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Chronology Entry

Year

1942

Text

Stefan Zweig schreibt vor seinem Tode einen Abschiedsbrief an seine Freunde :
Ehe ich aus freiem Willen und mit klaren Sinnen aus dem Leben scheide, drängt es mich, eine letzte Pflicht zu erfüllen: diesem wundervollen Lande Brasilien innig zu danken, daß es mir und meiner Arbeit so gut und gastlich Rast gegeben. Mit jedem Tage habe ich dies Land mehr lieben gelernt, und nirgends hätte ich mir mein Leben lieber vom Grunde aus neu aufgebaut, nachdem die Heimat meiner Sprache für mich untergegangen ist und meine geistige Heimat Europa sich selber vernichtet. Aber nach dem 60. Jahre bedürfte es besonderer Kräfte, um noch einmal völlig neu zu beginnen. Und die meinen sind durch die langen Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft. So halte ich es für besser, rechtzeitig und in aufrechter Haltung ein Leben abzuschließen, dem geistige Arbeit immer die lauterste Freude und persönliche Freiheit das höchste Gut dieser Erde gewesen. Ich grüße alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen, nach der langen Nacht! Ich, allzu Ungeduldiger, gehe ihnen voraus.

Mentioned People (1)

Zweig, Stefan  (Wien 1881-1942 Petrópolis bei Rio de Janeiro, Selbstmord) : Schriftsteller

Subjects

Literature : Occident : Austria

Documents (1)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 2001 Ren, Guoqiang. "Draussen in der Welt gerühmt, in der Heimat angegriffen" : Anmerkungen zur Zweig-Rezeption in Deutschland und China. In : Literaturstrasse ; Bd. 2 (2001). Publication / Zwe79
  • Cited by: Asien-Orient-Institut Universität Zürich (AOI, Organisation)