# | Year | Text | Linked Data |
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1 | 1762 |
Justi, Johann Heinrich Gottlob Justi. Vergleichung der europäischen mit den asiatischen und anderen vermeintlich barbarischen Regierungen [ID D11436] Justi schreibt im Vorwort : So allgemein dieser Nationalstolz allen Völkern ist, so treiben aber die Europäer diese hohe Einbildung höher als alle anderen Nationen des Erdbodens... Wir setzen uns kühn über alle anderen Völker der übrigen Erdteile hinaus. Sie sind in unseren Augen nichts als ungeschickte, rohe und unwissende Barbaren, wenn wir ihnen noch die Ehre erzeigen, dass wir sie nicht gar unter die Wilden zählen. Alle ihre Sitten, Gebräuche und Regierungsverfassungen kommen uns durchaus ungereimt, unvernünftig, töricht und lächerlich vor. Unsere Vernungt, unsere Erkenntnis, unsere Ansichten dünken uns so erhaben zu sein, dass wir auf alle anderen Völker des Erdbodens als auf uns herumkriechende elende Würmchen herabsehen... Justi schreibt, dass die Kaufleute im Gegensatz zu den Jesuiten die Mandarinen als geizige, tyrannische Obrigkeiten bezeichnen. Er glaubt aber, dass viele Gründe für die Wahrheit der Jesuiten spricht. |
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2 | 1762 |
Justi, Johann Heinrich Gottlob von. Vergleichungen der europäischen mit den asiatischen und andern vermeintlich barbarischen Regierungen [ID D11436]. Quellen : Du Halde, Jean-Baptiste. Description géographique [ID D1819]. Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und Lande [ID D16843]. Marsy, François-Marie. Neuere Geschichte der Chineser, Japaner, Indianer, Persianer, Türken und Russen etc. [ID D4613]. Justi schreibt : Es ist wahr, es fehlet sehr viel, dass die Europäischen nach Sina handelnden Kaufleute eine eben so schöne Abschilderung von dem Regierungszustande dieses Reiches gemacht hätten, als du Halde und andere Jesuiten. Unsere Kaufmanns Nachrichten sind denen Sinesischen Mandarinen gar nicht vortheilhaftig. Sie beschreiben solche als geizige, ungerechte und tyrannische Obrigkeiten, welche dem Gemählde gar nicht ähnlich sind, welches die Jesuiten von ihnen gemacht haben. Wenn die Frage bloss darauf ankommt, ob die Jesuiten oder die Europäischen Kaufleute in ihren Nachrichten von Sina mehr Glauben verdienen ; so bedenke ich nicht einen Augenblick, mir vor die Jesuiten zu erklähren. Denn die Jesuiten, insonderheit diejenigen, die nach Sina gesendet werden, sind Leute von Einsicht und Urtheilungskraft die Begriffe von guten Regierungsverfassungen haben, und sie also auch zu beurtheilen im Stande sind, während dieses gemeiniglich unsern Europäischen Kaufleuten, oder vielmehr ihren Factoren und Bedienten, die nach Sina reisen, gar sehr fehlet. Sie beurtheilen alles nach ihren Eigennutz ; und dieser stimmet nicht allemal mit denen besten Europäischen Regierungsverfassungen überein ; wie sollte er sich mit denen Sinesischen vertragen können, die gegen unsere Europäischen Kaufleute so stränge sind. Die Holländer, die überhaupt als erste den Darstellungen der Jesuiten widersprachen, taten es nur deshalb, weil sie glaubten, dass diese allein Schuld daran wären, dass ihnen ihr oft wiederholter Gesuch eines freyen und uneingeschränkten Handels in Sina abgeschlagen wurde…So allgemein dieser Nationalstolz allen Völker ist ; so treiben wir Europäer diese hohe Einbildung von uns selbst doch viel höher als alle andere Nationen des Erdbodens. Unser Vorzug scheinet uns gar nicht zweifelhaftig. Wir setzen uns kühn über alle andere Völker der übrigen Welttheile hinaus. Sie sind in unsern Augen nichts als ungeschickte, rohe und unwissende Barbaren, wenn wir ihnen noch die Ehre erzeigen, dass wir sie nicht gar unter die Wilden zählen… Das Unglück, welches wir Europäer durch dergleichen Betragen in allen drey Welttheilen verursachet haben, kann nicht überdacht werden, ohne die menschliche Natur erzitternd zu machen… Wenn wir in Asien nicht eben so viel Unheil und Barbareyen verübt haben ; so ist dieses gar nicht unserer Mässigung und Menschenliebe, sondern der Klugheit und Macht so vieler darinnen befindlichen grossen Reiche zuzuschreiben, welche die Europäische Herrsch- und Habsucht in Schranken zu halten gewusst haben… Ich halte Sina nicht allein vor eine Monarchie, sondern auch vor eine sehr weislich eingerichtete Monarchie, worinnen so gar die bürgerlichen Gesetze und die Sitten als Grundgesetze des Staats angesehen, und