# | Year | Text |
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1 | 1923 |
Guo Moruo zählt in der Einführung zu Shao nian Weite zhi fan nao [ID D11268] seine fünf Sympathien für Goethe auf : Subjektivität, Pantheismus, Lobgesang auf die Natur, Sehnsucht nach dem naiven Leben, Kinderliebe.
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2 | 1923-1925 |
Die Wen xue yan jiu hui (Literary Association) publiziert Ansichtskarten mit Porträts berühmter westlicher Autoren.
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3 | 1923-1931 |
Gründung der Xin yue she (Crescent Moon Society) durch Xu Zhimo. Mitglieder sind Liang Shiqiu, Wen Yiduo, Shen Congwen, Hu Shi, Xu Zhimo u.a. Die Mitglieder, die Aufenthalte im Ausland, vor allem in England und Amerika machten, sind Gegner der revolutionären Literatur.
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4 | 1923 |
Sondernummer über Percy Bysshe Shelley in Chuang zao ji kan ; Febr. (1923).
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5 | 1923 |
Zhang Weilian beendet sein Studium der deutschen Literatur an der Beijing-Universität.
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6 | 1923 |
Victor Purcell besucht Beijing und die Grosse Mauer.
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7 | 1923 |
Carl Gustav Jung liest die Übersetzung des I ging [Yi jing] von Richard Wilhelm [ID D1589]. Richard Wilhelm, der von Jung darum gebeten wird, hält einen Vortrag über das Yi jing in Zürich.
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8 | 1923 |
Alfred Döblin verwendet den Begriff „Tao“ in seiner Einleitung zu Heinrich Heines „Deutschland“ und „Atta Troll“.
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9 | 1923 |
Mao Dun stellt die wichtigsten literarischen englischen, französichen und deutschen Zeitschriften aus Europa und Amerika in der Xiao shuo yue bao ; H. 14, No 2 (1923) vor. Deutsche Zeitschriften : Die Literatur : Monatsschrift für Literaturfreunde = Das literarische Echo ; Jg. 1 (1898)-. Deutsche Rundschau ; Jg. 1 (1874)-. Neue deutsche Rundschau ; Jg. 1 (1890)-. Der neue Merkur ; Jg. 1 (1914)-. Westermanns Monatshefte ; Jg. 1 (1856)-. Velhagen & Klasings Monatshefte ; Jg. 1 (1886)-. Der Türmer : Monatsschrift für Gemüt und Geist ; Jg. 1 (1898)-.
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10 | 1923 |
Ehrenstein, Albert. Pe-lo-thien [ID D12456].
Quelle : Pfizmaier, August. Po, Chü-i. Der chinesische Dichter Pe-lo-thien [ID D4779]. Ingrid Schuster : Darin enthalten sind Gedichte von Bo Juyi (51). Er wählt überwiegend Gedichte aus, die von einer pessimistischen Stimmung erfüllt sind : Vergänglichkeit, Herbst, Armut und Unterdrückung. Ein anderes Thema ist die Liebe, aber häufig mit Enttäuschung und Kummer verbunden. Han Ruixin : Albert Ehrensteins Nachdichtungen weisen zumeist starke Abweichungen im Wortlaut vom chinesischen Original auf. Nicht selten werden einzelne chinesische Ausdrücke durch andere ersetzt…. oder umformuliert…. Nicht selten werden chinesische Verse ausgelassen, was zur Folge hat, dass der Sinngehalt des Originals nicht vollständig wiedergegeben wird… Manche Gedichte sind in ihrer Struktur geändert worden. Das zeigt sich darin, dass die Reihenfolge der Verse in der Nachdichtung neu bestimmt wird… oder dass Teile ausgeschnitten und neu zusammengestellt werden. |
11 | 1923 |
Brecht, Bertolt. Im Dickicht der Städte [ID 12672].
