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“Die Revolution in China und in Europa” (Web, 1853)

Year

1853

Text

Marx, Karl. Die Revolution in China und in Europa : http://www.zeno.org/Philosophie/M/Marx,+Karl/Die+Revolution+in+China+und+Europa.
Marx,
Karl. Revolution in China and in Europe [engl.] :
http://www.marxists.org/archive/marx/works/1853/06/14.htm. (Marx1)

Type

Web

Contributors (1)

Marx, Karl  (Trier 1818-1883 London) : Philosoph, Politiker, Marxist, Publizist

Subjects

Communism / Marxism / Leninism / References / Sources

Chronology Entries (1)

# Year Text Linked Data
1 1853 Marx, Karl. Die Revolution in China und in Europa.
Ein sehr tiefgründiger, doch etwas phantasiereicher Erforscher der Bewegungsgesetze der Menschheit pflegte das, was er das Gesetz von der Einheit der Gegensätze nannte, zu einem der herrschenden Naturgeheimnisse zu erheben. Nach seiner Ansicht war das schlichte Sprichwort »Die Extreme berühren sich« eine erhabene und machtvolle Wahrheit auf jedem Gebiet des Lebens, ein Axiom, auf das der Philosoph ebensowenig verzichten könne wie der Astronom auf die Keplerschen Gesetze oder auf die große Entdeckung Newtons.
Ob nun die »Einheit der Gegensätze« wirklich ein derart allgemeingültiges Prinzip ist oder nicht: dafür ist der Einfluß, den die chinesische Revolution aller Wahrscheinlichkeit nach auf die zivilisierte Welt ausüben wird, ein treffendes Beispiel. Scheinbar ist es eine sehr seltsame und sehr paradoxe Behauptung, daß die nächste Erhebung der Völker Europas und ihr nächster Schritt im Kampf für republikanische Freiheiten und ein wohlfeileres Regierungssystem wahrscheinlich in großem Maße davon abhängen dürfte, was sich jetzt im Reich des Himmels – dem direkten Gegenpol Europas – abspielt, mehr als von jeder anderen zur Zeit bestehenden politischen Ursache – mehr sogar als von den Drohungen Rußlands und deren Folgen, nämlich der Wahrscheinlichkeit eines gesamteuropäischen Krieges. Dennoch ist es kein Paradox; das werden alle einsehen, die die näheren Umstände der Angelegenheit aufmerksam betrachten.
Was immer die sozialen Ursachen sein mögen, die zu den chronischen Aufständen in China in den letzten zehn Jahren geführt und die sich jetzt zu einer einzigen ungeheuren Revolution zusammengeballt haben, und welche religiösen, dynastischen oder nationalen Formen sie auch annehmen mögen: ausgelöst wurde dieser Ausbruch ohne Frage dadurch, daß die englischen Kanonen China das Rauschgift aufzwangen, das wir Opium nennen. Vor den britischen Waffen ging die Autorität der Mandschu-Dynastie in Scherben; das abergläubige Vertrauen in die Unvergänglichkeit des Reichs des Himmels brach zusammen; die barbarische hermetische Abschließung von der zivilisierten Welt wurde durchbrochen und eine Bresche geschlagen für den Verkehr, der sich inzwischen durch die Anziehungskraft des kalifornischen und australischen Goldes so rasch entwickelt hat. Gleichzeitig begann die Silbermünze des Chinesischen Reiches, sein Herzblut, nach Britisch-Ostindien abzufließen.
Bis 1830 wurde, da die Handelsbilanz ständig aktiv für die Chinesen war, ununterbrochen Silber aus Indien, Großbritannien und den Vereinigten Staaten nach China eingeführt. Seit 1833 indessen und besonders seit 1840 hat die Ausfuhr von Silber aus China nach Indien solche Ausmaße angenommen, daß sie das Reich des Himmels zu erschöpfen droht. Daher die energischen Erlasse des Kaisers gegen den Opiumhandel, die mit einem noch energischeren Widerstand gegen seine Maßnahmen beantwortet wurden. Neben dieser unmittelbaren ökonomischen Auswirkung hat in den Südprovinzen die mit dem Opiumschmuggel verbundene Korruption die chinesischen Staatsbeamten völlig demoralisiert. So, wie man den Kaiser als den Vater ganz Chinas anzusehen pflegte, wurden seine Beamten als Wahrer der väterlichen Rechte in ihren jeweiligen Gebieten betrachtet. Aber diese patriarchalische Autorität, das einzige moralische Bindeglied, das die ganze ungeheure Staatsmaschinerie umfaßte, ist allmählich durch die Korruption der Beamten zerfressen worden, die sich durch Begünstigung des Opiumschmuggels große Gewinne verschafft haben. Hauptsächlich ist das in denselben Südprovinzen geschehen, in denen der Aufstand begann. Es ist kaum nötig, noch zu bemerken, daß in gleichem Maße, in dem das Opium Herrschaft über die Chinesen erlangt hat, der Kaiser und sein Gefolge pedantischer Mandarine ihrerseits der Herrschaft verlustig gegangen sind. Es hat den Anschein, als habe die Geschichte dieses ganze Volk erst trunken machen müssen, ehe sie es aus seinem ererbten Stumpfsinn aufrütteln konnte.
