Kant, Immanuel. Das Ende aller Dinge [ID D17033].
Adrian Hsia : Das Wissen über Laozi war zu Kants Zeit mangelhaft. Kants Kommentare reflektieren sowohl diesen Wissensstand, wie auch eine gewisse Feindseligkeit, welche die Jesuiten Laozi gegenüber empfanden. Kant unterscheidet drei Arten vom Ende aller Dinge :
1. Das natürliche Ende, das in der Ordnung der moralischen Zwecke in Übereinstimmung mit der göttlich Weisheit ist. 2. Das mystische Ende, das schlechthin unverständiglich ist. 3. Das unnatürliche Ende, das von uns selbst herbeigeführt wird. Laozi gilt als Mystiker. Als solcher hat er nichts gemeinsam mit den intelligenten Erdenbewohner, die Kant schätzt. Es ist daher in der Natur der Dinge, dass Kant Laozis Lehre als monströs bezeichnet, weil beim chinesischen Weisen das höchste Gut das Nichts ist, d.h. im Gefühl eins mit der Unendlichkeit Gottes zu sein, indem man seine eigene Persönlichkeit zerstört und die Gottes annimmt. Um sich für dieses letzte Stadium vorzubereiten schlössen sich chinesische Philosophen in dunklen Räumen ein, wo sie sich mit geschlossenen Augen darauf konzentrieren, das Nichts zu fühlen. Kant meint, dass diese Praktik an den Pantheismus der Tibeter und anderer orientalischer Völker, d.h. der Buddhisten, erinnert. Der hebt hervor, dass das Stadium der ‚ewigen Stille’ keineswegs das Ende aller Dinge, sondern das Ende des Denkens sei. Für Kant ist es letzten Endes nur durch das Christentum erreichbar.
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