Quelle : Wilhelm, Richard. Laotse. Tao te king [ID D4445]. Brecht schreibt : Es ist ein Kampfstück, östlich-westlich... Ort : die Hinterwelt... ...man soll sich damit begnügen, das Asiatentum des Shlink durch einen schlichten gelben Anstrich anzudeuten, und ihm erlauben, sich zu benehmen, wie ein Asiate, nämlich wie ein Europäer... Liu Weijian : Brecht spricht davon, dass er einen „neuen Typus Mensch“ gestalten will, „der einen Kampf ohne Feindschaft mit bisher unerhörten, das heisst noch nicht gestellten Methoden“ führt : das taoistische Motiv des Wuwei in der Formulierung „durch Passivsein zu siegen“. Das Wuwei wird dabei konsequent als Aufhebung der Individualität thematisiert. Es dient dazu, „den oberflächlichen Firnis des Individualismus in unserer Zeit“ zu verspotten und eine neue, zeitgemässe Lebensform zu suchen. Christoph Gellner : Brecht führt vor der exotisch stilisierten Kulisse des verkommenen Chicagoer Chinesenviertels den „unerklärlichen Ringkampf“ zwischen dem reichen, alternden malaischen Holzhändler Shlink und dem jungen, mittellosen Leihbüchereiangestellten George Garga vor Augen… Nichts macht die Verfremdungsabsicht augenfälliger als die Figur des verschlagenen, reisessenden Asiaten Shlink, der seinen Kontrahenten durch die asiatische Kampfform scheinbarer Passivität zu bezwingen sucht. Garga, der die Kampfesweise des Chinesen, durch Passivsein zu siegen, durch Erleiden Macht zu bekommen, allmählich selbst übernimmt und so am Ende überlebt, rückt diese listige Taktik denn auch in eine unübersehbare Nähe zum chinesisch-taoistischen Nichthandeln (Wuwei) und dem Ursymbol altchinesischer Dialektik im Dao de jing. Adrian Hsia : Brecht wollte, dass Shlink stets mit einem gelben Gesicht auftritt, damit sein rassischer Ursprung dem Publikum ständig vor Augen gehalten wird und er soll sich genau nach seinem Chinesenbild benehmen, nämlich schlau und verstohlen sein. Ausserdem sollen sein Ursprung und seine Sprache – Chinesisch – die Unmöglichkeit des menschlichen Kommunizierens aufzeigen. Der taoistischen Anschauung nach besiegt das Schwache, symbolisiert unter anderem durch das Wasser, das Starke. Auf jeden Fall überlebt das Schwache, während das Starke leicht zerbricht. „Und das Geistige, das sehen Sie, das ist nichts. Es ist nicht wichtig, der Stärkere zu sein, sondern der Lebendige“. |
12 | 1923 |
Hans Bethge schreibt über
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13 | 1923-1982 |
Über den deutschen Expressionismus in China :
Zhang Kebiao bezeichnet den Expressionismus als die kühnste literarische Revolution in der Geschichte des Theaters. Er sah in den expressionistischen Künstlern, die nach ihren eigenen Vorstellungen ihr inneres Ich, die Natur, die Umgestaltung der Wirklichkeit zum Ausdruck bringen wollten. Er sah in ihnen Menschen, die an den künstlerischen Ausdruck glaubten und sich gegen jede Form von reiner Nachahmung wehrten. You Xiong : Der expressionistische Künstler muss, um seine innere Welt ausdrücken zu können, die Natur überwinden, sie zerschlagen und aus den zerschlagenen Stücken der Natur das eigene Kunstwerk bilden. Der Expressionismus betrachtet den Geist und die Seele als Quelle der Kunst. Yu Dafu : Deutschland ist das Ursprungsland des Expressionismus. Das Bestreben der deutschen Expressionisten, alle Missstände der heutigen Gesellschaft zu beseitigen, ihr engagierter Kampf ist in allen ihren Werken zu erkennen. Die jungen Dichter kämpfen