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Chronology Entries

# Year Text
1 1902-1911
John Calvin Ferguson ist Sekretär der North China Branch of the Royal Asiatic Society und Herausgeber des Journal of the North China Branch of the Royal Asiatic Society.
2 1902-1905
Lin Shu arbeitet im Übersetzungs-Bureau der Beijing-Universität.
3 1902
Gründung des Editing and Translating Office der Commercial Press = Shang wu yin shu guan.
4 1902
Zheng Zhe übersetzt Wilhelm Tell von Friedrich Schiller aus dem Japanischen in 10 Kapiteln und in vereinfachter Handlung.
5 1902-1904
Lu Xun studiert an der Kobun Gakuin (School of Japanese as a Second Language) in Tokyo. Er liest Übersetzungen von Yan Fu und Lin Shu.
6 1902
Leuschner, F[riedrich] W[ilhelm]. Der Reischrist [ID D13261].
Roman über das Elend und die Armut in China.
7 1902-1962
Bücher in Beziehung zu China der Privat-Bibliothek von Hermann Hesse in den Hermann-Hesse-Archiven der Nationalbibliothek Bern und dem Deutschen Literaturarchiv Marbach.

Bethge, Hans. Die chinesische Flöte [ID D11977].
Brandt, Max von. Die chinesische Philosophie und der Staats-Confucianismus [ID D6294].
Chang, Wu. 105 interessante chinesische Erzählungen [ID D14745].
Chinesisch-deutscher Almanach (1926-1931) [ID D3214].
Chinesische Abende. Übertr. von Leo Greiner [ID D11983].
Chinesische Gedichte. Versuchte Eindeutschung von O.E.H. Becker. MS 1942.
Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart. Übers. von Hans Heilmann [ID D11976].
Chinesische Meisternovellen. Übertr. von Franz Kuhn (1952) [ID D1011].
Chinesische Novellen. Übertr. von H. Rudelsberger [ID D11981].
Chinesische Novellen. Deutsch von Paul Kühnel [ID D11982].
Chinesische Volksmärchen. Übers. von Richard Wilhelm [ID D1585].
Chung-jung. Übers. von Richard Wilhelm [ID D1599].
Danz, Walter. China [ID D15093].
Djin-gu tji-guan. Übers. Walter Strzoda [ID D15094].
Do-Dinh, Pierre. Konfuzius in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. [ID D14744].
Dschuang Dsi. Übers. von Richard Wilhelm [ID D4447].
Dschung Kue : oder die Bezwinger der Teufel [ID D14741].
Dumoulin, H. Zen : Geschichte und Gestalt [ID D14743].
Ewald, Oskar. Laotse [ID D14746].
Frühling und Herbst des Lü Bu We. Übers. von Richard Wilhelm [ID D1594].
Das Geheimnis der goldenen Blüte [ID D1597].
Die goldene Truhe [ID D4122].
Graefe, Hugo. Situations-Erkenntnis nach I ging. MS o.J.
Greiner, Leo. Chinesische Abende. [ID D11983].
Guan, Hsiu. Die 16 Lohans [ID D14760].
Herbstlich helles Leuchten überm See. Übertr. von Günther Debon [ID D504].
Hesse, Johannes. Lao Tsze : ein vorchristlicher Wahrheitszeuge [ID D11980].
Hiau ging : das Buch der Ehrfucht. Übers. von Richard Wilhelm [ID D14754].
Hsüeh-tou. Bi-yän-lu [ID D835].
I ging. Übers. von Richard Wilhelm [ID D1589].
Im Tau der Orchideen und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Deutsch von Conrad Haussmann [ID D13388].
Ju-kiao-li. Deutsche Bearb. von Emma Wuttke-Biller [ID D15095].
Kin ku ki kwan. Übers. von Franz Kuhn [ID D1022].
Klabund. Li-tai-pe : Nachdichtungen [ID D2998].
Krieg, Claus W. Chinesische Mythen und Legenden [ID D15097].
Kungfutse. Lun yü. Verdeutscht von Richard Wilhelm [ID D1581].
Kungfutse. Schulgespräche. Übers. von Richard Wilhelm ; hrsg. von Hellmut Wilhelm [ID D4443].
Lao tse. Hrsg. von Lin Yutang [ID D14758].
