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Chronology Entry

Year

1937

Text

Langner, Ilse. Die purpurne Stadt [ID D13207].
Zhen Zhenhuan : Thema des Romans ist das Schicksal der Europäer im modernen China von 1933, im selben Jahr als Langner in China war.
Horst Schumacher schreibt im Nachwort zur 2. Aufl. : Langner hat beobachtet und gestaltet, wie die Europäer sich der Begegnung mit China stellen oder ihr erliegen, Im Unterschied etwa zu Pearl S. Buck, deren Anliegen die Ergründung von Chinas Wesen und die Darstellung des dortigen Elends war. Die Hauptpersonen sind Gloria, die autobiographische Züge trägt, auf der Suche nach einem märchenhaften China und Roy, der für einen chinesischen General arbeitet. Das Exotische trifft sich mit der Klage über den Verlust der alten Kultur. Der Versuch, in China ein Stück märchenhaftes Land zu entdecken, führt zur sterotypen Darstellung der Landschaft.
Nach Langer zählen die Mädchen in China nicht, wichtig sind nur die Söhne. Langner beschreibt zwei gegensätzliche chinesische Frauen-Typen : Mön Yülo die erste, ist eine Frau vom alten ehrwürdigen China, sie hat gebundene Füsse und bleibt meistens stumm. Für sie ist alles, was aus dem Westen kommt schädlich für die Chinesen, die von den westlichen Sitten verdorben werden. Yü Dji, die zweite Frau betet alles Fremde an. Roy will aus ihr etwas Ausserordentliches, und zwar die vollendete Mischung aus Gelb und Weiss schaffen.
Da die chinesischen Frauen im Roman nach dem Gesetz wenig Recht haben, um so uneingeschränkter beherrschen sie die Hausgemeinschaft, kennen alle Schlupfwinkel der Bosheit und werden selbst vor Grausamkeit nicht zurückschrecken, um ihr verletztes Ansehen zu rächen.
Die Fremdenfeindlichkeit wird als ein Grundzug des chinesischen Charakters bezeichnet. Auch nach jahrelangem Kontakt und Freundschaft zwischen Chinesen und Europäern ändert sich nichts daran. Den Chinesen wird auch bescheinigt, dass sie kein Mitgleidsgefühl kennen, weil sie keine Christen sind. Andere werden als „Heilige“ beschrieben : Tradition, Güte und Bescheidenheit, kombiniert mit Herz und Ahnenkult.
Langner kritisiert auch den Kolonialismus, China ist von der westlichen mechanischen Zivilisation mit Gewalt überrannt worden, was den Reichtum einiger Europäer erhöht hat und eine Verflachung der chinesischen Kultur und Verarmung des chinesischen Volkes bewirkt hat.
Zivilisationskritik bedeutet bei Langner fundamentale Kritik an der Zerstörung der altchinesischen Kultur durch Aufzwingen und blinder Nachahmung westlicher Zivilisation. In der Tradition der Idealisierung der altchinesischen Kultur bezeichnet sie die Suche nach dem wahren Glück im Innern eines Menschen als das höchste Ideal : „Das Herz ist Buddha, und Buddha ist Herz“. In diesem Roman schwankt das Chinabild zwischen den Klischees der Idealisierung des märchenhaften alten China und Ablehnung des neuen chaotischen China. Ein Brückenschlag zwischen China und Europa scheitert.

Horst Denkler : Ihren eigenen Asien-Erlebnissen entsprechend und übereinstimmend mit der nationalsozialistischen Ideologie, die nationale Identität auf Rassenreinheit gründet, greift Langner als Thema das Problem, die Herausforderung und die Entscheidungsalternative des weissen Europäers und des weissen Deutschen, den Reizen der gelben Fremde zu verfallen und sich mit dem fremden Blut der gelben Rasse zu vermischen oder sich gegen beide Versuchungen zu behaupten und dem eigenen Gesetz treu bleiben. Im Roman werden aber auch Meinungen und Aussagen geäussert, die nicht der Überzeugung der deutschen Nationalsozialisten entspricht. Langner warnt davor, einen einzelnen im Guten oder im Bösen für sein ganzes Volk, seine ganze Rasse verantwortlich zu machen.
Nach dem Sturz des Nazi-Regimes, bereut Langner ihre Anpassungsbereitschaft und bereitet eine neue Auflage des Romans vor. Trotzdem lässt sich der Text nicht gänzlich entnazifizieren. Denn der Rassenkonflikt zwischen Gelb und Weiss bleibt strukturprägend.

Mentioned People (1)

Langner, Ilse (Pseud.)  (Breslau 1899-1987 Darmstadt) : Schriftstellerin, Journalistin, Dramatikerin

Subjects

Literature : Occident : China as Topic / Literature : Occident : Germany

Documents (2)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 1992 Zhang, Zhenhuan. China als Wunsch und Vorstellung : eine Untersuchung der China- und Chinesenbilder in der deutschen Unterhaltungsliteratur 1890-1945. (Regensburg : S. Roderer, 1993). (Theorie und Forschung ; Bd. 241. Literaturwissenschaft ; Bd. 14). Diss. Univ. Heidelberg, 1992. S. 190-208. Publication / ZhaZ3
  • Source: Werner, R[einhold] von. Entscheidungskampf der europäischen Völker gegen China. (Chemnitz : [s.n.], 1900). (Wern2, Publication)
  • Source: Enzberg, Eugen von. Drachenbrut : Antheilnahme Deutschlands an den Kämpfen in China : der reiferen Jugend erzhält. (Berin : [s.n.], 1901). (Enz1, Publication)
  • Source: Kaim, Julius Rudolf. Damals in Shanghai. (München : Prestel, 1963). [Exil in Shanghai 1920er und 1930er Jahre]. (Kaim1, Publication)
  • Cited by: Asien-Orient-Institut Universität Zürich (AOI, Organisation)
2 2005 "Wenn Freunde aus der Ferne kommen" : eine west-östliche Freundschaftsgabe für Zhang Yushu zum 70. Geburtstag. Naoji Kimura & Horst Thomé (Hrsg.). (Bern : P. Lang, 2005). (Deutsch-ostasiatische Studien zur interkulturellen Literaturwissenschaft ; Bd. 3). S. 59-65. Publication / Kim1
  • Cited by: Asien-Orient-Institut Universität Zürich (AOI, Organisation)
  • Person: Kimura, Naoji
  • Person: Thomé, Horst
  • Person: Zhang, Yushu