# | Year | Text |
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1 | 1910-1928 |
Marc Aurel Stein ist Mitarbeiter des Archaeological Department in Indien.
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2 | 1910-1911 |
Georg Wegener ist Dozent für Geographie an der Handels-Hochschule Berlin.
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3 | 1910 |
John Otway Percy Bland kehrt nach England zurück.
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4 | 1910-1927 |
Francis Arthur Aglen ist zuerst Stellvertretender General-Inspektor, dann General-Inspektor des Chinese Maritime Customs Service in Beijing.
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5 | 1910-1912 |
Kenneth Scott Latourette ist als Missionar der Yale Missionary Society in Changsha (Hunan) tätig.
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6 | 1910-1914 |
Pearl S. Buck studiert am Randolph-Macon College in Lynchburg, Va.
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7 | 1910 |
Sun Yatsen als Präsident der Chinese Revolutionary Alliance Society (Zhongguo go ming tong meng hui) und Homer Lea vereinbaren einen militärischen Plan um Reformen in China durchzuführen, was aber scheitert.
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8 | 1910 |
Mary Elizabeth Wood gründet die Boone Public Library in Wuchang (Hubei), die erste öffentliche Bibliothek in China.
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9 | 1910 |
Homer H. Dubs graduiert, nachdem er seine Jugend in Changsha (Hunan) verbracht hat, am Oberlin College Ohio.
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10 | 1910-1914 |
Homer H. Dubs studiert Psychologie an der Yale University.
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11 | 1910-1915 |
William Hung besucht das Anglo-Chinese College in Fuzhou (Fujian).
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12 | 1910 |
Yan Fu wird Mitglied des Legislative Council (Zi zheng yuan).
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13 | 1910 |
Guo Moruo besucht eine höhere Schule in Chengdu (Sichuan) und begegnet zum ersten Mal westlicher Literatur in der Übersetzung von Lin Shu.
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14 | 1910 |
Das älteste China-Buch, das in der Bibliothek von Hermann Hesse steht, ist Schi-king [Shi jing]… von Friedrich Rückert [ID D4634]. Hesse muss das Buch vor 1910 gelesen haben, denn in seinem Aufsatz Lieblingslektüre gibt er an, dass er diese Übersetzung schon gekannt hat, bevor Richard Wilhelm mit seiner Übersetzung 1910 begonnen hat.
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15 | 1910 |
Hermann Hesse liest die Übersetzung Gespräche des Kung-futse von Richard Wilhelm [Lun yu] [ID D1581], Reden und Gleichnisse des Tschuang-tse von Martin Buber [ID D11978] und Lao-tszes Buch vom höchsten Wesen und vom höchsten Gut (Tao-te-kin) von Julius Grill. [ID D11979].
Adrian Hsia : Durch diese beiden Bücher [Wilhelm und Grill] erhält Hesse eine systematische Einführung in den Taoismus…. Die beiden Übersetzungen zeigen zwei verschiedene Ausgangspunkte und Interpretationsmöglichkeiten der Übersetzer. Grill geht von einer christlich-theologischen und Wilhelm von einer metaphysisch-ontologischen Betrachtungsweise aus. Hesse schätzte beide Übersetzungen, zieht aber die von Wilhelm vor. Zu Gespräche des Kung-futse schreibt Hesse in : Confucius deutsch. In : Die Propyläen ; Jg. 7 (1910)] : Leicht ist die Lektüre nicht, und immer wieder hat man das Gefühl, eine fremde Luft zu atmen, welche von anderer Art und Zusammensetzung ist als die, die wir zum Leben brauchen. Dennoch bereue ich die mit diesen Gesprächen verbrachten Tage nicht… Denn als innersten Kern im Wesen des grossen Fremdlings Confucius erkennen wir dieselben Eigenschaften, die wir bei den grossen Menschen der abendländischen Geschichte längst kennen. Wir empfinden Dinge als natürlich, die uns anfänglich wie groteske Verirrungen erschienen, und finden Dinge reizvoll, ja schön, die uns zuerst abschreckend trocken vorkamen. Und wir Individualisten beneiden diese chinesische Welt um die Sicherheit und Grösse ihrer Pädagogik und Systematik, der wir nichts an die Seite zu stellen haben als unsre Kunst und unsere vielleicht grössere Bescheidenheit vor der aussermenschlichen Natur. |
16 | 1910-1911 |
Lu Xun ist Dekan der Shaoxing Middle School (Zhejiang).