Lao, Tse. Die Bahn und der rechte Weg des Lao Tse. Übers. von Alexander Ular [ID D11974].
Lao Tse. Das Buch von Tao und Te. Übers. von Eberhard Cold. [Manuskript]. [ID D14752].
Lao Tse. Sprüche. Übers. von Klabund [ID D11984].
Lao Tse. Tao te king : das Buch vom Weltgrund und der Weltweise. Übers. von Haymo Kremsmayer [ID D5008].
Lao Tse. Tao te king. Übers. von Richard Wilhelm [ID D4445].
Laotse. Tao teh king : vom Geist und seiner Tugend. Übers. von Hertha Federmann [ID D14756].
Lao Tsze. Buch vom höchsten Wesen und vom höchsten Gut. Übers. von Julius Grill [ID D11979].
Lau Dse : das Eine als Weltgesetz und Vorbild. Übers. von Vincenz Hundhausen [ID D7637].
Li gi. Übers. von Richard Wilhelm [ID D1599].
Li-tai-pe. Drei chinesische Gedichte. (Berlin : Höhere Graphische Fachschule, 1936-1937). 4 gez. Bl.
Li-tai-po. Gedichte. Übers. von Otto Hauser [ID D4640].
Liä Dsi. Übers. von Richard Wilhelm [ID D4446].
Lin, Yutang. Mein Land und mein Volk [ID D13801].
Lin, Yutang. Weisheit des lächelnden Lebnes [ID D14759].
Ling, Tsiu-sen. Ein Körnchen Wahrheit [ID D14757].
Lyrik des Ostens. Hrsg. von Wilhelm Gundert [ID D4186].
Mao, Tse-tung. Gedichte. Deutsche Nachdichtung von Rolf Schneider. (Berlin : Volk und Welt, 1958).
Mong Dsi. Verdeutscht von Richard Wilhelm [ID D4445].
Der Ochs und sein Hirte : eine altchinesische Zen-Geschichte [ID D14762].
P'u, Sung-ling. Chinesische Geister- und Liebesgeschichten [ID D3083].
Pu-ssung-ling. Chinesische Novellen [ID D13174].
P’u, Sung-ling. Die Füchsin und die tote Geliebte [ID D14753].
P'u, Sung-ling. Höllenrichter Lu [ID D13668].
Schi-king. Dem Deutschen angeeignet von Friedrich Rückert [ID D4634].
Schi-king. Nach Friedrich Rückert von Albert Ehrenstein [ID D12457].
Schi, Nai Ngan. Wie Lo-ta unter die Rebellen kam [ID D12206].
Seltsame Hochzeitsfahrt. Übertr. von Anna von Rottauscher [ID D4986].
Sheng, Cheng. Meine Mutter [ID D13131].
Strasser, Charlot. Über chinesische und japanische Lyrik [ID D15098].
Streiter, Artur. Wanderungen im Lande des Chinesen Dschuang Dsi [ID D15099].
Tang, Hsiän Dsu. Die Rückkehr der Seele. In deutscher Sprache von Vincenz Hundhausen [ID D7646].
Tang, Hsiän Dsu. Vor dem Selbstbildnis eines schönen Mädchens. In deutscher Sprache von Vincenz Hundhausen. [S.l., s.n.].
Tau, Yüan-ming. Ausgewählte Gedichte in deutscher Nachdichtung von Vincenz Hundhausen [ID D7649].
Das tibetanische Totenbuch [ID D14734].
Tscharner, Eduard Horst von. Chinesischer Kulturgeist : Vortrag. Aus : Der kleine Bund ; 20 (1939).
Tschuang-tse. Reden und Gleichnisse. Deutsche Ausw. von Martin Buber [ID D11976].
Tu, Fu. Die grossen Klagen [ID D15100].
Valn, Nora. Süsse Frucht, bittre Frucht China [ID D3326].
Wang, She-fu. Das Westzimmer. In deutscher Sprache von Vincenz Hundhausen [ID D5118].
Wilhelm, Richard. Chinesische Lebensweisheiten (1950) [ID D1588].
Wilhelm, Richard. Der Mensch und das Sein [ID D14761].
Wilhelm, Richard. Ostasien [ID D4679].
Wilhelm, Salome. Richard Wilhelm [ID D14008].
Wu, Ch'eng-en. Der rebellische Affe [ID D8874].
