und Sitte, Konvention und Form, Takt und Etikette, Moral und Ethik, Ehre und Anstand, Disziplin und Gehorsam regelt.

Fang Weigui : Wilhelm hat sich Mühe gegeben, ein Chinabild im Spektrum der gesellschaftlich-politischen Gegebenheiten aufzubauen. Das wichtigste Chinabild mit den Stichwörtern Milde und Ruhe hat dem Buch klar und deutlich einen etwas idealisierenden Grundton verliehen, was sich auch durch den Einfluss des Konfuzianismus erlärt. Manche Darstellungen leitet er direkt von den chinesischen Klassikern her. Sein positives Chinabild resultiert auch aus dem Umgang mit chinesischen Gelehrten und seiner Liebe zum chinesischen Volk. Was Wilhelm von den zeitgenössischen Europäern und besonders von den abendländischen Missionaren, denen die ostasiatischen Völker als heidnisch und barbarisch galten, unterscheidet, ist, dass er völlig von Rassenhochmut befreit war, dass es gar keine Heiden gibt, denn ein Heide ist nur etwas, wofür man einen anders gearteten Menschen hält, damit man ihn entweder bekehren oder zur Hölle verdammen kann.

Gerwig Epkes : Er versucht eine Erklärung für den Unterschied zwischen Konfuzius und Laozi zu geben und schreibt : Die südliche Richtung der chinesischen Kultur zeigt andere Züge. Wärend der Norden auf Organisation der Menschheit sich konzentriert, ... sucht der Süden den Menschen zu verstehen im allgemeinen Naturzusammenhang. Laotses Sinn ist der Sinn des Himmels. Für ihn ist der Mensch einfach Teil der Natur. Alles was die Natur beherrscht und vergewaltigt, ist von Übel. Rückkehr zur Natur ist das einzige Heil.

Mentioned People (1)

Wilhelm, Richard  (Stuttgart 1873-1930 Tübingen) : Theologe, Sinologe, Übersetzer, Professor für chinesische Geschichte und Philosophie und Direktor China-Instituts in Frankfurt a.M.

Subjects

Philosophy : China : Confucianism and Neoconfucianism / Philosophy : China : Daoism / Sinology and Asian Studies : Europe : Germany

Documents (3)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 1987 Denkler, Horst. Von chinesischen Pferden und deutschen Missionaren : China in der deutschen Literatur : deutsche Literatur für China. In : German quarterly ; vol. 60, no 3 (1987). Publication / Den1
  • Cited by: Asien-Orient-Institut Universität Zürich (AOI, Organisation)
2 1992 Epkes, Gerwig. "Der Sohn hat die Mutter gefunden..." : die Wahrnehmung des Fremden in der Literatur des 20. Jahrhunderts am Beispiel Chinas. (Würzburg : Königshausen und Neumann, 1992). (Epistemata. Würzburger wissenschaftliche Schriften. Reihe Literaturwissenschaft ; Bd. 79). Diss. Univ. Freiburg i.B., 1990. S. 61. Publication / Epk
  • Source: Klabund. Tao : eine Auswahl aus den Sprüchen des Lao Tse. In : Vivoc voco ; (1919). [Laozi]. [Später publiziert in Laotse. Sprüche [ID D11984]. (Klab22, Publication)
  • Cited by: Asien-Orient-Institut Universität Zürich (AOI, Organisation)
3 1992 Fang, Weigui. Das Chinabild in der deutschen Literatur, 1871-1933 : ein Beitrag zur komparatistischen Imagologie. (Frankfurt a.M. : P. Lang, 1992). (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1. Deutsche Sprache und Literatur ; Bd. 1356). Diss. Technische Hochschule Aachen, 1992. S. 314, 330-331. Publication / FanW1
  • Cited by: Asien-Orient-Institut Universität Zürich (AOI, Organisation)