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Chronology Entries

# Year Text
1 1919-1922
Zhang Junmai studiert an der Universität Jena.
2 1919
Zheng Zhenduo ist Mitbegründer der Zeitschriften Xin she hui und Ji guo jiang yan zhou kan.
3 1919
Johann Wolfgang von Goethe wird während der Vierten Mai-Bewegung in Beijing popuär.
4 1919-1922
Zhu Guangqian studiert am Education Department der University of Hong Kong.
5 1919
Zhu Qianzhi nimmt an den Protesten nach dem Vertrag von Versailles und an der 4.-Mai-Bewegung teil und wird verhaftet.
6 1919-1924
Fu Donghua unterrichtet Englisch an der Dongjiang County High School in Zhejiang und an der Beijing Higher Normal School.
7 1919
Klabund. Dreiklang : ein Gedichtwerk. (Berlin : Reiss, 1919).
Quellen : Windischmann, Carl Joseph H. Die Philosophie im Fortgang der Weltschichte [ID D17338]. Darin erwähnt wird Le livre des récompenses von Abel-Rémusat [ID D1937] mit teilweiser Übersetzung. Dao de jing von Laozi in den Übersetzungen von Viktor von Strauss [ID D4587] und Richard Wilhelm [ID D4445].

Klabund schreibt : I-hi-wei : Dies ist die heilige Dreieinigkeit : Gottvater, Sohn und heiliger Geist. Drei auch sind der Göttermenschen, der Menschengötter, der Menschen, welche Gott geworden sind : Der Inder Buddha, Der Jude Christus ; Der Chinese Laotse [Laozi]. Laotse aber ist der erste unter ihnen. In Laotse sah er zum ersten Mal : Sich. Ich rufe ihn mit seinem Namen - Ich singe ihn mit seinem Dreiklang - Dass er mich höre und erhöre - Sinn meiner Seele, Seele meines Lebens.

Kuei-fen Pan-Hsu : Dreiklang ist das Ergebnis von Klabunds Auseinandersetzung mit dem Dao de jing von Laozi. Der Begriff „Dreiklang“ kommt durch ein Missverständnis Klabunds von I-hi-wei aus dem Dao de jing. Richard Wilhelm hat die drei Wörter yi, xi, wei im 14. Spruch übertragen als gleich, fein, klein. Strauss stützt sich auf Abel-Rémusat. Klabund sieht in den sogenannten musikalischen Klängen die wichtigste Grundlage des Daoismus. Auf die Verbindung von yi, xi, wei und Jehowa (nach Abel-Rémusat) hat er in seiner Übertragung des Dao de jing um der Authenzität eines philosophischen Werkes willen verzichtet. In Dreiklang, das er als eigenes Werk beansprucht, macht er davon Gebrauch… Klabunds Verständnis von yi, xi und wie ist weit von dem des chinesischen Originals entfernt… Mit Dreiklang stellt Klabund nicht nur die Verbindung zwischen den östlichen Lehren und dem Christentum her, er koordiniert auch die theologischen und kosmologischen Elemente zu einer harmonischen Einheit mit dem Menschendasein… Im Zusammenhang mit dem Dreiklang führt er auch den Begriff Tai-kie [Taiji] ein. Er erklärt, Tai-kie sei das Geheimnis aller Dinge und stellt es dem Ja-nein gleich. Das Ja-nein bedeutet für ihn etwas, das alles umfasst, auf alles wirkt.
8 1919-1921
Victor Purcell studiert Geschichte am Trinity College der University of Cambridge.
9 1919
Hermann Hesse schreibt in der Neuen Zürcher Zeitung : Die Weisheit, die uns nottut, steht bei Lao Tse [Laozi], und sie ins Europäische zu übersetzen, ist die einzige geistige Aufgabe, die wir zur Zeit haben. Darauf schreibt ihm Klabund, der eben seine Übersetzung des Dao de jing abgeschlossen hat [ID D11984] : Ich brauche Ihnen kaum zu sagen, dass ich das Tao te king für das politische Buch halte, das der Welt augenblicklich am meisten not täte : als Erlebnis und Verwirklichung.
10 1919
Hesse, Hermann. Demian : die Geschichte einer Jugend. Von Emil Sinclair. (Berlin : S. Fischer, 1919).
Adrian Hsia : Es lassen sich chinesische Motive nachweisen… und es finden sich Gemeinsamkeiten mit Zhuangzi und Liezi… Frau Eva und Demian scheinen dem Yin- und Yang-Prinzip zu entsprechen… Eva hat auch männliche Züge, obwohl das Weibliche überwiegt. Umgekehrt verhält es sich mit Demian. Das Zusammenwirken von Yin und Yang bewirkt die Schöpfung und Wandlung alles Seienden. Da Eva und Demian das Innere Sinclairs ausmachen, kann er zu Recht sage, dass in ihm die ganze Natur abgebildet sei. Hesse hat Yin und Yang als Bilder nach aussen projiziert. Sinclairs Selbstwerdung besteht aus der bildlichen Rückkehr der beiden Prinzipien in ihn. Deshalb erreicht er auch einen zunehmend vollkommeneren Zusammenklang zwischen sich und der Natur, je näher er seiner Selbstverwirklichung kommt.