Die Einfuhr englischer Baumwollstoffe und in geringem Umfang auch englischer Wollstoffe ist, wenn auch früher kaum vorhanden, seit 1833, der Epoche, da das Chinahandelsmonopol von der Ostindischen Kompanie auf den Privathandel übertragen wurde, schnell angestiegen; in noch weit größerem Maßstab dann seit 1840, als auch andere Nationen und besonders die USA ebenfalls einen Anteil am Chinahandel erhielten. Dieses Eindringen ausländischer Manufakturwaren hat sich auf die einheimische Industrie ähnlich ausgewirkt wie ehemals auf Kleinasien, Persien und Indien. In China haben die Spinner und Weber schwer unter dieser ausländischen Konkurrenz gelitten, und das öffentliche Leben ist in entsprechendem Verhältnis ins Wanken geraten.
Der Tribut, den China nach dem unglücklichen Kriege von 1840 an England zu zahlen hatte, der große unproduktive Verbrauch von Opium, der Abfluß von Edelmetallen durch den Opiumhandel, der zerstörende Einfluß der ausländischen Konkurrenz auf die einheimische Produktion und der demoralisierte Zustand der öffentlichen Verwaltung zeitigten zweierlei: Die alte Besteuerung wurde drückender und quälender, und zu den alten Steuern kamen neue hinzu. So finden wir in einem Erlaß des Kaisers vom 5. Januar 1853 in Peking Befehle an die Vizekönige und Gouverneure von Wutschang und Hanjang, Steuern nachzulassen und zu stunden und insbesondere in keinem Falle mehr als den vorgeschriebenen Betrag einzutreiben; denn »wie könnte die arme Bevölkerung es sonst ertragen?« heißt es in dem Erlaß.
»So wird vielleicht«, fährt der Kaiser fort, »meinem Volke in einer Zeit allgemeiner Not und allgemeinen Elends das Übel erspart bleiben, sich vom Steuereintreiber verfolgen und quälen zu lassen.«
Wir erinnern uns, dergleichen Reden und dergleichen Konzessionen 1848 von Österreich, dem deutschen China, gehört zu haben.
All diese Zersetzungsfaktoren wirkten gemeinsam auf die Finanzen, die Moral, die Industrie und die politische Struktur Chinas ein und kamen 1840 zu voller Entfaltung unter den englischen Kanonen, die die Autorität des Kaisers zertrümmerten und das Reich des Himmels zwangsweise mit der Erdenwelt in Berührung brachten. Zur Erhaltung des alten Chinas war völlige Abschließung die Hauptbedingung. Da diese Abschließung nun durch England ihr gewaltsames Ende gefunden hat, muß der Zerfall so sicher erfolgen wie bei einer sorgsam in einem hermetisch verschlossenen Sarg aufbewahrten Mumie, sobald sie mit frischer Luft in Berührung kommt. Die Frage ist jetzt, nachdem England die Revolution über China gebracht hat, wie diese Revolution mit der Zeit auf England und – über England – auf Europa zurückwirken wird. Diese Frage aber ist nicht schwer zu beantworten.
