# | Year | Text |
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1 | 1922 |
Klabund. Spuk [ID D12648]
Kuei-fen Pan-hsu : Für Klabund liegt das Heil im Innern des Menschen. Der Mensch soll sich in sich zurückziehen und in sich selbst suchen, was ihm fehlt, so kommt er erst zu sich selbst. Die Liebe wird als die vereinigende Kraft dargestellt, die die einzelne Seele mit dem Sinn verbindet… Insgesamt verwendet Klabund seine Kenntnis des Dao – des Sinnes - aus seiner Übertragung des Dao de jing. Er versteht unter dem „Sinn“ die Verinnerlichung der Weltseele… Zu den christlichen Elementen treten fernöstliche Elemente hinzu, z.B. die andere Gottesvorstellung – Gott wird zum „Sinn“, zum „Dao“ ; die Erkenntnis – ein buddhistisches Element, spielt eine wichtige Rolle, sie führt zum Sinn, zum Dao ; der Weg nach innen kann als ein weiteres asiatisches Element angesehen werden : der christliche Gedanke, dass der Mensch nur durch Gottesgnade erlöst wird, wird verändert, indem der Mensch durch die Erkenntnis zum Sinn kommt und erlöst wird. Han Ruixin : Klabund widmet das Kapitel „Vom Sinn“ Laozis Lehre, in Anlehnung an Richard Wilhelms Übersetzung des Dao mit Sinn. Im Kapitel „Boxkampf“ hat es taoistische Gedanken ; dass das Schwache das Starke überwindet, indem er einen scheinbar schwachen Chinesen gegen einen Europäer siegen lässt. |
2 | 1922 |
Ehrenstein, Albert. Schi-king : das Liederbuch Chinas [ID D12457].
Quellen : Rückert, Friedrich. Schi-king oder chinesische Lieder [ID D4634]. Strauss, Victor von. Schi-king : das kanonische Liederbuch der Chinesen [ID D4648]. Ehrenstein schreibt : Die hier mitgeteilten Übersetzungen aus dem Schi-king greifen meist auf Rückert zurück… [ID D4634]. Rückerts Nachdichtung übertrifft… die philologisch wertvollere, dichterisch schwächere Professorenarbeit von Victor Strauss [ID D4648] weitaus. Wenn auch Strauss durch Kenntnis des Originals und seiner Kommentare vor jenen Verballhornungen und krassen Missverständnissen gefeit ist, denen der auf eine ungefähre wörtliche Inhaltsangabe chinesischer Gedichte als einzige, sehr oft trübe Quelle angewiesene Rückert auf Schritt und Tritt ausgesetzt war… Die gelben Lieder waren für den Gesang bestimmt, reich an Variationen, Wiederholungen, Refrain. Sie hatten keinen Rhythmus, aber fast immer Reim… Ich bemühte mich, den von mir erwählten hundert Gedichten durch Kürzungen, lebendigeren Rhythmus, Entfernung sinnstörender Zutaten, Umbau, in vielen Fällen durch Neudichtung etwas von der sinnlicheren Unmittelbarkeit der ersten Schöpfung wiederzugeben. Ich vermied es, zeremonielle Dichtungen aufzunehmen oder gar nur dem historischen Spezialisten und Sinologen verständliche Verse, die der Chinesischemauerlangenweile von Anmerkungen bedurft hätten… Hans Bethge schreibt 1923 : Ehrenstein geht in seinen Nachdichtungen auf eine alte, äusserst schwerfällige deutsche Prosaquelle zurück. Er hat seine Vorlagen verlebendigt, vergeistigt, und nun stehen melancholische Rhytmen von ganz Ehrensteinschem Duktus da, eigenwillig, modern und doch uralt, umstrahlt von einem Glänzen aus dem grossen Reiche der Mitte. Leopold Woitsch schreibt 1924 : Ehrensteins Nachdichtungen, eine "Veredlung" wörtlicher Interlinearversionen nennt er sie, sind weiter nichts, als eine ohne Rücksicht auf den chinesischen Text und noch dazu in peius geänderte Umarbeitung mit ganz willkürlichen Auslassungen, bzw. ein stellenweise ungenauer Abdruck der erwähnten Arbeiten Pfizmaiers... Es ist aber fürwahr nicht der wahre Pu Chü-i [Bo Juyi], den Ehrenstein uns zeigt, sondern nichts als eine geradezu klägliche Karikatur des grossen chinesischen Dichters und Staatsmannes. Ingrid Schuster : Albert Ehrensteins erste Sammlung chinesischer Gedichte trägt noch keinen politisch-sozialen Charakter. Es geht Albert Ehrenstein um Wahrheit und Menschlichkeit und um die Unterdrückten. Als heftiger Kriegsgegener resigniert er zusehends und veröffentlicht Essays und Übersetzungen aus dem Chinesischen. |
3 | 1922 |
Lent, Gerturd. Der Wels [ID D13266].
Schauplatz des Romans ist Beijing. |
4 | 1922 |
Gründung der Canton Branch of the Society for the Study of Chinese Literature durch Ch'en Shou-yi.
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5 | 1922 |
Sun Chunfan schreibt den vermutlich ersten Artikel über den deutschen Expressionismus. Er stellt die Dramen Die Koralle, Gas, und Von morgens bis mitternachts von Georg Kaiser vor.
Huang Guozhen : Sun meinte, dass die Expressionisten danach strebten, die bestehende schlechte Welt in eine ideale Welt umzuwandeln, dass sie aber nicht wüssten, auf welche Weise dies zu verwirklichen sei. |
6 | 1922 |
Kafka, Franz. Der Aufbruch. In : Kafka, Franz. Das erzählerische Werk. Bd. 1. (Berlin : Rütten und Loening, 1983).
