Mann, Thomas. Lotte in Weimar. (Stockholm : Bermann-Fischer, 1939).
Mann schreibt 1936 im 8. Kapitel : Goethes Erwähnung des Globus in der Grossherzoglichen Bibliothek, der in manchmal frappanten Inschriften knappe Charakteristiken der unterschiedlichen Erdenbewohner gebe, wo es denn über Deutschland heisse : ‚Die Deutschen sind ein Volk, welches eine grosse Ähnlichkeit mit den Chinesen aufweist’. Ob das nicht sehr drollig sei und sein Zutreffendes habe, wenn man sich der Titelfreude der Deutschen und ihres eingefleischten Respects vor der Gelehrsamkeit erinnere. Freilich bleibe solchen völkerpsychologischen Aperçus immer etwas Beliebiges, und der Vergleich passe ebenso gut oder besser auf die Franzosen, deren culturelle Selbstgenügsamkeit und mandarinenhaft rigoroses Prüfungswesen sehr stark ins Chinesische schlügen. Ausserdem seien sie Demokraten und auch hierin den Chinesen verwandt, wenn sie sie in der Radicalität demokratischer Gesinnung auch nicht erreichten. Die Landsleute des Confucius nämlich hätten das Wort geprägt : „Der grosse Mann ist ein öffentliches Unglück“.
Günther Debon : Thomas Mann hat folgende Passage in : Bertram, Ernst. Nietzsche : Versuch einer Mythologie. (Berlin : Bondi, 1918) angestrichen :
Im Grunde haben alle Civilisationen jene tiefe Angst vor dem „grossen Menschen“, welche allein die Chinesen sich eingestanden haben, mit dem Sprichwort : „der grosse Mensch ist ein öffentliches Unglück“. Im Grunde sind alle Institutionen darauf hin eingerichtet, dass er so selten als möglich entsteht und unter so ungünstigen Bedingungen, als nur möglich ist, heranwächst : was Wunder ! Die Kleinen haben für sich, für die Kleinen gesorgt !.
Die Hofrätin aus Hannover, mit einem Blick auf ihren Gastgeber, denkt anders : „Die Chinesen haben recht“. Aber schon auf der Heimfahrt nimmt sie das Urteil zurück : „Er ist gross, und ihr seid gut. Aber ich bin auch gut, so recht von Herzen gut und will es sein. Denn nur gute Menschen wissen die Grösse zu schätzen. Die Chinesen, wie sie da hüpfen und zirpen unter ihren Glockendächern, sind alberne, böse Menschen“.
Literature : Occident : Germany