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Xie, Wuliang

(um 1915) : Literatur- und Philosophie-Historiker

Subjects

Index of Names : China / Literature : General / Philosophy : General

Chronology Entries (2)

# Year Text Linked Data
1 1915 Xie, Wuliang. Deguo da zhe xue zhe Nicai zhi lüe zhuan ji xue shuo [ID D18285].
Xie schreibt : Nietzsche ist eine grosse Persönlichkeit, die über seinen Zeitgenossen steht. Er ist der hochherzige Mann, den es zu bewundern gilt. Die Lehre Nietzsches ist durch hervorragende Besonderheiten gekennzeichnet, die dazu dienen, einen Beitrag zur Steuerung allen Übels des Landes zu leisten, den schwachen Menschen zur Selbständigkeit und Selbststärkung zu begünstigen.
Das gegenwärtige grösste Übel in der Welt liegt nicht in den Äusserungen von besorgten Meinungen, nicht in unreinem Denken und auch nicht in unnmässigem Handeln des Menschen. Alles Übel kommt vom Menschen selbst. Die Massen neigen zur Gleichheit, haben eine Abneigung gegen Ungleichheit. Die heutigen Menschen suchen nach der Kriecherei, indem sie sich den gesellschaftlichen Konventionen fügen, um einem lächelnden Gesicht entgegenzusehen. Sie wagen nicht zu sagen, was schwarz, was weiss ist. Sie trauen sich auch nicht von Recht und Unrecht zu reden. Die Inelligenz der Chinesen geht Tag für Tag weiter zugrunde. Sie sind deprimiert. Für die ganze Nation droht die Unterjochensgefährdung des Landes. Zwar haben wir noch heilige Persönlichkeiten zur Verfügung, aber sie wissen selber auch nicht, wie sie zu handeln haben.
Nietzsche befürwortete den Begriff des Willens zur Macht, der zum Genie entwickelt und vervollkommnet worden ist, was zur primären Entwicklung gehört. Ob man Herr oder Knecht wird, dies ist davon abhängig, wie gross der Wille zur Macht ist. Gut heisst Erlangen von Macht ; Böse heisst Verlieren der Macht. Schutz der Macht bedeutet Gut ; Beschädigung der Macht bedeutet Böse. Die gegenwärtige europäische Moralanschauung ist durch die Massenmoral gekennzeichnet. Wer sich solch einer Moral unterwirft, der ist gut ; wer sie nicht befolgt, der ist schlecht. Der Schwache muss auf jeden Fall zugrunde gehen. Dies ist der erste Sinn der Humanität.

