Nach seiner Indien-Reise widmet sich Hermann Hesse der indischen und chinesischen Philosophie und Literatur. Gleichzeitig beschäftigt er sich mit dem politischen Zeitgeschehen und ergreift Partei gegen die in Europa herrschenden Vorurteile über China und die koloniale Machtpolitik. Er verurteilt die Meinungen über die Grausamkeit, die Rückständigkeit und die Opiumsucht Chinas und der chinesischen Bevölkerung.
Er schreibt : Man erzählt viel von der Spielsucht der Chinesen aller Stände und munkelt je und je geheimnisvoll von einem Zuge tiefer, wilder Grausamkeit, der allen Chinesen im Grunde eigen sei. In der Wirklichkeit bekommt man von dieser Grausamkeit nie etwas zu sehen, als seltene Polizeinachrichten oder Berichte aus älterer Zeit, meist aus Kriegs- oder Revolutionszeiten, und diese melden nichts Schlimmeres, als was uns auch aus europäischen Kriegen, selbst den allerneuesten, vertraut und geläufig ist. Das Opiumrauchen, an sich und als Volksgefahr gewiss nicht schlimmer als die Trunksucht in Europa, scheint im Rückgang begriffen, wird von europäischen Opiumhändlern unterstützt und von grossen chinesischen Gesellschaften genau so bekämpft und überwacht wie bei uns die Trunksucht von den Abstinenzgesellschaften.
History : China
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Literature : Occident : Germany
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Periods : China : Qing (1644-1911)