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17 | 1910 |
Han Ruixin : Kung-futse. Gespräche (Lun yü) [ID D1581] in der Übersetzung von Richard Wilhelm ist die erste vollständige deutsche Übersetzung, die mit ausführlichen Erläuterungen versehen ist und sich auf chinesische Kommentare, wie auch auf europäische Übersetzungen und Darstellungen stützt. Erst mit dieser Übersetzung beginnt in Europa eine positive Beurteilung von Konfuzius. In der Einführung betrachtet Wilhelm Konfuzius im Zusammenhang des Lebens der Chinesen. In der Zhou-Dynastie sieht er die Idee vom natürlichen Familienkörper in aller Vielfalt verwirklicht und das Pietätsprinzip als moralisches Grundverhältnis des Gesellschaftsorganismus der Zeit herausgebildet. Ebenso werden die reich ausgestalteten konfuzianischen sittlichen Normen und Zeremonien als eine notwendige Lebensordnung angesehen, die aus der Lebensweisheit und –praxis der Vorfahren hervorgegangen ist. Darum sei nichts verkehrter, als aus der Gewissenhaftigkeit, mit welcher er auch die äussere Form beachtete, ihm den Vorwurf des leeren Formalismus zu machen.
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18 | 1910-1911 |
Walter Meckauer ist Bankangestellter in Beijing.
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19 | 1910-1920 |
Meng Weiyan : Berührungspunkte zu China von Franz Kafka : Die Doppelmonarchie und chinesische Qing-Dynastie, die beide im Zeichen des Verfalls und der Korruptheit stehen. Die Industrieentwicklung und der 1. Weltkrieg, die die Suche nach einem geistigen Zufluchtsort im idyllisch dargestellten China nahelegen. Das Judentum und die antisemitische Welle, die das tolerante China sympathisch machen. Die Blütezeit der Ostasien-Begeisterung in Deutschland. All dies trägt dazu bei, dass Kafka China-bezogene Bücher liest. Ansatzpunkte zum Vergleich dieser Bücher mit Kafka sind : Flucht aus der Gesellschaft, Flucht in die Natur, Vater-Sohn-Komplex, Ehe-Familie-Problem, Vorliebe für kleine Tiere, Motiv der Verwandlung.
