Heidegger, Martin. Manuskript (1962)
Eckard Wolz-Gottwald : Heidegger schreibt der Auseinandersetzung mit dem Asiatischen die Bedeutung zu, die 'Entscheidung über das Schicksal Europas und dessen, was sich westliche Welt nennt', herbeiführen zu können. Aber schon im nächsten Abschnitt schreckt er vor der Radikalität dieses seines eigenen Gedankens zurück. Nun nimmt er die ständig sich verändernde Bläue des von ihm beobachteten griechischen Himmels zum Anlass, sich zu fragen, ob uns der Orient tatsächlich 'noch ein Aufgang des Lichtes und der Erleuchtung' sein könne. Er fragt, ob es nicht ganz anders ist, ob nicht 'historisch hergestellte und künstlich durchgehaltene Lichter' den Schein einer von Osten kommenden 'Offenbarung' nur vortäuschten. Das Asiatische ist dann eher nur als 'dunkles Feuer' beurteilt, das die Griechen in ihrem Dichten und Denken in die 'Helle und in die Maasse' fügten.
In diesen von Heidegger nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Zeilen tritt ganz offen eine tiefe Unsicherheit zu Tage. Ist in Asien die Offenbarung der Wahrheit zu finden, an der das Abendland genesen könnte ? Oder handelt es sich bei dem Licht aus dem Osten doch nur um ein künstliches Licht, um ein 'dunkles Feuer', das erst durch das griechische Denken, als ursprünglichem Ort der Philosophie, zur Helligkeit denkender Erkenntnis gebracht wurde ?
Philosophy : Europe : Germany