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Year

1796

Text

Lichtenberg, Georg Christoph. Von den Kriegs- und Fast-Schulen der Schinesen, nebst einigen andern Neuigkeiten von daher [ID D16012].
Lichtenberg schreibt : So lange ich über Völker zu denken im Stande gewesen bin, habe ich immer gemutmasset, dass die Schinesen das weiseste, gerechteste, sinnreichste und glücklichste Volk auf Gottes Erdboden seien. Durch dieses häufige Mutmassen habe ich es nun endlich so weit gebracht, dass ich wirklich und mit völliger Überzeugung, als wäre ich selbst dabei gewesen, glaube, dass diese Auserwählten des Himmels alle unsere so genannten leidigen neuen Erfindungen schon vor zehntausend Jahren gekannt haben, und folglich wohl noch in dem Besitz von tausend andern sein mögen, die wir, der Himmel weiss wann, noch alle werden machen müssen, ehe wir, wie sie, zur Ruhe kommen.

Willy Richard Berger : Der China-Aufsatz enthält Eigenheiten des chinesischen Nationalcharakters, der chinesischen Geisteswelt und Kultur in der grosszügig verallgemeinernden Weise, wie man das im Europa des 18. Jahrhunderts diskutierte, nur mit dem Mutwillen zur satirisch verzeichnenden Karikatur. Lichtenberg war an fremden Kulturen sehr interessiert und war ein leidenschaftlicher Leser von Reisebeschreibungen. Ein Herr Sharp macht als Butler die letzte Gesandtschaftsreise nach China mit. In Lichtenbergs Notizen steht, dass er sich damit auf die Gesandtschaftsreise von 1792-1794 von Lord Macartney bezieht. Der Butler erzählt von seiner Begenung mit einem Mandarin, der ihm die Einrichtung der chinesischen Kriegs- und Fast-Schulen auseinandersetzt. Lichtenbergs vorgebliche Bewunderung für China erweist sich schnell als das genaue Gegenteil. Es sind gebräuchliche Topoi der China-Debatte, die er aufgreift : Das hohe Alter der chinesischen Kultur und der hohe zivilisatorische Standard der Chinesen. In ironischem Ton werden Dinge, die sich mit der angeblichen Kunstfertigkeit der Chinesen nicht vereinbaren, als Kleinigkeiten abgetan. Die Akademien sind eine grossangelegte staatliche Abrichtungsanstalt, deren Zöglinge nicht – wie auf den Militärakademien in Europa – auf die aktive Kriegsführung, vielmehr auf den Passiv-Krieg, nämlich die Kunst, den Krieg "mit Standhaftigkeit zu ertragen", vorbereitet werden.

Mentioned People (1)

Lichtenberg, Georg Christoph  (Ober-Ramstadt bei Darmstadt 1742-1799 Göttingen) : Schriftsteller, Professor für Experimentalphysik, Mathematik und Astronomie Universität Göttingen