Zenker, E.V. Geschichte der chinesischen Philosophie. Bd. 1 [ID D4896].
8 1902
Rainer Maria Rilke begegnet zum ersten Mal Rudolf Kassner, der 1909 und 1917 Reisen in den Fernen Osten macht und mit Taoismus, Zen-Buddhismus und mit der Ästhetik von Zhuangzi in Kontakt kommt.
9 1902-1903
George Soulié de Morant ist Sekretär Dolmetscher für Chinesisch der Kaiserlichen Eisenbahngesellschaft Hankou-Beijing.
10 1902-1905
George Soulié de Morant ist Dolmetscher am Gerichtshof in Shanghai.
11 1902
Liang, Qichao. Jing hua lun ge min zhe jie de zhi xue shuo [ID D18278].
Quellen : Kidd, Benjamin. Principles of Western civilisation. (New York, N.Y. : Macamillan, 1902). Kidd, Benjamin. Social evolution. (New York, N.Y. : Macmillan, 1894).
Liang Qichao schreibt : Heute gibt es in Deutschland zwei sehr einflussreiche Lehren : Die eine ist der Sozialismus Marx’, die andere der Egoismus Nietzsches. Nach Marx besteht das heutige soziale Übel darin, dass eine Mehrheit der Schwachen von der Minderheit der Starken unterdrückt werde. Mit Bündigkeit drückt Nietzsche das soziale Übel aus : eine Minderheit der Überlegenen sei von der Mehrheit der Unterlegenen gefesselt. Obwohl ihre beiden Theorien wohlbegründete Standpunkte hatten, richtete sich das Ziel beider auf die Gegenwart, ohne dass das Zukünftige berücksichtigt wurde. Die Bedeutung der Evolution besteht darin, dass eine Zukunft erzeugt wird. Was die Vergangenheit und Gegenwart betrifft, so machen sie nur einen Übergang aus. Wirft man einen Blick auf die heutigen Politiker und Sozialwissenschaftler und deren verschiedene Äusserungen, so ist dennoch festzustellen, dass ihr Hauptaugenmerk auf die Gegenwart gerichtet ist. Von der Zukunft ist kaum die Rede. Das ist schade.

Yu Longfa : Literaturwissenschaftler waren sich sicher, dass Wang Guowei 1904 als erster Friedrich Nietzsche erwähnt hat, bis Chen Guying dies dementiert und Liang Qichao erwähnt, der Nietzsche zum ersten Mal in China bekannt gemacht hat.
Liang beschreibt Nietzsche als eine grosse Persönlichkeit und beschreibt seinen Individualismus, der eine der beiden grössten Ideen in Deutschland darstelle. Diese frühen kurzen Bemerkungen bilden eine Grundlage für die spätere Nietzsche-Auseinandersetzung.
Liang hat Nietzsche neben Karl Marx als einen der grössten deutschen Denker im 19. Jahrhundert angesehen. Er hat die Idee, dass die Rettung seines Landes die Vorstellung von einem verjüngten Nationalstaat voraussetzt. Von dieser Veraussetzung aus sieht er ‚den Kampf der Bevölkerung um das Überleben, der gemäss den Gesetzen der natürlichen Auslese und des Überlebens der Fähigsten nicht zu unterdrücken ist, als bewegende Kraft der modernen Geschichte an. Liangs Begegnung mit Nietzsche findet im wesentlichen im Rahmen des evolutionistischen Gedankengutes statt. Er plädiert dafür, dass man, auch ohne Umsturz des Herrscherhauses eine gesellschaftliche Revolution durchführen könne. Sein Einstieg in das Denken von Nietzsche erfolgte unter dem Einfluss der Nietzsche-Rezeption während der Meiji-Zeit in Japan. Raphael von Koeber hat 1897-1898 an der Universität Tokyo während einer Philosophie-Vorlesung auch Nietzsche behandelt.
Die Äusserungen Liangs zeigen seinen Standpunkt, China sei für einen plötzlichen Wandel nicht bereit und eine konstitutionelle Monarchie sei der sicherste Weg zu Modernisierung und Wachstum, der mit dem Einfluss von Benjamin Kidd unmittelbar verbunden ist.
In seiner Beurteilung von Marx kommt Liang zur Einsicht, dass Marx 'zwar den Menschen in Frage gestellt hat, aber keine Lösung zur Problematik des Menschen vorlegen konnte'. Was Nietzsche anbelangt, so bezeichnet er ihn als den ‚extremen Machtbefürworter, der im vorletzten Jahr durch geistige Krankheit gestorben war. Sein Einfluss erstreckte sich über ganz Europa, so dass die Welt von heute seine Lehre auch als eine neue Religion des 19. Jahrhuneerts bezeichnet. Aus Liangs Anmerkungen zum Evolutionismus wird deutlich, dass sein Haltung zu Nietzsche einseitig geprägt ist. Diese Einseitigkeit führt in zu der Behauptung, dass in Nietzsches Lehre von einer Zukunft kaum die Rede sei. Bezieht man sich hier auf den Begriff des Übergangs zwischen Vergangenheit und Gegenwart, so ist es offenkundig, dass dieser Übergangsbegriff einen Entwicklungsprozess darstellt, der parallel zu Nietzsches Konzept des zukünftigen Übermenschen verläuft, in dem Nietzsche die menschliche Entwicklung thematisiert, was Liang dabei aber nicht ins Auge fasste. Nietzsche lässt Zarathustra die Bedeutung des Menschen so ausdrücken : "Was gross ist am Menschen, das ist, dass er eine Brücke und kein Zweck ist : was geliebt werden kann am Menschen, das ist, dass er ein Übergang und ein Untergang ist… Ich will die Menschen den Sinn ihres Seins lehren : welcher ist der Übermensch…" Der Übermensch im Sinne Nietzsches soll nach dem Tod Gottes als eine ideale Menschengestalt gelten. Liangs Behauptung, dass Nietzsches Lehre nur in Verbindung mit dem Gegenwärtigen, aber nicht mit dem Zukünftigen stehe, ist offensichtlich unhaltbar.
Die Erwähnungen Liangs über Nietzsche haben keine nachhaltige Wirkung auf die chinesische Geisteswelt ausgeübt.

Shao Lixin : Liang Qichao presented Kidd as the latest and greatest representative of the theory of evolution. He credited him for having supplied answers to the 'two most important questions in the world' which all other thinkers, including Marx and Nietzsche, failed to answer. What he presented was a simplicistic picture of Western thought : Marx stands for the collective interest of the majority of the current generation, Nietzsche for indiviudals and for an elite minority of the current generation, Benjamin Kidd for ‘future generations’ of mankind.
It is obvious that, as an introduction to Kidd's thought, Liang's essay was a miserable failure. Howewer the essay cannot be dismissed as merely a piece of evidence pointing of the primitive status of the early Chinese reception of Western ideas.
Nietzsche was described in the essay as representing individualism and as ‘an extremist advocate of the right of the strong’.

Raoul David Findeisen : Im japanischen Exil hat Liang Qichao zunächst sozialdarwinistisches Gedankengut übernommen und die Welt als Schauplatz für einen Wettstreit der Nationen gesehen, sich aber gegen eine individualistische Interpretation des Sozialdarwisnismus gewandt und die Religion als geeignetes Korrektiv für egoistische Auswüchse betrachtet. Als er den Philosophen B. Kidd vorstellt, sieht er bei diesem eine Synthese zwischen humanistisch-altruistischen Gesellschaftmodellen, die sich auf den Indealismus zurückführen liessen und für die er Marx als Beispiel nennt, während er Nietzsche als Materialisten bezeichnet, dessen sozialdarwinistisch-egoistische Lehre in ganz Europa einflussreich ist und sich als fin-de-siècle-Religion bezeichnen lässt'.
12 1902
[Anonym]. De yi zhi liu da zhe xue zhe lie zhuan [ID D19478]. [Erwähnung der wichtigsten biographischen Daten von Kant, Hegel, Schelling, Schopenhauer, Hartmann und Fichte aufgelistet. Ihre Philosophie wird als 'subjektiver Idealismus' bezeichnet].
13 1902
Du, Shizhen. Deguo zhe xue si xiang zhi bian qian [ID D19479].