Liu Weijian : Bei der Bemühung, den inneren, christlich geprägten Konflikt von Gut und Böse zu überwinden und eine harmonische Ordnung in sich selbst herzustellen, sieht Hesse in der taoistischen Einheit von Yin und Yang eine Hilfe : Yin und Yang sind für Hesse zwar zwei entgegengesetzte Pole, schliessen aber einander nicht aus ; einem ununterbrochenen Wechselspiel unterworfen, bilden sie ein harmonisches Verhältnis. Diese neue Erkenntnis kennzeichnet einen bedeutenden Einschnitt in Hesses Leben und zeigt sich zuerst in seinem Roman Demian… In Sinclairs Yang-Welt herrschen Unschuld und Harmonie, Güte und Glaube, Liebe und Achtung. Seine Yin-Welt ist böse, wild, dunkel und geheimnisvoll… Er strebt danach, die Gegensätze von Yin und Yang zu überwinden… In der Einheit von Yin und Yang wird die Trennung zwischen männlich und weiblich aufgehoben.
11 1919
Zhang Wentian tritt der Youth China Society bei, nachdem er an der Wusong Aquatic Products School und an der Hehai Engineering School in Nanjing studiert hat.
12 1919
Zippert, Henny. Kungfutse : Gespräche aus dem Chinesischen. [Rezension zur Übersetzung von Richard Wilhelm ID D1581]. In : Der Kritiker ; 1, Nr. 7 (1919). Sie betont die Bedeutung von Konfuzius' Lehre für die heutige Zeit. Seine Grösse bestehe in dem Streben nach einem harmonischen Zusammenleben der Menschen, dem Ehrfurcht und Liebe zugrunde lägen.
13 1919
Ular, Alexander. Die Bahn und der rechte Weg des Lao-tse [ID D11974] :
Ular schreibt : Das Schlimmste für Lao-tse [Laozi] war die vielfache Überarbeitung der falschen philologisch sezierten Übertragungen des Tao-te-king [Dao de jing] durch Juristen, Philosophen, Orientalisten und Schriftsteller, die das Chinesische nicht beherrschten.
14 1919
Klabund. Tao : eine Auswahl aus den Sprüchen des Lao Tse [ID D12698].
Gerwig Epkes : Klabund beginnt Auszüge aus dem Dao de jing nachzudichten. Er sucht diejenigen heraus, welche seiner Meinung nach die falschen Ziele der Gesellschaft zum Inhalt haben, sowie die Kritik am Krieg, die Lebenssituation der Schwachen und Weisen, das Übersinnliche, das Mütterliche und die Unsterblichkeit. Diese Themen sind für Klabunds Leben selbst bestimmend. Es ist deutlich geworden, dass in den Gestalten, Gleichnissen, Gedichten und Nachdichtungen eine narzisstische Persönlichkeit spricht, und dass China selbst ein Identifikationsobjekt zur Stabilisierung des Ichs für Klabund ist. Es ist auch deutlich geworden, dass Klabund China idealisiert und in der daoistischen Philosophie Hilfe für sein Leben gefunden zu haben glaubt.
15 1919
Albert Ehrenstein hofft vergeblich auf die Revolution und den antinationalen Sozialismus in Deutschland und „flieht nach China“ : er wendet sich der Nachdichtung chinesischer Lyrik zu.
16 1919
Bertolt Brecht schreibt ein Gedicht über seinen Freund Caspar Neher : "Litaipee kann in siebzig Sprachen reden. Siebzig Teufel der Hölle können ihn nicht versuchen. Litaipee kann in siebzig Sprachen beten. In siebzig Sprachen kann Litaipee fluchen".
17 1919
Keyserling, Hermann. Das Reisetagebuch eines Philosophen [ID D3039].
Er schreibt : Demnach bedeutet das Chinesentum einerseits ein Überbleibsel aus vergangenen Entwicklungsstadien, andererseits eine Vorwegnahme des Zukunftsideals. Für mich besteht kein Zweifel darüber, dass der Höchstgebildete künftiger Zeiten dem traditionallen Konfuzianer näher stehen wird als dem modernen Menschen, dass die soziale Ordnung der Zukunft der chinesischen ähnlicher sehen wird als dem, was unsere Utopisten erhoffen.