alle Angelegenheiten mit der grössten Vorsicht abgehandelt werden. Diese oder jene übereilte und grausame That der chinesischen Kaiser, auf die sich Montesquieu beruft, macht noch keine Despotie aus… Lee Eun-jeung : Justi ist sich bewusst, dass sich die Berichte von Jesuiten und Kaufleuten über China voneinander unterscheiden. Die Berichte der Jesuiten sind für ihn den Darstellungen der Kaufleute weit überlegen. In seiner Vorrede meint er, dass er im Gegensatz zu Montesquieu der Ehrlichkeit der europäischen Händler nur wenig traut. Mit seiner ausführlichen Beschreibung der vorbildlichen Praxis der chinesischen Herrschaft will Justi gleichzeitig die Öffentlichkeit vor einer sich schnell verbreitenden Überheblichkeit der Europäer warnen, welche sich damals in den sich auf die kaufmännischen Reiseberichte stützenden Gelehrtenschriften niederzuschlagen begann… Justi findet China als ein vorbildliches Herrschaftsmodell und baut das konfuzianische Herrschaftssystem Chinas als Beispiel für gute staatliche Einrichtungen in seine Staatstheorie ein… Seine Auseinandersetzung mit diesem konfuzianischen Herrschaftssystem ist stets von schafer Kritik an den europäischen Zuständen seiner Zeit gebleitet. Nach Justi gehören zur Glückseligkeit drei Dinge, nämlich 'Freyheit', 'Sicherheit' und 'innere Stärke'. Die Glückseligkeit sei 'die einzige und oberste Richtschnur aller Maassregeln und Einrichtungen eines Staats'. Er ist weit davon entfernt zu meinen, dass sich die Untertanen unter beliebigen Bedingungen und auf jeden Fall dem Herrscher unterzuordnen hätten. Für ihn entfällt die Gehorsamspflicht, wenn das vom Regenten gegebene Gesetz nicht dem vereinigten Willen entspricht… Die besondere Triebfeder der Monarchie ist die Ehre, die der Aristokratie die Mässigung und die der Demokratie die Liebe zur Gleichheit. Im Falle der vermischten Regierungsform muss nun diejenige Triebfeder am meisten vorhanden sein, die zu der Regierungsart gehört, welche in der Vermischung das Übergewicht hat… In der Praxis muss Justi aber feststellen, dass 'nichts in der Welt so leicht immer weiter ausgedehnet wird, als die Gewalt. Ein jeder Mensch, und so gar auch die Weisen und Tugendhaftigen, sind geneigt, ihre Gewalt immer weiter zu erstrecken'. Bei allen Regierungsformen ist Missbrauch staatlicher Macht zu finden… Justi findet im Herrschaftssystem der Chinesen den Schlüssel dazu. Er meint 'eben so wirksame und vortreffliche Triebfedern, welche die unumschränkte Gewalt eines Monarchen aus eigener Bewegung zu mässigen, und ihn zu einer gütigen und weisen Regierung zu bewegen vermögend sind, finden wir auch noch heutigen Tages in der Sinesischen Monarchie'… Nach Justi sind 'die unumschränkte Gewalt, welche die Gesetze dem Kaiser geben' und 'die Nothwendigkeit, welche sie ihm zugleich auflegen, sich derselben mit Mässigung zu bedienen' die zwei Stützen des chinesischen Herrschaftssystem… Für Justi ist die chinesische Staatsverfassung 'die vernünftigste und weiseste' auf der ganzen Erde. Er hebt besonders die Beamtenauswahl- und Beförderungssystem hervor… Justis Auseinandersetzung mit dem konfuzianischen Herrschaftssystem Chinas ist stets von scharfer Kritik an den europäischen Zuständen seiner Zeit begleitet. |
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# | Year | Bibliographical Data | Type / Abbreviation | Linked Data |
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1 | 1761 | Justi, Johann Heinrich Gottlob von. Gesammelte Politische und Finanzschriften über wichtige Gegenstände der Staatskunst, der Kriegswissenschaften und des Cameral- und Finanzwesens. Bd. 1. (Kopenhagen : Rothe, 1761). [Enthält] : Die Nothwendigkeit einer genauen Belohnung und Bestrafung der Bedienten eies Staats ; Vortrefliche Einrichtung der Sineser in Ansehung der Belohnung und Bestrafung vor die Staatsbedienten. [Artikel über das chinesische Verwaltungssystem ; zweiter Artikel ist die Übersetzung von Lamberts, Claude. Recueil d'observations curieuses. (Paris : 1749) ; Artikel geschrieben 1754]. | Publication / JusJ2 |
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2 | 1762 |
Justi, Johann Heinrich Gottlob von. Vergleichungen der europäischen mit den asiatischen und andern vermeintlich barbarischen Regierungen. (Berlin : Rüdigers, 1762). http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10769545_00005.html. |
Publication / Jus2 |
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