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“Von der sinophilen Aufklärung zur Diskreditierung chinesischer Kultur : Funktion und Wandel des Chinabildes im frühneuzeitlichen Europa” (Publication, 1999)

Year

1999

Text

Fuchs, Thomas. Von der sinophilen Aufklärung zur Diskreditierung chinesischer Kultur : Funktion und Wandel des Chinabildes im frühneuzeitlichen Europa. In : Berliner China-Hefte ; Nr. 17 (1999). (Fuchs2)

Type

Publication

Subjects

Philosophy : Europe : Germany / References / Sources

Chronology Entries (1)

# Year Text Linked Data
1 1782 Sonnerat, Pierre. Voyage aux Indes Orientales et a la Chine [ID D1874].
Sonnerat schreibt über China : In der Tat, ein Volk, das man nie anders als mit einer gewissen Ehrfurcht nennt ; dessen Gesetze man überall zu preisen, so wie seine Sitten zu bewundern gewohnt ist ; ein solches Volk verdient mehr als jedes andere die Aufmerksamkeit des Beobachters und das Studium des Philosophen. Europa hat das 4000 Meilen von sich entlegene China meist nur durch die erbaulichen Nachrichten der christlichen Missionare kennengelernt ! Die Jesuiten hatten ihre besonderen Absichten, wenn sie und die Chinesen in dem vorteilhaftesten Lichte und mit den lebhaftesten Farben schilderten. Da ihnen die Regierungsform von China zur Grundlage ihres eigenen Systems dienen sollte, mussten sie den Despoten dieses Volkes als einen Fürsten vorstellen, der eine heilige und unumschränkte Gewalt über ein unzählbares Volk hat ; der seine Politik und seine Befehle in einem demselben undurchdringlichen Schleier verhüllt hält : zugleich aber die Chinesen als sanfte, gutherzige, glückliche und unter der Leitung eines solchen Vaters vollkommen zufriedene Menschen schildern ; als eine Nation, die in Ackerbau, Handel und Künsten sehr erfahren ist... Die Künste und Wissenschaften werden in China nie beträchtliche Fortschritte machen, die Regierung wird sie stets zu unterdrücken suchen, denn, wenn sich das Volk aufzuklären anfing, müssten jene notwendig ihre Form abändern. Daher kommt es, dass die gelehrtesten Chinesen am Ende ihres Lebens mit genauer Not lesen und schreiben können. Die Chinesen haben nicht einen einzigen Maler ; sie wissen weder Zeichnung noch Stellung in ihre Stücke zu bringen. Soviel ist richtig, dass sie die Farben sehr artig auf Glas zu malen verstehen, aber die unvermischten und allzu grellen Farben, die sie dicht nebeneinander hinklecksen, verdienen wohl nur von Unwissenden die Namen der Gemälde. Die Bildhauerkunst ist ihnen beinahe ganz unbekannt. Ihre Musik ist so schlecht als die Musik der Inder. Wer am meisten Getöse macht, ist der beste Musikant... Kongfuzee, dieser grosser Gesetzgeber, den man über alle menschliche Weisheit erhebt, hat einige moralische Bücher verfasst, die sehr wohl auf den Charakter der Nation passen ; denn sie enthalten nichts als einen Klumpen unverständlicher Ding, Träume, Kernsprüche und alter Märchen, mit etwas wenig Philosophie vermischt.

Helmuth von Glasenapp / Thomas Fuchs : Sonnerat schreibt, dass die Jesuiten nicht die Wahrheit über China berichtet haben. Besonders hätten sie den Despotismus in China beschönigt, da ihnen diese Regierungsform als Grundlage für ihre eigene Ordensverfassung dienen sollte. Im Despotismus sieht Sonnerat das Grundproblem von China. Dieser verhindere den Fortschritt in Kunst und Wissenschaft, denn die Regierung fürchte die Aufklärung des Volkes und damit den Untergang des Despotismus. Diesen Urteilen folgt Immanuel Kant kritiklos. Er würdigt zwar die Grösse und Macht des chinesischen Staates, aber auch er sieht den Despotismus als das prägende Merkmal der chinesischen Kultur. Auch Religion, Philosophie und Ethik bewertet Kant negativ. Die Chinesen seien feige, äusserst untertänig und den Komplimenten bis zum Überdruss ergeben, sie seien in Traditionen gefangen und in Despotismus erstarrt. Mit der Entdeckung des Individuums und der Rückführung der Moral auf den einzelnen Menschen in der Hochaufkärung gilt China nun mit seiner hierarchisierten, ständischen, auf der Basis von starren Konventionen aufbauenden Gesellschaft nicht mehr als fortschrittlich, sondern als rückständig.

Eun-Jeung Lee : Sonnerat fällt höchst kritische Urteile über China, kaum ein Abschnitt enthält Postitives über China und die Chinesen, obwohl er nur den Hafen von Guangzhou besucht hat und sich auf die Äusserungen chinesischer Händler und Hafenarbeiter stützen konnte.
  • Document: Glasenapp, Helmuth von. Kant und die Religionen des Ostens. (Kitzingen-Main : Holzner-Verlag, 1954). (Beihefte zum Jahrbuch der Albertus-Universität Königsberg. Der Göttinger Arbeitskreis, Veröffentlichungen ; Nr. 100). S. 84, 91, 97. (Glas1, Publication)
  • Document: Lee, Eun-jeung. Kant zu China und Konfuzius. In : Dialektik : Zeitschrift für Kulturphilosophie ; Nr. 1 (2002). [Confucius]. S. 57. (Lee20, Publication)
  • Person: Sonnerat, Pierre

Cited by (1)

# Year Bibliographical Data Type / Abbreviation Linked Data
1 2000- Asien-Orient-Institut Universität Zürich Organisation / AOI
  • Cited by: Huppertz, Josefine ; Köster, Hermann. Kleine China-Beiträge. (St. Augustin : Selbstverlag, 1979). [Hermann Köster zum 75. Geburtstag].

    [Enthält : Ostasieneise von Wilhelm Schmidt 1935 von Josefine Huppertz ; Konfuzianismus von Xunzi von Hermann Köster]. (Huppe1, Published)