Schon oft sind unsere Leser auf das unvergleichliche Wachstum der britischen Industrie seit 1850 aufmerksam gemacht worden. Doch mitten in der erstaunlichsten Prosperität ließen sich unschwer bereits klare Anzeichen einer nahenden Industriekrise feststellen. Trotz Kalifornien und Australien, trotz der riesigen, nie dagewesenen Auswanderung muß zu gegebener Zeit, ohne irgendwelche besonderen Zwischenfälle, notwendig ein Augenblick kommen, wo die Ausdehnung der Märkte nicht mehr mit der Ausdehnung der britischen Industrie Schritt halten kann, und dieses Mißverhältnis muß ebenso gewiß wie in der Vergangenheit eine neue Krise heraufbeschwören. Wenn aber einer der großen Märkte plötzlich einschrumpft, so wird der Ausbruch der Krise dadurch zwangsläufig beschleunigt. Genau diese Wirkung muß gegenwärtig der chinesische Aufstand auf England ausüben. Der Zwang, neue Märkte zu erschließen oder die alten zu erweitern, war einer der Hauptgründe für die Senkung der britischen Teezölle, da man sich von erhöhter Einfuhr an Tee auch erhöhte Ausfuhr an Industriewaren nach China versprach. Der Wert der jährlichen Ausfuhren aus dem Vereinigten Königreich nach China belief sich 1833, vor Aufhebung des Handelsmonopols der Ostindischen Kompanie, nur auf 600000 Pfd. St.; 1836 hatte er schon 1326 388 Pfd. St. erreicht; 1845 war er auf 2 394 827 Pfd. St. und 1852 auf über 3000000 Pfd. St. gestiegen. Die aus China eingeführte Teemenge betrug 1793 nicht mehr als 16167331 lbs.; 1845 indessen belief sie sich schon auf 50714657 lbs. und 1846 auf 57584561 lbs.; heute übersteigt sie 60000000 lbs.
Der Ertrag der letzten Tee-Ernte wird, wie die Ausfuhrlisten aus Schanghai schon jetzt zeigen, mindestens 2000000 lbs. höher als im Vorjahr sein. Dieser Überschuß erklärt sich aus zwei Umständen. Einerseits war die Marktlage Ende 1851 sehr flau, und die großen überschüssigen Vorräte sind zur Ausfuhr des Jahres 1852 geschlagen worden. Andrerseits haben die jüngsten in China eintreffenden Berichte von der Änderung der britischen Gesetzgebung über Tee-Einfuhren sämtlichen verfügbaren Tee zu stark erhöhten Preisen auf einen aufnahmebereiten Markt gebracht. Hinsichtlich der kommenden Ernte liegt der Fall aber ganz anders. Das zeigen die folgenden Auszüge aus der Korrespondenz einer großen Londoner Teefirma:
»In Schanghai herrscht großer Schrecken. Gold ist um 25% im Preise gestiegen, da es zwecks Schatzbildung stark gefragt ist; Silber ist in einem Maße verschwunden, daß selbst zum Bezahlen der chinesischen Zollgebühren für die Abfertigung der auslaufenden britischen Schiffe nichts erhältlich war; infolgedessen hat Herr Konsul Alcock sich bereit erklärt, gegen Wechsel der Ostindischen Kompanie oder gegen andere anerkannte Sicherheiten den chinesischen Behörden gegenüber für die Zahlung dieser Gebühren einzustehen. Im Hinblick auf die nächste Zukunft des Handels ist die Verknappung an Edelmetallen einer der ungünstigsten Faktoren, da der Mangel ausgerechnet zu dem Zeitpunkt auftritt, wo sie am nötigsten gebraucht werden, um den Tee- und Seidenaufkäufern die Möglichkeit zu geben, im Innern des Landes ihre Käufe zu tätigen, für die eine große Teilsumme im voraus in Edelmetall befahlt wird, damit die Produzenten ihre Arbeit fortsetzen können... Gewöhnlich fängt man um diese Jahreszeit an, Abmachungen für den neuen Tee zu treffen; gegenwärtig spricht man indessen von nichts anderem als von Mitteln und Wegen zum Schutze der Person und des Eigentums, und alle Geschäfte ruhen... Stellt man die Mittel nicht bereit, um im April und Mai die Blätter unter Dach und Fach zu bringen, dann wird die Frühernte, zu der sämtliche besseren Sorten schwarzen und grünen Tees gehören, so gewiß dahin sein wie uneingefahrener Weizen zu Weihnachten.«
Die Mittel zur Sicherstellung der Tee-Ernte werden sicher nicht von den in chinesischen Gewässern stationierten englischen, amerikanischen und französischen Geschwadern herkommen; diese können viel mehr durch ihre Einmischung sehr leicht Komplikationen heraufbeschwören, die jeglichen Geschäftsverkehr zwischen dem Tee erzeugenden Binnenland und den Tee ausführenden Seehäfen abschneiden. Für die gegenwärtige Ernte muß also ein Anziehen der Preise erwartet werden – in London hat schon die Spekulation eingesetzt –, und für die kommende Ernte ist ein großes Defizit so gut wie sicher. Aber das ist noch nicht alles. Sicher sind die Chinesen – wie alle Völker in Zeiten revolutionärer Erschütterung – gern bereit, alles, was sie an umfangreichen Waren zur Verfügung haben, an die Ausländer loszuschlagen, sie werden sich aber auch, wie es die Orientalen in ängstlicher Erwartung großer Wechselfälle gewöhnlich tun, aufs Horten verlegen und für ihren Tee und ihre Seide kaum etwas anderes als Hartgeld in Zahlung nehmen. England hat dementsprechend eine Preissteigerung für eines seiner wichtigsten Konsumtionsgüter, einen Edelmetallabfluß und eine starke Schrumpfung eines wichtigen Marktes für seine Baumwoll- und Wollwaren zu erwarten. Sogar der »Economist«, dieser optimistische Beschwörer aller Gefahren, die die Gemütsruhe der Handelswelt bedrohen, sieht sich zu folgenden Tönen genötigt:
»Wir dürfen uns nicht schmeicheln, für unsere Ausfuhr nach China einen so ausgedehnten Markt zu finden wie ehemals... Es ist wahrscheinlicher, daß unser Ausfuhrhandel nach China leiden und daß die Nachfrage nach den Erzeugnissen von Manchester und Glasgow geringer sein wird.«
Man darf nicht vergessen, daß die Erhöhung des Preises eines so unentbehrlichen Artikels wie Tee und die Schrumpfung eines so bedeutenden Marktes wie China mit einer unzureichenden Ernte in Westeuropa und daher mit steigenden Preisen für Fleisch, Getreide und alle anderen landwirtschaftlichen Produkte zusammenfallen wird. Daher wiederum Schrumpfung der Märkte für Industriewaren, weil jeder Preisanstieg für lebenswichtige Bedarfsgüter im In- und Ausland durch einen entsprechenden Rückgang der Nachfrage nach Industriewaren aufgewogen wird. Aus allen Teilen Großbritanniens liegen Klagen über den schlechten Stand der meisten Saaten vor. Der »Economist« schreibt dazu:
»In Südengland wird nicht nur viel Land unbestellt bleiben, bis es überhaupt für jeden Anbau zu spät ist, sondern viel bestelltes Land wird sich auch als verkrautet oder sonstwie in schlechtem Zustand für den Getreideanbau erweisen. Es sind Anzeichen vorhanden, daß auf den für Weizen bestimmten nassen oder dürftigen Böden sich das Unheil weiterentwickelt. Die Pflanzzeit für Mangoldwurzel dürfte jetzt ebenfalls verstrichen sein, und nur sehr wenig ist angepflanzt worden. Zugleich ist die Zeit zur Bearbeitung des Bodens für den Rübenanbau auch schon in raschem Verstreichen, ohne daß irgendwelche angemessenen Vorbereitungen für diese wichtige Feldfrucht getroffen sind... Die Haferaussaat ist durch Schnee und Regen sehr beeinträchtigt worden. Nur wenig Hafer wurde zeitig gesät, und spät gesäter Hafer bringt selten hohe Erträge... In vielen Gebieten sind die Verluste in den Zuchtviehherden beträchtlich gewesen.«
Der Preis aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse außer Getreide liegt 20 bis 30 und sogar 50% höher als im verflossenen Jahre. Auf dem Kontinent hat der Preis für Getreide vergleichsweise stärker angezogen als in England. Roggen ist in Belgien und Holland um volle 100% gestiegen. Weizen und andere Getreidearten folgen dem Beispiel.
Unter diesen Umständen, da der britische Handel den größeren Teil des normalen Wirtschaftszyklus bereits durchlaufen hat, darf man getrost voraussagen, daß die chinesische Revolution den Funken in das übervolle Pulverfaß des gegenwärtigen industriellen Systems schleudern und die seit langem heranreifende allgemeine Krise zum Ausbruch bringen wird, der dann beim Übergreifen auf das Ausland politische Revolutionen auf dem Kontinent unmittelbar folgen werden. Es wäre ein merkwürdiges Schauspiel, wenn China Unruhe in die westliche Welt brächte, während die Westmächte auf englischen, französischen und amerikanischen Kriegsschiffen »Ruhe und Ordnung« nach Schanghai, Nanking und den Mündungen des Großen Kanals befördern. Vergessen denn die mit »Ordnung« hausierenden Mächte, die versuchen, die wankende Mandschu-Dynastie zu stützen, daß der Haß gegen Ausländer und deren Ausschluß aus dem Reich – einstmals lediglich die Folge von Chinas geographischen und ethnographischen Bedingungen – erst seit der Eroberung des Landes durch die Mandschu-Tataren zum politischen Prinzip geworden sind? Zweifellos leisteten die stürmischen Auseinandersetzungen der zu Ende des 17. Jahrhunderts im Chinahandel rivalisierenden [101] europäischen Nationen der Politik der Abschließung der Mandschu gewaltigen Vorschub. Mehr noch trug allerdings dazu bei die Furcht der neuen Dynastie, die Ausländer könnten die Unzufriedenheit begünstigen, die bei einem großen Teil der Chinesen etwa während des ersten halben Jahrhunderts ihrer Unterwerfung unter die Tataren bestand. Aus diesen Erwägungen wurde damals Ausländern jede Verbindung mit Chinesen verboten, außer über Kanton – eine Stadt weitab von Peking und den Teebezirken – und ihr Handel wurde auf den Verkehr mit den Hong-Kaufleuten beschränkt, die von der Regierung ausdrücklich für den Außenhandel zugelassen waren, um so die übrigen Untertanen von jeglicher Berührung mit den verhaßten Fremden fernzuhalten. Auf jeden Fall kann eine Einmischung der westlichen Regierungen im gegenwärtigen Zeitpunkt nur dazu dienen, die Heftigkeit der Revolution noch zu steigern und die Handelsstockung in die Länge zu ziehen.
