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Chronology Entries

# Year Text
1 1901
Charles Daniel Tenney ist Berater für ein modernes Schulsystem von Yuan Shikai.
2 1901
Yan Fu ist Leiter der Kaiping-Bergwerke in Tianjin.
3 1901
Gründung des Translating Department an der Jingshi School of Higher Learning in Beijing.
4 1901
Gründung des Jiangchu Editing and Translating House in Nanjing.
5 1901-1903
Ma Junwu beteiligt sich in Japan an der Redaktionsarbeit der Xin ming cong bao, macht Übersetzungen und will westliche Denker wie Charles Darwin vermitteln.
6 1901-1906
Zhou Zuoren studiert an der Jingnan Naval Academy (Jingnan shui shi xue tang). Er lernt Englisch und liest die Übersetzungen von Yan Fu und Lin Shu.
7 1901
Armand von Schweiger-Lerchenfeld. Der Chinese und chinesisches Leben [ID D2671].
Er schreibt : In erster Linie entscheidend für chinesisches Wesen ist der mongolische Grundcharakter : Kindlichkeit, Naivität, Sanftmut. Das Agressive, Impulsive fehlt diesem Volk gänzlich. Heldengestalten, grosse Männer der That, sind äusserst dünn gesäet... In der That ist der Grunzug seines Wesens ein an völlige Entäusserung grenzender Sinn für das Praktische, Nützlich, absolut Notwendige. Sich für Dinge zu interessieren, welche ausserhalb der täglichen Lebensbedürfnisse stehen, hält der Chinese für die denkbar grösste Thorheit. Deshalb fehlt ihm jeder Sinn für das Ideale ; sein Leben ist vielmehr sozusagen nach innen gekehrt, woraus sich eine gewisse Vertiefung in das Einheimische, in das Herkommen erklärt, was andererseits zur Folge hat, dass dem Sohne des Reiches der Mitte alles Fremdländische im Grunde seiner Seele verhasst ist. Dieses Insichkonzentrieren benimmt dem Chinesen jede Initiative und prägt seinem Thun und Lassen jene sprichwörtlich gewordene Nüchternheit auf, welche das hervorragende Typische am chinesischen Charakter ist. Geistige Regsamkeit lässt sich bei solcher Sachlage naturgemäss nicht erwarten... Dass im Hinblick auf eine Kultur, welche seit undenklichen Zeiten im Zustand der Stagnation sich befindet, geistige Fähigkeiten sich nur schwer entwickeln können, liegt auf der Hand.
8 1901
Kürschner, Joseph. China [ID D267].
Darin enthalten ist ein Bericht über die Grausamkeit und Fremdenhass der Chinesen : Zu Tausenden wurden Chinesenchristen hingemordet, ganze Dörfer, in denen solche sich aufhielten, in Schutt und Asche verwandelt, und die Europäer, welche diesen Mordbuben in die Hände fielen, auf die grausamste und raffinierteste Weise zu Tode gemartert…
9 1901
Leuschner, F[riedrich] W[ilhelm]. Chinesische Liebe [ID D13211].
Roman über ein Volk mit Fleiss, Treue, Fremdenhass, Heimtücke, Opiumsucht, Grausamkeit und Lächerlicheit ; über Armut und Schmutz in China.
10 1901
May, Karl. Ex in terra pax = Friede auf Erden [ID D2671].
Roman der Abenteuer einer kleinen deutsch-abendländischen Reisegesellschaft.
Zhang Zhenhuan : Karl Mays Chinabild hat sich radikal geändert : von dem verdammten China mit seinen negativen, bis zum idealisierten in Ex in terra pax und Und Friede auf Erden. Er hat den Nachholbedarf an räuberischem Imperialismus erkannt und distanziert sich ganz bewusst von dieser Propaganda. Statt Flusspiraten, grausame Boxer und Räuber gestaltet er ein idealisiertes China, das als das Land der östlichen Weisheit bereits im Europa der Aufklärung die Vorstellung bestimmt hat. Mit dem Roman Und Friede auf Erden will May dem Leser vor Augen führen, dass alle Kulturen und Religionen brüderlich zusammenleben können. May gestaltet ein völlig gegen den Wunsch von Joseph Kürschner und damit auch gegen den Zeitgeist gerichtetes Chinabild und er zeigt, dass die Einstellung eines Autors zu einem andern Land durchaus veränderbar ist, dass die Wiedergutmachung auf einem idealisierten Chinabild basiert. May strebt an, die imperialistischen Gewalttaten in China und die Vorurteile, zu bekämpfen. Er schreibt : Von den ersten Kinderschuhen an hat man durch alle Klassen der Volks- und höheren und höchsten Schulen über die Chinesen nichts Anderes gehört, als dass sie wunderlich gewordene, verschrobene Menschen seien, über welche die Weltgeschichte schon längst den Fluch der Lächerlichkeit ausgesprochen hat.