Yu Longfa : Cheng Fang schreibt 1993, dass sich Xie Wuliang nicht unter wissenschaftlichem Aspekt, sondern aus der Sicht des konfuzianischen Gelehrten mit Nietzsche auseinandergesetzt habe. Es liegt aber nahe, dass Xie wahrscheinlich viel mehr wie Lu Xun von der japanischen Nietzsche-Präsentation beeinflusst worden ist, als dass er sich mit konfuzianischer Morallehre befasst hat. Xie macht besonders auf Nietzsches charakteristische Eigenschaften aufmerksam, die in China eingeführt zu werden ihm notwendig scheint. Angesichts des schwachen chinesischen Nationalcharakters ist er überzeugt, dass Nietzsche mit seinem 'Kuang-Geist' imstande sein kann, die augenblicklichen Zustände in China zu ändern. Nietzsches Lehre inspiriert ihn im wesentlichen zur formalen Diagnose der Zustände der Zeit. Nach seinem Verständnis empfindet Nietzsche über den gegenwärtigen Stand von Sitte und Moral in Europa ein tiefes Unbehagen : Es fehlt an Humanität und Gerechtigkeit. Deshalb appelliert er an die Menschen, damit sie eine grundlegende geistige Erneuerung unternehmen könnten. Ohne sich darum zu kümmern, was man für recht oder unrecht halte, verkünde Nietzsche offen seine Idee vom Willen zur Macht, die Xie betont und zugleich als eine Therapie gegen soziale Übelstände in China ansieht.
Xie behandelt in seinem Beitrag vorwiegend essentielle Lehren Nietzsches wie 'Jenseits von Gut und Böse', 'Lehre des sündhaften Christentums' und die 'Lehre des Übermenschen'. Er betrachtet den Begriff Willen zur Macht als wesentliches Element der Entwicklung der Menschen. Der Mensch wird von ihm primär als Naturwesen gesehen, das den Kampf ums Dasein zu bestehen habe. Man soll nicht nach Befriedigung streben, sondern nach immer grösserer Macht, nicht nach Frieden, sondern nach Krieg. Er kommt zum Schluss : Kampf und Krieg stellen das grundlegende Prinzip für die Weiterentwicklung der biologischen und soziologischen Welt dar. Seiner Ansicht nach steht Nietzsche auf dem Boden des Selektionsprinzips vom Überleben des Tüchtigen, nach dem der Starke berechtigt ist, den Schwachen zu seinen eigenen Zwecken zu benutzen. Nach Xies Ansicht plädiere das Christentum für das Prinzip des Schwachen, der sich an die vorhandenen Regeln und Bestimmungen zu halten bereit sei. Er hält dies für einen sündhaften Gedanken und stellt fest, dass Nietzsche nicht unberechtigt als Antichrist anzusehen sei, weil das Christentum Nietzsches Lebensphilosophie völlig entgegenlaufe.
Die letzte Passage beginnt mit der Idee des Übermenschen, den Xie mit dem konfuzianischen Ausdruck des Weisen oder Heiligen bezeichnet. Schopenhauer, Napoleon und Wagner werden erwähnt, die allgemein als Vorbilder für zukünftige Menschen angesehen werden. Xie bringt Nietzsches Übermensch-Gedanke mit der Lehre der Verbesserung von körperlichen und geistigen Tüchtigkeit des Menschen in Verbindung, indem er sagt : "Nietzsches Übermensch in eugenischem Sinne setzt das Ehesystem voraus".
2 1916 Xie, Wuliang. Zhongguo zhe xue shi [ID D18288].
Raoul David Findeisen : Xie schreibt darin eine Einführung zu Biographie und Werk von Friedrich Nietzsche. Als erster Rezipient stützt er sich hauptsächlich auf angelsächsische Sekundärliteratur, knüpft aber in seine Begriffswahl zur Wiedergabe von Gedanken Nietzsche ausdrücklich an Mengzi an, sieht die wichtigsten Aspekte von Nietzsches Lehre im Nihilismus, der antichristlichen Ausrichtung und dem Ideal des Übermenschen, den er mit dem traditionellen 'Heiligen' vergleicht und als 'Ausnahmemenschen' charakterisiert.
  • Document: Findeisen, Raoul David. Die Last der Kultur : vier Fallstudien zur chinesischen Nietzsche-Rezeption. In : Miima sinica ; 2 (1989)-1 (1990). S. 5-6. (Find2, Publication)
  • Person: Nietzsche, Friedrich

Bibliography (2)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 1915 Xie, Wuliang. Deguo da zhe xue zhe Nicai zhi lüe zhuan ji xue shuo. Teil 1-2. In : Da zhong hua ; vol. 1, no 7-8 (July 1915). [Kurze Biographie und die Lehren des grossen deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche].
德國大哲學者尼采之略傳及學說
Publication / Nie23
2 1916 Xie, Wuliang. Zhongguo zhe xue shi. (Shanghai : Zhonghua shu ju, 1916). [Geschichte der chinesischen Philosophie ; enthält Friedrich Nietzsche].
中國哲學史
Publication / Nie26
  • Cited by: Findeisen, Raoul David. Die Last der Kultur : vier Fallstudien zur chinesischen Nietzsche-Rezeption. In : Miima sinica ; 2 (1989)-1 (1990). (Find2, Published)
  • Person: Nietzsche, Friedrich