Du Shizhen erwähnt Johann Gottlieb Fichte als einer von drei wichtigen Vertretern des 'Idealismus' oder 'Nur-Herz-Lehre', als eine der Tendenzen, die mit Immanuel Kant begann und sich nach dessen Tod zu rivalisierenden Strömungen auswuchsen. Im Gegensatz zum 'Realismus', der 'Lehre des wirklich Anwesenden' bestreite der Idealismus, dass die Dinge mit Hilfe der sinnlichen Wahrnehmung erkannt werden könnten. Der Grund aller Erkenntnis müsse vielmehr in den 'Funktionen des Geistes' gesucht werden. Diese nach Du Shizhen schon von Kant geäusserte Ansicht sei allen Repräsentanten des Idealismus gemein. Innerhalb der Schule seien jedoch drei Richtungen zu unterscheiden : Während Fichte einen 'subjektiven Idealismus' vertrete, habe Schelling einen 'objektiven' und Hegel einen 'absoluten' Idealismus entwickelt, um die unbestreitbaren Lücken im Kantischen System zu schliessen.
14 1902-1911
Yin Xuyi : Karl Marx wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in China bekannt. Die zwei wichtigsten politischen Gruppen, die die Interessen der Bourgeoisie vertraten, die revolutionäre Gruppe mit Sun Yatsen and der Spitze und die reformistische Gruppe um Liang Qichao, suchten bei den fortgeschrittenen westlichen Ländern nach Vorbildern und Ideen, um die Probleme Chinas zu lösen. Zwischen Bourgeoisie und Proletariat herrschten drastische Widersprüche. Die Arbeiterbewegung erstarkte. Die sozialistischen Parteien verschiedener Länder, die sich vom Marxismus leiten liessen und sich der Zweiten Internationale angeschlossen haben, waren zu einer wichtigen politischen Kraft geworden. Die beiden Gruppen wussten vom Marxismus überhaupt nichts und von Karl Marx sehr wenig. Zum Sozialismus und zu den Problemen der Sozialrevolution nahmen sie unterschiedliche Positionen ein. Die Revolutionäre wollten den Marxismus für die chinesische Revolution nutzen, aber sie verstanden ihn noch nicht ausreichend. Im allgemeinen waren sie nicht imstande, den wesentlichen Unterschied zwischen den verschiedenen sozialistischen Gruppierungen zu erkennen. So z.B. konnten sie den Marxismus nicht vom Anarchismus unterscheiden.
15 1902-1920
Dressler, Bernhard. Zur 'Sinisierung' des Marxismus [ID D19697].
Das theoretisch-programmatische Problem, eine Revolution in einem vorkapitalistischen, von der dörflichen Lebenswelt dominierten Land anzuführen und sich dabei den Zielen des Marxismus verpflichtet zu halten, dessen Grundmuster nicht getrennt von seinem Entstehungsmilieu in den bürgerlich-industriellen Ländern Westeuropas zu verstehen sind, stellte sich der Kommunistischen Partei Chinas nicht unvermittelt. Theoretisch und praktisch sah sie sich in die Kontinuität des Leninismus gestellt, der sich in der Verarbeitung der grundsätzlich ähnlichen – von kolonialer Abhängigkeit abegesehen – Probleme Russlands herausgebildet hatte. Der Marxismus in China wäre ohne die Oktoberrevolution undenkbar. Bereits auch in der schrittweisen Entwicklung der revolutionstheoretischen Überlegungen von Marx und Engels ist die, wenn auch zögernde, Auflösung eines geschichtsphilosophisch-linearen reduktionistischen Revolutionsmodells zu verfolgen, das ursprünglich die Umwälzung des Kapitalismus unmittelbar an die ökonomischen Konjunkturen der bürgerlichen Gesellschaft gebunden sah und das die Fähigkeit, als Subjekt dieser Umwälzung zu agieren, ausschliesslich dem industriellen Proletariat in seiner Konfrontation mit den Bourgeoisien des Westens zurechnete.
Dass Marx und Engels das bäuerliche Bewusstsein als durch die Zersplitterung der dörflichen Arbeits- und Lebenszusammenhänge und durch die Bindung an Kleineigentumsideologien beschränkt sahen und die Bauern jedenfalls nicht für fähig hielten, initiativ und eigenständig dem auf ihnen lastenden Druck des grossen Kapitals erfolgreich zu begegnen. Diese Beschränkungen galten ihnen freilich nicht als überhistorische Charakteristika der Bauern schlechthin. Sie betrachteten die Bauern immer nur in historischen Milieus, in denen sie sie der politischen, kulturellen und ökonomischen Hegemonie der städtischen Klassen unterworfen sahen.
