Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. Buddhismus [ID D17701].
Buddha wird allgemein als der Stifter der auf der Insel Ceylon, im Reiche der Burmanen, und in den Königreichen Siam und Kambodja herrschenden, auch nach China, Kochinchina, Tonkin und Japan verbreiteten, Religion genannt ; auch erstreckt sich dieselbe bis in die Kalmükei und nach Sibirien; ja manche Forscher wollen Spuren derselben bis nach Ägypten, Griechenland, Skandinavien und Britannien hin entdeckt haben… Im J. 40 langten Buddhisten auf Ceylon an, und kamen von da nach Ava und Pegu; im J. 65 kamen sie nach China, im J. 66 nach Japan und Korea. Sie verbreiteten sich über Tibet unter Mongolen, Kalmücken bis nach Sibirien; wenigstens findet man auch hier die Schamanen.
Hiebei wird nun freilich die Identität des chinesischen Fo oder Fo-e (nicht Fo-hi), des japanischen Amida oder 0-mi-to (nach Jones: unermesslich) u. a. mit Buddha vorausgesetzt, welche aber von Mehren bezweifelt oder geleugnet wird. Der Grund indes, dass der Name Buddha mit jenen andern Namen doch gar zu wenig Ähnlichkeit habe, dürfte schwerlich den Grund für diese Meinung überwiegen, dass dagegen mit dieses Buddha wahrem Namen Sakya der Chinesische Xekia, der Japanische Xaxa, der Tibetische Schaka, der Tunkinische Thika u. a., so wie die Hauptlehren von allen diesen desto mehr übereinstimmen. Jene Identität ist daher wohl nicht eine bloß grundlose Behauptung. Ist sie dies aber nicht, so erhält auch die Sage vom Fo, dass er beim Sterben seinen vertrautesten Schülern eröffnet habe, was er bisher gelehrt, sei nur unter Allegorie verhüllte Wahrheit gewesen, und seine wahre Meinung sei, Alles sei aus dem Nichts entstanden und kehre in das Nichts zurück, und die wahre Weisheit bestehe darin, sich selbst so viel als möglich zu vernichten, - diese Sage erhält Gewicht für unsere Untersuchung, da es gewöhnlich geworden ist, den, wie man sagt atheistischen, Buddhaismus als ein System des Nihilismus zu betrachten.
Auf jeden Fall wird man, um hier das Wahre herauszufinden, zwei Perioden bei dem Buddhaismus unterscheiden müssen. In der ersten werden wir das, was Sakya eigentümlich ist, in der zweiten die Abweichungen seiner Nachfolger finden, worauf in jener Sage das Geständnis des sterbenden Buddha-Fo hinzudeuten scheint…
So entstand in China die mystische Sekte der Leerheit und des Nichts bei den Hoschang oder Bonzen, während sich anderwärts Einsiedler zeigen, deren selbstquälerische Bußübungen denen der Sanyasis nicht nachstehen; und mit der Dämonologie, welche man sehr ausgebildet hatte, war zugleich der Grund zu allen, auf Geister und Zauberglauben gegründeten, Gaukeleien gelegt, in denen endlich, außer dem Namen des entwürdigten Schamanismus, kaum eine Spur des ursprünglichen Buddhaismus mehr übrig blieb…