Gleichzeitig ist hinsichtlich Indiens zu bemerken, daß die britischen Behörden in diesem Lande ein volles Siebentel ihrer Einkünfte aus dem Verkauf von Opium an die Chinesen herausholen müssen, während ein beträchtlicher Teil der indischen Nachfrage nach britischen Industriewaren von der Herstellung dieses Opiums in Indien abhängt. Die Chinesen werden allerdings ebensowenig auf den Opiumgenuß verzichten wie die Deutschen auf den Tabak. Da aber, wie verlautet, der neue Kaiser für den Mohnanbau und die Herstellung des Opiums in China selbst eintritt, ist auch klar, daß höchstwahrscheinlich dem Geschäft der Opiumgewinnung in Indien, den indischen Staatseinkünften und den kommerziellen Ressourcen Hindustans gleichzeitig der Todesstoß versetzt werden wird. Wenn auch für die interessierten Seiten dieser Schlag nicht sofort spürbar wäre, würde er sich doch zu gegebener Zeit nachhaltig auswirken und dazu beitragen, die allgemeine Finanzkrise zu vertiefen und zu verlängern, deren Horoskop wir oben gestellt haben.
Seit Beginn des 18. Jahrhunderts hat es in Europa keine ernstliche Revolution gegeben, der nicht eine Handels- und Finanzkrise vorausgegangen wäre. Das gilt für die Revolution von 1789 nicht weniger als für die von 1848. Fest steht, daß wir nicht nur jeden Tag drohendere Zeichen von Konflikten zwischen den Herrschern und ihren Untertanen, zwischen Staat und Gesellschaft, zwischen den verschiedenen Klassen sehen, sondern auch, daß der Konflikt der bestehenden Mächte untereinander allmählich einen Grad erreicht, wo das Schwert gezogen und zur Ultima ratio der Herrscher gegriffen werden muß. In den europäischen Hauptstädten bringt jeder Tag Depeschen, die mit einem gesamteuropäischen Krieg schwanger gehen und die am nächsten Tag ersetzt werden von Depeschen, in denen der Friede für etwa eine Woche garantiert wird. Nichtsdestoweniger dürfen wir gewiß sein, welchen Grad die Zuspitzung zwischen den europäischen Mächten auch erreichen, wie bedrohlich der diplomatische Horizont auch erscheinen und welche Schritte auch irgendein schwärmerisches Grüppchen in diesem oder jenem Lande unternehmen mag, daß der Fürstenzorn und die Volkswut sich gleichermaßen legen werden, wenn nur ein Hauch von Prosperität zu spüren ist. Daß Europa sich durch Kriege oder Revolutionen in die Haare geraten wird, ist unwahrscheinlich, es sei denn im Gefolge einer allgemeinen Handels- und Industriekrise, für die das Signal wie gewöhnlich von England, dem Repräsentanten der europäischen Industrie auf dem Weltmarkt, gegeben werden müßte.
Es erübrigt sich, noch lang und breit von den politischen Folgen zu sprechen, die eine derartige Krise heutzutage zeitigen muß, angesichts des beispiellosen Anwachsens der Zahl der Fabriken in England, der völligen Auflösung seiner offiziellen Parteien, der Verwandlung der gesamten Staatsmaschinerie Frankreichs in ein einziges riesenhaftes Schwindler- und Börsenjobber-Unternehmen, eines Österreichs, das am Vorabend des Bankrotts steht, angesichts des überall zunehmenden, der Volksrache harrenden Unrechts, der Interessengegensätze unter den reaktionären Mächten selbst und des russischen Eroberungstraumes, der sich wieder einmal vor der Welt enthüllt hat.