Li Changke : Keyserling richtet sich vornehmlich auf die gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Aspekte in China. Er schreibt : Das Land ist ein Land des ewigen Friedens und der Ordnung… Das Chinesentum bedeutet einerseits ein Überbleibsel aus vergangenen Entwicklungsstadien, andrerseits eine Vorwegnahme des Zukunftsideals. Für mich besteht kein Zweifel darüber, das der Höchstgebildete künftiger Zeiten dem traditionellen Konfuzianer näher stehen wird als dem modernen Menschen, dass die soziale Ordnung der Zukunft der chinesischer ähnlicher sehen wird als dem, was unsere Utopisten erhoffen.

Liu Weijian : Als Gast von Richard Wilhelm lernte Keyserling persönlich die 'Alten von Tsingtau' [Qingdao] kennen und gewann einen Einblick in die höchsten Möglichkeiten chinesischen Menschentums. Ihre überindividuelle Gelassenheit gegenüber dem schweren Schicksal und ihre innere Freiheit sowie Vitalität übertrafen Hermann von Keyserlings Erwartung und brachten ihn zu der Erkenntnis, daß der Konfuzianismus keine bloße rationalistische Morallehre, sondern das abstrahierte Schema einer gelebten oder zu lebenden Wirklichkeit sei. Er war davon überzeugt, daß der Höchstgebildete künftiger Zeiten dem traditionellen Konfuzianer, der sich als Teil der ganzheitlichen Lebenswelt begreife, näher stehen werde als dem modernen westlichen Individualisten. Es war, so bemerkte Richard Wilhelm als Augenzeuge, Keyserlings aufrichtige Absicht einer gegenseitigen Verständigung, die das Mißtrauen der Chinesen zerstreute und ermöglichte, das Tiefere aus dem Sein und der Persönlichkeit zu entnehmen und sich in den tiefsten Prinzipien zu verstehen. Eben dadurch wird die Kolonie Qingdao in einen Ort zum lebendigen Kulturaustausch umfunktioniert.
Die verschiedenen Verarbeitungen des Qingdao-Themas zeigen einen dynamischen Prozess, der durch die Zeitbedürfnisse bestimmt wird. So wird kurz nach der deutschen Besitzergreifung Qingdao als ein aus der regressiven Mandarinherrschaft befreites Land dargestellt.

