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Baum, Vicki

(Wien 1988-1960 Hollywood) : Österreichische Schriftstellerin

Subjects

Index of Names : Occident

Chronology Entries (2)

# Year Text Linked Data
1 1938 Vicki Baum reist nach Shanghai.
2 1939 Baum, Vicki. Hotel Shanghai [ID D13147].
Zhang Zhenhuan : Als Quelle nennt Baum Malraux, André. La condition humaine [ID D13269], dessen Thema sie bei ihrer Figur Dr. Chang verwendet. Der Roman spielt am Vorabend des Bombenangriffs auf Shanghai 1937, kurz vor dem chinesisch-japanischen Krieg. Durch Zufall kreuzen sich die Lebenswege von neun Menschen aus der ganzen Welt. Für alle Figuren ist es eine Zeit der Katastrophen, denn sie alle sind mit der Hoffnung nach Shanghai gekommen, hier ihre Wünsche zu erfüllen. Was sie dann aber in Shanghai erleben, wo Rastlosigkeit und Unersättlichkeit, Gottlosigkeit und Verdorbenheit herrschen aber auch chaotische Buntheit, ist nicht nur der Verlust ihrer Identitäten, sondern auch ihres Lebens. Beim Bombenangriff wird das Hotel vernichtet und die Hauptfiguren finden den Tod. Die Figuren sind mit grosser Hoffnung nach Shanghai gekommen, um einen Ausweg für ihre Probleme zu suchen, die sie in der Heimat nicht lösen konnten.
Die chinesischen Figuren werden zwar mit viel Sorgfalt und Einfühlung dargestellt, jedoch weisen sie allerlei stereotypische, den Chinesen zugeschriebene Charakterzüge auf. Die Fremden verachten und bewundern die Chinesen, die Chinesen verachten und bewundern die Fremden.
In Harmonie mit der konfuzianischen Weisheit, in der ein Mensch nur ein kleiner Bestandteil einer allumfassenden Ordnung ist, wird ein Bild vom alten China gezeichnet, wo alle Chinesen, selbst der ärmste Kuli, glücklich leben können.
Baums Lebensphilosophie ist, sich selbst und die Welt als solche nicht zu wichtig zu nehmen. In ihren Erinnerungen schreibt sie, dass sie immer dann besonders glücklich sei, wenn es ihr gelingt, den Kontakt mit primitiven Menschen aufzunehmen : „Wenn Sie echtes Glück sehen wollen, betrachten Sie einen chinesischen Kuli, wenn er seinen Reis isst und mit seinen Freunden scherzt“.
Um einen Ausweg aus der Identitätskrise zu finden, reist Dr. Chang, eine der Hauptfiguren, durch China. Zum ersten Mal sieht er das Elend und die Armut des Volkes. Zugleich entdeckt er die grosse Lebensfreude, die Bescheidenheit und den Fleiss des Volkes. Er schliesst sich der revolutionären Bewegung an und erfährt dann Gewalt.
Baum schreibt über die Stellung der Frau : „Wenn eine Frau der Familie keinen männlichen Nachwuchs sichern kann, ist sie wertlos, und reiche Männer nehmen sich Konkubinen“.
Es ist Baum trotz genauer Beobachtungsgabe nicht gelungen, den zeitgemässen Vorstellungen über China, die Chinesen und vor allem Shanghai entgegenzuwirken.

Christian von Zimmermann : Vicki Baum schliesst an die spannenden trivialen Shanghai-Romana an, gibt aber zugleich ein differenziertes Bild der politischen und sozialen Verhältnisse. Durch das internationale Nebeneinander, der die Lebensläufe und Konflikte von Emigranten, Abenteuern, Touristen und Chinesen unterschiedlicher sozialer Schichten gleichgewichtig nebeneinander entwickelt, werden den Lesern neutrale Kulturvergleiche ermöglicht, während die Figuren in ihrer subjektiven Lebensperspektive befangen bleiben.
  • Document: Zhang, Zhenhuan. China als Wunsch und Vorstellung : eine Untersuchung der China- und Chinesenbilder in der deutschen Unterhaltungsliteratur 1890-1945. (Regensburg : S. Roderer, 1993). (Theorie und Forschung ; Bd. 241. Literaturwissenschaft ; Bd. 14). Diss. Univ. Heidelberg, 1992. S. 209-222. (ZhaZ3, Publication)
  • Document: Zimmermann, Christian von. Schanghai – Zuflucht, Ghetto, Passage : Indentitätsbedürfnisse und Fremdheitserfahrungen in Exiltexten jüdischer Migranten. In : Exil : Forschung, Erkenntnisse, Ergebnisse ; Jg. 25 (2005). [Shanghai]. (Zim10, Publication)

Bibliography (1)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 1939 Baum, Vicki. Hotel Shanghai : Roman. (Amsterdam : Querido Verlag, 1939). Publication / Baum1