gegen die bestehenden Klassenunterschiede. Die Stoffe, die sie für ihre Werke ausgewählt haben, widerspiegeln fas alle das Problem der Klassenkämpfe. Dass die deutschen expressionistischen Literaten leidenschaftlich und heftig der Gesellschaft entgegentreten und ganz konkret die bestehende Gesellschaft von Grund auf verändern wollen, können wir aus jedem Werk von ihnen erkennen. Da diese jungen Literaten in der Praxis einen Kampf mit den bestehenden Klassen führen, beziehen fast alle ihre Dichtungen ihren Stoff aus der Widerspiegelung des Klassenkampfes. Mao Dun (1929) : Die deutschen Expressionisten haben die moderne Gesellschaft kritisiert, sie angeklagt ; sie schrien und fluchten, wurden jedoch nicht vom Pessimismus ergriffen. Im Gegenteil, typisch war ihre selbstbewusste und prophetische Haltung. Die Expressionisten glaubten, dass der Künstler ein besonderer Mensch sei, ein Mensch mit einem reichen Gefühls- und Gedenkenpotential, der mehr sieht und hört als die anderen. Die Expressionisten wollten die Verkünder eines Deutschland sein, das im 1. Weltkrieg zugrunde gegangen war. Sie wollten ihrem Volk den Weg aus einer scheinbar ausweglosen Situation zeigen. Liu Daji (1934) : Im Expressionismus findet sich der Geist und die Seele der Menschen wieder, die psychische Welt und die seelische Welt sind seine Qintessenz. Mit der Gründung der Volksrepublik (1949) verschwindet der Begriff "Expressionismus" aus fast allen literaturgeschichtlichen Veröffentlichungen Chinas. Er wird gleichgesetzt mit dem Begriff "Dekadenz". Insbesondere spielt die Einstellung der sowjetischen Literaturkritiker und Georg Lukács' kritische Haltung gegenüber dem Expressionismus eine entscheidende Rolle. In den sowjetischen Nachschlagewerken wird der Expressionismus als eine dekadente bürgerliche Literaturströmung aus der Zeit des Imperialismus verurteilt. Im Ci hai steht 1965 und 1980 über den deutschen Expressionismus : Der Expressionismus ist eine bürgerliche Strömung im Bereich der Literatur und Kunst, versucht mit der Übertreibung der Formen und Farben die Sinnlichkeit zu befriedigen. Er ist das Echo der verfallenen bürgerlichen Ideologie in der Zeit des Imperialismus. Yang Zhuohan (1979) : Der Expressionismus hat alle Formen literarischen Schaffens völlig negiert. Er tritt für die anarchistische Schaffensfreiheit in der Literatur ein, was dazu führt, dass die expressionistischen Werke inhaltlich abstrakt und hohl sind. Sie sind nicht imstande, die komplizierten Gesellschaftsverhältnisse widerzuspiegeln. Li Shixun (1981) : Der Expressionismus kann uns in vieler Hinsicht als Vorbild dienen. Deswegen dürfen wir ihn nicht einfach verneinen, aber auch nicht blindlings anpreisen. Wir stehen vor der Aufgabe, die epressionistischen Autoren und deren Werke marxistisch und dialektisch zu analysieren. Yang Wuneng (1982) : Der Expressionismus als eine Bewegung hat nicht lange gedauert. Er hat die Missstände und unlösbaren Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft an den Tag gebracht. Er konnte zwar keine Lösungsmöglichkeit für diese Widersprüche aufzeigen, konnte aber die Menschen zum Nachdenken anregen. Der rebellische Geist dieser Bewegung hat auf die moderne Literatur, Musik, Kunst, auf das Theater und Filmwesen unmittelbaren und tiefschürfenden Einfluss ausgeübt. |
14 | 1923 |
Kafka, Franz. Von den Gleichnissen. In : Kafka, Franz. Das erzählerische Werk. Bd. 1. (Berlin : Rütten und Loening, 1983).