Subjects

Literature : Occident : Germany

Documents (2)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 1985 Deutsche Denker über China. Hrsg. von Adrian Hsia. (Frankfurt a.M. : Insel Verlag, 1985). (Insel Taschenbuch ; 852). S. 103-116. Publication / Hsia6
  • Source: Hagdorn, Christian W. Aequan, oder der Grosse Mogol : das ist Chinesische und Indische Stahts- Kriegs- und Liebes-geschichte. In unterschiedliche Teile verfasset durch Christ. W. Hagdorn ; duchgehents mit viel schönen Kupferstücken verziert. (Amsterdam : Bey Jacob von Mörs, 1670). (HagCh1, Publication)
  • Source: Herder, Johann Gottfried. Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1-4. (Riga : Hartknoch, 1784-1791). [Bd. 3 (1787) enthält das Kapitel Sina und Tibet]. (Herd1, Publication)
  • Source: Herder, Johann Gottfried. Christianisirung des Sinesischen Reiches. In : Adrastea. Bd. 4. (1803). (Herd3, Publication)
  • Source: Mehring, Franz. Kiautschou. In : Mehring, Franz. Politische Publizistik 1891 bis 1904. (Berlin, Dietz, 1964). In : Die neue Zeit (1898). [Jiaozhou (Shandong)]. (Mehr1, Publication)
  • Source: Mehring, Franz. Die reifende Ernte. In : Mehring, Franz. Politische Publizistik 1891 bis 1904. (Berlin, Dietz, 1964). In : Die neue Zeit ; Jg. 18. Bd. 2. 1899-1900.
    https://sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/mehring
    /1900/franz-mehring-die-reifende-ernte
    . (Mehr2, Publication)
2 1990 Berger, Willy Richard. China-Bild und China-Mode im Europa der Aufklärung. (Köln ; Wien : Böhlau, 1990). S. 127-134. Publication / Berg
  • Source: Vondel, Joost van den. J. v. Vondels Zungchin of Ondergang der Sineesche heerschappye : treurspel. (Amsterdam : Voor de weduwe van Abraham de Wees, 1667). [Drama über die Eroberung Pekings durch die Mandschu-Rebellen, den gescheiterten Fluchtversuch des besiegten Ming-Kaisers und seinen Selbstmorde]. (Vond1, Publication)
  • Source: Regnard, Jean François. Les Chinois : comédie en 5 actes : représentée pour la première fois par les Comédiens italiens du Roy dans leur Hostel de Bourgogne, le 13 de Decembre 1692. ([S.l. : s.n., 1700). [Erstaufführung Hôtel de Bourgogne, 1692 vor höfischem Publikum mit Pagoden]. (Reg1, Publication)
  • Source: Bouvet, Joachim. L'estat present de la Chine, en figures dedié à Monseigneur le Duc à Madame la Duchesse de Bourgogne. (Paris 1697). (Bouv1, Publication)
  • Source: Rameau, Jean-Philippe. Les Indes galantes : ballet heroique. (Paris : Ballard, 1735). [Aufführung mit chinesischen Kostümen]. (RamJ1, Publication)
  • Source: Hurd, Richard. A discourse concerning poetical imitation. In : Flaccus, Quintus Horatius [Horaz]. Q. Horatii Flacci epistola ad Augustum. With an English commentary and notes. To which is added, a discourse concerning poetical imitation. By the author of the Commentary, &c. on the epistle to the Pisos. (London : Printed for W. Whurlbourn in Cambridge and sold by R. Dodsley in Pall-Mall, 1751). [Enthält Eintragungen über Zhao shi gu er von Ji Junxiang, die erste literarkritische Auseinandersetzung eines Europäers mit einem Stück chinesischer Dichtung]. (Hurd1, Publication)
  • Source: Hau kiou choaan ; or, the pleasing history : a translation from the Chinese ; to which are added I. The arguments or story of a Chinese play. II. A collection of Chinese proverbs, and III. Fragments of Chinese poetry. In four volumes, with notes. Translated by James Wilkinson, an East India merchant ; edited by Thomas Percy. Vol. 1-4. (London : R. & J. Dodsley, 1761). Übersetzung von Mingjiaozhongren. Hao qiu zhuan = Xia yi feng yue zhuan (ca. 1683). 好逑传
    http://books.google.com/books?id=7V8iAAAAMAAJ&printsec=frontcover&hl=
    de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false.
    [Vol
    . 1 fehlt]. (Hau1, Publication)
  • Source: Gozzi, Carlo. Turandot, principessa chinese : fabia tragica. ([S.l. : s.n.], 1762). [Gozzi, Carlo. Opere. Tomo 1-9. Venezia : Colombani, 1772-1787). T. 1 enthält La Turandot]. Der Stoff des Stückes stammt aus dem Persischen und ist die Heldin einer Erzählung aus der Märchensammlung 1001 Nacht. Die Handlung spielt am Kaiserhof in Beijing. Gozzi hat auf typische Märcheneffekte verzichtet, alles spielt in natürlichen menschlichen Verhältnissen und das phantastische Element ist allein durch das ferne Fabelreich China verbürgt. (Schi39, Publication)
  • Source: Unzer, Ludwig August. Über die chinesischen Gärten : eine Abhandlung. ([Lemgo : Meyer], 1773). (Unz2, Publication)
  • Source: Lichtenberg, Georg Christoph. Von den Kriegs- und Fast-Schulen der Schinesen, nebst einigen andern Neuigkeiten von daher. In : Göttinger Taschen Calender für 1796. (Lich1, Publication)
  • Source: Quinault, Philippe. Roland : tragédie lyrique mise en trois actes, avec quelques changemens. Musique de [Niccolò] Piccini. (Paris : Aux dépens de l'Académie, 1778). [Mit chinesischen Balletten in den Zwischenakten]. (Quin1, Publication)
  • Cited by: Asien-Orient-Institut Universität Zürich (AOI, Organisation)