Fang Weigui : May zeigt ein wunderbares China-Bild. Er hat seine kolonialistischen und imperialistischen Vorurteile abgelegt und stellt ein Bild der Wiedergutmachung dar. Die Personen stellt er als Gelehrte und Konfuzianer dar. Sie repräsentieren allgemein menschliche, humanistische Werte – nicht dogmatisch, sondern in Wort und Tat.
May schreibt : Der Osten hat gegeben, so lange und so viel er geben konnte. Wir haben uns an ihm bereichert fort und fort ; er ist der Vater, der für uns und an uns arm geworden ist. Denken wir doch endlich nun an unsere Pflicht !... Leute die ein halbes, ja gar ein ganzes Menschenalter in China zugebracht haben und also wohl mit Recht behaupten, Land und Leute zu kennen, dieses Land und diese Leuten genau noch ebenso falsch beurteilen wie einer, der niemals dort gewesen ist. Ihre Kenntnis ist – Photographie ! Ihr ganzes, vielleicht ausserordentlich reiches Wissen besteht aus leb- und seelenlosen Kamerabildern, die in den aus Europa mitgebrachten Apparaten entstanden sind. Aus dem Vorurteil der kaukasischen Rasse werden die Filme geschnitten, denen man die Unmöglichkeit zumutet, uns die chinesische Volksseele in allen, auch ihren tiefsten und geheimnisvollsten Regungen, treu, wahr und aufrichtig darzustellen.
May schreibt über Joseph Kürschner : Damals fragte ein rühmlichst bekannter, inzwischen verstorbener Bibliograph bei mir an, ob ich ihm ebenso wie zu früheren Unternehmungen nun auch zu einem grossen Sammelwerk über China einen erzählenden Beitrag liefern könnte…Da mir nichts Gegenteiliges gesagt wurde, nahm ich als ganz selbstverständlich an, dass es sich um ein gewiss unbegangenes, rein geographisches Unternehmen handle, das nicht von mir verlange, anstatt bisher nur für die Liebe und den Frieden, nun plötzlich für den Hass, den Krieg zu schreiben… Das Werk war nämlich der patriotischen Verherrlichung des Sieges über China gewidmet… Ich hatte mich und das ganze Buch blamiert, und mir wurde bedeutet, einzulenken. Ich tat dies aber nicht, sondern schloss ab, und zwar sofort, mit vollem Recht.
11 1901
Hofmannsthal, Hugo von. Briefe des Zurückgekehrten. (1901).
Hartmut Zelinsky : Der Hintergrund dieser Briefe bildet die Absage an Europa, das repräsentiert wird durch das wilhelminische Deutschland, dessen Bewohner "von nichts geritten wurden als von dem Geld, das sie hatten, oder von dem Geld, das andere hatten" und dessen Häuser, Monumente, Strassen dem Zurückgekehrten nichts anderes waren, "als die tausendfache gespiegelte Fratze ihrer gespenstigen Nicht-Existenz", - und die Hinwendung zu aussereuropäischen Ländern vor allem Südamerikas und Asiens. Bei seinem jahrelangen Aufenthalt in diesen Ländern hatte der Zurückgekehrte sich Figuren "eines ganzen Daseins, des deutschen Daseins" erträumt, die er nun unter den realen Deutschen, denen er nicht anfühlen konnte, "auf was hin sie leben", nicht wiederzufinden vermochte : "[Die Deutschen] haben ein 'Einerseits' und ein 'Andrerseits', ihre Geschäfte und ihr Gemüt, ihren Fortschritt und ihre Treue, ihren Idealismus und ihren Realismus, ihre Standpunkte und ihren Standpunkt, ihre Bierhäuser und ihre Hermannsdenkmäler, und ihre Ehrfurcht und ihre Deutschheit und ihre Humanität... und treten halberschlagenen Chinesenweibern mit den Absätzen die Gesichter ein..."
Diese Schlussbemerkung ist möglicherweise eine Anspielung auf den Boxeraufstand, ein verzweifelter Versuch, sich gegen den Imperialismus der westlichen Mächte zu wehren, d.h. auf die unbarmherzig vorgehende Strafexpedition europäischer Truppen, die der Aufstand auslöste. 1911 notiert sich Hofmannsthal in seinem Tagebuch eine Episode von einem Chinesen, der in taoistischer Ruhe in einem Buch lesend, in einer Reihe von Männern steht, die geköpft werden, bis ein Offizier, der an dieser Strafexpedition nach dem Boxeraufstand teilnahm, seine Begnadigung durchsetzen kann.
Auch wenn Hofmannsthal mehr an den chinesischen klassischen philosophischen Texten und der durch sie geprägten geistigen und seelischen Haltung interessiert war - ein Interesse, das, vor allem was den Taoismus anbetrifft, die zentrale Rolle des Brahman in seinem Denken noch zu unterstreichen scheint -, bestätigen auch die oben erwähnten aktuellen Anspielungen, seine Parteinahme für Asien, hier vertreten durch China, und die gesamte europäische Welt.
12 1901-1920
Lindner, Theodor. Weltgeschichte seit der Völkerwanderung [ID D17249].
Quellen : Texte von Karl Friedrich August Gützlaff, Ferdinand von Richthofen, August Conrady, Friedrich Hirth, Viktor von Strauss, Marco Polo, Jesuitenberichte und Übersetzungen chinesischer Klassiker, wie z.B. Shi jing.

Andreas Pigulla : China ist für Lindner ein Bestandteil der Darstellung, weil die gegenwärtige Situation des Landes nur historisch verstehbar sei… Auch wenn China nicht als weltgeschichtlich handelndes Subjekt betrachtet wird, so zeigt Lindner an China, dass sich die Weltgeschichte in einem globalen Rahmen abspielt… In einem Kommentar zur chinesischen Geschichtsschreibung geht er auf das hohe Alter Chinas ein. Er schreibt : "In keinem Volke besitzt die Beharrung so mächtige Kraft, wie bei den Chinesen". Diese Feststellung führt aber nicht zu einer Abwertung, denn ‚Beharrung’ ist bei ihm eine Komponente jedes historischen Phänomens. In seiner Chinadarstellung werden die Bezugsgrössen ‚Beharrung’ und 'Veränderung' flexibel auf Zeitabschnitte bezogen operationalisiert. Er geht davon aus, China habe früh eine überlege Kultur ausgebildet und schon während der Zhou-Dynastie den grundlegenden Volkscharakter entwickelt. Er nennt die Daten der Dynastiewechsel, die wichtigsten Herrscher und auch die Perioden der Einheit und des Zerfalls des Reiches. Konfuzius stellt er als einen der 'grössten Männer der Geschichte' dar. Konfuzius’ Lehre wird historisch wirksam, weil sie dem gesellschaftlichen Befürfnis nach geordneten Lebensverhältnissen entspringt und ihrer Konzeption nach den 'Chinesen aus ihren Herzen geschrieben, eine Verkündigung ihrer innersten Anlage' ist… Es steht für Lindner ausser Frage, dass China auch in Zukunft entwicklungsfähig ist… Die Anpassungsfähigkeit Chinas sieht er gemindert, da das Land, wie kein anderes, 'alleinstehend' und daher nicht zu Anpassungsprozessen herausgefordert worden sei… Die konfuzianische Staats- und Gesellschaftsordnung entspringe einer Bereitschaft zur 'bewussten Unterordnung' aber nicht im ‚sklavischen Sinn’. Die Schrift sei sehr alt, aber nicht weniger leistungsfähig als andere Systeme. Aus der Literatur, Religion und Philosophie gibt Lindner kurze Inhaltsangaben und bemüht sich, diese in ihrer Fremdheit zu verstehen und ihre Leistungen anzuerkennen. Für ihn ist die Vermischung des Konfuzianismus mit Elementen des Volksglaubens ein 'grosser Fehler'. Er erwähnt Erfindungen und Bauwerke und sein Interesse richtet sich auf das Leben breiter Bevölkerungsschichten.
13 1901
George Soulié de Morant kommt in Beijing an und ist für die Compganie industrielle de Madagascar tätig, da er als Kind bei einem Chinesen bei Judith Gautier Chinesische gelernt hat.
14 1901
Wu Rulun erwähnt in seinem Tagebuch Tong cheng Wu xian sheng ri ji Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Arthur Schopenhauer und Johann Friedrich Herbart als Nachfolger von Immanuel Kant. Erste Erwähnung von Fichte.
15 1901
Liang, Qichao. Lusuo xue an [ID D20576].
Quelle : Fouillée, Alfred. Histoire de la philosophie. (Paris : Ch. Delagrave, 1875). [Übersetzung aus dem japanischen Text von Nakae Chômin].
Erster Artikel über Jean-Jacques Rousseau. Er ist eine Kopie von Fouillée und enthält eine kurze Biographie, sowie Rousseaus Theorien über Du contrat social.
Marianne Bastid : Liang added three personal comments. One was the theme of law and the conception of legislation as expressing the sovereignty of the nation and of general interest. In this respect, he observes, China has never had legislation, knows nothing about law. The other theme is that of federalism. Liang ends his article with a comment on the future of the federal system in the world. A long tradition of local autonomy has prepared China better than any other country to practice such a system, he said : "China will become the state which Rousseau dreamt of ; its regime will serve as model to other countries".
16 1901-1902
Paul Beau ist bevollmächtigter Gesandter der französischen Gesandtschaft in Beijing.
17 1901-1911
Oskar von Truppel ist Gouverneur von Jiaozhou (Qingdao, Shandong)
18 1901-1908
Carl Bernauer ist Vize-Konsul des österreichisch-ungarischen Konsulats in Tianjin.
19 1901-1908
Lionel Charles Hopkins ist Generalkonsul des britischen Konsulats Zhili und Shanxi in Tianjin.
20 1901-1903
Cesare Poma ist Konsul des italienischen Konsulats in Tianjin.

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