Spizel, Gottlieb. De re literaria Sinensium commentarius [ID D1706].
Spizel benutzt als Quellen die Werke von Michele Ruggieri und Martino Martini und versucht eine Verbindung zwischen chinesischer, griechischer, ägyptischer und indischer Philosophie herzustellen. Es ist eine Beschreibung der Geschichte, der chinesischen Schrift, der Naturphilosophie und Ethik Chinas.
Als Besonderheiten der chinesischen Schrift hebt er folgende Punkte heraus : Es gibt kein Alphabet im Chinesischen, die Schrift ist nicht aus Buchstaben, sondern aus vielen Zeichen zusammengesetzt. Jedes Schriftzeichen bedeutet ein Wort. Man schreibt nicht unbedingt von links nach rechts oder von rechts nach links, die Schreibrichtung ist gleichgültig. Die Schriftzeichen sind Symbole aus Gegenständen der sichtbaren Welt, wie Blumen, Vögel, Tiere, Insekten, Fische. Die Linien, Striche und Punkte, aus welchen man diese Symbole aufbaut, sind bis zum heutigen Tag die gleichen geblieben. Vermehrung oder Auslassung von Strichen ändern den Sinn des Zeichens.
Spizel behandelt ausführlich die chinesische Metaphysik, insbesondere die Kosmologie. Die Kosmologie der Chinesen stammt hauptsächlich aus der Theorie, die dem I-king [Yi jing] zugrunde liegt : Der Anfang des Kosmos war ein "Chaos". Aus dem Chaos entstanden die zwei Prinzipien Yin und Yang. Yin, das Dunkle, ist das Univollkommene, Yang, das Helle, das Vollkommene. Sie entfalten sich und lassen vier Zeichen entstehen, und diese entwickeln sich weiter und bilden acht Formen. Diese acht Trigramme verbinden sich miteinander und bilden so die 64 Symbole, die alle Phänomene der Natur und der menschlichen Gesellschaft erfassen : Himmel, Erde, Blitz, Berge, Feuer, Wasser, Wolken und Wind.
Spizel berichtet über die mangelnden astronomischen Kenntnisse der Chinesen und erwähnt die Verehrung der Chinesen für Konfuzius. Der Glaube an die natürliche Erleuchtung des Menschen und an die Naturgesetze prägt die konfuzianische Ethik. Moral bedeutet : die Fähigkeit, sich in die Naturgesetze einzuordnen. Spizel lobt die chinesischen Akademien und ihre Leistungen.
History : China : General
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Philosophy : Europe : Germany