Marx, Karl. Revolution in China and in Europe.
A most profound yet fantastic speculator on the principles which govern the movements of Humanity was wont to extol as one of the ruling secrets of nature what he called the law of the contact of extremes. The homely proverb that “extremes meet” was, in his view, a grand and potent truth in every sphere of life; an axiom with which the philosopher could as little dispense as the astronomer with the laws of Kepler or the great discovery of Newton.
Whether the “contact of extremes” be such a universal principle or not, a striking illustration of it may be seen in the effect the Chinese revolution seems likely to exercise upon the civilized world. It may seem a very strange, and a very paradoxical assertion that the next uprising of the people of Europe, and their next movement for republican freedom and economy of Government, may depend more probably on what is now passing in the Celestial Empire — the very opposite of Europe — than on any other political cause that now exists — more even than on the menaces of Russia and the consequent likelihood of a general European war. But yet it is no paradox, as all may understand by attentively considering the circumstances of the case.
Whatever be the social causes, and whatever religious, dynastic, or national shape they may assume, that have brought about the chronic rebellions subsisting in China for about ten years past, and now gathered together in one formidable revolution the occasion of this outbreak has unquestionably been afforded by the English cannon forcing upon China that soporific drug called opium. Before the British arms the authority of the Manchu dynasty fell to pieces; the superstitious faith in the eternity of the Celestial Empire broke down; the barbarous and hermetic isolation from the civilized world was infringed; and an opening was made for that intercourse which has since proceeded so rapidly under the golden attractions of California and Australia. At the same time the silver coin of the Empire, its lifeblood, began to be drained away to the British East Indies.
Up to 1830, the balance of trade being continually in favour of the Chinese, there existed an uninterrupted importation of silver from India, Britain and the United States into China. Since 1833, and especially since 1840, the export of silver from China to India has become almost exhausting for the Celestial Empire. Hence the strong decrees of the Emperor against the opium trade, responded to by still stronger resistance to his measures. Besides this immediate economical consequence, the bribery connected with opium smuggling has entirely demoralized the Chinese State officers in the Southern provinces. Just as the Emperor was wont to be considered the father of all China, so his officers were looked upon as sustaining the paternal relation to their respective districts. But this patriarchal authority, the only moral link embracing the vast machinery of the State, has gradually been corroded by the corruption of those officers, who have made great gains by conniving at opium smuggling. This has occurred principally in the same Southern provinces where the rebellion commenced. It is almost needless to observe that, in the same measure in which opium has obtained the sovereignty over the Chinese, the Emperor and his staff of pedantic mandarins have become dispossessed of their own sovereignty. It would seem as though history had first to make this whole people drunk before it could rouse them out of their hereditary stupidity.
Though scarcely existing in former times, the import of English cottons, and to a small extent of English woollens, has rapidly risen since 1833, the epoch when the monopoly of trade with China was transferred from the East India Company to Private commerce, and on a much greater scale since 1840, the epoch when other nations, and especially our own, also obtained a share in the Chinese trade. This introduction of foreign manufactures has had a similar effect on the native industry to that which it formerly had on Asia Minor, Persia and India. In China the spinners and weavers have suffered greatly under this foreign competition, and the community has become unsettled in proportion.
The tribute to be paid to England after the unfortunate war of 1840, the great unproductive consumption of opium, the drain of the precious metals by this trade, the destructive influence of foreign competition on native manufactures, the demoralized condition of the public administration, produced two things: the old taxation became more burdensome and harassing, and new taxation was added to the old. Thus in a decree of the Emperor, dated Peking, Jan 5 1853, we find orders given to the viceroys and governors of the southern provinces of Wuchang and Hanyang to remit and defer the payment of taxes, and especially not in any case to exact more than the regular amount; for otherwise, says the decree, “how will the poor people be able to bear it?” And “Thus, perhaps,” continues the Emperor, “will my people, in a period of general hardship and distress, be exempted from the evils of being pursued and worried by the tax-gatherer.” Such language as this, and such concessions we remember to have heard from Austria, the China of Germany, in 1848.
All these dissolving agencies acting together on the finances, the morals, the industry, and political structure of China, received their full development under the English cannon in 1840, which broke down the authority of the Emperor, and forced the Celestial Empire into contact with the terrestrial world. Complete isolation was the prime condition of the preservation of Old China. That isolation having come to a violent end by the medium of England, dissolution must follow as surely as that of any mummy carefully preserved in a hermetically sealed coffin, whenever it is brought into contact with the open air. Now, England having brought about the revolution of China, the question is how that revolution will in time react on England, and through England on Europe. This question is not difficult of solution.