Kafka schreibt : „Ich befahl mein Pferd aus dem Stall zu holen. Der Diener verstand mich nicht. Ich ging selbst in den Stall, sattelte mein Pferd und bestieg es. In der Ferne hörte ich eine Trompete blasen, ich fragte ihn, was das bedeutete. Er wusste nichts und hatte nichts gehört. Beim Tore hielt er mich auf und fragte: »Wohin reitet der Herr?« »Ich weiß es nicht«, sagte ich, »nur weg von hier, nur weg von hier. Immerfort weg von hier, nur so kann ich mein Ziel erreichen.« »Du kennst also dein Ziel«, fragte er. »Ja«, antwortete ich, »ich sagte es doch: ›Weg-von-hier‹ – das ist mein Ziel.« »Du hast keinen Essvorrat mit«, sagte er. »Ich brauche keinen«, sagte ich, »die Reise ist so lang, daß ich verhungern muß, wenn ich auf dem Weg nichts bekomme. Kein Eßvorrat kann mich retten. Es ist ja zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise“. Lee Joo-dong : Die ziel- und zwecklos fortgesetzte Reise ist für den Meister schon ein Reiseziel. Diese Reise entspricht dem idealen Wandern der Taoisten. Der Meister sucht im Vertrauen auf das Pferd als geistiges und seelisches Mittel und auf die Musik als himmlische Nahrung die Reise zum Glück zu machen. |
7 | 1922 |
Shi Zhecun studiert an der Zhejiang-Universität in Hangzhou.
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8 | 1922-1937 |
Shi Zhecun ist literarisch tätig.
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9 | 1922 |
Mann, Thomas. Goethe und Tolstoi. In : Deutsche Rundschau ; März 1922. = Mann, Thomas. Goethe und Tolstoi : zum Problem der Humanität. Neue, veränderte Ausg. (Berlin : S. Fischer, 1932).
Mann schreibt : Man habe, sagte er [Peter der Grosse], das Gesetz des Fortschritts im Herzogtum Hohenzollern-Sigmaringen und an seinen dreitausend Einwohnern beobachtet. Andererseits aber habe man China mit seinen zweihundert Millionen Einwohnern, das unsere ganze Fortschrittstheorie über den Haufen werfe. Nichtsdestoweniger zweifle man keinen Augenblick daran, dass Fortschritt ein allgemeines Gesetz der Menschheit sei, und so ziehe man mit Kanonen und Gewehren aus, um den Chinesen die Fortschrittsidee beizubringen. |
10 | 1922 |
Thomas Mann bespricht das Buch Balázs, Béla. Der Mantel der Träume : chinesische Novellen [ID D14456].
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11 | 1922 |
Gründung der jüdischen Russian Burial Society.
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12 | 1922 |
Korrespondenz zwischen Zhang Zisheng und Zhao Jingshen. In : Chen bao fu zhuan ; Jan.-Juli (1922).
Liang Yea-yen : Diese Briefe sind eine wichtige Dokumentation der chinesischen Märchenforschung. Darin wird auch der Begriff Tong hua = Märchen als angemessene Übersetzung definiert. |
13 | 1922 |
Zhao Jingshen. Jiao yu tong hua jia Gelin di xiong zhuan lue [ID D15720].
Zhao schreibt : Märchen bedeuten Erzählungen für Kinder. Wenn Erzählungen für Kinder unter pädagogischen Aspekten ausgewählt sind, dann gelten sie als pädagogische Märchen. Liang Yea-yen : Zhao beschreibt den Erfolg der Brüder Grimm nicht nur als Märchensammler, sondern auch wegen ihrer Leistungen als Germanisten. Zhao meint : Zu sehr kuriose Märchen gefährden Kinderseelen, da das Eingeprägte nicht leicht vergehe. Die von den Brüder Grimm ausgesuchten Erzählungen beschränken sich im Rahmen kindlicher Erfahrungen und hinterlassen daher keine negativen Wirkungen. Das kindliche Leben sei unbehelligt und fröhlich. Wenn grauenerregende Dinge das Kind beeindrucken, würde diese Sorglosigkeit zerstört. Bei den Grimmschen Märchen sei dies nicht der Fall ; selbst das Übernatürliche erzeuge keinen Schrecken, sondern fördere im Gegenteil den Charakter des Kindes. Zum Beispiel werde im Märchen das Kind, das Alten geholfen habe, vom Engel mit Schätzen belohnt. Obwohl die eigentliche Intention der Märchen nicht Lehrhaftigkeit sei, könnten diese, wenn der Stoff es anbiete, doch so eingesetzt werden. Nicht alle Märchen eignen sich für Kinder, in deutschen Erzählungen seien bestimmt auch ordinäre Formulierungen enthalten, die die Brüder Grimm gestrichen hätten. |
14 | 1922-1926 |
Zhu De reist nach Paris, studiert in Berlin und Göttingen.
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15 | 1922 |
Hans Driesch reist in China und wird von Zhang Junmai als Übersetzer begleitet.
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16 | 1922 |
Xiao Gongquan erhält den B.A. der University of Missouri, Kansas City.
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17 | 1922-1926 |
Wang Guangqi studiert Musik in Berlin.
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18 | 1922-1929 |
Ni Liangkang : Zhang Dongsun, der in Japan studiert hat, erwähnt Edmund Husserl und einige seiner Grundgedanken in Artikeln von 1922, 1928, 1929.
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19 | 1922 |
Huang, Guangdou. Feixute lüe zhuan ji qi jiao yu xue shuo [ID D19594].
Joachim Kurtz : Huang Guangdou zieht einen Vergleich zwischen dem Zerfall Chinas und Fichtes Deutschland. |
20 | 1922 |
Der Anarchismus verliert seinen Einfluss in China.
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