Fang, Weigui : Keyserling wünscht sich als 'Weiser', als ein die Welt Verstehender, ein Neuordner der Welt, anerkannt zu werden. Auf der einen Seite hatte er Bewunderer, auf der anderen Seite radikale Gegner. In der Vorrede zu seinem Reisetagebuch, das ihn weltberühmt macht, schreibt er : Vorliegendes Tagebuch bitte ich zu lesen wie einen Roman.
Keyserling schreibt : China ist das einzige Reich, welches je für eine längere Periode die soziale Frage gelöst hätte, das einzige, in dem die Masse der Bewohner je glücklich war ; mithin das einzige, welches das absolute sozial-politische Ideal der Erscheinungswelt je eingebildet hätte… Und wenn man bedenkt, dass das grosse chinesische Reich schon Jahrtausende entlang kaum schlechter regiert worden ist als das moderne Europa, und dieses ohne die Vermittlung eines Mechanismus, der die Menschen automatisch in Ordnung hielte, einzig dank der moralischen Qualifiziertheit seiner Bürger, so muss man zugeben, dass das durchschnittliche Niveau moralischer Bildung beim chinesischen Literaten ausserordentlich hoch sein muss. Ausserordentlich hoch ist es jedenfalls bei denen, mit welchen ich in Berührung gekommen bin… In diesem Riesenreich, in welchem noch nie radikale Massnahmen gegen bestehende Missbräuche ergriffen worden sind, hat im grossen mehr und dauerndere Ordnung geherrscht als in allen energischer betriebenen Staatswesen ; in diesem Land ohne Polizei, mit Behörden von zweifelhafter Integrität wird im ganzen weniger gestohlen, gemordet, veruntreut, gestritten, gehadert als im so wohlorganisierten Deutschen Reich…
Dass die höchste Moral der gebildeten Chinesen erreicht worden ist, sieht Keyserling durch den Einfluss zweier Bücher : "Das ist das Werk zweier Schriften, die seit über zweitausend Jahren alle Erziehung im Reich der Mitte inspiriert haben : das Buch von der Ehrfurcht, das Hiau ging [Xiao jing], und des eigentlichen Katechismus der chinesischen Zivilisation, des Buches der Riten [Li ji]".
Das Chinabild von Keyserling ist vor allem von Literaten, hohen Beamten, Konfuzianern, Taoisten und Buddhisten und von Büchern beeinflusst worden. Er zeichnet kein objektives Bild, interessiert sich nicht für den Alltag und das chinesische Gesellschaftssystem.

Luo Wei : Keyserling glaubt in dem Geist des chinesischen konfuzianischen Klassizismus eine Zukunftshoffnung zu entdecken.
18 1919
Kafka, Franz. Ein Landarzt : kleine Erzählungen. (München : K. Wolff, 1919).
[Entstanden 1917-1918]
Quelle : Wilhelm, Richard. Chinesische Volksmärchen [ID D1585].

Han Ruixin : Die drei Erzählungen Ein Bericht für eine Akademie, Ein Besuch im Bergwerk und Elf Söhne weisen Einflüsse der chinesischen Märchen „Der Affe Sun Wukong“ aus Xi you ji und „Baxian“ [Die acht Unsterblichen] auf.

Ein Bericht für eine Akademie.
Hartmut Binder : Quelle ist Der Affe Sun Wu Kung aus Chinesische Volksmärchen.
Lee Joo-dong : Erzählung des Affen Rotpeter, der unter dem Zwang der Welt seine eigene Natur und Freiheit verlassen und ein Pseudo-Mensch werden muss. Als er im Käfig gefangen erwacht, sieht er sich zum erstenmal in seinem Leben ohne Ausweg. Die Metapher ‚Käfig’ im Taoismus erscheint als fesselnde Funktion und Struktur der zivilisierten Welt der natürlichen Freiheit des Menschen. Kafka versucht darzustellen, wie der Mensch unter dem Zwang und der Gewalt der Zivilisation seine eigentümliche Natur und Freiheit verliert und schliesslich in der sicheren, bequemen, aber nur scheinbaren Freiheit und Alltäglichkeit der Gesellschaft untergeht. Die Sehnsucht des Affen nach dem Gefühl der Freiheit ist die Sehnsucht Kafkas selbst nach dem unschuldigen Urzustand des Menschen des Altertums. Er äussert sich Gustav Janouch gegenüber : „Jeder lebt hinter einem Gitter, das er mit sich herumträgt. Darum schreibt man jetzt so viel von den Tieren“. Es ist ein Ausdruck der Sehnsucht nach einem freien, natürlichen Leben. Der Ausbruch des Affen in die Menschenwelt bringt ihm aber nur eine trügerische Freiheit. Die Parabel über die Pferde von Zhuangzi verweist auf das parallele Verhältnis der Verlorenheit der Natur und der Freiheit des Affen.
Kafka schreibt in einem Aphorismus „Ein Käfig ging einen Vogel suchen“. Bei Zhuangzi heisst es : „Wenn man… aus der Welt einen Käfig macht, so vermag kein Vogel zu entschlüpfen“.

Ein Besuch im Bergwerk.
Meng, Weiyan : Das von Kafka benutzte chinesische Märchen ist die 31. Geschichte in Chinesische Volksmärchen. Auffällig ist die Strukturähnlichkeit zwischen den beiden Texten.
Elf Söhne.
Meng Weiyan : Das Baugesetz entspricht dem der Acht Unsterblichen. Die Struktur stimmt überein, nur wird im chinesischen Märchen jeder einzelne Unsterbliche charakterisiert und über seine Eigenschaften und Taten berichtet. Kafka geht vom Charakter der elf Söhne aus. Max Brod meint, dass die Novelle als Wunschbild einer Familiengründung zu verstehen ist, denn drei Monate später findet die zweite Verlobung mit Felice statt.

Das nächste Dorf
Als Quelle geben Walter Benjamin und Johannes Urzidil den 80. Spruch des Dao de jing von Richard Wilhelm [ID D4445] an.
Lee Joo-dong : Die Erzählung beginnt mit „Mein Grossvater pflegte zu sagen : Das Leben ist erstaunlich kurz“. Der Sinn des eigentlichen Lebens und der Zeit kann bei Kafka wie bei den Taoisten, nur durch die existentiellen Erfahrungen des absoluten Augenblicks als zeitliche Zeitlosigkeit erfüllt werden. Der Augenblick ist unter dem Aspekt der einheitlichen universellen Weltanschauung die Ewigkeit und die Ewigkeit ist der Augenblick. Das naturnahe Dorfleben ist für die Taoisten wie für Kafka ein ideales Leben, das nicht nur einen Zustand der Einfachheit und Schlichtheit beinhaltet, sondern auch die von der Natur gewonnene, universelle Lebenskraft geniessen lässt. Die Lebenshaltung der Taoisten, das irdische Dasein, dessen Mühsal und Not sie genau kennen, so einzrichten, dass sie in Frieden arbeiten, anspruchslos einfach und mit Anstand leben und ein wenig Glück geniessen können, scheint in der Parabel der Lebenshaltung des Grossvaters zu entsperchen, da er mit „Entsagung und Verzicht“ reagiert.

Eine kaiserliche Botschaft.
Das Prosastück entstammt aus dem Text Beim Bau der chinesischen Mauer.

Ein altes Blatt
Meng Weiyan : Die Ähnlichkeit zwischen Julius Dittmars Buch Im neuen China [ID D12662] und der Erzählung lassen den Schluss zu, dass Kafka China-Motive verwendet hat. Folgende Punkte stimmen überein : Der chinesische Kaiser wohnt in der „Verbotenen Stadt“. Er hat die für den Staat wichtigen Zeremonien versäumt und die Verteidigung des Vaterlandes vernachlässigt, so dass die Nomaden [fremde Truppen bei Dittmar] aus dem Norden in die Hauptstadt gedrungen sind.

Rolf J. Goebel : Ein altes Blatt acquires new political and cultural meaning when read as an intertextual appropriation of, and critical reaction to, the European cultural and political discourse on China during the Qing dynasty. This discursive practice not only familiarized the Europeans with China as an alien, exotic, and increasingly colonized country but, also discovered a parallel between the reactionary, corrupt and decandent Austro-Hungarian monarchy and the Qing dynasty that was threathened by a similar crisis. Ein altes Blatt has nothing to do with the reality of China itself. Although the story’s fictional elements prevent the reader from constructing it as a truth, mimetic representation of China. It contains clearly decipherable traces of certain Western writings about the history of the Qing dynasty and thus participates in the crosscultural interaction between Europe and the Orient during the early decades of the twentieth century. Traditional social order, political institutions, and moral self-conception of the defenseless Chinese are confronted and subverted by the irreconcilable, “barbarian” otherness of the foreign nomads’ behavior, language, and power. Kafka’s depiction of the subversive nomads could be constructed as a critique of the unjust treatment of the Chinese by the European colonialists.
19 1919
Liang Shiqiu graduiert am Qinghua College.
20 1919
Mao Dun ist der erste Übersetzer Arthur Schnitzlers und auch der Vermittler der österreichischen Literatur in China.
Zhang Yi : Mao Dun schätzte Arthur Schnitzler, weil er im Gegensatz zu vielen europäischen Kritikern, den gesellschaftskritischen Wert seiner Werke anerkannte, obwohl man vergeblich versucht hatte, ihn als Schriftsteller der Liebe und des Todes verächtlich zu machen und ihn als amoralisch verdammt hat.

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