The attention of our readers has often been called to the unparalleled growth of British manufactures since 1850. Amid the most surprising prosperity, it has not been difficult to point out the clear symptoms of an approaching industrial crisis. Notwithstanding California and Australia, notwithstanding the immense and unprecedented emigration, there must ever, without any particular accident, in due time arrive a moment when the extension of the markets is unable to keep pace with the extension of British manufactures, and this disproportion must bring about a new crisis with the same certainty as it has done in the past. But, if one of the great markets suddenly becomes contracted, the arrival of the crisis is necessarily accelerated thereby. Now, the Chinese rebellion must, for the time being, have precisely this effect upon England. The necessity for opening new markets, or for extending the old ones, was one of the principle causes of the reduction of the British tea-duties, as, with an increased importation of tea, an increased exportation of manufactures to China was expected to take place. Now, the value of the annual exports from the United Kingdom to China amounted, before the repeal in 1834 of the trading monopoly possessed by the East India Company, to only £600,000; in 1836, it reached the sum of £1,326,388; in 1845, it had risen to £2,394,827; in 1852 it amounted to about £3,000,000. The quantity of tea imported from China did not exceed, in 1793, 16,167,331 lbs.; but in 1845, it amounted to 50,714,657 lbs.; in 1846, to 57,584,561 lbs.; it is now above 60,000,000 lbs. The tea crop of the last season will not prove short, as shown already by the export lists from Shanghai, of 2,000,000 lbs. above the preceding year. This excess is to be accounted for by two circumstances. On one hand, the state of the market at the close of 1851 was much depressed, and the large surplus stock left has been thrown into the export of 1852. On the other hand, the recent accounts of the altered British legislation with regard to imports of tea, reaching China, have brought forward all the available teas to a ready market, at greatly enhanced prices. But with respect to the coming crop, the case stands very differently. This is shown by the following extracts from the correspondence of a large tea-firm in London:
“In Shanghai the terror is described as extreme. Gold had advanced in value upwards of 25 per cent., being eagerly sought for hoarding; silver had so far disappeared that none could be obtained to pay the Chinese dues on the British vessels requiring port clearance; and in consequence of which Mr. Consul Alcock has consented to become responsible to the Chinese authorities for the payment of these dues, on receipt of East India Company’s bills, or other approved securities. The scarcity of the precious metals is one of the most unfavourable features, when viewed in reference to the immediate future of commerce, as this abstraction occurs precisely at that period when their use is most needed, to enable the tea and silk buyers to go into their interior and effect their purchases, for which a large portion of bullion if paid in advance, to enable the producers to carry on their operations.”
At this period of the year it is usual to begin making arrangements for the new teas, whereas at present nothing is talked of but the means of protecting person and property, all transactions being at a stand.
“...if the means are not applied to secure the leaves in April and May, the early crop, which includes all the finer descriptions, both of black and green teas, will be as much lost as unreaped wheat at Christmas.”
Now the means for securing the tea leaves will certainly not be given by the English, American or French squadrons stationed in the Chinese seas, but these may easily, by their interference, produce such complications as to cut off all transactions between the tea-producing interior and the tea exporting sea ports. Thus, for the present crop, a rise in the prices must be expected – speculation has already commenced in London – and for the crop to come a large deficit is as good as certain. Nor is this all. The Chinese, ready though they may be, as are all people in periods of revolutionary convulsion, to sell off to the foreigner all the bulky commodities they have on hand, will, as the Orientals are used to do in the apprehension of great changes, set to hoarding, not taking much in return for their tea and silk, except hard money. England has accordingly to expect a rise in the price of one of her chief articles of consumption, a drain of bullion, and a great contraction of an important market for her cotton and woollen goods. Even the Economist, that optimist conjurer of all things menacing the tranquil minds of the mercantile community, is compelled to use language like this:
“We must not flatter ourselves with finding as extensive a market as formerly for our exports to China ... It is more probable, therefore, that our export trade to China should suffer, and that there should be a diminished demand for the produce of Manchester and Glasgow.”
