Hesse, Hermann. Chinesisches in München. In : Die Welt im Buch II. (Frankfurt a.M. : Suhrkamp, 1998).
Er schreibt : In den vierziger Jahren [19. Jh.] hat der Orientalist und Ethnograph [Karl Friedrich] Neumann dem bayerischen Staat eine chinesische Bibliothek von etwa zehntausend Bänden geschenkweise überlassen. Zum Dank dafür wurde er, als freisinniger Neigungen verdächtig, einige Jahre später vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Das war eine der einfachen, begreiflichen politischen Grausamkeiten, die niemanden aufregen. Dass aber der bayerische Staat das Andenken dieses Neumann heute noch mit sonderbarer Hartnäckigkeit zu unterdrucken scheint und dessen Stiftung, die ein unschätzbares Unikum darstellt, geflissentlich totschweigt und der Wirkung beraubt, ist immerhin bemerkenswert. In der Münchener Hof- und Staatsbibliothek stehen jene zehntausend Bände chinesischer Literatur seit all diesen langen Jahrzehnten unbenützbar als altes Papier, denn es existiert kein Katalog darüber, und die gewaltige Sammlung, die in Europa wenig ihresgleichen hat, verstaubt auf dem Speicher… Oder fürchten die Herren davon eine Art gelber Gefahr, nachdem doch der seit Jahrzehnten, verstorbene Demagoge Neumann nicht mehr zu fürchten ist.
Die Direktion der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek bestreitet es und antwortet, dass die Bibliothek allgemein benützbar sei, in der Bibliothek aufgestellt ist, Kataloge bestehen und auch eine Neukatalogisierung geplant sei.
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