Gustav Janouch lernt Frank Kafka 1920 kennen und schreibt 1968, dass Kafka die Kunst der alten chinesischen Bilder, japanische Holzschnitte, sowie Sprichwörter, Gleichnisse und Geschichten aus altchinesischen Philosophie- und Religionsbücher in der Übersetzung von Richard Wilhelm bewundert habe. Kafka besass in seiner Bibliothek die Übersetzungen : Kung-futse. Gepräche [ID D1581] : Kafka bemerkt dazu : In Kung-futses Gesprächen ist man noch auf festem Boden. Laotse. Tao-te-king [ID D4445] : Kafka schreibt : Laotses Sprüche sind steinharte Nüsse. Ich bin von ihnen bezaubert, doch ihr Kern bleibt mir verschlossen. Ich habe sie mehrmals gelesen. Dann entdeckte ich aber, dass ich sie – wie ein kleiner Junge bunte Glaskugeln – aus einem Gedankenwinkel in den andern gleiten liess, ohne damit nur ein Stück weiterzukommen. Ich entdeckte mit den Glaskugeln dieser Sprüche eigentlich nur die trostlose Seichtheit meiner Gedankenmulden, die Lao-tses Glaskugeln nicht begrenzen und aufnehmen konnten. Das war eine ziemlich deprimierende Entdeckung, also liess ich das Spiel mit den Glaskugeln bleiben. Dschuang Dsi [ID D4447] : Nach Janouch hat Kafka einige Stellen unterstrichen und zu zwei Stellen bemerkt : Durch das Leben wird nicht der Tod lebendig ; durch das Sterben wird nicht das Leben getötet. Leben und Tod sind bedingt, sie sind umschlossen von einem grossen Zusammenhang. – Die Männer des Altertums wandelten sich äusserlich, aber blieben innerlich umgewandelt. Heutzutage wandeln sich die Menschen innerlich, aber bleiben äusserlich unverwandelt. Wenn man sich in Anpassung an die Verhältnisse wandelt und dabei doch ein und derselbe bleibt, so ist das in Wirklichkeit kein Wandel. Man bleibt ruhig im Wandel und bleibt ruhig im Nichtwandel ; man bleibt ruhig bei allen Berührungen mit der Aussenwelt und lässt sich nicht in die Vielheit hineinreissen. So hielten’s die Leute in den Gärten und Hallen der alten Weisen. Die Herren aber, die sich in den verschiedenen Gelehrtenschulen zusammenschlossen, bekämpften einander mit Behauptungen und Widerlegen. Und wie sieht es da erst heutzutage aus ! Der berufene Heilige weilt in der Welt, aber er verletzt nicht die Welt. Liä Dsi [ID D4446] : Kein Kommentar von Kafka. Dschung yung [Zhong yong] : Einige Leute behaupten, dass Kafka das Zhong yong durch einen Vorabdruck gekannt hat, andere bestreiten es, da das Zhong yong erst als Kapitel des Li gi von Wilhelm 1930 erschienen ist. Heilmann, Hans. Die chinesische Lyrik [ID D11976] : Max Brod schreibt : Kafka hat das Buch sehr geliebt, zeitweilig allen andern vorgezogen und mir oft mit Begeisterung daraus vorgelesen ; schliesslich hat er es mir geschenkt. Seine Lieblingsgedichte sind von Li Bo, Sao Han, Su Shi, Yuan Mei und Du Fu. Nach der Handbibliothek Kafkas, die Klaus Wagenbach gesammelt hat, hat Kafka gelesen : Bethge, Hans. Die chinesische Flöte [ID D11977] : Jürgen Born meint : Das Buch ist bei den angebotenenen Büchern aus der Handbilbiothek von Kafka. Die Seiten des von uns erworbenen Exemplares sind allerdings nicht aufgeschnitten, es könnte sein, dass Kafka dieses Buch nicht gelesen hat. Wilhelm, Richard. Chinesische Volksmärchen [ID D1585] : Kafka hat das Buch besessen, dann aber seiner Schwester Ottla geschenkt. Die aus dem Textvergleich ersichtlichen Parallelen zwischen einigen Novellen Kafkas und den Volksmärchen stützt jedoch die Vermutung, dass er das Buch gelesen hat. Li-tai-pe von Klabund [ID D2998] : Kafka schätzt die Gedichte von Hans Heilmann mehr, als die Nachdichtungen von