Zhang, Taiyan
# | Year | Text | Linked Data |
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1 | 1906 |
Zhang, Taiyan [Zhang Binglin]. [Atheismus]. [ID D17139] Zhang kritisiert aus der buddhistischen Perspektive den indischen und westlichen 'Theismus'. Dabei spiel die Auseinandersetzung mit Kants Gottesbeweis eine Rolle. Kant wendet sich in der Critik der reinen Vernunft gegen drei Typen von in der traditionellen Metaphysik angeführten Gottesbeweisen (ontologischer, kosmologischer und telologischer Gottesbeweis) und meint, dass es unmöglich sei, kraft spekulativer Vernunft die Existenz Gottes zu bejahen oder zu verneinen. Demgegenüber besteht Zhang auf der Möglichkeit, Gott durch logische Schlüsse zu erkennen, bzw. abzulehnen und hält Kants Abschiebung dieser Möglichkeit in die Sphäre des Nichterkennbaren für einen Makel in Kants ansonsten so wohl durchdachter Theorie. |
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2 | 1906 |
Zhang, Taiyan [Zhang, Binglin]. Jian li zong jiao lun [ID D19590]. Joachim Kurtz : Zhang Binglin hielt die Begründung eines neuen Glaubens wie viele andere Gelehrte, für das einzige Mittel, um die 'Moralität des Volkes' wieder zu beleben, d.h. das verbreitete Misstrauen unter den Menschen zu überwinden und durch den Geist der Solidarität, das Gefühl eines gemeinsamen Schicksals und unbedingte Opferbereitschaft für die nationale 'Selbstbestimmung' – zu der er den Kampf gegen die 'Fremdherrschaft' der Qing-Dynastie erklärte – zu ersetzen. Zhang erwähnt drei Anwärter : den 'Theismus' in Gestalt des Christentums, den 'Pantheismus' im Sinne Baruch de Spinozas und die Lehren der buddhistischen 'Nur-Bewusstseins-Schule'. Der Theismus schneidet nach dem Konfuzianismus am schlechtesten ab. Die Annahme eines über allen Lebewesen stehenden Gottes ist mit dem Ideal totaler Gleichheit nicht zu vereinbaren. Spinozas Pantheismus, der 'alle Dinge zu Gott erklärt', kommt diesem Ideal dagegen relativ nahe. Die Schwäche dieser Lehre besteht für Zhang darin, dass sie der 'Aussenwelt' zuviel Gewicht beilegt und somit das für den Sieg der Revolution notwendige 'Selbstvertrauen' des Individuums untergräbt. Erst der Weishi-Buddhismus behebt auch diesen Mangel, indem er 'alles zu Geist erklärt' und damit endgültig ‚das Ich zum Herrn einsetzt’. Allerdings dürfe man nicht dem Irrtum verfallen, 'das einzelne Selbst für das Ich zu halten, sondern man solle alle Lebewesen als Ich ansehen'. Zur Bestätigung dieser Auffassung zitiert er Johann Gottlieb Fichte. Er schreibt : "Wie Fichte sagt : Vom Gesetz der Identität aus betrachtet, bin ich nur Ich ; vom Gesetz des Widerspruchs aus betrachtet, ist das, was ich Ich nenne, anderer Nicht-Ich und das was ich Nicht-Ich nenne, deren Ich ; vom Gesetz des zureichenden [Grundes] aus betrachtet, gibt es kein sogenanntes Nich-Ich, sondern nur noch Ich." "… indem wir nicht dem Ich im Gesetz der Identität anhaften und uns niemals völlig vom Ich im Gesetz des zureichenden [Grundes] lösen, fügen wir uns der [allen Dingen zugrunde liegenden] Dharma-Natur und bezeugen jeder selbst, dass es das Ich gibt und sich niemand auf das trügerische Wesen des Nicht-Ich verlassen und das Ich ein für alle Mal als nichtig und leer abtun darf." Zhang erklärt seinen Lesern nicht, wer 'Fuxite' ist, noch erwähnt er das Werk aus dem das Zitat stammt. Zum einen versteht Zhang Fichtes 'Ich' als eine westliche Entsprechung der weishi-buddhistischen Vorstellung das âtman und begreift die Grundsätze des Wissens dementsprechend im Sinne des auch vom buddhistischen Denken unternommenen Versuchs, das Verhältnis zwischen dem individuellen Ich und der dieses umgebenden 'Aussenwelt', insbesondere den anderen 'Ichen', im Rückgriff auf eine gleichfalls 'Ich' bzw. âtman genannte, aber metaphysisch zu verstehende Vorstellung zu beschreiben, in der alle trennenden Unterschiede aufgehoben sind. Zum anderen begreift Zhang die Sätze der Identität, des Widerspruchs und des Grundes anders als Fichte nicht im Sinne von logischen Formen, die wahre Urteile ermöglichen, sondern als unterschiedliche Blickwinkel, aus denen das empirische Ich 'betrachtet' bzw. in metaphysischer Absicht gedeutet werden kann. Zhang hat sich mehrere Jahre mit buddhistischen Schriften befasst und seine Kenntnisse der abendländischen Philosophie aus japanischen Quellen erworben. Das dürfte dazu beigetragen haben, dass er westliche Begriffe, insbesondere aus dem Bereich der Erkenntnistheorie, stets in buddhistischen Vorstellungen und Termini wahrnahm. Der Gedanke, der Zhang vermittel will, hat zwei Aspekte : Zum einen soll der Einzelne überzeugt werden, dass er sich in seinem irdischen Dasein nicht 'auf andere verlassen' kann, sondern ausschliesslich auf sich selbst, auf das individuelle 'kleine Ich', vertraufen darf. Indem dieses 'kleine Ich' jedoch in eine metaphysische Gemeinschaft, ein 'grosses Ich', an dem sämtliche Lebewesen teilhaben, eingebunden bleibt, wird es gleichzeitig auf ein überindividualles bzw. universell-religiöses Ziel verpflichtet, das seinem gesamten Handeln die Richtung vorgibt : die finale Erlösung aller Kreaturen. Zhang wollte seine Landsleute zur Revolution, zum Umsturz der Qing-Dynastie ermutigen. |
# | Year | Bibliographical Data | Type / Abbreviation | Linked Data |
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1 | 1906 |
Zhang, Taiyan [Zhang, Binglin]. Wu shen lun. In : Min bao ; no 8 (1906). [Über Immanuel Kant]. 無神論 |
Publication / Kant140 |
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2 | 1906 |
Zhang, Taiyan [Zhang, Binglin]. Jian li zong jiao lun. In : Min bao ; no 8 (Nov. 1906). [Über die Gründung einer Religion ; betr. Johann Gottlieb Fichte und Baruch de Spinoza]. 建立宗教論 |
Publication / Fich49 | |
3 | 1907 |
Zhang, Taiyan [Zhang, Binglin]. Wu wu lun. In : Min bao ; no 16 (1907). [Theorie der fünf Negationen ; enthält Bemerkungen über die Astronomie von Immanuel Kant]. 五無論 |
Publication / Kant141 |
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