Husserl, Edmund. Aufsätze und Vorträge (1922-1937). Mit ergänzenden Texten hsrg. von Thomas Nenon und Hans Rainer Sepp. (Dordrecht : Kluwer, 1989). (Husserliana ; Bd. 27). S. 163.
Husserl schreibt : "Der Chinese, der nach Europa kommt, unsere Musik, Dichtung usw. kennelernt – lernt sie selbst in ihrem wirklichen Sinn, lernt die europäische Kulturwelt nicht kennen, sie ist für ihn nicht ohne weiteres erfahrbar. Er muss erst in sich einen Europäer aufbauen, er muss von seinen Erfahrungsvoraussetzungen aus Wege finden eines historischen Verständnisses, in sich ein europäisches Ich erst konstitutieren, mit dem geistigen Auge des Europäers sehen lernen, für das allein europäische Kultur erfahrbar und da ist. Nur auf diesem Umwege einer und nur unvollkommen zu gewinnenden Selbstumbildung (eine Art Erdpolung der Persönlichkeit), eine höchst mittelbare Sache, ist wirkliche Objektivität denkbar für Psychisches und ein wirkliches Sich-verstehen von Menschen entfernter Kulturmenschheiten. Und Objektivität wäre dann eine Idee, beruhend auf der Idealisierung, dass jeder Mensch ideal gesprochen die Möglichkeit hätte, diese Selbstumbildung zu vollziehen."
Philosophy : Europe : Germany