Goethe, Johann Wolfgang von. Elpenor. In : Goethe's Werke. Bd. 1-3. (Tübingen : J.G. Cotta, 1806-1808). Bd. 1 (1806). [Fragment, geschrieben 1781-1783].
Yan En-lin : Goethe nimmt die Arbeit am Elpenor in Versfassung wieder auf, mit dem Untertitel "Ein Trauerspiel".
Obgleich der Elpenor stofflich von chinesischen Anregungen ausgeht, ist das Stück in seiner Gesamtheit europäisch geblieben.
Es gibt gewisse Parallelen zwischen der Novelle Xier aus Jin gu qi guan und Elpenor : In Xier ist das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Vater und Sohn, im Elpenor zwischen Mutter und Sohn.
Adolf Reichwein : Elpenor hat Chinesisches als Vorbild, aber mit eigener Bearbeitung und in griechische Verhältnisse gebracht (Einfluss der Iphigenie).
Christine Wagner-Dittmar : Woldemar von Biedermann führt [ID D11248] Elpenor und die Novelle „Der Mann von fünfzig Jahren“ aus Wilhelm Meisters Lehrjahre auf chinesische Vorlagen zurück. Er versucht mit einer Aufzählung von dreizehn gemeinsamen Motiven die Abhängigkeit vom chinesischen Drama Zhao shi gu er aufzuzeichen. Biedermann wird der Eigentümlichkeit des Goetheschen Dramas nicht gerecht, sondern beschränkt sich in der Untersuchung lediglich auf einzelne Handlungselemente.
Die motivischen Anregungen, wenn sie überhaupt bestanden, völlig in das Werk integriert sind und auf keine spürbare Auseinandersetzung mit der chinesischen Literatur hindeuten.
Eduard Horst von Tscharner und Chuan Chen sehen als den Hauptgrund für das Abbrechen der Arbeit an Elpenor die von Goethe erkannte Unvereinbarkeit zweier wesensverschiedener Weltanschauungen, der europäischen und der chinesischen.
Die Fabel des Elpenor ähnelt dem Geschehen in Der Waise des Hauses Tschao in einem seiner Hauptmotive, dem Rachemotiv : der Knabe Elpenor will das an seiner Pflegemutter Antiope begangene Verbrechen rächen. Die Anlage des Dramas aber scheint kaum noch etwas mit der chinesischen Vorlage zu tun zu haben.
Goethe hat vielleicht den ersten Anstoss zu dem Drama Elpenor durch die Lektüre des chinesischen Dramas erhalten. Seiner eigenen Gedankenwelt war damals die chinesische Welt so fern, wie sie es später nie wieder war.
Literature : Occident : China as Topic
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Literature : Occident : Germany : Theatre