Kafka schreibt : Viele beklagen sich, dass die Worte der Weisen immer wieder nur Gleichnisse seien, aber unverwendbar im täglichen Leben, und nur dieses allein haben wir… Lee Joo-dong : Die meisten Kafka-Forscher sehen Kafkas Parabel als negative oder leere Parabel, andere finden darin einen chinesischen, besonders einen taoistisch-buddhistischen Charakter. Die „Weisen“ bei Kafka scheinen weder Jesus, noch Messias, noch biblische Heilige und Propheten, Prediger oder Priester, sondern die „Weisen“ im taoistischen Sinne zu sein. |
15 | 1923 |
Franz Kafka schreibt in einem Brief an Carl Seelig im Verlag Kurt Wolff in Leipzig, dass er ihm die Aufsätze von Ernst Weiss zum Drucken empfehle, vor allem Mozart, ein Meister des Ostens (1921), Die Ruhe in der Kunst (1923), Der Genius der Grammatik (1922) und Über die Sprache. Diese Abhandlungen berichten über die chinesische Geisteswelt, besonders über Zhuangzi und dessen parabolische Philosophie.
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16 | 1923-1926 |
Liang, Shiqiu studiert am English Department der University of Colorado und forscht an der Harvard University (1924-1925) und der Columbia University.
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17 | 1923-1926 |
Shi Zhecun studiert an der Fremdsprachen-Abteilung der Shanghai-Universität und besucht Vorlesungen an der Datong-Universität.
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18 | 1923 |
Wassermann, Jakob. Christian Wahnschaffe [ID D14029].
Der Roman wird in der Xiao shuo yue bao als das erste Meisterwerk der deutschen Literatur nach dem Krieg vorgestellt : Dieser Roman ist viel besser als Das Gänsemännchen, das uns viel mehr an Karamazovs Brüder von Dostojewski erinnert als an Jean Christoph von Romain Rolland. |
19 | 1923 |
Die Xiao shuo yue bao schreibt : Der Mut der deutschen Verleger ist zu bewundern. Nachdem der Ullstein-Verlag eine 16-bändige Kunstgeschichte aller Länder herausgegeben hat, hat Philipp Reclam vor, eine riesige Geschichte der deutschen Literatur in 250 Bänden herauszugeben.
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20 | 1923 |
Brief von Sun Yatsen an Deng Jiayan in Deutschland.
... Wir müssen versuchen, mit deutschen Industrieunternehmen und auch mit der deutschen Regierung einen gemeinsamen umfassenden Plan für den nationalen Wiederaufbau auszuarbeiten, wobei der Verwaltungsapparat unserer Regierung verbessert und unser Verteidigungssystem durch das Zusammenwirken chinesischer Rohstoffe und chinesischen Menschenmaterials mit deutschen Maschinen und deutschem technischem Wissen aufgebaut werden sollte. Kurz gesagt, wir sollten mit Hilfe deutscher Gehirne und deutscher Fähigkeiten darauf abzielen, China in kurzer Zeit wohlhabend und mächtig zu machen. Sobald dieses Ziel erreicht ist, wird China mit all seiner Macht dazu bereit sein, Deutschland aus den Fesseln des Vertrages von Versailles zu befreien... Auf der Basis gegenseitigen Vorteils vermag Deutschland durchaus die militärischen Talente seiner zur Zeit untätigen Armee und Marine ebenso wie seine Pläne und Erfahrungen bei der Waffenproduktion und der Organisation von Streitkräften China zur Verfügung zu stellen, um dem letzteren die Entwicklung zu einer starken Nation zu ermöglichen. Andererseits würde Deutschland auf Grund seiner Hilfe für China unzweifelhaft die Möglichkeit erhalten, die verschiedenen Rechte wiederzugewinnen, die es als Folge der deutschen Niederlag im letzten Krieg verloren hat... Ich hege die aurichtige Hoffnung, dass es Ihnen während Ihres Aufenthaltes in Deutschland gelingen wird, die dortige Regierung und die Industrieunternehmer von der Richtigkeit dieser Anschauung zu überzeugen. Denn wenn das der Fall ist und sie die dringende Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Ländern erkennen, ohne sich durch geographische Entfernungen oder rassische Verschiedenheiten beirren zu lassen, würde das der gesamten Menscheit zum Segen gereichen. |