Das Problem der Revolution in vorkapitalistischen Ländern ist die praktische Frage, wie die Reproduktion des Privateigentums im Kampf um die Verteilung des Mangels zu verhindern ist und ob der Aufschwung auf das dem Sozialismus vorausgesetzte Niveau materiellen Reichtums ohne Entfaltung kapitalistischen Privateigentums den Völkern geringere Leiden abverlangt als ihnen die Nachahmung des europäischen Entwicklungsweges aufbürdet.
Die Kommunistische Internationale – deren programmatische Konzeptionen und praktische Interventionen die chinesische Revolution unmittelbar und schwerwiegend beeinflussst haben – bewegte sich zum Teil in den von Marx und Engels geöffneten revolutionstheoretischen Reflektionsspielräumen ; zum Teil aber fiel sie mit der Produktion starrer, doktrinärer Schemata dahinter zurück. Stets charakteristisch blieb für die Guomindang-Debatten das Missverhältnis zwischen dem Anspruch auf organisatorische 'Machbarkeit' der Weltrevolution und einer programmatisch-theoretischen Unreife.
Differenzierter und intensiver beschäftigte sich der II. Weltkongress der Guomindang 1920 mit den inneren Bedingungen und Perspektiven der Revolution in kolonialen und halbkolonialen Ländern. Auf der Grundlage eines Leninschen Thesenentwurfs wurden Leitsätze über die Nationalitäten- und Kolonialfrage beschlossen, deren Linie später den Abschnitt über die Kolonialrevolution im vom XI. Weltkongress 1928 verabschiedeten Guomindangprogramm zugrundegelegt wurde. Ausgehend von der Analogie zur russischen Revolution von 1905 wurde die Losung der 'revolutionär-demokratischen Diktatur des Proletariats und der Bauernschaft' aufgegriffen, mit der entscheidenden Modifikation, dass die Rolle der nationalen Bourgeoisien in den unterdrückten Ländern ganz anders als in Russland würde eingeschätzt werden müssen.
Als wesentlicher Inhalt der kommunistischen Politik galt die Unterstützung der Bauernbewegung in den rückständigen Ländern gegen die Grundbesitzer und alle Formen und Überreste des Feudalismus.
16 1902
Liang, Qichao. Yin bing shi wen ji lei bian [ID D20577].
[Enthält] :
Liang, Qichao. [De la destruction].
Liang schreibt : "A l'époque moderne, il y a en Europe des dizaines de grands médecins qui ont essayé de guérir la maladie d'un pays. Mais, à mon avis, c'est seulement les remèdes prescrits par le Maître Rousseau qui sont les plus convenables à la Chine d'aujourd'hui. Les remèdes du philosophe français ont été très efficaces pour l'Europe du siècle dernier et de la moitié de ce siècle. Oh, Maître, bien que tu te sois retiré de l'Europe et du Japon après l'accomplissement de ton travail, ton influence n'a pas disparu. Elle existe encore aujourd'hui. J'espère que tu te diriges vers l'Orient. Oh ! qu'on lève haut la bannière, qu'on batte fort le tambour, que la tempête souffle, que le tonnerre gronde, que les chevaux courent vite ! Du contrat social ! On t'attend dans ce continent oriental ! Le continent oriental est la mère de la civilisation. Dans ce siècle où nous vivons, tous les pays du monde sont indépendants, tous les peuples sont maîtres de leurs pays, mais il reste ici un pays qui ne l'est pas encore. Une fois qu'il sera comme les autres, la Grande Concorde règnera dans le monde. Oh ! Du contrat social ! on t'attend dans ce continent oriental. C'est à toi qu'on devra la réalisation de la Grande Paix du Monde !"

Liang,Qichao. [Commentaires sur les théories de Jean-Jacques Rousseau].
