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Zhang, Pengnian

(um 1933)

Subjects

Index of Names : China

Chronology Entries (1)

# Year Text Linked Data
1 1933 Zhang, Pengnian. Heizhier zhi Zhongguo guan [ID D17378].
Zhang schreibt : Lediglich Hegels Vorurteile haben ihn schon früh dazu gebracht, den chinesischen Volksgeist auf die unterste Stufe des Weltgeistes zu stellen, was ihn zu solchen Thesen führt. Nun ist es aber doch so, dass man gerade von den germanischen Völkern, von denen er glaubt, dass die die oberste Stufe des Weltgeistes erreicht hätten, sagen müsste, sie hätten keine Selbstachtung, weil ihr geistiges Prinzip die christliche Lehre ist und die christliche Kirche am liebsten lehrt "Wenn Du auf die linke Wange geschlagen wirst, so halte auch die rechte hin".

Martin Müller : Zhang kommt auf Hegels Motivation, sich mit China zu beschäftigen, zu sprechen. Einerseits habe er, einer europäischen Mode des 18. Jahrhunderts entsprechend, in China einen 'Idealstaat' gesehen, andererseits sei er am Problem der Freiheit interessiert gewesen. Sein umfangreiches Quellenmaterial habe es ihm ermöglicht, die Zusammenhänge in der chinesischen Gesellschaft richtig zu rekonstruieren, allerdings sei ihm dabei sein idealistisches Gesamtsystem im Wege gestanden, denn es erlaubte ihm nicht, die materialistische Grundlage der Gesellschaft adäquat zu entfalten. Als Vorläufer von Marx hat Hegel gewissermassen den Grundstein des Marxismus gelegt, war jedoch nicht in der Lage, das 'Gebäude' fertigzustellen. Zhang beschreibt, wie sich aufgrund materieller Gegebenheiten Unterschiede zwischen den Menschen herausbildeten (Klassenbildung), die aber von Hegel aufgrund seiner idealistischen Disposition und sachlichen Fehlinformationen durch konfuzianische Quellen wiederum nicht beachtet wurden. Zhang attackiert gegen die bürgerliche Gleichheit, die er als Betrug entlarvt. Des weiteren ist festzustellen, dass er im Zusammenhang der patriarchalischen Clanstruktur des chinesischen Staates vor allem die Herausbildung von Klassenunterschieden hervorhebt, nicht jedoch wie Wittfogel zum Schluss kommt, dass der Familie im chinesischen Staat eine zu grosse Bedeutung zugeschrieben wurde. Hegels Gedanke, dass sich das geistige Leben eines Volkes in Philosophie, Kunst und Religion äussere, wobei die Religion 'die erste Weise des Selbstbewusstseins' und deshalb mit ihr zu beginnen sei, wird nur genannt, nicht weiter entfaltet. Unstruktruiert folgen Äusserungen Hegels zu einzelnen Punkten wie Naturwissenschaften, Philosophie und Kunst, um später dann umso leichter als absurde Thesen, die alle auf Hegels Vorurteilen beruhen, abgehakt werden zu können. Zhang betont das hohe Ethos, das im chinesischen Alltag herrsche und selbst unter den schweren Bedingungen des Despotismus verwirklicht worden sei. 'Das geistige Prinzip des Konfuzianismus' sei bei Hegel insofern wichtig, als er es für das Fehlen von Entwicklung und Geschichte verantwortlich gemacht habe. Da Hegel aber das konfuzianische Denken völlig falsch einschätze, stimme auch seine diesbezügliche These nicht mehr. Tatsächlich habe Konfuzius entscheidende Neuerungen eingeführt, zwar wieder im Dienste der herrschenden Klasse, aber damit keineswegs bloss alte gesellschaftliche Verhältnisse zementiert. Mit dieser Behauptung hat Zhang ein Muster vorgeführt, das immer wiederkehren wird : Provokative Aussagen Hegels brauchen nicht systematisch widerlegt zu werden, wenn man nur zeigen kann, dass es Fehler im 'Faktischen' gibt.
Da Hegels von allen Seiten anerkannte dialektische Methode auch ein Kernstück des Marxismus ist, wird sie gebrüsst und übernommen. Durch den Beweis, dass die konkreten Inhalte, auf die Hegel seine Methode angwendet, falsch sind, schafft man Leerstellen, die sich mit 'marxistischen Inhalten' und Interpreationen füllen lassen und muss sich ausserdem nicht wirklich mit Hegels inhaltlicher Argumentation auseinandersetzen. Die konkrete Beschäftigung mit Hegels China-Sicht lässt gleichzeitig zu, spezifisch chinesische Diskurse wie beispielsweise die Frage der Nationalen Rettung, des Aufbaus einer neuen, tragfähigen Kultur etc. an Hegel und Marx anzubinden.
  • Document: Müller, Martin. Chinas Hegel und Hegels China : Überlegungen zu "Rezeption" als Interpretationskonstellation am Beispiel der chinesischen Beschäftigung mit Hegels China-Sicht. In : Jahrbuch für Hegelforschung ; Bd. 10-11 (2004-2005). S. 179-182, 196. (MülM11, Publication)
  • Person: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich

Bibliography (1)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 1933 Zhang, Pengnian. Heizhier zhi Zhongguo guan. In : Shen bao yue kan ; 15.7.1933. Publication / Hegel51
  • Cited by: Müller, Martin. Chinas Hegel und Hegels China : Überlegungen zu "Rezeption" als Interpretationskonstellation am Beispiel der chinesischen Beschäftigung mit Hegels China-Sicht. In : Jahrbuch für Hegelforschung ; Bd. 10-11 (2004-2005). (MülM11, Published)
  • Person: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich