Heidegger, Martin. Platons Lehre von der Wahrheit : mit einem Brief über den 'Humanismus' [ID D19795].
Heidegger schreibt : "So ist das Denken ein Tun. Aber ein Tun, das zugleich alle Praxis übertrifft. Das Denken durchragt das Handeln und Herstellen nicht durch die Grösse seines Leistens, sondern durch das Geringe seines erfolglosen Vollbringens. [Denken ist] dieses unscheinbare Tun."
Cho, Kah Kyung : Martin Heidegger arbeitet an dem Brief mit wenigen, aber aufschlussreichen Zeugnissen von Heideggers Lektüre des Laozi. Obwohl der Hinweis auf die denkwürdigen 'Bezüge zum Osten' zum ersten Mal anzutreffen ist, wurde darin weder Laozi noch Tao namentlich erwähnt. Trotzdem wurde die ganze Schrift von der Bildersprache Laozis, des 'Nichts-tuns' durchzogen.
Cho Kah Kyung : Als Heidegger im Humanismusbrief von den 'geheimnisvollen Bezügen zum Osten' sprach und diese Bezüge als eine denkwürdige Aufgabe der Zukunft erklärte, war er schon selbst mehrere Jahre unterwegs auf dem Wege der 'Zusammenarbeit' mit den Japanern. Nur der Rahmen einer angemessenen Zusammenfassung sollte noch gefunden werden.
Nachdem Martin Heidegger den Laozi gelesen hat, den Humanismusbrief geschrieben, denkt er über den Spruch des Anaximander nach.
Während Heidegger im 'ältesten' Spruch des abendländischen Denkens nach einem Wort fahndete, das uns über den Unterschied von Okzident und Orient hinweg von einer ursprungsnahen Seineserfahrung Zeugnis ablegt und in dem das wahre Mass-Verhältnis von Sein und Seiendem vorgedacht wurde, war er um diese Zeit von einem Wink geleitet, dass im chinesischen Taoismus der Unterschied zwischen dem 'Weg des Himmel' und dem Weg des Menschen in einer Weise zum Ausdruck kam, in der zugleich die 'Vergessenheit' dieses Unterschieds zum Angelpunkt des ganzen denkerischen Einsatzes von Laozi geworden ist. Einmal auf dem westlichen Weg, über den Spruch des Anaximander, ein anderes Mal auf dem östlichen Weg, am Leitwort des Laozi, suchte Heidegger in eine, von ihm als die 'einzige Quelle' gemutmasste, Seinserfahrung zu gelangen. Über den Spruch des Anaximander schrieb Heidegger eine geschlossene Abhandlung, dagegen liegen seine Gedanken über Tao als verstreute Hinweise im Humanismusbrief vor.
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