Liang zitiert aus Du contrat social : "Puisque aucun homme n'a une autorié naturelle sur son semblable, et puisque la force ne produit aucun droit, restent donc les conventions pour base de toute autorité légitime parmi les hommes. Renoncer à sa liberté c'est renoncer à sa qualité d'homme, aux droits de l'humaité, même à ses devoirs. Il n'y a nul dédommagement possible pour quiconque renonce à tout. Une telle renonciation est incompatible avec la nature de l’homme, et c’est ôter toute moralité à ses actions que d'ôter toute liberté à sa volonté. Il ne faut plus demander à qui il appartient de faire des lois, puisqu'elles sont des actes de la volonté générale ; ni si le Prince est au-dessus des lois, puisqu'il est membre de l'Etat ; ce qu'un homme, quel qu'il puisse être, ordonne de son chef n'est point un des lois. Les lois ne sont proprement que les conditions de l'association civile. Le peuple soumis aux lois en doit être l'auteur... Si l'on recherche en quoi consiste précisément le plus grand bien de tous, qui doit être la fin de tout système de législation, on trouvera qu'il se réduit à ceux deux objets principaux, la liberté et l'égalité. La liberté, parce que toute dépendance particulière est autant de force ôtée au corps de l'Etat ; l'égalité, parce que la liberté ne peut subsister sans elle."

Liang schreibt : "Rousseau donne une grande importance à la liberté de tous ; cependant quand il parle de l'Etat, il met toujours l'Etat au-dessus de l'individu. Puisqu'on se donne à tous, on sera englouti et digéré, comment pourra-t-on gagner ce qu'on a perdu ?"

Li Ping-oue : Liang affirmait que les raisonnement de Rousseau ont, d'une part, porté un coup mortel à la monarchie héréditaire et à l'aristocratie des privilèges et d'autre part, éclairé ceux qui ne savaient pas l'importance qu'il y a à préserver sa liberté. Au moment où la Chine était sous la domination de la monarchie despotique, Liang osa exprimer ses points de vue politiques en citant les mots d’un écrivain politique français : c'était vraiment un trait d'audace. L'influence qu'il exerça sur le peuple chinois fut très grande. En même temps que Liang faisait l'éloge des théories de Rousseau, il disait qu'il existait des points sur lesquels il n'état pas d'accord avec l'auteur.

Liang, Qichao. [De l’influence déterminante exercée par les théories philosophiques, politiques et scientifiques sur l’avenir du monde]. [Datum und Text nicht gefunden].
Liang schreibt : "Rousseau a établi les droits naturels de l'homme. Pour l'Europe, l'établissement de cette théorie ressemblait à un coup de tonnerre éclatant dans le ciel, tout comme une lumière projetée dans les ténèbres. Seulement une dizaine d'années après, la Révolution française se déclencha. Et dès lors, les révolutions se succédèrent l'une après l'autre dans les pays européens pour aboutir enfin au monde des droits du peuple. Le Contrat social a été la force motrice de la Révolution française, et la Révolution française a été à son tour celle du monde du XIXe siècle. Quelle influence déterminante Rousseau a exercé sur l'avenir du monde !"
17 1902
Liang Qichao. You huan yu sheng sheng [ID D20578].
Liang schreibt : Si l'on demande qui a formé l'Europe du XIXe siècle, on répondra sûrement : Rousseau, même ceux qui le détestent ne peuvent le nier. Or, en Chine, il y avait aussi un Rousseau, il s'appelait Huang Zongxi.
18 1902
Brief von Huang Zunxian an Liang Qichao. In : Xin ming cong bao ; no 13 (1902).
Huang schreibt : "Au début de mon séjour au Japon, je ne vivais qu'avec des lettrés. Traditionnels, tous très posés et distingués. Dans les années 12-13 de Meiji (1879-1880) les discussions sur la souveraineté populaire étaient à la mode. Au début je fus assez effrayé en les entendant. Puis je pris les oeuvres de Rousseau et de Montesquieu et les lus. Il se produisit alors un changement dans mon esprit. Je compris que l'ère de la grande paix ne pouvait exister que dans la démocratie. Mais je ne pouvais en parler à personne. Ensuite je voyageai en Amérique. Je vis l'envie et la ruse des fonctionnaires gouvernementaux, la corruption de la politique et l'agitation des syndicats. A chaque élection présidentielle, c'est la guerre des partis. Au pire, on tombe dans l'anarchie ; si ce n'est pas trop grave, il y a tout de même des assassinats. Cela m'a découragé, car si même dans un pays évolué les choses se passent ainsi, à plus forte raison là où la sagesse du peuple n'est pas encore éveillée."
19 1902-1903
Henri Leduc ist Konsul des französischen Konsulats in Tianjin.
20 1902-1905
Georges Dubail ist bevollmächtigter Gesandter der französischen Gesandtschaft in Beijing.

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