Klabund. Durch die Bekanntschaft 1913 mit Martin Buber liest Kafka auch seine Bücher : P'u, Sung-ling. Chinesische Geister- und Liebes-Geschichten [ID D2083] : Das Buch wird zwei mal in Briefen an Felice Bauer von 1913 erwähnt : Buber hat also Chinesische Geister- und Liebesgeschichten herausgegeben, die, soviel ich davon kenne, prachtvoll sind. – Das ist wirklich merkwürdig, dass Du das Buch von Buber gekauft hast ! Ich kenne es nur aus einer ausführlichen Besprechung, in der verschiedene Zitate standen. Auf jeden Fall kannte Kafka das Buch. Reden und Gleichnisse des Tschuang-tse [ID D11978]. Weitere Bücher, die Kafka gekannt hat : Dittmar, Julius. Im neuen China [ID D12662]. Das Buch ist nicht in Kafkas Handbibliothek und wird auch in seinen Werken nicht erwähnt. Dass er es vermutlich doch gelesen hat wird durch folgende Tatsachen gestützt : Darin enthalten sind Mauer-, Kaisertum- und Kaisermotive, die auch in Kafkas Erzählungen vorkommen. 1916 schreibt er auf eine Postkarte an Felice : Für Knaben sind die grünen Bücher von Schaffstein, meine Lieblingsbücher, das Beste. Aus den Textvergleichen zwischen diesem Buch und Kafkas Novellen Beim Bau der chinesischen Mauer, Eine kaiserliche Botschaft, Ein altes Blatt, ergibt sich, dass Kafka die China-Motive aus diesem Buch übernommen hat. Meyrink, Gustav. Der Golem. Daraus hat Kafka China-Motive übernommen hat. Jacques, Norbert. Auf dem chinesischen Fluss [ID D3065]. Kisch, Egon Erwin. China geheim [ID D3296]. Ehrenstein, Albert. Schi king [ID D12457] und Pe-lo-thien [ID D12456]. Döblin, Alfred. Die drei Sprünge des Wang-lun [ID D12338] Hofmannsthal, Hugo von. Der weisse Fächer [ID D12664]. In einem Brief an der Verlag Kurt Wolff in Leipzig bestellt Kafka 1923 die beiden Bücher Chinesische Landschaftsmalerei von Otto Fischer [ID D653] und Von Chinas Göttern von Friedrich Perzynski [ID D3054]. Fiedler, F. Des Laotse Tao-te-king [ID D13723] : Gustav Janouch : Kafka hat gesagt : Gustav Wyneken (der Herausgeber des Buches) und seine Freunde wollen dem Zugriff unserer Maschinenwelt entkommen. Sie wenden sich an die Natur und das älteste Gedankengut des Menschen. Sie buchstabieren – wie Sie hier sehen – in den Übertragungen alter chinesischer Übersetzungen der Wirklichkeit, statt im Originaltext ihrer eigenen Existenz und Verantwortung geduldig zu lesen. Das Vorgestern scheint ihnen zugänglicher zu sein als das Heute. Dabei ist die Wahrheit nie und nirgends zugänglicher als im Augenblick des eigenen Lebens. Nur hier kann man sie gewinnen oder verlieren. Was sie verbirgt, ist nur das Offensichtliche, die Fassade. Die muss man durchbrechen. Dann ist alles klar. Buch bubácká knihá (Gespenster) : Um welches Buch es sich handelt, ist nicht herausgefunden worden. In einem Brief an Milena zitiert er zwei Passagen daraus. Die beiden Zitate stehen aber werder in Buber noch sind sie in Liao zhai zhi yi zu finden. 1922 schreibt er an Milena über Gespenster. 1920 schreibt Kafka an Milena : Ich lese ein Buch über Tibet. Dies betrifft Hedin, Sven Andres. Durch Asiens Wüsten [ID D2666]. Hedin, Sven Anders : Trans-Himalaya [ID D2867] : Das Buch hat seine Spur in Kafkas Werken hinterlassen. Die Beschreibungen der Nomaden haban auf ihn Eindruck gemacht. |
20 | 1910 |
Franz Kafka nimmt in Jungborn an einem Vortrag über chinesische Sitten, Kleidung und Naturheilkunde teil. Seither besitzt er ein tiefergehendes Interesse an Naturheilkunde im Hinblick auf seine eigene körperliche und geistige Gesundheit.
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