It must not be forgotten that the rise in the price of so indispensable an article as tea, and the contraction of so important a market as China, will coincide with a deficient harvest in Western Europe, and, therefore, with rising prices of meat, corn, and all other agricultural produce. Hence contracted markets for manufacturers, because every rise in the prices of the first necessaries of life is counterbalanced, at home and abroad, by a corresponding reduction in the demand for manufactures. From every part of Great Britain complaints have been received on the backward state of most of the crops. The Economist says on this subject:
In the South of England “not only will there be left much land unsown, until too late for a crop of any sort, but much of the sown land will prove to be foul, or otherwise in a bad state for corn-growing.” On the wet or poor soils destined for wheat, signs that mischief is going on are apparent. “The time for planting mangel-wurzel may now be said to have passed away, and very little has been planted, while the time for preparing land for turnips is rapidly going by, without any adequate preparation for this important crop having been accomplished ... oat-sowing has been much interfered with by the snow and rain. Few oats were sown early, and late-sown oats seldom produce a large crop.”
In many districts losses among the breeding flocks have been considerable. The price of other farm-produce than corn is from 20 to 30, and even 50 per cent. higher than last year. On the Continent, corn has risen comparatively more than in England. Rye has risen in Belgium and Holland a full 100 per cent. Wheat and other grains are following suit.
Under these circumstances, as the greater part of the regular commercial circle has already been run through by British trade, it may safely be augured that the Chinese revolution will throw the spark into the overloaded mine of the present industrial system and cause the explosion of the long-prepared general crisis, which, spreading abroad, will be closely followed by political revolutions on the Continent. It would be a curious spectacle, that of China sending disorder into the Western World while the Western Powers, by English, French and American war-steamers, are conveying “order” to Shanghai, Nanking and the mouths of the Great Canal. Do these order-mongering Powers, which would attempt to support the wavering Manchu dynasty, forget that the hatred against foreigners and their exclusion from the Empire, once the mere result of China’s geographical and ethnographical situation, have become a political system only since the conquest of the country by the race of the Manchu Tatars? There can be no doubt that the turbulent dissensions among the European nations who, at the later end of the 17th century, rivalled each other in the trade with China, lent a mighty aid to the exclusive policy adopted by the Manchus. But more than this was done by the fear of the new dynasty, lest the foreigners might favour the discontent existing among a large proportion of the Chinese during the first half-century or thereabouts of their subjection to the Tatars. From these considerations, foreigners were then prohibited from all communication with the Chinese, except through Canton, a town at a great distance from Peking and the tea-districts, and their commerce restricted to intercourse with the Hong merchants, licensed by the Government expressly for the foreign trade, in order to keep the rest of its subjects from all connection with the odious strangers. In any case an interference on the part of the Western Governments at this time can only serve to render the revolution more violent, and protract the stagnation of trade.
At the same time it is to be observed with regard to India that the British Government of that country depends for full one seventh of its revenue on the sale of opium to the Chinese while a considerable proportion of the Indian demand for British manufactures depends on the production of that opium in India. The Chinese, it is true, are no more likely to renounce the use of opium than are the Germans to forswear tobacco. But as the new Emperor is understood to be favourable to the culture of the poppy and the preparation of opium in China itself, it is evident that a death-blow is very likely to be struck at once at the business of opium-raising in India, the Indian revenue, and the commercial resources of Hindostan. Though this blow would not immediately be felt by the interests concerned, it would operate effectually in due time, and would come in to intensify and prolong the universal financial crisis whose horoscope we have cast above.
Since the commencement of the eighteenth century there has been no serious revolution in Europe which had not been preceded by a commercial and financial crisis. This applies no less to the revolution of 1789 than to that of 1848. It only that we every day behold more threatening s conflict between the ruling powers and their subjects the State and society, between the various classes; conflict of the existing powers among each other reaching that height where the sword must be drawn, and the ultima ratio of princes be recurred to. In the European capitals, every day brings despatches big with universal war, vanishing under the despatches of the following day, bearing the assurance of peace for a week or so. We may be sure, nevertheless, that to whatever height the conflict between the European powers may rise, however threatening the aspect of the diplomatic horizon may appear, whatever movements may be attempted by some enthusiastic fraction in this or that country, the rage of princes and the, fury of the people are alike enervated by the breath of prosperity. Neither wars nor revolutions are likely to put Europe by the ears, unless in consequence of a general commercial and industrial crisis, the signal of which has, as usual, to be given by England, the representative of European industry in the market of the world.
It is unnecessary to dwell on the political consequences such a crisis must produce in these times, with the unprecedented extension of factories in England, with the utter dissolution of her official parties, with the whole State machinery of France transformed into one immense swindling and stockjobbing concern, with Austria on the eve of bankruptcy, with wrongs everywhere accumulated to be revenged by the people, with the conflicting interests of the reactionary powers themselves, and with the Russian dream of conquest once more revealed to the world.