2001
Publication
# | Year | Text | Linked Data |
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1 | 1942 |
Stefan Zweig schreibt vor seinem Tode einen Abschiedsbrief an seine Freunde : Ehe ich aus freiem Willen und mit klaren Sinnen aus dem Leben scheide, drängt es mich, eine letzte Pflicht zu erfüllen: diesem wundervollen Lande Brasilien innig zu danken, daß es mir und meiner Arbeit so gut und gastlich Rast gegeben. Mit jedem Tage habe ich dies Land mehr lieben gelernt, und nirgends hätte ich mir mein Leben lieber vom Grunde aus neu aufgebaut, nachdem die Heimat meiner Sprache für mich untergegangen ist und meine geistige Heimat Europa sich selber vernichtet. Aber nach dem 60. Jahre bedürfte es besonderer Kräfte, um noch einmal völlig neu zu beginnen. Und die meinen sind durch die langen Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft. So halte ich es für besser, rechtzeitig und in aufrechter Haltung ein Leben abzuschließen, dem geistige Arbeit immer die lauterste Freude und persönliche Freiheit das höchste Gut dieser Erde gewesen. Ich grüße alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen, nach der langen Nacht! Ich, allzu Ungeduldiger, gehe ihnen voraus. |
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2 | 1981 |
Feier zu Stefan Zweigs 100. Geburtstag in China. Ren Guoqiang : Beweggründe des grossen Erfolges von Zweig im Zeitgeist Chinas anfangs der 1980er Jahre : Überall in Zweigs Novellen steht der einzelne Mensch im Mittelpunkt. Seine Gestalten sind nicht die von den chinesischen Lesern verabscheuten Stereotypen, die ausser ihrer fanatischen Ideologie kein eigenes Gefühl, keine eigenen Gedanken habe oder haben dürfen. Im Gegensatz dazu handeln Zweigs Personen nach eigenem Ermessen und Gefühl. Sie sind allein mit sich und ihrer Leidenschaft und folgen den im Unterbewusstsein wirkenden, rätselhaft dämonischen Triebkräften, auch wenn sie dabei gegen den Kodex überlieferter Moralvorstellung verstossen oder sogar physisch daran zugrunde gehen. Für sie gibt es keine fertigen Lebensmuster, nach denen sie sich richten müssen. An die Stelle des anonymen, kollektiven Lebens um eines ideologischen Zieles willen, trat bei den chinesischen Lesern die Bevorzugung des individuellen Lebens. Mit der veränderten Lebenseinstellung wollte man das Schicksal in die eigene Hand nehmen und es nicht mehr wie früher von einer Ideologie bestimmen lassen. Wichtig ist, dass es bei Zweig nicht ausschliesslich um die Wiedergabe herzbewegender Begebenheiten geht, sondern auch darum, wie der Mensch mit sich selbst und dem Schicksal kämpft, um seine Vollendung zu erzielen. Das Liebesproblem in Zweigs Novellen nimmt eine herausragende Position ein. Was die chinesischen Leser dabei interessiert und fasziniert, liegt nicht nur oberflächlich im Thema selbst, sondern darin, dass der Dichter das Spektrum des Liebesproblems in einer erstaunlichen Vielfalt von Darstellungsmöglichkeiten schildert. Das Thema gewinnt weiterhin durch die intensive psychologische Analyse des Gefühls an Tiefe, was in der chinesischen Literatur nicht immer der Fall ist. Die Tatsache, dass Zweigs Werke intensiv gelesen werden, lässt sich vor allem auf seinen Sprachstil zurückführen. Zweigs subtile Sprache, sein klarer Stil und seine anschauliche Darstellung steh dem chinesischen Geschmack nahe. Durch seine wechstelhaften und reichhaltigen Ausdrucksmöglichkeiten zeigt er sich als ein Meister der Sprache. Sowohl bei der Erzählung der Begebenheiten als auch bei der Darstellung der Umgebung oder bei der Schilderung des Gefühls ist seine Anschauungsweise voller Klarheit. Ferner ist es eine Eigenart von ihm, Bilder und abstrakte Vorstellungen miteinander zu verbinden. Diese Mannigfaltigkeit des Ausdrucks verleiht seinen Novellen eine sprachliche Schönheit, die sich besonders durch Klarheit und Anschaulichkeit auszeichnet. Das schätzen die Chinesen, die sich auf das Denken in Bildern gut verstehen und die durch ihre klassische nationale Literatur im ästhetischen Empfinden geschult, durch sprachliche Schönheit angesprochen fühlen. |
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3 | 1992 | Feier zu Stefan Zweigs 50. Todestag in China. |
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# | Year | Bibliographical Data | Type / Abbreviation | Linked Data |
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1 | 2000- | Asien-Orient-Institut Universität Zürich | Organisation / AOI |
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